Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Diese Seite ist noch nicht korrigiert worden und enthält Fehler.

296
Dievenow - Diez (Robert)
ist Sitz des Kommandos der 5. bayr. Kavallerie-
brigade und hat (1890) 5786 E., darunter 1826
Evangelische und 166 Israeliten, in Garnison
(2747 Mann) das 136. Infanterieregiment und
das 3. Chevaulegerregiment vacat .herzog Maxi-
milian, Post zweiter Klasse, Telegraph, Amtsgericht
(Landgericht Metz),Steueramt,Oberförsterei', Hofpi-
tal St. Charles, Gas- und Wasserleitung; spätgot.
Kirche, Knaben-, Latein-, Mittelschule, höhere
Mädchenschule der Schwestern der göttlichen Vor-
sehung; große chem. Fabrik und Saline (jährliche
Produltion 25 000 t), die bedeutendste des Landes;
die Quellen waren schon den Römern bekannt. -
Auf einer Halbinsel im Linderweiher, 6 km südöst-
lich von D., liegt Tarquimpol (114 E.), einst be-
deutende röm. Niederlassung (vermutlich .Haupt-
stadt der Decempagi der alten Geographen). - D.
wird bereits 633 erwähnt; im 11.'Jahrh, schenkte
Kaiser Heinrich II. Stadt und Saline der Kirche von
Verdun. Später kam D. an Lothringen und, nach-
dem es im 17. Jahrh, durch den Krieg sehr gelitten
hatte, an Frankreich.
Dievenow. 1) Der östlichste, 35 Km lange ver-
sandete Mündungsarm derOder im preuß.
Reg.-Vez. Stettin, der die Insel Wollin (s. d.) vom
Festlande trennt. Anfangs 1,5 Km breit, erweitert
er sich nach einem 20 km langen Laufe zu dein
Camminer Bodden (s. d.) und wendet sich schließlich
ganz nach W., um zwischen Wollin und einer 5,5 km
langen Nehrung die ofsene Ostsee zu gcwinnen. -
2) Drei Fischerdörfer im Kreis Cammin des
preuh. Nea.-Bez. Stettin: Kleiu-Dievcnow
(126 E.), V"erg - Dievenow (325 E.), mit Rettungs-
station (seit 1888), und Ost-Dievcnow (107 E.).
Verg-Dievenow und Ost-Dievenow, letzteres mit
neuem großem Kurhaus, sind sehr besuchte See-
bäder (1892: 2031 und 1350Kurgäste). Ost-Dieve-
now gegenüber, am andern Ufer, im Kreis Use-
dom-Wollin, West-Dievcnow (160 E.) mit einer
tlcincn Lotsenstanon.
Diez (Dietz), Kreisstadt im Untcrlahnkrcis des
preuß. Reg.-Bez. Wiesbaden, an der Linie Koblenz-
Ems-Gießen der Preuß. Staatsbahnen und zu bei-
den Seiten der hier schiffbaren Ladn, über die seit
1862 an Stelle der altcn, merkwürdigen Steinbrücke
eine Eisengitterbrückc führt, die die Altstadt mit der
regelmäßig gebanten, saubern Neustadt verbindet,
ist Sitz eines Landratsamtes, Amtsgerichts (Land-
gericht Limburg), Zoll- und Stcueramtcs, Berg-
revicramtes sowie einer Landes-, Kreis-und Wasser-
bauinspektion und hat (1890) 4602 E., darunter
137 Israclitcn, in Garnison (594 Mann) das
-?. Bataillon des 68. Infanterieregiments, Post
erster Klasse, Telegraph; zwei evcmg., eine kath.
Pfarrkirche, Synagoge, ein altes, großes Bergschloß,
jetzt Zuchthaus; Realprogymnasium, höhere Mäd-
chenschule, Knabenpcnsionat, Hospital; eine von
den Strafgefangenen betriebene Marmorschleiferei,
große Kaltbrennereien, Lohgerbereien, Gips-, Ol-,
Phosphorit-,Färb-und Getreidemühlen,Teigwaren-
fabrik sowie Woll- und Fruchtmärkte, Kornhandel,
ausgezeichneten Obstbau und in der Umgebung viele
Eisen- und Vraunsteingrubcn. Nahebei das 1676
erbaute, jetzt zum Kadettenhause eingerichtete Schloß
Oranienstein, ehemals Nonnenkloster, mit schö-
nen Gartenanlagen, und die Dörfer Fachingcn und
Geilnau mit Mineralquellen. - D., sonst Theodissa
genannt, wurde von Karl d. Gr. 790 dem Kloster
Prürn geschenkt; später erscheint es im Besitze eige-
ner Grafen, unter welchen es 1280 eine Kollegiat-
tirche und 1329 städtische Rechte erhielt. Durch Ver-
heiratung kam es an das.haus Nassau, von dem
sich eine Linie Nassau-Diez nannte. Diese Linie
wurde später unter dem Namen Nassau - Oranien
in den Fürstenstand erhoben, erhielt 1747 mit Wil-
helm IV. die Erbstatthalterschaft in den Niederlanden
und starb mit König Wilhelm 111. der Niederlande
1890 im Mannsstamm aus.
