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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Dwojodaner - Dyck (Anton van)
Dlvojodaner, s. Altai (Bd. 1, S. 457a).
Dworjane (vom russ. ävor, "Hof"), die Hof-
leute der russ. Fürsten, die seit dem 12. und 13. Jahrh,
an die Stelle der Gefolgschaft, vruiina, traten
(s. Dienstleute).
vv?t., Abkürzung für Pennyweight (s. d.).
Dyadik (grch.) oder Dyadisches System, das
einfachste aller Zahlensysteme, worin schon zwei Ein-
heiten einer Klasse eine Einheit der nächstfolgenden
Klasse bilden. Es gehören dazu nur zwei Ziffern,
1 und 0, während man zu dem dekadischen System
zehn Zifsern nötig hat. Die 1 bedeutet in der D.
auf der ersten Stelle von der rechten zur linken
Hand eins, auf der zweiten aber zwei; die 0 dient
bloß zur Bezeichnung der Stelle, welche die 1 ein-
nimmt; auf der dritten Stelle bedeutet die 1 vier,
auf der vierten acht u. s. w. Da gröhere Zahlen
nach der D. sich nur durch eine große Menge von
Ziffern ausdrücken lassen, so ist dieselbe für den Ge-
drauck nicht geeignet. Auf gewisse theoretische Vor-
teile derselben hat, nachdem schon Joh. Caramuel
in seiner "NHtk68i3 die6p8" (1670) darauf hin-
gewiesen, auch Leibniz aufmerkfam gemacht.
Dyadisches System, s. Dyadik.
T>yak,engl. Schreibweise des Wortes Dajak(s.d.).
Dyakisdodekaeder, eineKrystallsorm des regu-
lären Systems, Halbstächner des Hexakisoktacders,
von 24 gleichschenkligen Trapezoiden umschlossene
Form. (S.Tafel: Krystalle 1, Fig. 22.)
Dyas, s. Permische Formation.
Dyäus, Djaus, in der ind. Mythologie der Gott
des Himmels. Er erbält im Rigveda die Veiworte
HZura, "Herr", und pitar, "Vater", und deml))^u8li
pitllr, "Vater Himmel", steht zur Seite die ?rt1iivi
m^r, "Mutter Erde". D. ist der höchste Gott der
Indogermanen gewesen; dem D^äusli pitar ent-
sprechen grch. 2eu8 piUßr und lat. <supMoi-. Im
Rigveda tritt D. bereits ganz in den Hintergrund
gegenüber dem rein ind. Gotte Indra. (S. Asura.)
Dyce (spr. deiß), Alexander, engl. Litterarhisto-
riker, geb. 30. Juni 1798 zu Edinburgh, erhielt seine
wissenschaftliche Bildung auf der dortigen Hoch-
schule und in Oxford, ließ sich 1827 in London
nieder und starb daselbst 15. Mai 1869. Die litterar.
Lausbahn begann er mit "Zolect trtm8la.tioii8 ti-oni
<^uinw8 8in^i'na6ii8", worauf er sich vorzugsweise
derHerausgabeältererengl.DichterundSchriststeller
widmete. Nacheinander erschienen Ausgaben von
Collins, George Peele, Rob. Greene, John Webster,
Shirley, Ventley, Th. Middleton, Skelton, Veau-
mont und Fletcher (11 Bde., Lond. 1843-45) und
Marlowe (3 Bde., ebd. 1849-50) unter seiner Lei-
tung, mit wertvollen Biographien und Anmerkungen.
Auch die Dichtungen von Shakespeare, Pope, Aken-
side und Veattie gab er für Pickerings "^läiiio eäi-
tion ok tiis p06t8" heraus. In Verbindung mit
Collier, Halliwell und Wright gründete er 1840 die
I>sr(^ 3ooi6t^ zur Herausgabe von altengl. Schrift-
werken und besorgte selbst den Druck mehrerer der-
selben. In "I^marii^ 011 ^0i1i6l'8 and I5iiiFli5'8
eäiUon8 ol 31iak68i)6ai-6" (Lond. 1848) deckte er
mehrere von den neuern Kommentatoren begangene
Irrtümer auf und erklärte sich in "^ lo^v not68 ou
8d^8p6lii'6" (ebd. 1853) gegen die von Collier ver-
öffentlichten, angeblich aus der ersten Hälfte des
17. Jahrh, stammenden Besserungen zu den Dramen.
Ein Werk langjährigen Fleißes ch die Ausgabe der
"^0i>k8 ol 8Kak8i)oar6" (6 Bde., Lond. 1853-58;
5. Aufl., 10 Bde., ebd. 1885-86), wertvoll auch
die "K6c0ll6ctioii3 0k tli6 tadio-talk ot 33.muel
K0Z6I-8" (1856; neue Ausgabe 1887).
