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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Duma (Volkslied) - Dumas (Alexandre, der Ältere)
Sachen entschied, ohne sie überhaupt in die Bojaren-
duma bringen zu lassen. Die D. bestand bis in die
Zeit Peters d. Gr., der ihren kollegialen Cha-
rakter beseitigte. Seit 1707 wird sie nicht mehr er-
wähnt. An ihrer Stelle wurde später der Senat
(s. d.) errichtet. Die Landestage (26M8KH Lodoi-)
des moskauischcn Zartums wurden als 26M8ka.ja
äuma bezeichnet. Später kam das Wort außer Ge-
brauch. In der russ. Städtcordnung von 1870 wird
D. zur Bezeichnung der Stadtverordnetenversamm-
lung gebraucht. (^. 601-06.)
Duma, Dumka (russ.), Bezeichnung für eine
Art kleinruss. Volkslieder, meist epischen, aber auch
lyrischen Inhalts, mit verschiedenartigem Versmaß.
Sie werden von den Kobsaren oder Vandurislcn
unter Begleitung der Kobsa und Vandura (s. d.)
gesungen. Den Hauptinhalt bilden die Kämpfe der
Kosaken mit den Türken und Tataren (16. und
17. Jahrh.), später auch die mit den Lcchen (Polen).
In neuerer Zeit wird der Name D. auch zuweilen
sür Kunstdichtungen und in der Musik angewendet.
Dumanoir (spr.dümanöahr), PhilippeFrancois
Pincl, franz. Dramatiker, geb. 31. Juli 1806'aus
Guadeloupe, wurde in Paris erzogen und studierte
die Rechte, wandte sich aber bald der dramat. Schrift-
stellerei zu. Er schrieb teils allein, teils in Gemein-
schaft mit andern Autoren gegen 200 Stücke, von
denen hervorzuheben sind: "1.3. M3,rhui86 ä" Kretin-
tailis" (1835), "1.68 pi'6mi6r68 3rm68 äe I^iciieliLii"
^1839), <d.'6col6 äo8 a^noaux" (1855), "1^6 camp
ä63 d0ui'F60i863" (1855), "1^68 k6mm68 t6ri-idi68"
(1858), "1.9. mai30u 8au8 6nl3ut8" (1863). D. starb
16. Nov. 1865 in Pau. Viele seiner Vaudevillcs sind
eigens für die Schauspielerin De'jazet geschrieben.
Dumas (spr. dümah), Alexandre, der Altere
sv. pei-6), franz. Bühnendichter und Nomanschrift-
steller, Sohn des Generals Alexandre Davy D.,
geb. 24. Juli 1803 zu Villers-Cotterets in der
Picardie, wurde von seiner verwitweten Mutter er-
zogen, erhielt aber einen nur dürftigen Unterricht.
Nachdem er einige Zeit Schreiber bei einem Notar
gewesen, ging er 1823 nach Paris, wo ihm der
General Foy, Freund und Waffengefährte feines
Vaters, eine Kopistcnstclle auf dem Sekretariat des
Herzogs von Orle'ans (Ludwig Philipp) verschaffte.
1826 veröffentlichte er einen Band Novellen und
schrieb mit einigen andern zusammen ein Vaude-
ville, das an der Porte St. Martin mit Erfolg
aufgeführt wurde. Nun versuchte er sich im höhcrn
dramat. Genre und ließ 1829 auf dem 11i6Ätr6
fi-Hu^ai3 fein histor. Drama "Heini III 6t 83. cour"
aufführen. Diefes Stück ward als ein gelungenes
Werk der neuen romantischen Schule betrachtet
und machte großes Auffehen. Der junge Dichter
wurde vom Herzog von Orle'ans, dcr der ersten
Vorstellung (11. Febr. 1829) beigewohnt hatte,
schon am andern Tage zum Bibliothekar ernannt.
Nach dcr Iulirevolution stieg sein littcrar. Ruf
mehr und mehr durch verschiedene, schnell aufein-
ander folgende Dramen: "01iari68V11 c1i62 863
ßrau(i3 va83imx" (1831), "^apolöon L0u^3,rt6"
(1831), "Niciiarä vai'iinFtou" (mit Vcudin und
Goubaux, 1831), "^0117" (1831), "^61-683," (1832)
und "^u^ölL" (1833). Diese Werke waren dcr erste
glänzende Aufschwung dcr romantischen Dramatik
und übten durch die excentrische Darstellung und
leidenschaftliche Sprache eine mächtige Wirkung
aus. Die nachfolgenden Dramen: "(Ü3tk6i-iii6 llo-
^Hlä" (1834), "V011 ^uau ä6 N3.r2.i1a" (1836), "?a.ul
^0Q68N (1838), worin Schrecken und Entsetzen er-
regende Situationen noch mehr gehäuft waren,
fanden weniger Beifall. Glücklicher war D. mit
einer Reihe von Komödien, von denen sich "HIaä6-
M0i86il6 ä6 L6ii6-l8i6') (1839), "Hu inai'1336 80U3
I.0U13 XV') (1841) und "1.68 ä6inoi86ii68 ä6 33.111t-
(^r" (1843) als Stücke von wirklich bleibendem
Werte aus der Bühne erhielten. Ncbcn dicfer großen
Produktivität auf dramat. Gebiete erwarb sich D.
