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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Dobritsch - Dobrudscha
Brauerei und eine Branntweinbrennerei. - D. war z
früher eine Iagddomäne der böhm. Landesfürsten !
und wurde vom Kaiser Karl IV. und Wenzel oft be- !
sucht, ^igismuno verpfändete das Gut an die!
Herren vonKolowrat. Unter Ferdinand II. gelangte
dasselbe durch Kauf an den Grafen Bruno von
Mansfeld, dessen Familie es bis 1780 descch. Durch
Heirat kam es an die Familie Colloredo.
Dobritsch, Stadt in Bulgarien, s. Pasardschik.
Dobritschan, Mineralbad bei Saaz (s. d.).
Dobrjanka, Flecken im Kreis Gorodnja des russ.
Gouvernements Tschcrnigow, 100 I^m nördlich von
Tscbernigow, an der Grenze des Gouvernements
Mohilew, am Flusse Dobrjanta, hat (1885) 9308 E.,
eine Kirche, Viehhandel nach Petersburg. Der Ort
wurde zu Ende des 17. Jahrh, von flüchtigen Ras-
kolniken gegründet, die 1709 wegen ihrer Teilnahme
am Kriege gegen die Schweden von Peter d. Gr.
Land und Freiheit erhielten.
Döbrököz (spr. -los), Groß-Gemeinde im Stuhl-
bezirk Dombovär des ungar. Komitats Tolna, am
Kaposflusse und an der Linie Bndapest-Fünfkirchen
der Ungar. Staatsbahnen, hat (1890) 3721 röm.-
kath. magyar. E., darunter 81 Israeliten, Post,
Telegraph, drei Pußten und Ruinen eines alten
Schlosses, 1543-1686 im Besitz der Türken. In
der sehr fruchtbaren und waldreichen Gegend wird
vortrefflicher Weißwein erzeugt.
Dobroljübow, Nuolaj Alexandrowitsch, russ.
Schriftsteller, geb. 5>. Febr. (24. Jan.) 1830 in Nishnij-
Nowgorod als Sobn eines Geistlichen, erhielt feine
Erziehung im geistlichen Seminar zu Nishnij-Now-
gorod, dann im Pädagogischen Institut zu Peters-
burg. Er starb 29. (17^) Nov. 1861. Seine litterar.
Tdängkcit bcschränltc sich im wesentlichen auf die
Mitwirkung an derZeitschrift "DerZeitgenosse", doch
wurde D. neben Tschcrnyschewskij, der sein Lehrer
genannt werden kann, eine der hervorragendsten Per-
sönlichkeiten der neuern russ. Litteratur als scharfer
Kritiker und schlagfertiger Publizist im liberalen
Sinne. Von seinen Artikeln sind besonders hervor-
zuheben: Die Abhandlungen über die Dramen i
Ostrowskijs u. d. T. "Das dunkle Reich" (Bd. 3 der
oWerke"). Seine Arbeiten wurden u. d. T. "Werte"
herausgegeben(4Bde., Petersb. 1862; neueste Aufl.
1885), Materialien zur Biographie (von Tfcherny-
schewskij) finden sich im "Zeitgenossen" (1862, Nr. 1).
- Vgl. P. Vibitow, Über die litterar. Thätigkeit
D.s (russisch Petersb. 1862).
Dobromil. 1) Bezirkshauptmannfchaft in Ga-
lizien, hat 686,77 qkm und (1890) 61468 (30 334
männl., 31134 weibl.) C'., darunter 654 Evange-
lische, 13 020 Katholiken, 41270 Griechisch-Unierte,
6518 Israeliten und 335 Militärpersonen, 9763
Häuser und 11357 Wohnparteien, 96 Gemeinden
mit 231 Ortschaften und 78 Gutsgebieten, und um-
saht die Gerichtsbezirke Vircza und D. - 2) Stadt
und ^itz der Vczirkshauptmannschaft D., an der
Linie Przemysl-Cdyrow der Osterr. Staatsbahnen,
hat (1890) 2909, als Gemeinde 3237 meist poln. E.,
Post, Telegraph, Bezirksgericht (445,8i hkin, 54
Gemeinden, 63 Ortfchaften, 38 Gutsgebiete, 31573
ruthen. E.) und Holznägelfabrikation. In der Nähe
das Vasilianerkloster und das Dorf Lacko mit einer
t. k. Salzsiederei.
Dobrouc Dolni (spr. -broutsch), czech. Name
von Liedentbal (s. d.) in Böhmen.