Dych-Tau, einer der Gipfel des Kaukasus, im
höchsten Teile des Gebirges, südöstlich vom Elbrus,
erhebt sich neben dem 5151 m hohen Koschtan-Tau
zu 5211 m Höhe.
Dyck (spr. deik), Anton van, niederländ. Maler,
geb. 22. März 1599 zu Antwerpen, war der Sohn
des Glasmalers Franz van D., der ihn in Gemein-
schaft mit der Mutter, welche die Landschaftsmalerei
übte, in den Anfängen der Kunst unterrichtete. D.
kam 1609 zu H. van Valen in die Lehre, wo er bis
1615 blieb. Seine künstlerische Vollendung suchte
er dann in der Schule des P. P. Rubens, in der er
so schnelle Fortschritte machte, daß der Meister ihn
bald bei Ausführung seiner großen Arbeiten ver-
wenden konnte. D. eignete sich indes anfänglich die
Eigentümlichkeiten seines Lehrers mit jugendlicher
Übertreibung an, und erst das Studium der Ita-
liener gab seinem Streben eine andere Richtung.
Er ward bereits 1618 in die St. Lnkasbrüderschaft
seiner Vaterstadt als Meister eingeschrieben und er-
langte bald einen so ausgedehnten Ruf, daß er 1620
an den Hof König Jakobs I. nach London berufen
wurde. Im folgenden Jahre reiste er nach Italien,
wo er in Rom den Kardinal Ventivoglio (Florenz,
Palast Pitti) malte. Darauf begab er sich nach Bo-
logna und Venedig, wo er vornehmlich Tizian und
Paolo Veronese studierte. 1623 folgte er dem Rufe
des Vicekönigs Philibert Emanuel von Savoyen
nach Palermo, von wo ihn jedoch die ausbrechende
Pest bald wieder vertrieb. Nach Ausführung zahl-
reicher Werke, namentlich von Bildnissen, landete er
4. Juli 1625 in Marseille, besuchte Paris und be-
gab sich nach seiner Vaterstadt, wo er sechs Jahre
angestrengt thätig war. Mißverhältnisse zwischen
ihm und seinem Lehrer trübten indes diese Zeit, so-
daß er bereitwillig einer Einladung des Prinzen
Friedrich von Oranien nach dem Haag folgte, wo
er wiederum viele angesehene Personen malte. Er
ward 1632 zum zweitenmal nach England berufen,
wo König Karl I. ihm einen Jahresgehalt von 200
Pfd. St. aussetzte und ihn auch sonst mit Ehren und
Wohlthaten überhäufte. D. ward hier in das ver-
schwenderische Leben des Hofs gezogen, und sein
Haus war der Sammelplatz der vornehmen und ge-
bildeten Welt. Er verheiratete sich in England mit
Marie Nuthwen, der schönen, aber armen Tochter
des Grafen Gowrie, und begab sich dann infolge
der revolutionären Ereignisse daselbst in seine Hei-
mat, von da nach Paris. Da er aber nirgends ge-
nügende Arbeit fand, kehrte er nach 2 Monaten
nach England zurück, wo er 9. Dez. 1641 starb und
in der Paulskirche beigesetzt wurde.
D. suchte statt des Ausdrucks gewaltsamer Affekte,
wie sie Rubens liebte, mehr einen weichern, ja sen-
timentalen Zug in seine Darstellungen zu legen.
So malte er gern ruhige, empfindungsreiche Sce-
nen, die er, wie z. B. den toten, von den Seinen
beweinten Christus, oft wiederholte. Das schönste
Exemplar besitzt das Museum in Antwerpen, zwei
andere die Münchener Pinakothek; auch das Ma-
drider sowie das Berliner Museum haben derglei-
chen aufzuweisen. Ein anderer, ebenfalls vielfältig
von ihm dargestellter Gegenstand ist das Martyrium
des heil. Sebastian. Endlich behandelte er gern die
Heilige Familie und entwickelte darin all seine Au-
mut und Liebenswürdigkeit. Beispiele finden sich in
den Galerien Zu London, Paris, Berlin. Eine "Ruhe