Diez, Ablaßkrämer, s. Tezel.
Diez, Friedr. Christian, Begründer der roman.
Philologie, geb. 15. März 1794 zu Gießen, studierte
hier klaff. Philologie, wandte sich, nachdem er 1813
an dem Feldzuge nach Frankreich teilgenommen,
erst der Rechtswissenschaft, dann dem Studium der
neuern Sprachen und Litteraturen zu, das er in
Göttingen fortfetzte. Durch Goethe, den er im Früh-
jahr 1818 in Jena bcfuchte, ward er veranlaßt, sich
besonders der altprovencal. Sprache zu widmen. Er
lebte 1819-20 als Hauslehrer in Utrecht, dann in
Gießen, bis er sich 1821 als Lektor des Italienischen,
Spanischen und Portugiesischen in Bonn niederließ,
wo er 1823 eine außerordentliche, 1830 eine ordent-
liche Professur erhielt und bis zum Tode (29. Mai
1876) gewirkt hat. Schon D.' erste Schriften, "Alt-
span. Romanzen" (Berl. 1821) und "Beiträge zur
Kenntnis der roman. Poesie" (Heft 1, ebd. 1825; fran-
zösisch vonNoisin: "N88ki 8ur 168 coui-8 ä'llmoui-",
Par. 1842), fanden allgemeinen Beifall. Seinen
litterar. Ruf begründete er durch "Die Poesie der
Troubadours" (Zwickau 1826; 2. Aufl., Lpz. 1883;
frauzösifch von Roisin, Par. 1845) und "Leben und
Werke dcrTroubadours" (Zwickau1826; 2.Aufl., Lpz.
1882), zwei für die Kenntnis des Provencalischen
und das wissenschaftliche Studium der roman. Litte-
raturen bahnbrechende Werke. Seine beiden Haupt-
arbeiten sind: "Grammatik der roman. Sprachen"
(3 Bde., Bonn 1836-42; 5. Aufl., 3 Tle. in 1 Bd.,
1882) und "Etymolog. Wörterbuch der roman.
Sprachen" (ebd. 1853; 5. Aufl. von Scheler, 1887),
von den roman. Völkern felbst als grundlegend an-
erkannt; zum zweiten vgl. den "Inder" von Iarnik
(2. Aufl., Lpz. 1889). Die Grammatik wurde ins
Französische von G. Paris u. a. (3. Aufl., 3 Bde.,
Par. 1873-86), ins Englische von Caylay (Lond.
1863) übersetzt. Außer vielen Beiträgen in Fachzeit-
schriften veröffentlichte D. noch "Altroman. Sprach-
denkmale" (Bonn 1846), "Zwei altroman. Gedichte"
sebd. 1852; 2. Aufl. 1876), "über die erste portug.
Kunst- und Hofpoesie" (ebd. 1863), "Altroman.
Glossare" (ebd. 1865) und "Roman. Wortschöpfung"
lebd. 1875). D.' Werke zeichnen sich durch große
Klarheit und Knappheit aus. Breymann gad D.'
^Kleinere Arbeiten und Recensionen" (Münch.1883)
heraus. Von Verehrern D.' wurde eine Diez-
Stiftung gegründet. - Vgl. Vreymann, F. D.,
scin Leben und seine Werke (Münch. 1878); Sachs,
F. D. und die roman. Philologie (Berl. 1878);
ötengel, Erinnerungsworte an F. D. (Marb. 1883).
Diez, Robert, Bildhauer, geb. 20. April 1844
zu Pößneck in Sachsen-Meiningen, war seit 1863
Schüler der Dresdener Akademie, kam nach vier
Jahren in das Atelier Schillings und erhielt für
seine Arbeit: Venus tröstet den Amor, den ersten
Preis. <^eit 1873 selbständig thätig, vollendete er
Oberon und Titania für das neue Dresdener Hof-
theater, die Figur des Markgrafen Heinrich des Er-
lauchten für die Albrechtsburg in Meißen (1878).
Der Gänfedieb in Bronze für den Brunnen auf