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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Dünaburg - Dünamünde
von 915 Km schissbar; aber im Mittel- und Unter-
laufe ist die Schiffahrt wegen der Klippen, Strudel
und Sandbänke gefährlich. Seeschiffe können nur
bis Riga stromaufwärts gelangen. Dampfer ver-
kehren nur zwischen Dünaburg und Kreuzburg, so-
wie von Rommel bis zur Mündung. Hingegen ist
bei Zockwasser der Verkehr ein überaus lebhafter
und der Strom mit Flößen bedeckt. 1889 besuhren
die D. 1410 Schisse und 11112 Flöße mit 2,88 Mill.
Pud Fracht im Werte von 1,8 Mill. Rubel. Bei
Dünaburg ist die D. 246, bei Riga 244 Tage eis-
frei. Die D. nimmt links die Mcsha mit der Obscha,
Kasplja, Ulla und Dißna, rechts den Ewst und Ogor
auf. Durch den Veresinakanal ist sie mittels der
Ulla mit dem Dnjepr verbunden. - Vgl. (^apunow,
Die westl. Dwina (russisch, Witebsk 1893).
Dünaburg, jetzt amtlich D^vinsic. 1) Kreis im
nordwestl. Teil des russ. Gouvernements Witebsk,
eine von Sümpfen durchfchnittene Ebene, im S.
und W. von der Düna begrenzt, hat 4535,2 qkm,
214603 E., darunter zwei Drittel Katholiken,
74 Proz. Letten, 14 Proz. Weißrussen, 12 Proz.
Polen; Ackerbau, Hanf- und Flachsbau. - 2) Kreis-
stadt im Kreis D. und Festung ersten Ranges,
260 kni nordwestlich von Witebsk, am See Schtschun
und rechts der Düna, Kreuzungspunkt der Eisenbah-
nen Petersburg-Warschau, Riga-Witebsk, Libau-
Radschiwilischki-Kalkuhnen-D., besteht aus vier
Teilen: der Festung, der großen Neuen Vorstadt,
der Alten Vorstadt und dem Flecken Griwa auf dem
Glacis der Vrückenbefestigung jenseits der Düna,
ist Sitz der Kommandos der 25. Infanteriedivision
sowie der beiden Brigaden derselben und hat (1885)
69033 E., darunter 42 Proz. Israeliten, in Garni-
son die 25. Fcldartillcriebrigade, zwei Bataillone
^estungsartillcrie, 1. Mörser - Artillerieregiment
sowie das 97. bis 100. Infanterieregiment; je
2 russ., kath. und prot. Kirchen, Synagoge und
22 israel. Vetschulen, Realschule, Progymnasium
für Mädchen; Eisenbahnwagen-, Tabakfabrik,
7 Branntweinbrennereien, 5 Bierbrauereien, be-
deutenden Handel und Schiffahrt auf der Düna.
Die Festung ist wichtig als Sperrpunkt mehrerer
Eisenbahnen und als Depotplatz; hier lagert ein
großer Teil des russ. Velagerungsparkes. Auf der
einen Seite wird der Platz durch die 200 in breite
Düna, auf der andern durch ausgedehnte, jedoch
nickt überall ungangbare Sümpfe gedeckt. Eine
Eisenbahn- und Schiffbrücke vermittelt den Ufer-
wechsel innerhalb der Werke. Die eigentliche Festung
liegt auf dem rechten Ufer und besteht aus einem
geschlossenen Hauptwall mit mehrern vorgeschobe-
nen Werken; auf dem linken Ufer liegt ein ziem-
lich starker Brückenkopf, der aus mehrern zu selb-
ständiger Verteidigung eingerichteten Werken besteht.
An der Erweiterung der Festung wird gearbeitet.
D. wurde 1278 von dem livländ. Ritterorden
angelegt, kam 1561 an Polen und wurde die Haupt-
stadt der sog. infländischen Woiwodschaft. 1557
kam es zeitweilig und 1772 ganz an die Nufsen.
Die Festung wurde 1582 von Stephan Vathory
gegründet, 1625 von den Schweden, 1656 von den
Russen zeitweilig besetzt. Die Franzosen unter Oudi-
not bestürmten 13. und 14. Juli 1812 vergeblich
den Brückenkopf. Am 31. Juli wurde D. von den
Preußen und Franzosen unter Macdonald besetzt.
