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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Dragons; Dragör; Dragsholm; Draguignan; Dragut; Drahem; Draht

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Dragons - Draht

Dragons (frz., spr. -óng), silberne, mit farbiger Seide durchwirkte Achselstücke der höhern Offiziere und der Lieutenants zur See.

Dragör, Ort auf der dän. Insel Amager (s. d.).

Dragsholm, jetzt Adlersborg, Stammgut der Nachkommen Curt Adelaers (s. d.), vorher königl. Schloß im NW. der Insel Seeland, ist bekannt als Staatsgefängnis, wo unter andern auch Bothwell, Maria Stuarts dritter Gemahl, von 1573 bis zu seinem Tode 1578 gefangen saß.

Draguignan (spr. -ginjáng). 1) Arrondissement des franz. Depart. Var, hat 2727,50 qkm, (1891) 81484 E., 62 Gemeinden und zerfällt in die 11 Kantone Aups (303,14 qkm, 4168 E.), Callas (203,38 qkm, 5998 E.), Comps (292,14 qkm, 2565 E.), D. (228,14 qkm, 15250 E.), Fayence (327,96 qkm, 8369 E.), Fréjus (459,18 qkm, 13985 E.), Grimaud (268,51 qkm, 7297 E.), Lorgues (172,55 qkm, 7096 E.), Le Luc (221,43 qkm, 7074 E.), Saint Tropez (162,41 qkm, 5562 E.), Salernes (88,66 qkm, 4120 E.). – 2) Hauptstadt des franz. Depart. Var sowie des Arrondissements D., an der Nartubie, welche in den Argons fließt, in 216 m Höhe, am Fuße des Malmont (656 m) und an der Linie Les Arcs-D. (13 km) der Franz. Mittelmeerbahn sowie an der Dampfstraßenbahn Meyrarques-D.-Grasse, in anmutiger und reicher Gegend, ist Sitz eines Präfekten, eines Gerichtshofs erster Instanz, Assisenhofs, Handels- und Friedensgerichts, einer Ackerbau- und Gewerbekammer, hat (1891) 7965, als Gemeinde 9816 E., Post, Telegraph, ein neues Präfekturgebäude, eine schöne got. Kirche, einen Justizpalast, ein Theater, Hospital, Gefängnis, Kommunal-Collège, eine Hebammenschule, ein Lehrerseminar, eine Bibliothek (15000 Bände), eine Gemälde-, Münz- und Naturaliensammlung, einen botan. Garten mit vielen exotischen Pflanzen, Wein- und Gartenbau; Seidenspinnerei, Seifen-, Öl-, Branntwein-und Lederfabrikation sowie lebhaften Handel mit Wein und Olivenöl.

Dragut oder Thorgu, Bei von Tripolis und bekannter Seeräuber, geboren in einem kleinasiat. Dorfe, diente unter Cheir-eddin (s. d.) von Algier und plünderte und verwüstete seit 1546 die ital. Südküsten. Nachdem er 1551 den Maltesern Tripolis entrissen, wurde er vom Sultan zum Bei dieses Gebietes ernannt. Er landete 1553 auf Corsica und nahm Bastia, verteidigte sodann seine Herrschaft gegen den span. Vicekönig Cerda von Sicilien sowie gegen mehrere afrik. Fürsten. Als er 1565 dem Sultan Suleiman Ⅱ. zur Eroberung von Malta zu Hilfe kam, fiel er 23. Juli bei der Einnahme des Forts St. Elmo.

Drahem, Gewicht in der Türkei u. s. w., s. Dirhem.

