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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Dietrich (Prinz zu Anhalt-Dessau) - Dietrich (Dominikus)
wurde, allerlei lokale Niesen- und Zwcrgensagcn;
auch ein märchenhaftes Verschwinden auf schwarzem
Rosse wird ihm nachgesagt. Uhlands Vermutung
(in Pfeiffers "Germania", I), daß Mythen des Got-
tes Donar auf D. übertragen wurden, ist nnerweis-
lich. Nnter den mittelhochdeutfcheu Gedichten, die
ihn feiern, ragen hervor: "D.s Flucht", "Die Naben-
schlacht", "Virginal", "Ecken Ausfahrt", "Sigeuot",
"Laurin", die "Rosengärten"; ihm gilt auch ein alt-
nord. Prosaroman, die "Thidrekssaga". - Vgl. W.
Müller, Mythologie der deutschen Heldensage
(Heilbr. 1886); Karl Meyer, Die Dietrichsage in
ihrer geschichtlichen Entwicklung (Bas. 1868); Hein-
zel, Über die ostgot. Heldensage (Wien 1889).
Dietrich, Prinz zu Anhalt-Dessau, prenß.
Feldmarschall, geb. 2. Aug. 1702 als dritter Sohn
des Fürsten Leopold I., des alten Dessauers, trat, in
der militär. Schule seines Vaters aufgewachsen, 1716
in Holland., 1718 in preuß. Dienste. Nachdem D.
während des poln. Thronfolgekrieges 1734-35 am
Rhein mitgefochten hatte, nahm er rühmlichen An-
teil an den beiden ersten schles. Kriegen und zeichnete
sich in den Schlachten von Mollwitz und Hohcnfried-
bcrg aus. 1750 schied er infolge seiner bei Moll-
witz erhaltenen Verwundung aus preuß. Dienste,
Nöchdcin er bereits 1747 zum Feldmarschall beför-
dert worden war. Nach dem 1751 erfolgten Tode
seines Vrnders Leopold II. übernahm er für den
minorennen Thronerben bis 1758 die Negentfchaft
und starb 2. Dez. 1769 unvcrmählt.
Dietrich der Bedrängte, Markgraf von
Meißen, der zweite Sohn des Markgrafen Otto
des Reichen (s. d.) und Hedwigs, einer Tochter des
Markgrafen Albrecht des Bären von Brandenburg,
lebte in fast unausgesetztem Streit mit seinem ältern
Bruder, dem nachmaligen Markgrafen Albrecht dem
Stolzen (s. d.). Auch nach dessen Tode 1195 lonnte
er den Besitz der Mark erst antreten, als Kaiser
Heinrich VI. gestorben war. (S. Sachsen, Kurfürsten-
tum.) In dem Kampfe der Gegenkönige Philipp
von Schwaben und Otto IV. stand D. auf Philipps
Seite. Nach dessen Tode 1208 söhnte er sich zwar
mit Otto aus, wendete sich aber später wieder den
Hohenstaufcn zn. Im Innern hatte er harte Kämpfe
namentlich mit Leipzig und dem ostcrländischcn Adel,
der die Stadt unterstützte, durchzufcchten. Er starb
17. Febr. 1221. Von seinen Söhnen folgte ihm der
jüngste, Heinrich der Erlauchte.
Dietrich der Jüngere, Landgraf von Thü-
ringen, f. Diczmann.
Dietrich vonNiem, Geschichtschreiber, s. Niem.
Dietrich, Albert Herm., Komponist, geb. 28. Aug.
1329 in dem Forsthans Gott bei Meißen, erhielt
Musikunterricht bei Julius Otto in Dresden, 1847
-51 bei Rictz und Moschcles in Leipzig. Hierauf
ging er nach Düsseldorf zu Robert Schumann, bei
dem er bis zum Ausbruch von dessen Gemütstrant-
heit blieb. 1855 wurde er Dirigent der Abonnements-
tonzerte inVonn und 1861 Hoflapellmeister inOlden-
burg. D. i't einer der begabtesten musikalischen
Lyriker Deut cklands. Seine O-moU-Sinfonie ge-
hört unter die bedeuteudsten Werke der ncnern
Orchestermnsik. Daneben sind zu nennen in erster
Linie seine Lieder, serner: die Ouvertüre "Norman-
nensahrt", die Oper "Robin Hood" fowie mehrere
Chorwerke, Konzerte für Violine und Cello u. s. w.
