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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Dikatopter - Dikotyledonen
schworne wurde durch das Los cinem bestimmten
Gerichtshof zugewiesen und erhielt als Legitimation
ein mit seinem Namen und einem der die Zahl-
zeichen 1-10 darstellenden Buchstaben ^ -X be-
zeichnetes Vronzetäfelchen s OikaZtikon?inakiou),
gegen dessen Vorweisung ihm seit den Zeiten des
Perikles der sog. Richtersold (I)ika3tik03 Nistnoz),
d. h. eine Entschädigung von ursprünglich 2, später
3 Obolen (20 bez. 30 Pfennige) für den Sitzungs-
tag, ausbezahlt wurde. Der leidenschaftliche Eifer,
womit die Athener der Thätigkeit als Geschworne
oblagen, ist von Aristophanes in mehrern seiner
Komödien, insbesondere in den "Wespen", in geist-
reicher Weise verspottet worden. - D. oder
Spruchk oll e gium hieß in späterer Zeit überhaupt
eine Genossenschaft von Rechtsgelehrten, welche nicht
die ständige Gerichtsbarkeit über einen bestimmten
Vezirk ausübte, sondern nur auf Ersuchen von Ge-
richten Rechtssprüche abgab. Dergleichen waren
vormals die Schöppenstühle und Iuristenfakultäten
in Deutschland. Nach der jetzt im Deutschen Reiche
geltenden Gerichtsverfassung sind zur Rechtsprechung
ausschließlich die zur Ausübung der Gerichtsbar-
keit eingesetzten Staatsgerichte befugt und verpflicb-
tet. (S. Aktenversendung.) - Vgl. Heffter, Die
athenäische Gerichtsverfassung (Köln 1822); Platner,
Der Prozeß und die Klagen bei den Attikern (2 Bde.,
Darmst. 1824-25); Meier und Sckoemann, Der
attische Prozeh (Halle 1824; neu bearbeitet von Lip-
sius, Verl. 1883-87); Perrot, Nszai 3nr 16 äroit
Mdlie 6t pi'iv6 äe Ia U.6MdIihU6 atl^nienus (Par.
l867); Fränkel, Die attischen Geschwornengerichte
(Berl. 1877).
Dikatöpter (grch.), ein von von Hagenow er-
dachter Zeichcnapparat, der denselben Zweck hat
wie die Camera wcida. (s. d.).
Dike (grch.), eine der Hören (s. d.), Tochter des
Zeus und der Themis, die Göttin der vergeltenden,
insbesondere der strafenden Gerechtigkeit, daher die
Beisitzerin des Zeus. Altertümliche Bilder stellen
sie dar, wie sie das Unrecht (Adikia) mit dem Stäbe
oder Hammer schlägt (so schon an der sog. Lade des
Kypselos in Olympia). - D. ist auch der Name des
99. Planetoiden.
Diketone, organische Verbindungen, die in
ihrer chem. Konstitution dadurch ausgezeichnet sind,
daß sie die Carbonylgruppe oder Ketogruppe (X)
zweimal im Molekül enthalten. Sie besitzen die
allgemeinen Eigenschaften der Ketonc (s. d.). Je
nach der Stellung der beiden Carbonylgruppen zu-
einander zeigen sie aber besondere Verschiedenheiten.
Man unterscheidet "-, ft- und -s-Diketone. a-Di-
ketone oder auch Orthodiketone sind die,
in denen die Carbonylgruppen benachbart stehen,
wie z.B. imDiacetyl, 011g - 00 00 0Hg, und
im Benzil(s. d.), 0, II, 00 - 00 - 0^ 11^. Ersteres
ist eine gelbe flüchtige Flüssigkeit, letzteres bildet
gelbe Krystalle. Mit Phenylhydrazin bilden sie
Osazone. - Die zweite Gruppe bilden die ß - Dike -
tone, die zwei durch ein Kohlenstoffatom getrennte
Carbonylgruppen enthalten. Der einfachste Vertreter
ist das Acetylaceton, 011. - 00 0II2 00 - 011,,
eine farblose bei 137" siedende Flüssigkeit, die beim
Erwärmen von Acetylchlorid mit Aluminiumchlorid
entsteht. Die ß-Diketone geben mit Phenylhydrazin
Pyrazolderivate und mit Anilin und andern aro-
matischen Ammen Chinolinderivate. - In den
^-Diletonen endlich sind die beiden Carbonyl-
gruppen durch zwei Kohlenstoffatome getrennt, wie
z. V. im Acctonylaceton, 011, 00 0H2 01^ -
00-Wz, einer bei 188" siedenden Flüssigkeit. Die
7-Diketone geben unter Wasseraustritt allgemein
Furfuranderivate und bilden sich aus diesen unter
Wasseraufnahme, mit Ammoniak lassen sie sich in
Pyrrolderivate, mit Phosphorsulfid in Thiophen-
derivate überführen. Die D. sind sämtlich auf
künstlichen: Wege erhalten worden. Sie bilden
ausgezeichnete Äusgangsprodukte für mannigfache
Synthesen und es ist möglich, daß manche von
ihnen in der Zukunft zum Aufbau künstlicher Al-
laloide technische Bedeutung gewinnen.