Draht, diejenige Form der dehnbaren Metalle, die bei nur geringem Querschnitt eine große, nicht bestimmte Länge besitzt. D. wird hauptsächlich aus Eisen, Stahl, Silber, Gold, Kupfer, Messing, Tombak und Neusilber hergestellt, doch kommen für einzelne Zwecke auch Platin-, Aluminium-, Magnesium-, Zinn-, Zink- und Bleidraht im Handel vor. Meist hat der D. kreisrunden Querschnitt, doch wird auch solcher von flachem, ovalem, dreieckigem, viereckigem, halbrundem, halbmondförmigem, sternförmigem und noch anders gestaltetem Querschnitt erzeugt, der als façonnierter D., Façondraht, Dessin- oder Formdraht bezeichnet wird. Die Stärke des D. ist im allgemeinen eng begrenzt, aber innerhalb dieser Grenzen eine sehr verschiedene. Für gewöhnliche Verbrauchszwecke beträgt dieselbe 0,2 bis 12mm; für besondere Zwecke, wie bei der Herstellung der Gold- und Silbertressen, verwendet man D. von 0,04 bis 0,05 mm. Der D. wird am häufigsten durch Ziehen, stärkerer, besonders Eisendraht, durch Walzen (Walzdraht), Bleidraht (s. d.) sowie Zinndraht durch Pressen hergestellt. Bei allen diesen Bearbeitungsmethoden muß das verwendete Material vorher in eine passende Form gebracht werden, was je nach der Natur desselben durch Gießen, Schmieden, Walzen oder durch Abschneiden schmaler Streifen von gegossenen oder gewalzten Platten geschieht. Die eigentliche Verarbeitung zu D. ist gleichfalls eine verschiedene und durch die Art des betreffenden Materials bedingt.

Der in den technischen Gewerben die ausgedehnteste Anwendung findende Eisendraht, zu dem man nur festes, reines und zähes Stabeisen benutzt, wird bis zu einer Stärke von 3 mm abwärts durch Walzen hergestellt. Die in einem Gestell übereinander befindlichen Walzen sind auf ihrer ganzen Fläche mit eingedrehten Rillen (Kaliber) von stufenweise abnehmender Weite versehen, die bei der Berührung je zweier Walzen aufeinander passen und vermöge ihrer Form einen allmählichen Übergang vom quadratischen durch den ovalen zum runden Querschnitt bilden. Sobald der zu walzende Stab, der weißglühend in das erste etwa 25 mm im Quadrat haltende Kaliber tritt, dieses verläßt, wird er in ein zweites, dann in ein drittes, viertes u. s. w. geführt, worauf er, noch rotglühend aus dem letzten Kaliber kommend, auf einen Haspel gewickelt wird. Nach der Anordnung des Engländers Bedson wird der zu walzende Stab der Reihe nach durch eine Anzahl kleiner, nur je ein Kaliber enthaltende Walzenpaare geleitet, die abwechselnd liegend und stehend gelagert sind, sodaß, da das Kaliber jeden folgenden Paares kleiner ist, der D. in einem einzigen Durchzug auf die gewünschte Dicke gebracht wird. Die Ansammlung des D. zwischen zweien der Walzenpaare wird hierbei dadurch verhindert, daß die aufeinander folgenden Walzen mit derart vermehrter Umfangsgeschwindigkeit rotieren, daß sie alle in gleichen Zeiten auch gleiche Drahtvolumen ausgeben. Aus diesem Walzdraht werden die feinern D. durch Ziehen auf der durch Elementarkraft in Thätigkeit versetzten, in beistehender Figur dargestellten Ziehbank (Leierwerk) hergestellt. Der D. ist hier auf der hölzernen Trommel a aufgewickelt; das eine Ende desselben wird, vorn etwas angespitzt, durch die Löcher des aus einer gehärteten Stahlplatte bestehenden, an der Ziehbank befestigten Zieheisens c geführt und hierauf auf die eiserne Trommel b, die mittels konischer Zahnräder angetrieben wird, aufgewickelt und so durch das Zieheisen gezogen, wobei der Durchmesser der letzten der in abnehmender Größe vorhandenen Öffnungen die Stärke des betreffenden D. bestimmt. Statt der beschriebenen Ziehbank wird, besonders bei stärkerm D., eine sog. Schleppzangenziehbank angewendet, bei der das zugespitzte Drahtende nach dem Ein-

^[Abb.: Ziehbank]