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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Dorigny; Dorijan; Döring (Heinrich); Döring (Theodor); Dorippe; Doris; Doris (Planetoid)

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Dorigny – Doris

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Dorier'

im europ. Griechenland, in Thessalien und in der Landschaft Doris (s. d.) am Öta zuerst entwickelte und im Peloponnes weiter ausbildete. Den Peloponnes besetzten die D. infolge der sog. Dorischen Wanderung (angeblich um 1104 v. Chr.) unter Führung der Herakliden (s. d.) zum größern Teile (die Landschaften Argolis, Lakonien und Messenien wurden ganz dorisiert). Auch ein Teil der Küste des südl. Kleinasien und der davorgelegenen Inseln (die asiat. Doris) kam in ihren Besitz. Nach einigen Inseln des Ägäischen Meers, wie Melos und Thera, ferner nach Kreta und Cythera waren die D. schon vor der Einwanderung in den Peloponnes von Naupactus aus gelangt. Von Korinth und von Lakonien aus wurden im westl. Hellas, auf Sicilien und in Unteritalien Kolonien gegründet, die bald zu hoher Blüte gelangten; ebenso von den dorisierten Megarern am Bosporus, am Pontus Euxinus und auf Sicilien. Von Thera aus sind dor. Ansiedelungen in der Kyrenaika gegründet worden. Der Staat, in welchem der dor. Volkscharakter nach allen Seiten hin am schroffsten sich ausprägte, war Sparta, dessen gewöhnlich auf Lykurgus zurückgeführte polit. Einrichtungen unter Einwirkung der eigentümlichen militär.-polit. Lage der Spartiaten das Muster einer fast nur auf kriegerische Tüchtigkeit abzielenden, alles Individuelle mit eiserner Konsequenz den Zwecken des Gemeinwesens unterordnenden Verfassung darboten. In neuerer Zeit ist durch von Wilamowitz-Möllendorff («Einleitung in die attische Tragödie», Berl. 1889) die Behauptung aufgestellt worden, die D. seien ursprünglich keine Griechen, sondern Barbaren (Illyrier) gewesen, die erst nach der Unterwerfung griech. Landschaften hellenische Sprache angenommen hätten. – Vgl. K. O. Müller, Die D. (2. Ausg. von Schneidewin, 2 Bde., Bresl. 1844); E. Curtius, Griech. Geschichte, Bd. 1 (6. Aufl., Berl. 1887).

Dorigny (spr.-rinnjih), Nicolas, franz. Kupferstecher, geb. 1657 in Paris, Sohn des Kupferstechers Michael D. (geb. um 1617, gest. 1666), hielt sich mehr als 20 Jahre in Italien auf. Um die Kartons Raffaels zu Hampton-Court zu stechen, ward er 1711 von Georg I. nach England berufen und wegen der bewiesenen Meisterschaft zum Ritter erhoben. Nach seiner Rückkehr nach Frankreich 1724 wurde er 1725 Mitglied der Akademie in Paris und starb daselbst 1746. Seine besten Stiche außer jenen Kartons sind die Verklärung (1709) nach Raffael, die Fabel der Psyche (12 Blätter) nach demselben und die Apotheose der heil. Petronilla nach Guercino.

Dorijan oder Doiran, Stadt im türk. Wilajet und Sandschak Saloniki, östlich vom Fluß Vardar am Dorijan-See, Sitz eines griech. Bischofs, hat über 5000 E., Acker- und Gartenbau sowie Handel mit Getreide und Fischen. In der Nähe Ruinen der alten Stadt Doberos.

Döring, Heinrich, Schriftsteller, geb. 8. Mai 1789 zu Danzig, studierte seit 1814 in Jena Philosophie und Theologie und ließ sich dann als Privatgelehrter daselbst nieder. Er starb 14. Dez. 1862. D. hat sich hauptsächlich als Biograph bekannt gemacht; er schrieb unter anderm die Lebensbeschreibungen von Schiller (Weim. 1822; 2. Aufl. 1832), Herder (ebd. 1823; 2. Aufl. 1829), Klopstock (ebd. 1825), Jean Paul (Lpz. 1832), Bürger (Berl. 1826; 2. Aufl. 1847) u. s. w. Unter seinen histor. Werken ist hervorzuheben: «Die Thüringer Chronik» (2. Aufl., Erfurt 1847). Seine Dichtungen haben geringen Wert. ↔

