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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Dominohafen - Domitier
was eintritt, wenn ein Spieler in seinem eigenen
Steinvorrate keinen zum Fortsetzen des Spiels ge-
eigneten Stein findet. Gewöhnlich setzt bei Beginn
des Spiels derjenige an, der den höchsten Pasch z
aufweisen kann, dei den folgenden Spielen der Ge- !
winner des vorhergehenden. An den ausgesetzten
Stein fügen sich dann der Reihe nach Stein für
Stein unter der Bedingung, daß nur Felder von
gleicher Augenzahl aneinander kommen. Wer zu-
erst feine sämtlichen Steine abgefetzt hat, ist D.
("Herr") und hat damit das Spiel gewonnen. Kann
aber kein Spieler weiter setzen, ohne noch kaufen zu
können, fo hat derjenige gewonnen, dessen Steine
zusammengezählt die geringste Augenzahl ergeben.
Es ist deshalb vorteilhaft, den Gegner zum Kaufen
möglichst vieler Steine zu nötigen und dann derart
zu setzen, daß "gefperrt" ist, d. h. kein Mitspieler
mehr ansetzen kann, vorausgesetzt, daß man selbst
weniger Augen in den Steinen bat als der Gegner.
In neuerer Zeit sind verschiedene Variationen des D.
entstanden,unter anderm die sogenannte russ. Partie,
bei der die Steine derart aneinander gesetzt werden,
daß die sich berührenden Felder je zweier Steine
zusammen sieben Augen (bei Dominospielen von
0 bis 0) Zählen: Blankpasch, 6/1, 5/2 und 4/3 gelten
hierbei als Pasch und dürfen nach Belieben an jeden
Stein angefetzt werden. Auch vcrfchiedene Glücks-
spiele können mit Dominosteinen an Stelle von
Karten gespielt werden, z. B. Macao (s. d.). über
das Alter des Dominospiels sind sicbere Angaben
noch nicht ermittelt', eine Sage fetzt den Ursprung
in das 6. Jahrh.; es hat sich von Süden uacb Norden,
und zwar erst in der ersten Hälfte des 18. Jahrh,
aus Italien nach Frankreich und dann nach Deutsch-
land verbreitet. D. wird in Italien, Frankreich,
Belgien, weniger in Norddeutschland gespielt.
Domino Hafen, s. Labrador.
volninus (lat.), Herr, Gebieter, Hausherr: im
alten Rom Ehrentitel des Hausherrn (v. ma^oi-)
und des ältesten Sohnes (I). inium-).
V0ININN8 ao IksÄsinptor nostsr (lat.,
"Unser Herr und Erlöser"), die nach diesen Anfangs-
worten benannte Bulle des Papstes Clemens XIV.
vom21. Juli 1773, durch welche er den Jesuiten-
orden aufhob.
Iloininus vodisonln! (lat, "Der Herr sei mit
Euch!"), Gruß des Priesters an das Volt (8aWtHUo
6ooi68ia8ti03,) beim Beginn jeden Teiles der kath.
Messe, worauf die Gemeinde antwortet: Nt cnm
8Z)ii-iw w0 ("und mit Deinem Geiste"). Die Formeln
sind aus Ruth 2,4 und 2 Tim. 4,22 und verdeutscht
auch in den luth. Gottesdienst übergegangen.
Domitia Lepida, f. Domitier. ^
Domitianus, Titus Flavius, röm. Kaifer,
Sohn des Vespasianus und der Flavia Domitilla,
war 24. Okt. 51 n. Chr. in Rom geboren. Seine
Jugend brachte er infolge des frühen Todes feiner
Mutter und der vielfachen Abwesenheit feinem
Vaters von Rom ohne sorgfältige Leitung zu. Als
das Heer des zum Kaiser ausgerufenen Vespasian
gegen Rom heranrückte und der Oheim des D., der
Stadtpräfekt Flavius Sabinus, sich mit D. und
seinen Anhängern vor den anstürmenden Vitellia-
nern auf das Kapitol zurückgezogen hatte, entging
D. nur mit Mühe der Wut der letztern (19. Dez. 69).
Tags 'daraus ader, als die Truppen des Vespasian
die Stadt erobert hatten, wurde D. von den Sol-
daten als Cäsar, d. h. als kaiserl. Prinz begrüßt.
