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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Dos - Dosierung
Vatikan zu Nom. - Vgl. Friederichs, Der D. des
Polyklet (Berl. 1863).
vo" (frz., spr. do), Rücken; äo3-ü.-(i08 (fpr.
dofadoh), Rücken gegen Rücken, init dem Rücken
gegeneinander gekehrt (Gegensatz: vi8-H-vi3). -
1). ä'kn6 (spr. dahn, " Eselsrücken "), ein spitz zu- i
laufender Gewölbedogen. !
Dos (lat.), Mitgift (s. d. und Ausstattung).
Dös, schwed. Ausdruck für Dolmen (s. d.).
Dosa, ungar. Vauernanführcr, s. Dozfa.
Döfeh (arab., "Treten"), eine merkwürdige Cere-
monie, deren Schauplatz bis 1880 alljährlich am 12. !
des Monats Rabi'al-auwal, als am Geburtstage
Mohammeds (Mölid en-nebi),dcrsog. Esbekijjeplatz
in Kairo war. Die in Ägypten viel verbreiteten und
durch ihre Fähigkeit im Schlangenbändigen be-
rühmten Sa'dija-Derwische halten an diesem Tage
im Gefolge ihres Scheichs eine Prozession. Am Nach- !
mittag erscheint der Scheich unter Vorantragnng der !
Ordensfahnen an der spitze eines langen Zugs von ^
Derwischen zu Pferde auf dein vorgenannten freien !
Platz, wo sich 2-300 junge Männer, dicht aneinan- ^
dergereiht, je ein Kopf zwischen zwei Fußpaarcn ulid !
je ein Fußpaar zwifchen zwei Köpfen, da^ Antlitz ^
nach unten gekehrt, auf den Boden legten und gleich- i
fam ein (^traßenpflastcr bildeten, über wclckes die
ganze Prozession mit dem Scheich zu Pferde hinweg-
ging. Es sollen hierbei keine Verletzungen vorgekom- ^
men sein, was als ein wunderbarer Beweis der Wohl-
gefälligkeit der Feier bei Gott galt. In Kairo wurde
die D., welche von den orthodoxen Theologen immer-
fort Mißbilligung erfuhr, feit 1881 abgcfchafst. -
Vgl. Lane, ^Iknnorg anä ou8win8 oi' tlio modern !
I^7I)tiiin8, Bd. 2 (5. Aufl., Lond. 1871), und die >
bildliche Darstellung der D. in Eber^' "Agvpten in
Bild und Wort" (2. Aufl., Bd. 1, Stuttg.'i879>. >
Dosen (von dem Holland. 6003, doo^s), kleine l
viereckige oder runde Behältnisse, schachtel- odcrbüch- !
senartige Gefäße, die mehr laug und breit als hoch >
sind, durch einen mittels Scharniers befestigten odcr
auch abnehmbaren Deckel geschlossen werden können !
nnd zur Aufbewahrung von allerlei trocknen Sub-
stanzen, wieSchnupf-und Rauchtabak,Zuckeru.f.w.
dienen. Man verfertigt dieselben aus edlen und
unedlen Metallen, Holz, Horn, Glas, Porzellan,
Alabaster, Serpentin, Elfenbein, Schildpatt, Hart-
gummi und mancherlei künstlich erzeugten oder eigen-
tümlich präparierten Materialien. Die Fabrikation
der Schnupftabaksdosen odcrTabaticrcn hatte sicb,
als die Sitte des Schnnpfens in allen Schichten
der Bevölkerung Verbreitung gefunden (während
der letzten Jahrzehnte des 16. und in der ersten
Halste des 17. Jahrh.), zu einem selbständigen In-
dustriezweig entwickelt, ist aber im 19. Jahrh, wieder
merklich zurückgegangen. Tabatieren aus Gold, auch
wohl nüt Perlen und Edelsteinen besetzt, graviert, mit
sein emaillierten Gemälden, sog. Dosenstücken,
geschmückt oder auch mit Spielwerken versehen
(Spieldosen), waren früher ein beliebter Luxus-
artikel, besonders zu Ehrengeschenken. In neuerer
Zeit wird die Herstellung von Tabaksdosen aus
Papiermache (Müllersche oder Stobwassersche D.),
häufig mit in schwarzen Lack eingelegter Perlmutter
verziert, schwunghaft betrieben, und zwar zeichnen
sich hierin in Deutschland die Fabriken von Berlin,
Braunschweig, Freibcrg, Altenburg, Schmolln,
