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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Dicynodon - Diderot
vio^noüon, Doppelhundezahn, hat Owen
einen der fremdartigsten unter den anomodonten
Halisauriern der kapländ. Trias (Dicynodon-
sande) genannt, welcher einen schildkrötenartigen
Schädel mit nur 2 Zähnen, nämlich 2 mächtigen
nach unten gerichteten Hauern besessen hat.
Dicynodousande, s. vicvQoäou.
vio^psiiinm Aees, Pflanzengatwng aus der
Familie der Lauraceen (s. d.). Man kennt bloß
eine Art, D. c3.i^0^Mktuin ^Vees, in Brasilien
einheimisch. Es ist ein Baum mit lederartigen
Blättern und zweihäusigen, meist in Trauben stehen-
den Blüten. Die Frucht ist eine trockne Beere. Die
Rinde kommt als Nelkenzimmct (0oi't,6x I>i^>
p6ilii^rav0 äo Narankno) in den Handel, hat einen
nelkenartigen Geruch und Geschmack und wird wie
dcr echte Zimmet verwendet. Das Holz wird in der
Kunsttischlerei benutzt.
Didache (grch., d. i. Lehre), eine altchristl.
Schrift, von Bryennios (s. d.), Metropolit von
Nicomedien, in Konstantinopel entdeckt und 1883
herausgegeben, nachdem sie seit dem 4. Jahrh, ver-
schollen war. Der Titel lautet ursprünglich "Lehre
des Herrn durch die 12 Apostel für die Heiden",
dann auch "Lehre der Apostel". Die Wiederent-
deckung der Schrift erregte großes Aufsehen und
rief eine ganze Litteratur hervor. Nach den meisten
Theologen entstammt sie judenchristl. Kreisen der
ersten Hälfte des 2. Jahrh, und enthält Anweisun-
gen zur Gottesdienst- und Gemeindeordnung für
neubegründete Christengemeinden unter den Heiden.
Zur paulinischen Auffassung des Christentums ver-
hält sie sich stillschweigend ablehnend. Der erste
Teil, ein kurzer Unterricht über Tugenden und La-
ster s"Die zwei Wege"), ist wichtig durch seiue Be-
ziehungen zu den Evangelien und andern altchristl.
Schriften; die Vorschriften über die Taufe und die
Abendmahlsgebete fallen auf durch ihre altertüm-
liche Einfachheit und ihre Verwandtschaft mit jüd.
Sitten; die Gcmeindeordnung endlich giebt Auf-
schlüsse über die kirchlichen Verfassungszustände die-
ser frühen christl. Zeit, über die 6'lmter der Apostel,
Propheten, Lehrer, Bischöfe, Diakonen, durch welche
die Andeutungen dor neutcstamentlichen und andern
gleichzeitigen Schriften ergänzt werden. Auch ist die
Schrift eine der ersten und wichtigsten Grundlagen
späterer kirchengesetzlicher Schriften, in denen, wie
besonders in dem siebenten Buche der Apostolischen
Konstitutionen (s. d.), sie zeitgemäß überarbeitet wie-
der erscheint. Doch wurde eben hierdurch das Ori-
ginal, das Clemens Alexandrinus, Origenes, Euse-
bius, Athanasius noch kannten, verdrängt. - Vgl.
die Ausgaben und Kommentare von Bryennios
(Konstantinopel 1883), Harnack (Lpz. 1884), Sa-
daticr (Par. 1885), Hitchcook und Vrown (2. Aufl.,
Neuyork 1885), Schaff (2. Aufl., ebd. 1886), Nendel !
Harris (Baltimore 1887, mit vollständiger Photo-
graphie des handschriftlichen Tertes).
Didaktik (grch.), Nnterrichtslehre oder Unter-
richtswissenschaft, die Darstellung aller der Gesetze
und Ncgcln, die sich auf den Unterricht beziehen.
Sie entwickelt teils die allgemeinen Grundsätze des
Unterrichts auf psychol. Grundlage (allgemeine
D.), teils zeigt sie die Anwendung dieser Grundsätze
auf die einzelnen Untcrrichtsgegenstände (specielle
D.). Dabei hat sie von den Unterrichtsgegenständen,
der Auswahl, Verteilung und Anordnung des Unter-
richtsstoffes, von der Methode, von den Schulen und
dm verschiedenen Schulanstalten sowie von den an
die Lehrer zu stellenden Anforderungen zu bandeln.
