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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Dumas (Alexandre, der Jüngere) - Dumas (Jean Baptiste)
fanden nur geringen Beifall und nun wandte D. der
Litteratur den Nucken. Er gründete eine Saucen-
fabrik, hatte aber auch hier kein Glück; er wurde
leidend und starb 5. Dez. 1870 während der Be-
lagerung von Paris im Dörfchen Puys bei Dicppe.
Sein Denkmal (Statue von Gustav Tore') wurde
4. Nov. 1883 auf dem Platze Malesherbes in Paris,
ein anderes (von Caricr-Belleuse) 25. Mai 1885 zu
Villers-Cotterets enthüllt.
Von D.s Werken existieren mehrere Gesamtaus-
gaben, so eine in 300 Bänden und eine illustrierte
Ausgabe in 50 Bänden; eine besondere Ausgabe
von seinen dramat. Stücken erschien u. d. T.:
"Ik6äti-6 cl'^i6xauäi'6 D. p6i-6" (15 Bde., Par.
1864 fg.). - Vgl. A. Dumas, ^163 M6in0ir68
(22 Bde., 1852-54; neue Ausgabe in 10 Bänden);
Fitzgerald, ^1i6 liks and 3(1v6nNii'68 ok ^.lexHuäer
v. (2 Bde., Lond. 1872); Glinel, ^. v. 6t Lon
wuvi'6 (Reims 1884); Vlaze dc Vury, ^. v. 83.
vi<3, 80U t6MP8, 80Q WUVI-6 (Par. 1885).
Dumas (spr. dümah), Alexandre, der Jüngere
(v. üi8), franz. Roman- und Bühnendichter, Sohn
des vorigen, geb. 28. Juli 1824 zu Paris, begann
als Siebzehnjähriger seine litterar. Laufbahn mit
dem Band Gedichte: "1^68 peckoZ äo Min6836".
Er begleitete dann seinen Vater nach Spanien und
Nordafrika und veröffentlichte nach der Rückkehr
einen Roman in dessen Manier: "^v6utni-63 (16
huati'6 l6inm68 6t d'uii p6rrohU6t" (6 Bde., Par.
1846-47), der wenig Beachtung fand. Hieraus
warf er sich auf die Darstellung der zweifelhaften
Sitten und Charaktere des Pariser Genußlebens
und schilderte diese Welt mit scharfer Beobachtungs-
gabe in leichtem, gefälligem Stile, indem er zugleich
schon mit gewandter Dialektik die wahre Moral ge-
gen die großstädtische Verdcrbthcit und den Eiltcn-
codex der Gesellschaft in Schutz nahm. Solche Ro-
mane von ihm sind: "1^3. dam6 aux camöliaä"
(2 Bde., 1848), "1^6 i'0in3.n ä'nii6 l6mm6" (4 Bde.,
1848), "I)iau6 66 I.73" (3 Bde., 1851), "1^3. doit6
ä'a.rA6nt" (1855), "1^3. vi6 3. vin^t 3.123" (1856), die
seinen Ruf zugleich in Frankreich und im Auslande
begründeten. Den größten Erfolg hatte "1^3, clam6
aux cHM6iia.8", worin in der wenig idealisierten Ge-
schichte einer an der Schwindsucht gestorbenen Dirne
das Problem der Rettung einer Verlorenen durch
die Macht reiner Liebe mit rührendem Effekt be-
handelt wurde. D. bearbeitete den Stoff auch als
Drama unter gleichem Titel und wußte auch hier
dauernd das empfindsame Interesse nicht allein des
Pariser Publikums zu erregen. Auch in den erfolg-
reichen Dramen "I)ian6 äo I^'8" (1853) und "1^6
ä6ini-monä6" (1855) sind gefallene Frauen die
Heldinnen. Die folgenden Stücke: "1^3. HU63tioii
l1'arF6nt" (1857), "1.6 iii8 ii3wi'6i" (1858), "Uu
5>6r6 i)i'oäjFU6" (1859) fanden gleichfalls beifällige
Aufnahme; das einzige von allen seinen Stücken,
das gänzlich durchficl, war "I/ami des to!N!Q68"
(1864). Sodannsolcztcn: "I^6 8up^1ic6d'viu6l6inin6"
(1865; gemeinschaftlich mit E. de Girardin), "1^68
iä668 ä6 NkäHIN6 ^1il)1'3.^" (1867), "1^6 Ü1i61i1
ä6 loinpi^lllrc" (1869), "Uns vi8it6 ä6 110068"
(1871), "I^a?I-illc6886 0601'363" (1872), "1.3. f6MI116
äs 0l3ucl6" (1873), "^I0ii8i6ur Xl^1i0N36') (1873),
"I^'6ti'anF6i'6" (1876), "1^63 1)3,iiicii6i?" (1876; ge-
meinschaftlich mit dem Russen Corvin und unter
dem Pseudonym Pierre Ncwski erschienen), "1.3.
c0int6336 IlomHui" (1876; gemeinschaftlich mit
G. Fould und unter dem Namen Gustave de
Ialin erschienen), ""I086PI1 Val^inon (1878; aus
dem Roman D.' des Altern ausgezogen und unter
dessen Namen veröffentlicht). Von den letzten Stücken
wurde "I)6ui86" (1885) abgelehnt, während "^i-a,n-
cillon" (1887) trotz seiner Parodoxien enthusiastische
Aufnahme fand.