Döring, Theodor, eigentlich Häring, Schauspieler, geb. 9. Jan. 1803 zu Warschau, wo sein Vater preuß. Salzinspektor war, besuchte das Joachimsthalsche Gymnasium zu Berlin, wurde jedoch durch unglückliche Familienverhältnisse gezwungen, sich dem Handelsfache zuzuwenden. Nachdem er mit Erfolg in der Urania aufgetreten war, widmete er sich gänzlich dem Theater und debütierte bei der Gesellschaft des Direktors Hurray 25. Jan. 1825 als Julius («Armer Poet») in Bromberg. Er begleitete dann die Gesellschaft nach Marienburg, Graudenz, Elbing, Thorn u. s. w. Unter kümmerlichen Verhältnissen kam er 1826 nach Breslau. Hier entwickelte sich sein Talent für komische Rollen, und nach dem Abgange des Komikers Wohlbrück übernahm er dessen Fach mit vielem Glück. Seit 1828 Mitglied des Mainzer Theaters, kam er 1833 nach Mannheim und nach Gastspielen in Karlsruhe und Hamburg an das Stadttheater des letztem Ortes. 1838 wurde er Seydelmanns Nachfolger in Stuttgart; 1843 erhielt er ein Engagement beim Hoftheater in Hannover. Nach Seydelmanns Tode wurde er 1845 dessen Nachfolger an der Berliner Hofbühne, der er bis zu seinem 17. Aug. 1878 erfolgten Tode angehörte. D. besaß eine seltene Schärfe der Auffassung und dabei das biegsamste und überraschendste Nachahmungsvermögen. Lange Zeit waren die humoristischen Charakterrollen: Falstaff, Richter Adam, Malvolio, Elias Krumm, Piepenbrink und Bankier Müller seine bedeutendsten; später spielte er auch die Rollen des Charakterfachs in der Tragödie in wirkungsvoller Weise, so Lear, Shylock, Franz Moor und Nathan. Sein Mephistopheles war der echte Volksteufel, allerdings nicht ganz frei von Karikatur.

Dorippe, s. Krabben.

Doris, der 48. Planetoid.

Doris, die kleinste unter den selbständigen griech. Landschaften, lag im Centrum von Mittelgriechenland, zwischen Malis, Otäa, Lokris und Phokis, umfaßte die südl. Abhänge des Öta, die nordwestlichsten des Parnaß, das von beiden eingeschlossene Thal des Flusses Pindus und das oberste Gebiet des Kephisus. Ursprünglich von Dryopern bewohnt und daher Dryopis genannt, wurde das Land von den Doriern (s. d.), als dieselben bei dem Beginn ihrer Wanderung von Thessalien aus südwärts zogen, besetzt und später von den übrigen Angehörigen des Stammes als ihr eigentliches Mutterland betrachtet. Da das Ländchen wenig fruchtbar und von der Verbindung zur See abgeschnitten war, hatten die dort zurückgebliebenen Einwohner den Spitznamen «die Hungerdorier» (Limodorieis) erhalten. D. hatte vier Städte: Erineos, Kytinion, Boion und Pindos (Akyphas), die, eine Tetrapolis bildend, in den Kämpfen zwischen den Phokern, Ätoliern und Macedoniern wiederholt verwüstet wurden und zur Zeit der röm. Herrschaft zu völliger Unbedeutendheit herabgesunken waren. (Vgl. Lolling, Zur Topographie von D., in den «Mitteilungen des Archäologischen Instituts zu Athen», Bd. 9, 1884.) – Im heutigen Griechenland bildet D. eine Eparchie des Nomos Phthiotis und Phokis, welche wesentlich das im Altertum den ozolischen oder westl. Lokrern gehörige Gebiet umfaßt.

D. hieß auch eine Landschaft im südwestlichsten Kleinasien, ein Teil der Küste von Karien nebst den Inseln Kos, Rhodus, Nisyrus, Kalymna u. s. w., wo die Dorier vom Peloponnes aus Niederlassungen gegründet hatten. Die sechs Hauptstädte Jalysus,

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 448.