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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Dornbirn - Dorner (Isaak August)
der Ausständischen und führte die undisciplinierten,
kaum bewaffneten Scharen auf Cafsel zu. Die Hoff-
nung, daß die Truppen übergehen sollten, erfüllte
sich nicht, und wenige Schüsse genügten, um die
Haufen zu zerstreuen. D. flüchtete nach Böhmen,
wo er in das vom Herzog von Braunschweig ge-
worbene Korps trat, während er zu Cassel als Hoch-
verräter zum Tode verurteilt ward. Er teilte die
Unternehmungen und Schicksale dieses Korps, trat
dann 1812 in rufs. Dienste und machte im Korps
des Grafen Wittgenstein den Krieg gegen Frank-
reich mit. In dem Gefecht bei Lüneburg 2. April
1813 fchlug er den franz. General Morand und be-
lagerte 1814 Diedenhofen. Nach dem Frieden traj.
er als Generalmajor in hannov. Dienste, wurde
später Generallieutenant und der hannov. Gesandt-
schaft zu Petersburg zugeteilt, wo er von 1842
an den Gesandtschaftsposten bekleidete. Er starb
19. März 1850 zu Münster. - Vgl. Lynker, Geschichte
der Insurrektionen wider das westfäl. Gouverne-
ment (Cass. 1857).
Dornbirn, Marktflecken in der österr. Vezirks-
hauptmannschaft Feldkirch in Vorarlberg, in 432 m
Höhe, an der rechtsseitigen Lehne des Rheinthals,
ehe dasselbe an den Bodensee tritt, an der Dorn-
birn er Ach, gegen welche große Schuhbauten auf-
geführt sind und die zugleich die großen Wasserkräfte
für die Fabriken liefert, und an der Linie Bludcnz-
Lindau (Vorarlbergbahn) derOsterr.Staatsbahncn,
hat (1890) 4576, als Gemeinde (Markt, Haselstau-
den, Oberdorf und Hatlerdorf) 10678 E., Post,
Telegraph, Fernsprecheinrichtung, Bezirksgericht
(7 Gemeinden, 23876 E.), Kommunal-Unterreal -
und k. k. Stickereischule; Maschinenfabrik, Eifen-
und Gelbgießerei, Bijouteriewarenfabrik, 5 Baum-
wollspinnereien und mechan. Webereien, 2 Cotton-
druckereien und Mustersennerei nach schwed. System.
Dornburg, Stadt im sachs.-Weimar. Verwal-
tungsbezirk Apolda, 9 Km nordöstlich von Jena,
links an der Saale, an der Linie Großheringen-Saal-
feld der Saal-Eisenbahn (Bahnhof im Thale), auf
einem steilen Felsen (80 m) höchst malerisch gelegen,
hat (1890) 684 meist evang. E., Postagentur, Tele-
graph; drei Schlösser, von denen das nördlichste,
jetzt Sitz einer Forstinspektion, schon zu Ottos I.
Zeiten eine kaiserl. Pfalz war; das mittelste, von
Herzog Ernst August 1724-48 erbaut, dient dem
Großherzog zeitweilig als Sommerresidenz, wäh-
rend das südlichste nach dem Tode Karl Augusts
eine Zeit lang (1828) von Goethe bewohnt wurde.-
D. kommt schon 937 als Stadt vor und die kaiserl.
Pfalz war häusig der Aufenthalt der sächs. Kaiser.
Auch wurden hier von diesen mehrere Reichstage ge-
halten. Nachdem Kaiser Heinrich IV. 1081 D. dem
Grasen Wiprecht von Groitzsch geschenkt hatte, wech-
selte es oft die Besitzer, bis es 1486 an den Kurfür-
sten von Sachsen verkauft wurde. Später gehörte
es der herzogl. Linie von Sachfen-Iena und fiel
1698 an Sachsen-Weimar.
Dornbusch, die Nordfpitze der Insel Hiddensee
nordwestlich von Rügen.
Dorndreher, s. Würger.
Dorneck oder Dornach, Pfarrgemeinde im Be-
zirk Dorneck-Thierstein (s. d.) des schweiz. Kantons
Solothurn im Birsthale unweit der Grenze der
Kantone Basel und Bern, an der Linie Viel-Delsberg-
Vasel (Bahnhof D.-Arlesheim) der Iura-Simplon-
bahn, hat (1888) 1249 E., darunter 123 Evan-
gelische und besteht aus den beiden Dörfern D. und
Dornach-Brugg. Ersteres liegt von Weinbergen
und Kornfeldern umgeben in 334 m Höhe, 8^ Km
füdlich von Basel auf der rechten Thalfeite am Fuße
der Schartenfluh (501 m), eines Iuravorsprunges,
mit der Ruine der alten Burg D. und besitzt eine
große Kirche mit dem Grabmal des berühmten franz.