Vespasian hielt D. grundsätzlich von allen wichtigen
Staatsgeschäften fern, wenn er ihm auch mehrmals,
aber nur als leere Form, das Konfulat übertrug,
sodaß D. sich litterar. Studien und poet. Versuchen
widmete. Auf diefe Beschäftigung sah er jedoch spä-
ter mit Verachtung herab. Nach Vespasians Tode
versuchte D., freilich vergeblich, feinen Bruder Titus
zu verdrängen, welcher ihm in feiner Großmut
verzieh und ihn zum Teilnehmer und Nachfolger in
der Herrfchaft ernannte, die er 13. Sept. 81 wirk-
lich antrat, nachdem Titus infolge eines heftigen
Fieberanfalls (oder, wie das Altertum vielfach be-
hauptete, an Gift, das ihm D. gegeben habe) plö'ß-
ich gestorben war.
D.' erste Regierungsjahre sind noch durch keins
jener Verbrechen befleckt, welche die spätern schän-
den. Er verwandte bedeutende Summen auf die
Wiederherstellung öffentlicher Gebäude, erließ eine
Art Amnestie, suchte durch strenge Mahregeln der
Unsittlichleit zu steuern und führte strenge Aufsicht
^ über die Beamten. Als aber der von feinem Vater
^ hinterlassene Schatz durch seine zahlreichen Bauten,
, Spenden an das Volk und die Soldaten, Spiele
i u. dgl. erschöpft war, begann er, teils aus Furcht,
^ teils aus Finanznot, gegen die angesehensten und
vornebmsten Männer des Staates in der grausam-
sten Weise vorzugehen. Die kriegerischen Erfolge,
welche sein Statthalter Gnäus Julius Agricola seit
^ 77 n. Chr. in Britannien errang, machten seine Eifer-
^ sucht rege und veranlaßten ihn, nachdem er selbst
! auf einem kurzen Feldzuge gegen die Chatten (83)
keine Lorbeeren errungen, trotzdem aber 84 n. Chr.
einen glänzenden Triumph gefeiert hatte, Agricola
abzurufen. Von den Markomannen, die er für ihre
^ Weigerung, ihm Hilfstruppen zu fchicken, züchtigen
> wollte, erilitt D. eine schwere Niederlage und von
! dem Oberkönig der Dacier, Decebalus, mußte er
durch Zahlung einer bedeutenden Geldfumme und
! Verpflichtung zu einem jährlichen Tribut den Frie-
. den erkaufen. Dazu kam der 87-88 von Lucius
! Antonius Saturninus, dem Statthalter des obern
Germanien, erregte, aber bald unterdrückte Aufstand,
^ und 92 ein nener Krieg an der mittlern Donau. Be-
sonders feit 93 ist die Regierung des D< nur noch
eine Kette von Willkürlichleiten und Graufamkeiten,
denen die besten Männer des Staates, wie Heren-
nius Senecio, Arulenus Nusticus, Helvidius Pris-
cus u. a. zum Opfer fielen. Seinen Vetter Flavius
Clemens tötete er, seine Nichte Domitilla, dessen
Gattin, verbannte er wegen ihrer "Hinneigung zum
Judentum", wie Dio Cassius erzählt; ohne Zweifel
^ ist aber damit das Christentum gemeint. Als er
- aber auch gegen feine Freigelassenen und Haus-
! diener seine Wut richtete, bildete sich unter diesen
eine Verschwörung, von der auch die beiden Prä-
fekten der Prätorianer und andere hochstehende
Männer und selbst des D. Gemahlin wußten. D.
wurde in seinem Schlafgemach 18. Sept. 96 von
Stephanus ermordet und der Leichnam des Kaisers,
dessen Andenken nach dem Beschlusse des von ihm
besonders gehaßten und geknechteten Senats vertilgt
' werden sollte, von der alten Amme des D., Phyllis,
^ verbrannt. - Vgl. Imhof, Titus Flavius D. Ein
Veitrag zur Geschichte der röm. Kaiserzeit (Halle
1857); Halberstadt, v6 Imperatoi-iä voinitiani
moriduL 6t i'6du8 (Amstcrd. 1877).
Domitier, plebejische Familie in Rom, die na-
mentlich aus zwei durch die Beinamen Aheno-
barbus und Calvinus unterschiedene Linien be-
stand. Aus der Linie der Ahenobarbi ragen hervor: