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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Doggennase; Dogger; Doggerbank; Dogger (Boot); Doggert; Dögling; Dogma; Dogmatik

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Doggennase – Dogmatik

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Doggen'

jenigen des Wolfs, das Gebiß ist oft nicht zu unterscheiden, die Schnauze aber meist kürzer. Man glaubt, daß die D., unter welchen die englischen (Mastiffs, Fig. 17), Ulmer oder deutschen (Fig. 8) und dänischen (Fig. 9) besonders geschätzt werden, von der Tibetdogge (Fig. 12) abstammen, die sich aber durch längere Behaarung und buschigen Schwanz unterscheidet und in Hochasien als Herdenwächter benutzt wird. Dieser Dogge stehen die Bernhardshunde (Bernhardiner, Fig. 14 und 14a) am nächsten, deren echte Rasse jetzt ausgestorben ist; die Hunde, die jetzt aus den Alpen als solche ausgegeben werden, sind meist dän. Hunde, d.h. eine Mischart von Dogge und Windhund mit straff anliegenden Haaren oder auch Mischlinge von dem letzten Bernhardshunde mit einer Schäferhündin. Barry, der berühmteste dieser Bernhardshunde, der im Museum von Bern ausgestopft steht, hat eine ziemlich lange Schnauze, dicken, schweren Leib, verhältnismäßig kurze Füße, halblanges Körperhaar und sehr buschigen Schwanz, sodaß er fast wie ein Mittelding zwischen einem großen Schäferhunde und einer Dogge erscheint. Die bekannten Leonberger Hunde kommen den Bernhardinern am nächsten; sie sind aus Züchtung von abgeleiteten Bernhardinern mit Neufundländern hervorgegangen. Der Mops (s. d. und Fig. 18) ist eine Dogge in Zwerggestalt.

Doggennase, angeborene Mißbildung der Nase, wobei die Nasenlöcher durch eine Furche getrennt sind, meist mit Spaltung in der Mittellinie der Oberlippe verbunden.

Dogger, Doggerboot, holländ. Hochsee-Fischerfahrzeuge, die auf der Doggerbank (s. d.) fischen.

Dogger, Name der mittlern oder braunen Juraformation (s. d.). Für den D. charakteristisch ist sein Reichtum an oolithischen Eisenerzen, die z.B. bei Aalen in Württemberg und in weiter Verbreitung in Lothringen auftreten. Unter den Petrefakten sind viele Ammoniten dem D. eigentümlich, besonders reich aber ist der D. an Brachiopoden, während Korallen nur selten erscheinen. (S. die Abbildungen von einigen Leitfossilien auf den Tafeln: Petrefakten der Mesozoischen Formationsgruppe II und III, beim Artikel Mesozoische Formationsgruppe.)

Doggerbank oder Luggerbank, große Sandbank in der Nordsee, im mittlern Teile derselben, zwischen 54°15' bis 55°40' nördl. Br. und zwischen 1°40' und 5° östl. L. von Greenwich, etwa 515 km lang und 64 km breit. Die Wassertiefe beträgt auf der Linie von Newcastle nach Tondern 25–29, in der Linie von Edinburgh nach Holmsland 54–90 m. Am Nordende der D. fischen die holländ. Schiffe, Dogger genannt, die besten Kabliaus, die in größter Menge namentlich in den Monaten November bis März und April dort anzutreffen sind. Der Grund der Bank besteht aus feinem grauem Sande, zum Teil mit Muscheln vermischt. Die D. ist die flachste Stelle der Nordsee; bei Nebel, wo die Schiffahrt in der Nordsee wegen der Verschiedenartigkeit der Gezeitenströmungen sehr schwierig ist, wird die D. von den Schiffen angelotet (d.h. mit dem Lot die Bank aufsuchen), um danach den Schiffsort bestimmen zu können. Am 5. Aug. 1781 fand aus der Bank eine Seeschlacht zwischen Engländern und Holländern statt.

Doggert (Döggut), schwarzer, soviel wie Birkenteer.

Dögling, Waltier, s. Delphine. ↔

Dogma (grch.), in der Philosophie soviel wie Lehrsatz, d.h. ein Satz, der als Wissenschaft vorgetragen wird. Das dogmatische Verfahren im Unterschied vom skeptischen oder kritischen geht nicht auf Prüfung und (eventuell) Infragestellung der Fundamente des Wissens, sondern bloß auf Entwicklung des für völlig gesichert gehaltenen Wissens in lehrhafter Form aus. Dogmatismus, die Richtung in den Wissenschaften, die der Prüfung der Fundamente von vornherein abgeneigt ist, weil sie sich im Besitze des Errungenen völlig sicher glaubt; besonders im philos. Sinne die ungeprüfte Voraussetzung der Erreichbarkeit der Gegenstände mit Hilfe ein- für allemal gegebener, von selbst verständlicher Grundbegriffe und Grundsätze (Gegensatz: Skepticismus und Kriticismus, s. Kritik und Skepsis). – Über D. in der Religion s. Dogmatik.

Dogmātik (grch.), die wissenschaftliche Darstellung und Begründung der kirchlichen Glaubenslehre. Der Name kommt von Dogma (s. d.), das im kirchlichen Sprachgebrauche von der kirchlich festgestellten, mit normativem Ansehen für die Kirchenglieder bekleideten Lehre verstanden wird. «Anhänger des Dogma» hießen im kirchlichen Altertum die Glieder der allgemeinen Kirche im Unterschied von den Häretikern. Im engern Sinne ist D. die Glaubenslehre, daher schon frühzeitig zwischen dogmatischen und ethischen Sätzen unterschieden wird (so schon Clemens Alexandrinus am Anfang des 3. Jahrh.). Sofern der kirchliche Lehrbegriff aus einer Reihe von Glaubenssätzen erwachsen ist, existiert das kirchliche Dogma immer nur als eine Mehrheit einzelner Dogmen. Daher ging auch in der christl. Kirche sehr bald neben der dogmenbildenden Thätigkeit die dogmatisierende oder dogmenverbindende her. Die einfachste und älteste Form derselben war die Zusammenstellung der Hauptsätze der kirchlichen Lehre in der sog. Glaubensregel (s. d.), die in dem sog. Apostolischen Symbolum (s. d.) ihren Abschluß gefunden hat. Über die weitere Entwicklung der D. s. Theologie. Als Unterabteilungen der D. unterscheidet man:

  • Bibliologie, die Lehre von den heiligen Urkunden;
  • Theologie im engern Sinne, die Lehre von Gott, wozu als Anhang die Lehre von den Engeln (Angelologie und Dämonologie) kommt;
  • Anthropologie, die Lehre von der Schöpfung des Menschen und seiner Natur als geistlich-sittliches Wesen, wozu die Ponerologie (Lehre von der Sünde) kommt;
  • Christologie und Soteriologie, die Lehre von der Person und dem Werke Christi, und
  • Eschatologie, die Lehre von den letzten Dingen.

Unter den neuern Lehrbüchern der D. sind, außer den Werken streng orthodoxer Verfasser, wie Thomasius, Philippi, Kahnis, Luthardt, Frank, hervorzuheben: Twesten, Vorlesungen über die D. der evang.-luth. Kirche (Bd. 1, 4. Aufl., Hamb. 1838; Bd. 2, Abteil. 1, ebd. 1837); C. I. Nitzsch, System der christl. Lehre (6. Aufl., Bonn 1851); Schleiermacher, Der christl. Glaube nach den Grundsätzen der evang. Kirche (5. Aufl., 2 Bde., Berl. 1861); Schweizer, Die christl. Glaubenslehre (2. Aufl., 2 Bde., Lpz. 1877); Lipsius, Lehrbuch der evangelisch-protestantischen D. (3. Aufl., Braunschw. 1893); Biedermann, Christliche D. (2. Aufl., 2 Bde., Berl. 1884–85); F. Nitzsch, Evangelische D. (2 Abteil., Freib. i.Br. 1889-92). Die namhaftesten kath. Dogmatiker der neuern Zeit sind Möller (s. d.) (Anmerkung des Editors: richtig Möhler? ), Klee (s. d.) und Perrone. – Vgl. W. Herrmann, Geschichte der protestantischen

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 386.