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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Dunit - Dunker
in Polen, ward 1793-97 im Ooii^ium (lki-mani-
cum zu Rom gebildet, 1808 Kanonikus in Gnesen,
1824 in Posen und gleichzeitig Provinzialschulrat,
darauf Wcibbischof des Erzbischofs von Wolicki,
nach dessen Tode 1829 Kapitularvikar und Admini-
strator der Diöccse und 1831 Erzbischof. Er starb
26. Dez. 1842. D. ist besonders durch seinen Kon-
flikt mit der prcusi. Regierung wegen der gemischten
(shell bekannt. Seit 1768 waren in Polen gemischte
Ehen ohne Anstand von der kath. Geistlichkeit ein-
gesegnet worden und von den Kindern folgten die
Söhne dem Vater, die Töchter der Mutter. Als
aber der Kölner Kirchenstreit (s. Droste zu Vische-
ring) ausbrach, erlieh D. 1838 an die Geistlichen
seiner Diöcese zwei Cirkulare, durch welche die bis-
herige Praxis verboten und die Einsegnung ge-
mischter Ehen nur gegen das Versprechen der Er-
ziehung sämtlicher Kinder in der kath. Religion er-
laubt wurde. Diese Cirkulare wurden von dem
Kultusminister annulliert und eine Untersuchung
gegen D. wegen Überschreitung der Amtsgewalt
eingeleitet, welche 1839 seine Verurteilung seitens
des Posener Oberappellationsgerichts zu 6 Mo-
uaten Festungshaft zur Folge hatte. Der König ver-
wandelte die Strafe in das Verbot, Berlin zu ver-
lassen,' als D. dennoch abreiste, wurde er verhaftet
und nach der Festung Kolberg gebracht. Als Fried-
rich Wilhelm lV. zur Regierung kam, wurde D.
Aug. 1840 wieder in sein Amt eingesetzt, ohne
indes seine Cirkulare vom I. 1838 zurückzuneh-
men; nur das Zugeständnis machte er, die Priester
sollten in Zukunft bei gemischten Ehen kein aus-
drückliches Versprechen wegen der Kindererziehung
fordern. - Vgl. Hase, Die beiden Erzbischöfe (Lpz.
1839); Rinteln, Verteidigung des Erzbischofs von
Gnefen und Posen, M/von D. (Würzb. 1839);
Pohl, Martin von D. (Marienburg 1843).
Dunlt, s. Olivingestcine.
/)?/nk., bei naturwissenschaftlichen Namen Ab-
kürzung für Wilhelm Dunter (s. d.).
Dunkarts, Sekte, s. Tunker.
Dunkel heißt in der Logik, im Gegensatz zu
klar, eine Vorstellung, die nicht hinreichende Be-
wußtseins stärke besitzt, um ihr Objekt von andern
sicher unterscheiden zu lassen; in der Psychologie auch
eine dem Bewußtsein entschwundene, d. h. vergessene
Vorstellung, auf deren Wicdertlarwerden die Er-
innerung beruht.
Dunkelarrest, soviel wie strenger Arrest (s. d.).
Dünkelberg, Friedr. Wilh., Begründer der
heutigen Kulturtechnik, geb. 4. Mai 1819 zu Schaum-
burg a. d. Lahn, besuchte das landwirtschaftliche
Institut Hof Geisberg bei Wiesbaden, die Universi-
tät Gießen und das Freseniusschc Laboratorium in
Wiesbaden. Nachdem er von 1847 bis 1855 ver-
schiedene Stellen als Lehrer der Naturwissenschaften,
Geodäsie und des Wiesenbaues in Merchingen
(Rheinprovinz), in Poppelsdorf und in Hof Geis-
derg bekleidet hatte, wurde er 1855 Generalsekretär
des Vereins Nassauischer Land- und Forstwirte und
zugleich Redacteur des Vereins-Wochenblattes und
Administrator der Versuchswirtschaft, ferner Kom-
missar der nassauischen Regierung für die Meliora-
tion des Hohen Wcsterwaldes. In dieser Stellung
1861 zum Professor ernannt und 1867 als Mitglied
des königlich preuß. Landes-Ökonomiekollegiums
abgeordnet, eröffnete D. zwei praktifch-theoretische
Kurse für Wiesenbau und Drainage. 1870 richtete
D. das Versuchsrieselfeld für städtisches Kanal-
wasscr am Kreuzberge bei Berlin ein und trug als
Mitglied der betreffenden Kommission wesentlich zur
Beschlußfassung der Stadtverordneten zu Gunsten
dieser Einrichtung bei. 1871 wurde D. Direktor der
landwirtschaftlichen Akademie Poppelsdorf. Für die
Landwirtschaft höchst segensreich hat D. hier na-
mentlich durch die im Eommersemester 1870 be-
wirkte Gründung eines besondern Kursus für Kul-
turtcchnik gewirkt. D. ist seit 1887 Mitglied des
preuß. Abgeordnetenhauses. Von seinen Schriften
sind hervorzuheben: "Der Wiesenbau in seinen
landwirtschaftlichen und technischen Grundzügcn"
(2. Aufl., Vraunschw. 1877), "Encyklopädie und Me-
thodologie der Kulturtechnik" (2 Bde., ebd. 1883),
(ebd. 1889-90),
"Allgemeine und angewandte Viehzucht" (ebd. 1892).
