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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Dynamometer (in der Optik) - Dynamoprincip
anliegen. Zur Verminderung der bei der starken
Neibung austretenden Wärme müssen dieselben stets
mit Seifenwasser gekühlt werden, das von oben
mittels eines Trichters zugeführt wird. Damit bei
zu starkem Anziehen der Schraube 8 der Brems-
balken nicht mit herumgerissen wird, muß das Ende
desselben durch ein starkes Tau t mit dem Fußboden
verbunden sein, während ein Herunterfallen durch
den untergestellten Bock L verhindert wird; beide
Haltevorrichtungen gestatten jedoch dem Balken in-
nerhalb gewisser Grenzen eine freie Bewegung.
Das Ende des Vremshebels wird durch Gewichte
oder durch eineFederwage p belastet, und die Schrau-
ben 83 werden so lange angezogen, bis die Welle
des Motors bei wagerecht schwebendem Bremsbalkcn
die verlangte Anzahl Umdrehungen pro Minute
macht. Bezeichnet man mit p die bei v angehängte
Last, vermehrt um das reducierte Gewicht des
Bremsbalkens und der Federwage, mit 1 die hori-
zontale Entfernung vom Aufhänqepunkt v der Last
bis Mitte Welle und mit u di/Anzahl der Um-
drehungen pro Minute, so ist die Nutzleistung ^ in
Pferdestärken:
^ ^ "^ c^^p, wobei 1 in Metern, p in Kilo-
grammen auszudrücken ist. Soll ein Vremsver-
such längere Zeit dauern, z. B. zur Entnahme von
Indikatordiagrammen, so ist der gewöhnliche Vrems-
zaum nicht tauglich, da derValkenK zu sehr schwankt,
wodurch Fehler entstehen. Für solche längere Brem-
sungen haben Scholl, Batte, Imray, Deprez sog.
selbstthätige D. konstruiert, bei denen während
der ganzen Vremsdauer die Spannung gleichmäßig
bleibt. (Vgl. die Zeitschrift des Vereins Deutscher
Ingenieure, 1881 u. 1888.)
Tynamometer, in der Optik, s. Dynameter.
Dynamoprincip heißt nach Werner Siemens
eine von ihm 17. Jan. 1867 der Berliner Akademie
vorgelegte Entdeckung, welche die Erzeugung von
elektrischem Strom mit Hilfe von Maschinen in
völlig neue Bahnen geleitet, diese Maschinen in
ihrer heutigen Form, der Dynamomaschinen (s. d.),
erst geschaffen und damit die ganze Entwicklung der
Elektrotechnik zu einer großen neuen Industrie über-
haupt erst ermöglicht hat.
Anklänge an das D. finden sich freilich bereits
viel früher. So zeigte schon 1851 Sinsteden, daß,
wenn man den Strom einer Maschine benutzte, um
einen Elektromagneten zu erregen, dieser bedeutend
stärker magnetisch werde als der Magnet der Ma-
schine, der die Ströme entnommen wurden, und in
dem Bericht über diese seine Beobachtung (Poggen-
dorffs "Annalen", Bd. 84, S. 186) schlägt er vor,
diesen Elektromagneten als Magnet einer neuen,
größern Maschine zu benutzen, deren Ströme natür-
lich dementsprechend stärker sein würden und ebenso
stärkere hervorrufen könnten, wenn man abermals
den Magneten einer noch größern Maschine erregte.
