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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Dinar - Dindorf
Dinar, Name der Geldeinheit in Serbien, die
gemäß dem Gesetze vom 30. Nov./12. Dez. 1873 in
100 Para geteilt ist. Der D. ist der franz. Frank.
Für die Münzprägung bestehen dieselben Vorschrif-
ten wie in Frankreich, jedoch werden in Gold nur
20-Dinar-Stücke sowie 10-Dinar-Stücke, ferner in
Silber 5-, 2-, 1- und ^-Dinar-Stücke geprägt. Die
Prägung der Stücke zu 5 D. ist nicht eingestellt, er-
solgt aber, wie die Münzprägung überhaupt nur für
Staatsrechnung. Obgleich gesetzlich niemand mehr
als 500 D. an silbernen 5-Dinar-Stücken in Zah-
lung zu nehmen braucht (sodaß diese Münzen gesetz-
lich nur als "höhere" Scheidemünze erscheinen und
daher Serbien nur Goldwährung haben soll), wer-
den diese Stücke doch in jeder ^umme angenommen
und die Goldmünzen mit Aufgeld bezahlt. That-
sächlich hat also Serbien nur Silberwährung. -
D. heißt auch eine in Persien im Kleinverkehr vor-
lommende kleine Geldrechnungsstufe, ^ des Schahi
oder ^/iuoo des Kran (s. d.), --- etwas mehr als
^20 deutscher Pfennig oder etwas mehr als ^
österr. Kreuzer. (S. Denaro.)
Dinara, Bcrgkuppe in Dalmatien, nahe der
bosn. Grenze, 12 lim. östlich von Knin, 1810 in
hoch. In ihren Vorbergen sammeln sich die Quell-
öä'che der Kerka, die nach einem vielfach gewun-
denen Laufe bei Sebcnico das Meer erreicht. Die
Bergkuppe selbst ist der höchste Punkt des Gebirg-
stocks, der Dinarischen Alpen, die, die Grenze
gegen Bosnien bildend, mit ihren ausgebreiteten
Hochlandsflächcn und tief eingefchnittenen Thal-
furchen den Naum zwischen der Una, Narenta und
dem Adriatischcn Meere füllen und gegen das letz-
tere zum größten Teile in steilen, unbewaldeten
Höhen abfallen. Als Dinarischcs Gebirgs-
system bezeichnet man auch die Gesamtheit der pa-
rallelen, meist von NNW. nach SSO. streichenden
Faltungsgebirge, die den westl. Teil der Balkan-
halbinsel (s. d.) einnehmen.
Dinarchus (Deinarchos), athenischer Redner,
geb. 361 v. Chr. zu Korinth, Schüler des Theophrast,
Nachahmer des Demosthenes, dessen polit. Gegner
er war. Nach dem Sturze des Demetrius Phalcreus
vorbaut, begab er sich 307 v. Chr. nach Chalkis
auf Euböa. Erst 292 durfte er wieder nach Athen
zurücklehren. Von feinen zahlreichen Neden sind nur
die drei auf die Angelegenheit des Harpalus (s. d.)
bezüglichen, darunter eine gegen Demosthencs, er-
halten. Diese und die Fragmente stehen in den
Sammlungen der "OratorsZ ^ttici" von Baiter und
Sauppe (Fasc. 3, Zür. 1840) und der "I^Fmonl^
inLtoricorum Zraecornin " von K. Müller (Bd. 2,
Par. 1858). Sonderausgaben lieferten zuletzt Blaß
(2. Aufl., Lpz. 1888) und Thalhcim (Berl. 1887).
Dinarische Alpen, Dinarisches Gebirgs-
fystem, f. Dinara.
Dinassteine, s. Dinasziegel.
Dinaszicgel, D i n a s st e i n e, Flintshire -
steine, Quarz ziegel, außerordentlich feuerfeste,
aus reinem Quarz mit geringem Bindemittel von
Kalk, Eisenoxyd und Thonerde bestehende Ziegel, die
nach dem gleichnamigen Felsen im Neaththale in
Südwales bci^wansca genannt werden. Sie besitzen
eine weiße Farbe, widerstehen den höchsten Hitze-
graden und bilden daher ein ausgezeichnetes Ma-
lerial zum Auskleiden (Ausfüttern) der Feuerherde
von Scbwcißoscn, Glas- und Porzellanöfen: nur
dürfen sie nicht mit bleihaltigen Stoffen und Alka-
lien in Berührung kommen. Neuerdings werden
auch in Deutschland D. hergestellt, die an Güte den
engl. Steinen nicht nachstehen.