Dietrich, Anton, Historienmaler, geb. 27. Mai
1833 zu Meißen, Schüler von Bendemann und
Schnorr von Carolsfeld in Dresden. Nach längerm
Studienaufenthalte in Italien und Düsseldorf, wo er
ein größeres Bild: Faust bei Gretchm im Kerker, voll-
endete, schuf er, seit 1862 in Dresden thätig, eine
Reihe monumentaler Gemälde für die Aula der
Kreuzschule und des Polytechnikums in Dresden,
für das Johanneum in Zittau (Paulus predigt auf
dem Arcopag in Athen), für die Kirche zu Leisnig,
für die Maria-Magdalenenkirchc in Vreslau, ferner
größere Altarbilder für die Kirche in Vuchholz und
die Kreuzkirche in Dresden, für den Kirchensaal
der Albrechtsburg in Meißen, außerdem zahlreiche
Kompositionen zu Glasgemälden (z. B. für die Dom-
kirche zu Riga) und 7 Kartons mit Darstellungen
aus dem Leben Kaiser Ottos d. Gr. Von seinen
Staffeleibildern sind ferner hervorzuheben: Lady
Macbeth, Verleugnung Petri.
Dietrich, Christian Wilh. Ernst, auch Dietrici
oder Dietricy, Maler und Kupferstecher, geb.
30. Okt. 1712 zu Weimar, erlernte die Kunst bei
feinem Vater und bildete sich später in Dresden
unter dem Landschaftsmaler A. Tlüele. Dort fand
er an dem Grafen Vrühl einen Beschützer, wurde
1741 Hofmaler und bereiste in seinem 30. Jahre
auf königl. Kosten Italien. Vorzüglich studierte er
in Rom und Venedig die niedcrländ. Meister, vor
allen Rembrandt, Ostade und Poelenburg. Er
wurde 1743 Galerieinspcktor, 1763 Dncttor oer
Porzellanmanufaktur zu Meißen, 1765 Akademie-
Professor und starb 23. oder 24. April 1774 zn
Dresden. D. ging von der franz.-theatralischen Ma-
nier seiner Zeitgenossen ab und bestrebte sich, den
Geschmack auf die realistische Richtung der Nieder-
länder zurückzulenken, blieb indes ebenfalls nichl
frei von Manier. Er suchte seinen Stolz in der
möglichst tänschenden Nachahmung anderer Maler,
besonders Rembrandts. Am selbständigsten ist er
in seinen zahlreichen Landschaften. Er lieferte auch
viele Radierungen. Die Dresdener Galerie besitzt
von ihm 53 Gemälde, unter denen hervorzuheben
sind: Anbetung der Könige (1731), Auferweckung
des Lazarus (1746), Kreuzigung Christi (1754),
Verkündigung der Hirten, Thetis und Achilles
(1766), Verwundete in der Nähe des Schlachtfeldes:
serner mehrere hundert Handzeichnnngen. Seine
nachgelassenen Knpferplatten, 82 an der Zahl, wur-
den von seinen Erben herausgegeben. Eine An-
zahl seiner Handzeichnungen u. s. w. gab Otto (Lpz.
1810) in Krcidcmanier auf Stein herans. Wille,
Darnstcdt, A. Zingg, Weirotter, Levasseur u. a<
Habennach ihm gestochen.-Vgl.Linck, Monographie
der von D. radierten, geschabten und in Holz ge-
schnittenen malerischen Vorstellungen (Lpz. 1846).
Dietrich, Domiuikus, Ammeister von Straß-
bnrg, geb. 30. Jan. 1620 in Straßbnrg, stammte
aus cincr im 16. Jahrh, dort eingewanderten lothr.
Familie Namens Didier, war seit 1647 nacheinan-
der Mitglied der verschiedenen Natskammern seiner
Vaterstadt und wurde 1660 Ammeister. Er diente
vielfach als Vermittler zwischen der Reichsstadt und
den seit dein Westfälischen Frieden im Elsaß ange-
stellten franz. Behörden und suchte ^unter schwieri-
gen Verhältnissen die Neutralität ^traßburgs zu
wahren, erfuhr aber deshalb Verdächtigung und
Anfeindung, die sich noch mehrten, als der Rat
1673 den Verfasser einer gegen D. gerichteten
Schmähschrift zum Tode verurteilte. Als 1681 in-
folge der Rlwuionskammcrn (s. d.) der franz. Gene-
ral Monelar mit 30000 Mann vor Straßburg
rückte, ging D. mit einer Abordnung des Rates zu