Dunkeld (fpr. dönnkeAd^), Marktflecken in der
schott. Grafschaft Perth, 18 Km im NW. von Perth,
am Tay, hat (1891) 720 gaelisch iprcä)ende E.,
eine 1318-1477 erbaute, bis auf den Chor ver-
fallene Kathedrale. D. soll Residenz der Pikten-
könige gewesen sein. (S. auch Caledonia.) In der
Nähe Sitz und Park des Herzogs von Athole. 5 km
südlich der Berg Virnam (s. d.).
Dunkelkammer, s. (^mera odscura.
Dunkelmänner, Übersetzung des lat. owcm-i
viri, s. NsNLwiae odLourorum virorum und Reuchlin.
Dunkelfchlag, Samen- oder Besamungs-
schlag, in der Forstwirtschaft die erste Lichtung
oder, wenn ein Vorbereitungsschlag (s. d.) voraus-
gegangen ist, die zweite Lichtung eines alten Be-
standes zum Zwecke der Verjüngung im Plenter-
schlag- oder Femelschlagbetricb (s. d.). Durch den
D. soll der Boden für die Besamung empfänglich
gemacht werdeil; diese erwartet man entweder von
dem Abfall des auf den stehen bleibenden Bäumen
wachsenden Samens oder bewirkt sie unter An-
wendung künstlicher Bodenbearbeitung durch Unter-
bau (natürliche oder künstliche Vorverjüngung);
ferner foll der bleibende, licht gehauene Bestand dem
jungen Nachwuchs Schutz gegen Frost und Unkräuter
gewähren. Nach Holzart und Standort ist der Grad
der Lichtung sehr verschieden. Die Schatten ver-
tragenden Holzarten (z. B. Buche, Tanne) gestatten
eine dunklere, Lichtholzarten (z. B. Eiche, Kiefer)
fordern sehr lichte Stellung. Auf frischem, kräf-
tigem Boden, in kühlern, frischen (Nord- und West-)
Lagen ist eine dunklere Stellung des Schlags mög-
lich als auf armen:, trocknem Boden in warmen
Lagen, für den sich überhaupt diese Betriebsform
wenig empfiehlt.
Dunkelstarre, Bezeichnung für die an manchen
Pflanzen durch längeres Verdunkeln hervorgerufene
Unfähigkeit, gewisse Bewegungen, Krümmungen
u. dgl. auszuführen. Eine solche D. tritt beispiels-
weise ein bei der Sinnpflauze, Nimoza. puciica /^.,
wenn sie etwa 3-4 Tage verdunkelt wird'. die Blät-
ter sind dann nicht mehr reizbar und führen auch
ihre periodifchen Bewegungen nicht mehr aus.
Dunker, Wilh., Mineralog und Geolog, geb.
21. Febr. 1809 zu Eschwege, widmete sich dem prak-
tischen Berg- und Hüttenfach, zunächst auf einigen
Hess. Bergwerken, und studierte in Göttingen. Nach-
dem er beim Bergamt in Obernkirchen als Prakti-
kant gearbeitet hatte, wurde er 1837 Lehrer an der
Polytechnischen Schule zu Cassel, 1854 Professor
der Mineralogie und Gcognosie an der Universität
Marburg. Dort starb er 13. März 1885. D. schrieb
"Beiträge zur Kenntnis des norddeutschen Oolithen-