Dincklage-Campe, Emmy von, eigentlich Ama-
lie Ehrengarte Sophie Wilhelmine von, Roman-
schriftstellerin, geb. 13. März 1825 auf dem Nitter-
gute Campe im Osnabrückschen, aus altem freiherrl.
Geschlecht, unternahm größere Reisen in Deutschland
und nach dem Auslande (z.B. Nordamerika), überall
mit scharfem Auge Land und Leute beobachtend.
Diese Studien gaben ihren Dichtungen, mit denen
"die Dichterin des Emslandes" am liebsten auf dem
engern heimatlichen Boden weilte, einen ansprechen-
den realistischen Untergrund. Seit 27. Juni 1866
war sie Konventsmitglied und Kapitularin des hoch-
adligen frciweltlichen Damenstifts zu Börstel bei
Osnabrück und wohnte lange Zeit zu Lingen an der
Ems. Sie starb 28. Juni 1891 zu Berlin. Von ihren
(vielfach überfetzten) Romanen und Novellen sind
hervorzuheben: ".hochgeboren" (Lpz. 1869), "Tolle
Geschichten" (2 Bde., ebd. 1870), "Geschichten aus
dem Emslande" (2 Bde., ebd. 1872-73), "Heimat-
geschichten" (Paderb. 1873), "Emsland-Bilder"
(Stuttg. 1874; 2. Aufl., Herzberg 1881), "Nord-
landsgeschichten" (Jena 1875), "Wir. Emslandsge-
schichten" (Lpz. 1882), "Die Amsivarier" (ebd. 1883),
"Lieb und Länder" (Düsscld. 1885), "Kurze Erzäh-
lungen" (1. und 2. Aufl., ebd. 1889 u. 1890), "Jung
Alarichs Braut" (Berl. 1890). Nach ihrem Tode er-
schienen: "Gedichte" (Paderb. 1893) und "Die Dorf-
Nibilistin. Nebst 7 weitern Novellen" (Köln 1893).
Dinder oder Dend er, Fluß in Scnnar, kommt
vom westl. Gehänge Abefsinicns, aus den westlich
vom Tanasee gelegenen Bergen, fließt zuerst nach
W., dann nach NW. und mündet nach 400km langem
Laufe unterhalb Abu Sakra in den Bahr el-Afrak.
Dinder, Julius, Erzbifchof von Gncsen und
Posen, geb. 9. März 1830 zu Rössel in Ermland,
studierte in Vraunsberg, war dann 9 Jahre Ka-
plan in Vischofsburg und 4 Jahre Pfarrer in
Gricslinen, feit 1868 Propst und Dekan in Königs-
berg. Nach dem Verzicht des Erzbischofs Ledo-
chowfki wurde D. 1886 zu dessen Nachfolger als
Erzbifchof von Gnesen und Posen ernannt. Er
starb 30. Mai 1890^ D. führte sein schwieriges
Amt im Geist des Friedens zwischen Staat und
Kirche sowie zwischen Deutschen und Polen.
Dindorf, Wilh., Philolog, geb. 2. Jan. 1802
zu Leipzig, widmete sich dort den klassischen Studien
und begann bereits 1819 seine schriftstellerische
Thätigkeit durch Fortsetzung der von Veck begonne-
nen Kommentarien und Scholienbände der Inver-
nizischen Ausgabe des Aristophanes (Bd. 7-13,
Lpz. 1820-34), der bald eine kleinere Bearbeitung
desselben Dichters (2 Bde., ebd. 1827) folgte.
D. erhielt 1828 die Professur der Litteraturgeschichte
an der Universität Leipzig, entsagte aber 1833 auf
längere Zeit dieser Wirksamkeit, um sich dem damals
im Verein mit seinem jüngern Bruder, Ludw. Aug.
D., und mit Hase in Paris begonnenen großen
Unternehmen einer neuen Bearbeitung von Stepha-
nus' ^1'Ii68Äurn8 1inZn^6 Fi'H6ca<3" (9 Bde., Par.
1831-65) ungestörter widmen zu können. Er starb
1. Aug. 1883 in Leipzig. Unter seinen zahlreichen
Werken sind hervorzuheben: die Ausgaben des Homer
(2 Bde., Lpz. 1824-25), des Demosthenes (9 Bde.,
Orf. 1846-51), Aristides (3 Bde., Lpz. 1829),
Athenäus (3 Bde., ebd. 1827), Themistius (ebd.
1832), Prokop (3 Bde., Bonn 1833-38), Epipha-
nius (5 Bde., Lpz. 1859-63), Syncellus (Bonn