Cnshcim in der Pfalz namentlich durch treffliche
LackicrunA v^d ^nc Maverci aus. Die sog. ru ssi -
schen oder Tuladosen bestehen aus einer Silber-
lomposition, in welche mit Schwefelsilber die in
schwarzer Farbe erscheinende Zeichnung einge-
schmolzen (nielliert) ist. Im Elsaß und in Tirol
werden einfache D. aus Birkenholz, meist von ei-
runder Form verfertigt. Die schottischen D. be-
stehen aus sehr schön lackiertem und mit gegittertem
Muster bemaltem Holz und haben ein eigentüm-
liches bölzernes Scharnier. In England fabriziert
man D. aus hornartig steifem, meist schwarz ge-
beiztem und mit Gold oder Silber verziertem
Leder. In Oberstein an der Nahe werden D. aus
Achat, in Zöblitz im sächs. Erzgebirge solche aus
Serpentin gedreht. Auch hat man östers See-
muscheln von hübscher Form und Färbung zur Her-
stellung von D. verwendet. - Eine große Bedeutung
bat gegenwärtig dnrch die Massenherstellung von
Konserven die Fabrikation luftdichter Blechdosen
(s. Blechbüchsen) gewonnen, wobei die Handarbeit
zum großen Teil durch Maschinenarbeit verdrängt
worden ist. Dabei ist gegenwärtig der Begriff
Dose weniger eng begrenzt als früher, indem man
so auch die mehr cylindrischcn Blcchgcfäße nennt,
in denen Früchte, cngl. Biskuits u. s. w. versendet
und aufbewahrt werden.
Wenn bei mathem. und Physik. Instrumenten
von Dosenform die Rede ist, versteht man dar-
unter die Form einer kreisrunden Dofe mit beson-
ders ausgesetztem Deckel.
Dosenform, s. Dosen.
Dosenlibelle, s. Dosenniveau.
Dosenniveau (spr.-niwoh), Dosenlibelle, ein
ziemlich unvollkommenes Instrument zum annähern-
den Horizontalstellen eines Tisches (Mchtischplatte
u. dgl.), besteht aus einer stachen, kreisrunden Mes-
singbüchse, die oben mit einer im Innern konkav
abgeschliffenen Glasplatte geschlossen ist; die untere
Fläche ist parallel der Tangentialebene, die man sich
im höchsten Punkte an die Kugelfläche der Glas-
platte gelegt denken kann. Das Innere der Büchse
wird init Weingeist oder besser Äther so angefüllt,
daß nur eine llcincLnft-(Dampf-)blase darin bleibt,
welche infolge ihrer Leichtigkeit das Bestreben hat,
stets die höchste Stelle des Raumes einzunehmen.
Äußerlich ist genau konzentrisch mit der Mitte dcr
Glasplatte ein der Größe der Lustblase entsprechen-
der Ring eingesckliffen, eingeätzt oder aufgemalt, mit
welchem die Luftblafe konzentrifch einspielen muß,
sobald die Unterlage horizontal steht. Die Füllung
der Büchse erfolgt durch ein mit einer Schraube ver-
schlossenes Loch im Boden. (S. auch Libelle.)
Dosenschildkröte (I'6rr<ip6U6), eine Gattung
der Landschildkröten (s. 0.) mit hochgewölbteln
Rückcnschild, zwölfplattigem, aus zwei beweg-
lich miteinander verbundenen Stücken bestehendem
Vrustpanzer. Zwischen den Zehen sind Schwimm-
häute. Man kennt 4 Arten, die sich zum Teil im
südl. Nordamerika, zum Teil auf den Sunda-Inseln
bis Neuguinea und in Südchina finden.
Dosenschriftgeber, ein telegr. Stiftautomat,
f. Automatische Telegraphie.
Dosenstücke, s. Dofen.
Dosieren, in der Heilkunde die Arzneigabe be-
stimmen; in dcr Champagnerfabrikation das Zu-
setzen einer Lösung von Zucker in starkem Wein oder
Cognac (s. Schaumweine).
Dosierung des Schießpulvers, das Men-
gungsvcrhältnis der drei Bestandteile desselben
(Salpeter, Kohle, Schwefel), das zwar im allgemei-
nen durch die Stöchiometrie vorgefchrieben ist, aber