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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Drost; Droste-Hülshoff; Droste zu Vischering; Drot; Drottningholm; Drouais; Drouet

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Drost - Drouet (Jean Baptiste)

Drost, in Niedersachsen ehemals der Verwalter einer Vogtei; in.Hannover seit 1822 Titel der Präsidenten der Regierungsbezirke (Landdrosteien). Der Titel Landdrost wurde für diese Beamten auch nach der Einverleibung Hannovers in die preuß. Monarchie beibehalten, ist aber seit 1885 beseitigt.

Droste-Hülshoff Annette, Elisabeth, Freiin von, Dichterin, Cousine des folgenden, geb. 10. Jan. 1797 auf dem Gute Hülshoff bei Münster, erhielt eine ausgezeichnete wissenschaftliche Bildung. Seit 1826 lernte sie in Koblenz, Köln und Bonn die dortigen ausgezeichneten Männer und Frauen kennen, kehrte aber bald auf das mütterliche Landgut Rüschhaus bei Münster zurück, wo sie den Wissenschaften, der Natur und der Poesie lebte. Wegen zunehmender Kränklichkeit zog sie 1841 auf Schloß Meersburg am Bodensee zu ihrem Schwager von Laßberg. Sie starb daselbst 24. Mai 1848. Es erschienen von ihr «Gedichte» (Münst. 1838; neue Ausg., 3. Aufl., Paderb. 1887), aus ihrem Nachlaß «Das geistliche Jahr nebst einem Anhang religiöser Gedichte» (Stuttg. 1852; neue Ausg., 2. Aufl., Paderb. 1883) und «Letzte Gaben» (Hannov. 1860). Auch als Novellistin hat sie sich versucht («Die Judenbuche»). Ihre «Gesammelten Schriften» wurden von L. Schücking, ihrem Freunde, herausgegeben (3 Bde., Stuttg. 1878‒79). Eine neue Ausgabe besorgte Elisabeth Freiin von D., mit Biographie, Anmerkungen u. s. w. von W. Kreiten (4 Bde., Paderb. 1885‒87). Die formvollendeten Gedichte, frei von jeder Phrase und Rhetorik, offenbaren hervorragende dichterische Kraft und entschiedenen Geist. Namentlich zeichnet die Dichterin sich aus auf dem Gebiete des Stimmungsbildes und der poet. Erzählung; tief wurzelt ihr poet. Wesen in der Natur und dem Volkstum ihres Heimatlandes. In religiöser Beziehung war sie von streng kath. Rechtgläubigkeit. – Vgl. L. Schücking, Annette von D. Ein Lebensbild (2. Aufl., Hannov. 1871); Briefe der Freiin Annette von D., hg. von Schlüter (2. Aufl., Münst. 1880); Claassen, A. E. Freiin von D., Leben und ausgewählte Dichtungen (2. Aufl., Gütersl. 1883); Ch. Hüffer, A. von D. und ihre Werke (Gotha 1886); Landois, A. von D. als Naturforscherin (Paderb. 1890); Jacoby, A. von D. (Hamb. 1890); A. von D. und Levin Schücking, Briefe, hg. von Th. Schücking (Lpz. 1893).

Droste zu Vischering, Clemens August, Freiherr von, Erzbischof von Köln, geb. 22. Jan. 1773 zu Vorhelm bei Münster, wurde daselbst gebildet, 1798 zum Priester geweiht und 1805 zum Kapitelsvikar der Diöcese Münster gewählt; er verwaltete dieses Amt im Sinne des strengsten Ultramontanismus. Das Verbot an die Studierenden seiner Diöcese, die kath.-theol. Fakultät zu Bonn, deren Rechtgläubigkeit er seit Hermes’ (s. d.) Berufung bezweifelte, zu besuchen, und die Forderung, daß das Versprechen der kath. Erziehung sämtlicher Kinder nicht bloß für den Abschluß, sondern sogar für die bloße Proklamation gemischter Ehen Vorbedingung sein müsse, führte zu Verwicklungen mit der Regierung, die ihn veranlaßten, 1820 sein Amt niederzulegen. 1827 wurde er als Titularbischof von Calama Weihbischof seines Bruders Kaspar Max in Münster. Am 1. Dez. 1837 wurde er auf Veranlassung der Regierung zum Erzbischof von Köln gewählt. Sofort machte sich D. mit Eifer an die Unterdrückung des Hermesianismus, dessen päpstl. Verbot er erwirkte. Da D. in der Frage wegen der gemischten Ehen der 1834 zwischen der Regierung und dem damaligen Kölner Erzbischof Spiegel abgeschlossenen und vor seiner Wahl auch von ihm selbst anerkannten Konvention, nach welcher die kath. Kindererziehung nicht gefordert werden solle, entgegenhandelte, wurde er 1837 als wortbrüchig und Aufruhr erregend verhaftet und auf die Festung Minden gebracht, von wo er sich 1839 auf das Drostesche Familiengut Darfeld begeben durfte. Nach der Thronbesteigung Friedrich Wilhelms Ⅳ. wurde D. 1841 unter der ausdrücklichen Erklärung, daß die gegen ihn erhobenen Anklagen unbegründet gewesen seien, aus der Haft entlassen. Auf Wunsch des Papstes verzichtete nun D. 1842 auf die persönliche Verwaltung des Erzbistums und nahm den Bischof von Speier, von Geissel (s. d.), zum Koadjutor mit dem Recht der Nachfolge an. Er starb 19. Okt. 1845 in Münster. Seine kirchenpolit. Ansichten legte er in seiner Schrift «Über den Frieden unter der Kirche und den Staaten» (Münst. 1843; 3. Aufl. 1848) dar. Ferner schrieb er: «Über die Religionsfreiheit der Katholiken» (2. Aufl., ebd. 1838), «Versuch zur Erleichterung des inneren Gebets» (ebd. 1833), «Über die Genossenschaften der Barmherzigen Schwestern» (ebd. 1833; 2. Aufl., ebd. 1838). – Vgl. Görres, Athanasius (Regensb. 1837; 4. Aufl. 1838); Hase, Die beiden Erzbischöfe (Lpz. 1839); Muth, Cl. A. D. zu V., Erzbischof von Köln (Würzb. 1874); Maurenbrecher, Die preuß. Kirchenpolitik und der Kölner Kirchenstreit (Stuttg. 1881).

Drot (Dropt, spr. drott), Nebenfluß der Garonne, entspringt am Capdrot im franz. Depart. Dordogne, durchfließt den Norden des Depart. Lot-et-Garonne, mündet nach 128 km langem Laufe im Depart. Gironde unterhalb der Stadt Gironde. Von Eymet an ist er mittels Schleusen auf 64 km schiffbar.

Drottningholm («Königininsel»), das prachtvollste unter den Lustschlössern der schwed. Könige, in reizender Lage auf der Mälar-Insel Losö, 11 km nordwestlich von Stockholm. D. ward im Auftrage der Königin-Witwe Hedwig Eleonore (gest. 1715) von Nikodemus und Karl Gustav Tessin erbaut; Oskar Ⅰ. ließ bedeutende Ausbesserungen ausführen; Oskar Ⅱ. hat D. zu seiner Sommerresidenz gewählt. Besondere prachtvoll sind die Vorhallen, die Treppen, die Galerie und der Salon der Zeitgenossen des Königs Oskar Ⅰ. Großartige Gartenanlagen im altfranz. Geschmack mit Springbrunnen und Statuen und ein schöner engl. Park stoßen zur Landseite an das Schloß. Im Park ließen König Adolf Friedrich und seine Gemahlin Luise Ulrika das sog. Schloß China und das Dorf Kanton, einige Häuser in chines. Stil, erbauen.

Drouais (spr. drŭäh), Jean Germain, franz. Maler, geb. 25. Nov. 1763 in Paris, lernte bei seinem Vater, dem Bildnismaler François Hubert D. (1727‒75), später bei David, dessen klassicistischer Malweise er folgte, und gewann 1784 den Rom-Preis mit dem Bild: Das Kananäische Weib zu Füßen Christi (im Louvre). Es folgte 1785 der Sterbende Gladiator (gestochen von Monsaldy), und 1786 Marius in Minturnä, der den ausgesandten Mörder durch sein Wort zurückschreckt (im Louvre); endlich als sein letztes Werk: Philoktet. Er starb 13. Febr. 1788 in Rom.

Drouet (spr. drŭeh), Jean Baptiste, franz. Politiker, geb. 8. Jan. 1763, war zuerst Dragoner, dann Postmeister zu St. Menehould. Als solcher erkannte er Ludwig ⅩⅥ. bei dessen Versuche, aus Frankreich zu fliehen, und veranlaßte 21. Juni 1791 zu Varennes