"Diese so zu einer enormen Stärke gesteigerten ma-
gneto-elektrischen Ströme", fährt er fort, "würden
auch an Stelle der kostspieligen hydro-elektrischen
Ströme bei Kraftmaschinen zu verwenden sein, vor
denen sie den wichtigen Vorzug hätten, daß sie gar
keine laufenden Kosten, durch Verbrauch von Zink
und Säuren, verursachten." Wir haben hier also
nebenbei auch noch eine erste Anregung zu elektri-
scher Arbeitsübertragung. Ausgeführt wurde die
Smstcdensche Idee erst sehr vicl später, im April
des 1.1866 von Wilde in Manchester, der frei-
lich mit einmaliger Steigerung sich begnügte,
also bei der Verbindung zweier Maschinen stehen
blieb; und diese, damals vicl besprochene Kombi-
nation dürfte in Verbindung mit einer Entdeckung
auf verwandtem Gebiete wohl die Anregung zu der
neuen Entdeckung abgegeben haben. 1865 nämlich
hatten nahe gleichzeitig Töpler und Holtz in ihrer
Infiuenz-Elektrisiermaschine eine Anwendung des
Selbstverstärkungsprincips auf statische Elektricität
gegeben, ein Princip, das schon vorher Ericsson
im Regenerator seiner Heißluftmaschine und Wil-
helm und Friedrich Siemens bei ihren Nege-
nerativfeuerungcn angewendet hatten. Es lag nicht
allzufern, zu versuchen, ob dasselbe sich nicht auch
auf Magnete und den sie erregenden Strom anwen-
den lasse, zumal durch die Wildesche Ausführung
des Gedankens von Sinsteden dessen Beobachtung
wieder ins Gedächtnis zurückgerufen worden war,
daß der erregende Strom stärkern Magnetismus
zu erzeugen im stände sei, als zu seiner Induktion
benötigt wurde; daß also, wenn man den durch den
Kommutator gleich gerichteten Strom in solcher
Richtung den Magneten der Maschine selbst um-
kreisen ließ, daß der dadurch erzeugte Elektro-
magnetismus dieselbe Polarität wie der schon
vorhandene Magnetismus besitze, notwendig
eine Verstärkung dieses letztern und damit natürlich
rückwärts auch wieder des von diesem induzierten
Stroms statthaben müsse; daß also Strom und
Magnetismus bis zu einer durch die Masse, Form
und die magnetischen Eigenschaften des Magnet-
geftells bedingten Maximum sich gegenseitig immer
mehr verstärken, das Princip nach diesen Über-
legungen also in der That anwendbar sein müsse.
Lag somit die Entdeckung unter Berücksichtigung
der zu ihrer Zeit bekannten Thatsachen in der That
nicht allzufern, fo ist darum doch das Verdienst,
dieselbe gemacht zu haben, und fast noch mehr das-
jenige: klaren Blicks ihren ungeheuern Wert sofort
erkannt und auf denselben hingewiesen zu haben,
nicht minder bedeutend.
Hätte Wilde, der doch die Thatsache, daß der
durch den Strom hervorgerufene Magnetismus
stärker als der zu seiner Induktion benötigte, bei
seiner Maschinenkombination bereits Anfang 1866
benutzte; hätte Sinsteden, der dieselbe zuerst beob-
achtet hatte, die ungeheure Tragweite derselben klar
erkannt, sie wären sicher zu demselben Schluß ge-
langt wie Siemens und nahe gleichzeitig mit ihm
die Gebrüder Cornelius und Samuel Alfred
Varley (engl. Patent vom 24. Dez. 1866, Spec.
1755 und 3994 von 1867) und Wheatstone (?r0>
ceeäinFZ ol tdo ko^ai Zociet^, Bd. 15 "867)).
Und dasselbe gilt von dem Schweden Hjorth, der
unter Nr. 2198 (1854) und 806 (1855) engl. Patente
erhielt auf die Konstruktion einer Maschine, deren
Magnetgestcll zum Teil aus permanenten Magne-
ten, zum andern Teil aber aus vom Strom der
Maschine selbst erregten Elektromagneten besteht,
und die er "NaZuLtosiectrio datter^" nennt.
Gerade Hjorths Name ist vielfach als der des
eigentlichen Entdeckers des wichtigen Princips ge-
nannt worden. Wie wenig berechtigt dies jedoch
ist, zeigt neben der Unklarheit seiner ganzen
Patentdcschreibung namentlich eine "Verbesserung"
seiner "NNFneto-eiscti'ie dattor^", auf welche er
1867 unter Nr. 1611 (also nach Erteilung des
Patents an Siemens, welches die Nummer 962
desselben Jahres trägt) ein engl. Patent erhielt,