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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Dualistisch-chemische Theorie - Düben
legenheiten sind, wie dies im frühern Deutschen
Bunde bei Österreich und Preußen der Fall war.
Auch die Teilung des Machteinstusses unter zwei
gleich mächtige Einzelteile (Reichshälften oder dgl.)
im Gesamtrerche, wie in der Osterreichisch-Ungari-
schen Monarchie, wird als D. bezeichnet.
Dualistisch-chemische Theorie, s. Dualio-
mus und Elektrochemische Theorie.
Dualla, Negerstamm in Kamerun (s. d.). Über
ihre Sprache vgl. Christaller, Handbuch der Dualla-
Sprache (Bas. 1892); Seidel, Leitfaden zur Erler-
nung der Dualla-Sprache (Berl. 1892).
Duär, s. Dwar.
Duars (arab.), die das Zelt des Anführers um-
gebenden Zeltkreise bei den Nomaden des nördl.
Afrika; größere Lager, z. B. die Smala des Emir
Abd el-Kader, haben zuweilen aus mehr als 1000 D.
bestanden. Die zum Schutze der Grenzen Algeriens
von den Franzosen in kleinen Abteilungen ver-
wendeten Spahis lagern ebenfalls in D. In großen
Lagern umgeben die D. der einzelnen Geschlechter
und Stämme das von den Zelten des Gefolges
unmittelbar umschlossene Zelt des Heerführers.
^)?lb., hinter botan. Namen Abkürzung fürI e an
Etienne Duby (spr.dübih), Anfang des 19.Jahrh.
Pfarrer in Genf; er schrieb u. a.: "Nsinoile 8nr 1^
tamiiie ä68 piimulao663" (Genf 1844).
Duban (fpr. dübang), Jacques Mix, franz.
Architekt, geb. 14. Okt. 1797 in Paris, besuchte
die Kunstschule und studierte 1824-29 in Italien
eifrig die Werke der Antike und der Renaissance.
Nach Paris zurückgekehrt, wurde er 1834 mit dem
Ausbau der Ncols ä68 I)63.ux artä beauftragt. D.
leitete 1845 die Wiederherstellung der Schlösser Bloi^
und Dampierre. Infolgedessen wurde er zum Archi-
tekten des Louvre ernannt. Auch hier fand die fein
empfundene und meisterhaste Art, mit welcher er die
Facade des alten Flügels auf der Fluhseite und das
Innere der Apollogalerie dem ursprünglichen Zu-
stande entsprechend ausbildete und die unvollendet
gebliebenen Teile vervollständigte, allgemeine An-
erkennung. D. starb 20. Dez. 1870 in Bordeaux.
Dnbarry (spr. dü>), Marie Ieanne Bscu, Gräfin,
Geliebte Ludwigs XV. von Frankreich, geb. als
Tochter des Steuerbeamten Vaubernier 19. Aug.
1743 (nicht 1746) zu Vaucouleurs, kam, nachdem
sie unter dem Namen einer Mademoiselle Lange bei
einer Modehändlerin gearbeitet hatte, als Freuden-
mädchen zu der berüchtigten Gourdon. Graf Jean
D., in dessen Hause sich vornehme Spieler versam-
melten, nahm sie zu sich, um mit ihrer Schönheit
zu spekulieren; durch ihn lernte sie der königl.
Kammerdiener Lebel kennen, der sie dem fast 60jäh-
rigen König zuführte. Ludwig XV. war bald so
^eyr von ihr gefesselt, daß er sie bei sich behielt,
chre Vermählung mit dem unschädlichen Bruder
des Grafen bewirkte und sie 1769 sogar bei Hofe
einführte. In die eigentlichen Regierungsangelegen-
heiten mischte sich die D. nicht, weil sie zu unge-
bildet und zu träge war, aber die der Politik des
Ministers Choiseul feindselige Hof- und Priester-
partei gebrauchte den persönlichen Einfluß der D.
zur Durchführung ihrer Intriguen gegen diesen.
Choiseul erhielt den Abschied (1770), und die D.
brachte den Herzog von Aiguillon ans Ruder.
Nach dem Tode Ludwigs XV. 1774 wurde sie ver-
haftet und nach einem Kloster bei Meaux gebracht;
doch durfte sie sehr bald in ihr Schloß Luciennes bei
Marly zurückkehren, wo sie mit großem Glanz lebte.