- Vgl. Willmann, D. als Bildungslehre (2 Bde.,
Braunschw. 1882-89).
Didaktische Poesie, s. Lehrgedicht.
Didaskalien (grch., "Unterweisungen"), bei den
alten Griechen die Einübungen eines Dramas oder
Chors (s. d.), gewöhnlich aber die Verzeichnisse der
aufgeführten Dramen, mit Angabe der Verfasser,
der Zeit und des gewonnenen Preises. Die in Athen
auf Steiutafeln, von denen noch manche Bruchstücke
erhalten sind, öffentlich aufgestellten Verzeichnisse
wurdeu später in besondern Schriften gesammelt und
erläutert, zuerst von Aristoteles, später von Dicä-
archus, Kallimachus, Eratosthenes u. s. w. Doch
sind diese Schriften, die von spätern Grammatikern
und Scholiasten noch benutzt wurden, nicht erhalten.
Auch bei den Römern wurden dergleichen Verzeichn
nisse, besonders von Accius (s. d.), angefertigt.
Diday (fpr. -däh), Francois, schweiz. Land'
schaftsmalcr, geb. 12. Febr. i'802 in Genf, erhielt
scine Ausbildung in Paris und ließ sich dann in
seiner Vaterstadt nieder. D. wirkte bahnbrechend
auf dem Gebiete der Alpenlandschaft. Mt Vor-
liebe behandelte er die Wildnisse der Hochgebirge,
aber auch Bilder von idyllischer Stimmung gelangen
ibm. Scine bedeutendsten Gemälde sind: Mühlc
von Montreux (1832), Sennhütte im Meyringcr
Thal (1834), Nofcnlaui-Gletscher (1841; Museum
Arlaud in Lausanne), Lauterbrunnerthal (Museum
in Bern), Vrienzersee (Museum in Basel), Das
Wettcrhorn in der Schweiz (1850; Neue Pinako-
thek in München), Alpenglühen der Montblanc-
kette (Galerie zu Karlsruhe), Eichcn im Sturm, Ge-
witter an der Handegg, Vierwaldstättersee (sämtlich
im Museum Rath in Genf). D. gab auch u. d. T.
"(^'OHiiign (Genf 1844) acht lithogr. Landschaft-^
bilder beraus. Er starb 28. Nov. 187? in Gmf.
Didelphen, s. Beuteltiere.
viäbipkzMNS, viüoipk^s, s Veutelrattcn.
Diderot (spr. did'roh), Denis, einer dcr franz.
Encyklopädisten, geb. 5. Okt. 1713 zu Langres in der
Champagne, wurde bei den Jesuiten erzogen und
erhielt die Tonsur. Infolge seiner Abneigung gegen
den geistlichen Stand für die jurist. Laufdabn be-
stimmt, beschäftigte er sich jedoch lieber mit Belle-
tristik und studierte zugleich Mathematik, Physik
und Philosophie. Den Grund zu seinem Nuhm
legte cr durch die "?(M3668 pkiloZopdihu"!?" (Par.
1746), eine gegen die christl. Religion gerichtete
Flugschrift, die durch Beschluß des Parlaments vom
Scharfrichter verbrannt wurde. Die Schrift "1^6tt,r6
8nr log ÄV6UF168 ä. 1'n8k^6 (iß 06UX qui voieut"
(Lond. 1749) zog ihm ein Jahr Gefängnis im Turm
zu Vincennes zu. Gleichzeitig mit der ersten Schrift
hatte er mit andern ein "liicttioiniaii't; niiiv6i'86l
ä" ni6(i6oin6" (6 Bde., Par. 1746), nach dem Eng-
lischen des Nob. James übersetzt, herausgegeben.
Dcr Beifall, mit welchem dieses mangelhafte Werl
aufgenommen wurde, brachte ihn auf den Gedanken,
ein encyklopädisches Lexikon herauszugeben, zu dcsscn
Ausführung er sich 1751 mit Daubenton, Rousseau,
Marmontel, Leblond, Lemonnier und d'Alembert
vereinigte. D. selbst unterzog sich der Ausarbeitung
aller in die Künste und das Gewerbewesen ein-
schlagender Artikel. Der Gewinn der 20jährigen
Anstrengung war aber so unbedeutend, datz er
sich genötigt sah, seine Bibliothek zu veräußern.
Die Kaiserin Katharina II. von Ruhland kaufte sie
für 15 000 Livres, überlieh sie ihm aber zum Ge-