Als dramat. Dichter hat D. einen eigentümlichen
Entwicklungsgang durchgemacht und Werke von
sehr verschiedener Beschaffenheit hervorgebracht. Die
Stücke aus seiner ersten Zeit (1852 - 59) bewirkten
eine rasche und entscheidende Umwandlung der franz.
Bühne und erzeugten den seitdem darauf herrschend
gebliebenen Realismus, der Stoffe der Gegenwart
behandelt und ihre Sprache redet. "1^6 (I6mi'inoiiä6"
ist unstreitig sein bestes Lustspiel, da es ohne auf-
dringliche Tendenz und dem wirklichen Leben ab-
gelauscht ist. Auch in seinen spätern Werken, wie "I^H
V13it6 ä6 U0C68", "1.3. ?1'iiic6886 6601^63" u. s. w., in
dcncn die tendenziöse Färbung schon schärfer hervor-
tritt, zeigt sich noch ein fleißiges Studium der Wirk-
lichkeit und die eigentümliche Schärfe der Beobach-
tung, welche die Stücke seiner frühern Zeit auszeich-
net, in denen zwar auch schon das Recht gefallener
Frauen auf die Achtung und Sympathie der Män-
ner, das Wünschenswerte der Ehescheidung und an-
dere Lieblingsideen des Dichters zur Sprache kom-
men, aber auf eine Art, die man sich gefallen lassen
kann, weil dieselben in einer lebendigen und natür-
lichen Handlung vorgeführt werden. Den Tendcnz-
stücken seiner dritten Periode fehlt es dagegen an
wirklichem Leben; alles darin ist falsch oder schief:
Situationen, Cbaraktere, Sprache und Leidenschaf-
ten. D. wähnt sich berufen, die Gesellschaft zu bessern
und umzugestalten, und seine Stücke sind dazu be-
stimmt, seinen Neformideen und socialen Hypothesen
Ausdruck zu verleihen. Für diese trat er auch ein in
dem Roman "I^'3,n"3,ir6 (^I6in6uc63.u" (1866; auch als
Drama bearbeitet 1890) und einer Reihe von Bro-
schüren: "ÜQ6 I6tti'6" UNd "^0UV6il68 I6ttr68 8U1'
168 cli0868 äu^OUI'", "I^'1i0ININ6't6MIN6", "^U6'l3,!",
"1^68 k6MM68 HUI tU6Ut 6t 168 56INM68 (M VOWllt"
(1872-80) und in der Streitschrift "I^a ciu68tioii äu>
äivm'06" (1880). In der Ausgabe seines "'Iii^tro
compl6t" (7 Bde., Par. 1868-92) ist jedes seiner
Stücke mit einer Vorrede eingeleitet. D. wurde
1875 in die Französische Akademie aufgenommen. -
Vgl. Lacour, ^013 tk6ü.tr68 (Par. 1880).
Dumas (spr. dümah), Alexandre Davy, franz. Ge-
neral, geb. 25. März 1762 auf Santo Domingo, war
der natürliche Sohn des Marquis Pailletcrie und
einer Negerin, trat 1786 als Husar in die franz..
Armee, wurde schon 1793 Divisionsgeneral und
übernahm den Befehl über die Alpenarmee, mit der-
er bis an den Mont-Cenis vordrang. Im Oktober'
desselben Jahres mußte er den Oberbefehl in der
Vende'e übernehmen, wo ihn seine Mäßigung bei der
Regierung in Ungunst brachte. Seit 1795 kämpfte
er in Italien, ging dann unter Ioubcrt nach Tirol
und machte 1798 die Expedition nach Ägypten mit.
Auf dem Rückwege an die Küste Untcritalicns ver-
schlagen, ward er von der neapolit. Negierung län-
gere Zeit in einem feucktcn Kerker unter Mißband-
lungcn gefangen gehalten, sodah er sür den Dienst
untauglich wurde. Er starb 26. Febr. 1806 in
Villcrs-Cotterets.
Dumas (spr. dümah), Jean Vaptiste, franz. Che-
miker, ged. 15. Juli 1800 zu Alais, studierte in
Genf und Paris Chemie, wurde 1823 Repetent an
der Polytechnischen Schule in Paris, hierauf Pro--