In der ersten Zeit der Revolution ließ man sie un-
gestört, dann aber ließ Robespierre sie wegen ihrer
aristokratischen Beziehungen vor Gericht stellsn und
8. Dez. 1793 guillotinieren. - Vgl. de Goncourt, 1.3.
I)nZari-v(Par. 1878); Vatel, lliztoii-s äsNHäamk
Iw Lai-i-7 (3 Bde., ebd. 1882-83).
Dubbeln, Dorf im Kreis Riga des russ. Gou-
vernements Livland, 24 Km westlich von Riga, am
Rigaischen Meerbusen und an der Tukkumschen
Eisenbahn (Riga-Tukkum), besteht aus kleinen Häu-
sern und Villen und ist nebst den in der Nähe liegen-
den Landsitzen Majorenhof, Karlsbad, Bilderlings-
hos u. a. ein vielbesuchter Badeort.
Dubbeltje (d. i. Doppelter), in den Niederlanden
im Kleinverkehr der Geldbetrag von 10 Cents oder
'/iu Fl., wie früher (bis 1816) der gleichbedeutende
von 2 Stübern (daher der Name), für welchen letz-
tern eine Silberscheidemünze vorhanden war, wie es
seitdem eine solche von 10 Cents giebt. Da die Nie-
derlande (wie das Deutsche Reich) thalftchVich Gold-
währung haben, so kann man das D. auch als ein
Hundertel des 10-Gulden-Stückes (des sog. Tientje)
berechnen. Dann ist es ^ 16,874 Pf. (S.auchStüber.)
Dübel (Dippel,Dibbel, Döbel), auch Dol-
len, Bezeichnung für cylindrische oder wenig ver-
jüngt zugeschnitzte Holzpflöcke, welche in eine, in die
Mauer oder überhaupt in Stein gemeißelte Ver-
tiesung zu dem Zwecke eingetrieben werden, um
Bildernägel, Spiegelhaken, Bankeisen oder Schrau-
ben u. s. w. besser daran zu befestigen. Sie kommen
ferner bei verschiedenen Arten des Holzverbandes
ss. d.) vor. Auch eiserne kurze Bolzen, die zum Ver-
setzen von Steinen, z. B. den got. Fensterpfosten,
Maßwerk u. s. w. dienen, werden so genannt. Man
pflegt sie zur bessern Befestigung mit dem Steine
aufzuhauen und mit Gips, Cement, Blei u. s. w. zu
vergießen, wohl auch zur Vermeidung des Röstens
zu verzinken oder zu verzinnen.
Dübeleisen, Vorrichtung zur Herstellung höl-
zerner Dübel (s. d.), besteht aus einem in einem
Holzklotz befestigten Eisen, auf dessen oberm Quer-
stück mehrere scharfrandige Hohlcylinder mit auf-
wärts stehender Schneide angebracht sind. Das
rauh zugehauene Holzstück wird auf einen der
Schneidcylinder aufgesetzt und durchgetrieben. In-
dem die scharfe Kante des Werkzeugs ringsum alles
dieselbe überragende Holz vollständig hinwegnimmt,
erhalten die unten herausfallenden Stifte eine voll-
kommen runde und cylindrische Form.
Düben, Stadt im Kreis Bitterfeld des preuß.
Reg.-Bez. Merscburg, 15 km von Eilenburg, an
der Mulde, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht
Torgau) und Steueramtes, hat (1890) 3048 (1468
männl., 1580 weibl.) E., darunter 37 Katholiken,
Post zweiter Klasse, Telegraph; Stadtkirche, altes
Schloß, Rathaus, großen Swdtyark, Bürgerschule,
tath. Privatschule-, Alaunwerk vor der Stadt, Korb-
macherei, Schuhmacherei, Fabrikation von Leder
nnd landwirtschaftlichen Maschinen, 5 Mahl- und
Schneidemühlen, 1 Mahl- und Ölmühle, 3 Schiff-
mühlen, Holzhandel und Vichmärkte. Die Um-
gebung des Ortes ist reich an schönen Waldpartien.
Etwa 4kui entfernt im Kirchenforst der sog. Gesund-
brunnen, eine stark eisenhaltige Quelle. In der
nahen Dübener Heide mehrere Hammer- und
Hüttenwerke, Papiermühle u. s. w. - D., schon
981 erwähnt, war ehemals Sitz von Burggrafen.
Hier schloß 4. Sept. 1631 Gustav Adolf das Bünd-
nis mit Kurfürst Johann Georg I. von Sachsen.