Dikilitasch, altröm. Denkmal in Bulgarien,
westlich von Tirnovo, besteht aus einer noch 12 in
bohen vierkantigen Säule, neben der das Piedestal
einer umgestürzten Säule steht. Dabei Trümmer
von bimsen und Säulen mit griech. Inschriften.
Dikltll (grch.) oder diklinisch, s. Oiciinuä.
Diköa, Stadt in dem Bornu (s. d.) tributpflich-
tigen kleinen Negerreich D., südlich vom Tfadfec.
Dikölon lgrch.), eine Strophe, die zwei verschie-
dene Verwarten verbindet. I). (1i8ti'öpd()n heißt eine
Strophe, die aus zwei Versen von verschiedenem
Metruni, wie z. B. Hexameter und Pentameter, be-
steht; 1). teli^ztlöiilioii eine solche, die aus vier
Versen besteht, von denen die drei ersten dasselbe
Metrum haben, der vierte aber ein anderes.
Dikotyledonen oder Dikotylen (zweisamen-
lappige Pflanzen), in der Botanik eine der beiden
großen Gruppen der Angiospermen, etwa 80000
Arten. Zu den D. gehören alle Gewächse, deren
Embryo oder Keim in der Regel mit zwei einander
entgegengesetzten Kotyledonen (Samenlappen) ver-
sehen ist. Von dieser Regel giebt es jedoch Aus-
nabmen, und es ist in manchen Fällen schwer oder
überbaupt nicht sicher zu entscheiden, ob eine Pflanze
zu den D. oder zu der diesen zunächst stehenden
Gruppe der Monokotyledonen zu rechnen ist. Man
kennt mehrere Pflanzen, die aus gewissen Grün-
den allgemein zu den D. gestellt werden, deren
Embryo aber in betreff seiner äußern Gestalt und
seiner anatom. Beschaffenheit wesentlich von dem
der normalen D. abweicht. Hauptsächlich sind es
schmarotzende Pflanzen und Humusbewohner, die
solche Abweichungen im Baue des Embryos Zeigen.
^0 besteht der Embryo von ^lonotroM nur aus
5-9 Zellen, ebenso sind die Embryonen der Oro-
banchen, Valanophoraceen, Rafflesiaceen u. a.
schmarotzender Gewächse nur aus wenigen Zellen
zusammengesetzt; die Kotyledonen fehlen dabei
vollständig. Übrigens findet sich auch bei manchen
nicht als Schmarotzer lebenden Pflanzen, die un-
zweifelhaft zu den D. zu rechnen sind, eine mangel-
hafte Ausbildung des Embryos; so zeigen die Em-
bryonen von^i-apI.) IlanunculuL ücHrm^., einigen
Arten der Gattung 0or^äHii8 nur einen deutlich
entwickelten Kotyledon, der andere ist entweder
gar nicht vorhanden oder fast vollständig verküm-
mert. Monströse Embryonen mit drei Kotyledonen
sind bei mehrern Familien der D. nicht gerade
selten. Selbst mehr als drei Kotyledonen kommen,
wenn auch nur in wenigen Fällen, vor. Es genügt
deshalb nickt, bloß auf Grund der morpholog.
! Verhältnisse des Embryos entscheiden zu wollen,
ob eine Pflanze zu der Gruppe der D. zu rechnen
sei oder nicht; es muß immer noch die anatom.
Beschaffenheit der ganzen Pflanze, ihre Tracht
oder Habitus, der Bau der Blüte und die Wachs-
tumsverhältnisse der Wurzel sowohl wie die des
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