Mathematikers Maupcrtuis (gest.1759). Dornach-
Brugg, 1^/4 km nordwestlich von D. in 294 m
Höhe an der Birs und der Linie Biel-Dclsbcrg-
Basel der Iura-Simplon-Vahn gelegen, ist Amtssitz
des Bezirks D. und hat ein Kapuzinerkloster, eine
stattliche, 1823 vollendete Steinbrücke mit einer Ne-
pomukstatue und große Chappespinnereien. 1813
riß ein Hochwasser der Virs die alte Brücke und
den an dieselbe gebauten Gefängnisturm weg, wo-
bei 37 Menschen ihren Tod fanden. In einiger Ent-
fernung bei Arlesheim (345 m) a^ waldiger Höhe
das ehemalige fürstbifchöfl. Schloß Virfeck, jetzt
Privatbesitz, mit schönem Park und merkwürdigen
Grotten. Bei D. wurde 22. Juli 1499 das Heer
des Schwäbischen Bundes von den Eidgenossen ge-
schlagen. Die Burg wurde 1798 von den Franzosen
nach kurzer Verteidigung eingenommen, von den
Landleuten eingeäschert und der Amtssitz darauf
nach Dornach-Brugg verlegt.
Dorneck-Thierstein, Bezirk im schweiz. Kanton
Solothurn, hat 177 ykin, (1888) 12 707 E., dar-
unter 530 Evangelische, in 23 Gemeinden. Haupt-
erwerbsquellen der Bewohner sind Land- und Alp-
wirtschaft, Viehzucht, Wein- und Obstbau, Seiden-
weberei und Uchrmacherei. Früher eine Besitzung
der Grafen von Thierstein, kam das Amt im
15. Jahrh, kaufweise an Solothurn, dessen Land-
Vögte bis 1798 auf der Burg D. residierten.
Dorneidechfe,Schleuderschwanz,Hardun
(3t6i1io vulF3.ri8 ^atT-.), eine in Asien, Afrika und
auch imfüdl.Europa(Türkei, griech. Inseln) heimische
Art von Erdagamen (s. Agamen), die meist braun-
gelb gefärbt ist und einen kräftigen, mit Hornstacheln
besetzten Schwanz besitzt. Sie wird gegen 40 cm
lang und klettert auf Mauern u. s. w. äußerst ge-
schickt und flink.
Dorner, Aug. Johannes, prot. Theolog, Sohn
des folgenden, geb. 13. Mai 1846 zu Schiltach (Ba-
den), studierte in Berlin, Göttingen und Tübingen,
wurde 1869 Vikar in Neuhausen ob Eck in Würt-
temberg, im selben Jahre HilfsPrediger verdeut-
schen Gemeinden zu Lyon und Marseille, 1870 Re-
petent in Gdttingen, 1874 Professor und Mitdirek-
tor des Wittenberger Predigerseminars, 1890 ord.
Professor in Königsberg. D. schrieb: "vo Li^onis
pQi1o8op1ii3.u (Berl. 1867), "Augustinus, sein theol.
System und seine religionsphilos. Anschauung"
(ebd. 1873), "über die Principien der Kantischen
Ethik" (Halle 1875), "Zur Erinnerung an den 100jähr.
Geburtstag von F. W. I. von Schelling" (Gotha
1875), "Predigten vom Reiche Gottes" (Berl. 1880),
"Kirche und Reich Gottes" (Gotha 1883), "Dem An-
denken von I. A. Dorner" (edd. 1885), "Das mensch-
liche Erkennen. Grundlinien der Erkenntnistheorie
und Metaphysik" (Berl. 1887): seit 1889 berichtet
D. in Lipsius' "Theol. Jahresbericht" über die dog-
matische Litteratur.
Dorner, Isaak August, prot. Theolog, qeb.
20. Juni 1809 zu Neuhausen ob Eck ln Württem-
berg, studierte zu Tübingen, wurde 4834 Repetent
in Tübingen, 1838 daselbst auherord. Professor,
1839 ord. Professor in Kiel, 1843 Professor und
Konsistorialrat in Königsberg, nahm 1846 an der