zugleich in andern Littcraturgattungen eine her-
vorragende Stelle unter den Schriftstellern seiner
Nation. Er schrieb Romane, Novellen, Memoiren,
Rcisebilder, Sittengemälde, Skizzen u. s. w., die er
meist als Feuilletons in dcn gclcscnstcn Tagcsblät-
tern erscheinen lieft und die alle ungcmein gefielen.
Aus der großen Menge derfelben sind besonders
hervorzuheben: "1.68 troi8 ni0u8hU6t3ii'68" (8 Bde.,
Par. 1844), "Vinxt 3^8 3i)lö8" (10 Bde., ebd. 1845),
"1.6 vicomw ä6 ZraF6i0ii!i6" (26 Bde., e^d. 1848-
50), die als Fortsetzungen des ersten gelten sollten, "1.6
"0mt6 ä6 N0ut6-Oi8t0" (12 Bde., ebd. 1844-45)
und "I^a, I-61U6 Nai'^ot') (6 Bde., ebd. 1845). Außer-
dem: "I.6c1i6va1i6i'ä6^Ilu3()ii'Il0UF6" (6 Bde., ebd.
1846), "1.3. äam6 ä6 ^I0iit80r6an" (8 Bde., ebd.
1846), "I.a, Ü636neo" (2 Bde., ebd. 1849) u. a.
Im I. 1846 begleitete D. als Historiograph den
Herzog von Montpcnsicr auf dessen Heiratsreise nach
Spanien, von wo aus er auch die Nordküste Afrikas
besuchte. Nach seiner Rückkehr eröffnete er ein eigenes
Theater (^Ii6kti-61ii8toi'iciu6) zur Aufführung feiner
Stücke. Er arbeitete seine berühmtesten Romane zu
Schauspielen um und brachte dieselben mit großem
Erfolge zur Aufführung, doch nötigte ihn dieFebruar-
rcvolution, sein Thcaterunternehmcn aufzugeben.
Da auch zwei Zeitungen, mit denen er in der da-
maligen Zcitlage eine einflußreiche Rolle zu spielen
hosste, mißglückten, mußte er 1852 aus finanziellen
Rücksichten eine Zuflucht in Belgien fuchen. Nach
feiner Rückkehr nach Paris gab er 1853 nachein-
ander wieder die Journale "Nou8(iu6t3ii'6" (1853)
und "Nout^li^o" (1857) heraus, die jedoch beide
nur kurze Zeit bestanden. Später beteiligte er sich
an Garibaldis Fcldzügen in Sicilien und Neapel,
die er in "1.68 63i-id3läi6n8" (1861) beschrieb, und
war 1860 einige Monate Direktor der Museen zu
Neapel. Nach kurzer Zeit erschien er wieder in
Paris, wo er aufs neue an die Spitze eines Theater-
unternchmens, des 6i-auä tiMti^ pari^n in der
Vorstadt St. Antoine, trat.
D.' spätere Erzeugnisse übten nicht mehr dieselbe
Anziehungskraft aus wie feine frühern. Nach seinen
eigenen Eingeständnissen hat er einen großen Teil
der unter seinem Namen veröffentlichten Schriften
gar nicht felbst verfaßt, sondern nur konzipiert und
zugeschnitten. Abcr auch hier ist die Gcschicklichkeit
anzuerkennen, womit er den Materialien, welche
ihm von allen Seiten zugetragen wurden, oder
die er sich, vielleicht nicht immer auf gewissenhafte
Weise, aneignete, den Stempel seiner Eigentümlich-
keit aufzudrücken wußte. Als seine Bühnenstücke
keinen Erfolg mehr hatten, begann D. im Theater
St. Germain öffentliche Vorlesungen zu halten, die
jedoch bald verboten wurden. Seit 1865 setzte er
dieselben im Auslande fort- er besuchte Wien, Pest
und Venedig; doch scheiterten seine Vorträge an der
Gleichgültigkeit des Publikums. Mißmutig kehrte
er nach Frankreich zurück. Seine beiden letzten Er-
zählungen: "IIi8t0ii-6 ä6 M68 döt68" (Par. 1867)
und "^a.ll0U 0U 13. 3U6I-I-6 ä68 f6MM68" (ebd. 1867)