Dobrowfky, Ios., der Begründer der slaw. Phi-
lologie, geb. 17. Aug. 1753 zu Gyermet unweit
Raab in Ungarn, von böhm. Abkunft, kam in
das Iesuitenkottegium nach Klattau und studierte
seit 1768 in Prag. 1772 wurde er zu Brunn in
den Jesuitenorden aufgenommen. Nach dessen Auf-
bebung^1773 kehrte er nach Prag zurück, um feine
theol. Studien fortzusetzen. Von hier aus lieferte
er dem Prof. Michaelis nach Göttingen Beiträge
für seine "Orientalische Bibliothek"' ("Pragische
Fragmente hebr. Handschriften"). Schon fein erster
schriftstellerischer Versuch, "I>aZm6iiwin ?i-äF6N86
6V3MA61Ü 3.Narci) vul^o antozi'H^lii" (Prag 1778),
machte Auffehen durch die Gelehrsamkeit, womit
er die Unechtheit dieser angeblichen Urschrift des
Markus nachwies. Durch die Herausgabe einer
Zeitschrift über böhm. und mähr. Litteratur (Prag
1780-87) sah er sich in mehrfache Streitigkeiten
verwickelt, gewann aber hierdurch auch an Ruf;
1787 ward er Viccrektor des Generalfeminars zu
Hradifch bei Olmütz und 1789 wirklicher Rektor,
wurde aber schon im Juli 1790 bei Aufhebung der
Generalseminarien der osterr. Monarchie in Ruhe-
stand versetzt. Zur Aufsuchung der für Böhmen
wichtigen Handschriften reiste er 1792 nacb Stock-
bolm, Äbo, Petersburg und Moskau, 1794 durch
Deutschland, Italien und die Schweiz. Nach der
Rückkehr verfiel er in Geisteskrankheit und starb
6. Jan. 1829 in Brunn.
Unter D.s zahlreichen Schriften haben die sprach-
wissenschaftlichen die meiste Bedeutung. Dahin ge-
hören: "Geschichte der böhm. Sprache und ältern
Litteratur" (Prag 1792; 2.Aufl. 1818), "Die Bild-
famtcit der slaw. Sprache" (ebd. 1799), "Lehr-
gebäude der böhm. Sprache" (ebd. 1809; 2. Aufl.
1819; böhmisch
1831), die erste und grundlegende wissenschaftliche
Behandlung der czech. Sprache. Diesen Arbeiten
über das Böhmische schließen sich noch an die "6^-
FoMica" (Prag 1807; 2. Aufl., von Hanka, 1832);
die "Iu3t,itnti0U68 linFiiao Llavioa." lliHlecti votoi-is"
(Wien 1822), die erste wissenschaftliche Darstellung
des Kirchenslawischen, eins seiner Hauptwerke, das
freilich sehr bald durch die Forschungen des ihn alö
Grammatiker überragenden russ. Gelehrten Vostokov
veraltete; der "Entwurf zu einem allgemeinen Ety-
mologikon der slaw. Sprachen" (Prag 1813; 2. Aufl.,
von Hanka, 1833) und die beiden Sammelwerke
"Slavin" (6 Hefte, ebd. 1808; 2. Aufl., von Hanka,
ebd. 1834) und "Slovanka" (2 Hefte, ebd. 1815).
Unter D.s histor. Schriften sind die "8ci'ipt0i'68
i'6i'uin 1)o1i6Nicllrum" (2 Bde., Prag 1783-84)
hervorzuheben. Seine letzte unvollendet gebliebene
histor. Arbeit war die Ausgabe ".loräLmiL ä6 redus
(^Ltioiä" für Pertz' "NonuuiLiitH (^6rniHniH6 uigto-
rica.". Viele Abhandlungen D.s finden sich in den
"Abhandlungen der böhm. Gesellschaft dcr Wissen-
schaften" (1784-1827) und andern Zeitfchriften.
- Vgl. Palaeky, Iofeph D.s Leben und gelehrtes
Wirken (Prag 1833); Briefwechsel zwischen D. und
Kopitar, 1808 - 28 (hg. von Iagic, Verl. 1885);
Nebring, Ios. D. (Rektoratsrede, Vresl. 1894).
Dobrudscha, rumän. Oodi-o^sa, seit 1878 zu
Rumänien gehörige, dessen südöstl. Teil bildende
Landschaft auf der rechten Seite der untern Donau,
von. dieser im W. und N. umflosscn, grenzt im O.
an das Schwarze Meer, umfaßt 15 600 <^ni.
Oberflächengestaltung. Die D.ist eine halb-
inselartig von dem Vorlande des östl. Balkan, dem
Hügellande des östl. Bulgarien, nach N. vorsprin-
gende hochstäche, welche die Donau zwingt, aus