Dunaföldvär (d. i. Donau-Erdfestung), Groß-
Gemeinde und Hauptort des Stuhlbezirks D. l54 742
E.) im ungar. Komitat Tolna, rechts von der Donau,
Sitz eines Bezirksgerichts und eineö Stuhlrichter-
amtes sowie Dampferstation, hat (1890) 12 364
kath. magyar. E. (127 Deutsche), darunter 225
evang. - augsburg. Bekenntnisses, 283 Reformierte
und 627 Israeliten, Post, Telegraph; Ackerbau,
Obst- und Weinbau, Fischerei, besonders Störfang,
und viel Gewerbe, namentlich Töpferei, sowie leb-
hasten Handel mit Brettern und Bauholz.
Dunajec (spr. -jetz), Donajec, rechter Nebenfluß
der Weichsel, entspringt am Nordabhang der Tatra
aus zwei Quellbächen, dem Schwarzen (Czarny)
und Weißen (Bialy) D., die bei Neumarkt (571 m)
am Südrande der westgaliz. Karpaten zusammen-
fließen. Nach einem gewundenen Laufe, in welchem
er in einem schönen und wilden Defile' auf der Strecke
Sromowce - Szczawnica den Kalkgebirgszug "die
Pieninen" durchbricht und der zweimal von O.
nach N. abbiegt, erreicht der Fluh die öfterr.-russ.
Grenze und ergießt sich nach einenv Löv^e von
208 km gegenüber von Opatowec in die Weichsel.
Sein Wasser ist reihend und fischreich. Er nimmt
rechts unterhalb Alt-Sandec s290 m) den Poprad
und bei Tarnow (225 m) die Biala auf. Das Fluß-
gebiet ist industriell reich entwickelt.
Dunajewski, Albin, Fürstbischof von Krakau,
geb. 1. März 1817 zu Stanislau in Galizien, ent-
stammte einer alten adligen Familie, studierte in
Lemberg die Rechte und übte dann die Rechtspraris
aus. Än der Spitze einer patriotischen Partei
stehend, zog er sich eine Gefängnisstrafe von
11 Jahren zu, wovon ihm später 3 Jahre erlassen
wurden. 1861 zum Priester geweiht, berief ihn 1862
der Erzbischof Felinski nach Warschau zum Rektor
des dortigen bischöfl. Seminars. Bei der Verhaftung
des Erzluschoss und vieler kath. Geistlichen rettete
sich D. durch Flucht nach Krakau. 1879 wurde er
zum Bischos von Krakau ernannt und 1891 zum
Kardinal erhoben. Unter D. wurde der Umfang der
Diöcese Krakau bedeutend erweitert; der Krakauer
Bischof erhielt die alte Würde eines Fürstbischofs
zurück, und D. wurde lebenslängliches Mitglied des
Herrenhauses. Er starb 18. Juni 1894 in Krakau.
Dunajewski, Julian, östcrr. Staatsmann, geb.
4. Juni 1822 zu Neu-Sandec in Galizien, Bruder
des vorigen, studierte an den Universitäten Wien,
Lemberg und Krakau und begann 1852 seine aka-
demische Laufbahn als Supplent an der Universi-
tät Krakau. 1855 wurde er an die Rechtsakademie
nach Preßburg und 1860 als ord. Professor der
Nationalökonomie nach Lemberg versetzt, 1861 als
ord. Professor der Staatswissenschaften nach Kra-
kau, wo er in poln. Sprache bis 1880 docierte. 1864
und 1868 bekleidete er das Amt des Rektors und
war in dieser Eigenschaft Mitglied des galiz. Land-
tags, dem er dann für die Stadt Neu-Sandec seit
1870 angehörte. 1873 wurde D. für den Bezirk
Neu-Sandec, Wieliczka und Viala in den Reichs-
rat gewählt und nahm zumeist über volkswirt-
schaftliche, Budget- und staatsrechtliche Fragen als
Redner des Po'lcnklubs lebhaften Anteil an den
Debatten. 1880 wurde D. zum Finanzminister im
Kabinett Taasse ernannt, dessen Sprechminister er
zugleich wurde und worin er den föderalistischen
(^taatsgedanken vertrat. Am 4. Febr. 1891 erhielt
er infolge einer Änderung in der innern Politik fei-
nen Abschied und wurde zum lebenslänglichen Mit-
glied des österr. Herrenhauses ernannt.
Dünamünde,jetztamtlichH8h-v>viQ3l^ Festung
im Kreis Riga des russ. Gouvernements Livland,