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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Dynast - Dysmenorrhöe

und die darin besteht, daß die neben den permanenten Magneten angewandten und wie oben angegeben vom Strom der Maschine selbst erregten Elektromagnete entfernt und durch permanente Magnete ersetzt sind, während doch gerade die permanenten Magnete zu entfernen waren, oder vielmehr nachgewiesen werden mußte, daß ihre Entfernung unbeschadet der guten Wirkung zulässig wäre, wenn der ja ohne Zweifel ebenso wie früher bei Sinsteden und später bei Wilde vorhandene Keim zur Dynamomaschine sich zu dieser selbst entwickeln sollte. Daraus geht deutlich hervor, daß Hjorth nicht erkannt hatte, was er gefunden.

Mit viel mehr Recht könnte man die Gebrüder Barley als die ersten Entdecker nennen, deren vorzügliche, das Princip klar darlegende Patentbeschreibung vom 24. Dez. 1866 datiert. Aber einmal hat auch Siemens schon 1866 und zwar bereits im Anfang Dezember in engerm Kreise seine Entdeckung gezeigt (legte er doch im Januar der Akademie die fertige Maschine vor) und dann haben die Barley wohl auch die Wichtigkeit und die industrielle Bedeutung ihrer Entdeckung nicht so klar erkannt wie Siemens, der diese gleich hervorhob; sonst würden sie wohl ihren Vorsprung vor Siemens, dessen Patent vom 31. Jan. 1867 datiert, nicht unausgenutzt gelassen haben. Und endlich rührt die erste wirkliche Veröffentlichung des Princips in der That von Siemens her, denn das Patent, das zudem als eine Veröffentlichung zur Wahrung der Priorität einer wissenschaftlichen Entdeckung nicht wohl angesehen werden kann, wurde erst nach der Veröffentlichung von Siemens bekannt.

Nach allgemeinem Gebrauch muß demnach unter allen Umständen Siemens als der Entdecker des D. bezeichnet werden, wenn es auch nahezu gleichzeitig noch von andern ausgesprochen worden ist.

Dynast (grch., "der Mächtige"), bei den Alten insbesondere ein mit Herrschergewalt Begabter, der aber nicht bedeutend genug war, um den Königstitel erhalten zu können. Der davon hergeleitete Ausdruck Dynastie bedeutet Herrschaft, dann aber vorzugsweise eine Herrscherfamilie, eine Reihe von Herrschern aus einem und demselben Geschlecht. Im mittelalterlichen Deutschen Reiche waren Dynasten die "Edeln Herren" (liberi barones, viri egregiae libertatis), welche die unmittelbare Freiheit unter dem Reiche für sich und ihre Besitzungen sowie die Reichsstandschaft behauptet, aber nicht gleich den Fürsten und andern erblichen Grafschaftsinhabern die Landeshoheit, d. h. alle Regierungsrechte an des Kaisers Statt innerhalb eines geschlossenen Territoriums, erlangt hatten. Seit dem 15. Jahrh., wo die Prädikate "Herr" und "Freiherr" an Personen des niedern Adels, welche weder Landeshoheit noch Reichsstandschaft befaßen, als bloßer Titel vergeben wurden, nahmen die alten D. den gräfl. Titel an, und es fiel sonach die bis dahin zwischen den hochadligen Fürsten und Grafen einerseits und dem niedern Adel andererseits bestehende Mittelstufe der Herren oder D. weg.

Dynastes, Dynastidae, s. Nashornkäfer.

Dyne, die Krafteinheit nach absolutem Maß (s. Maß und Gewicht im absoluten Sinne), d. i. die Kraft, die einer Grammmasse einen Geschwindigkeitszuwachs von 1 cm in der Sekunde erteilt. Ein Grammgewicht übt, weil es durch die Schwere 981 cm Geschwindigkeit in der Sekunde erlangt, einen Druck von 981 D. aus.

Dyotheleten, christl. Partei, s. Monotheleten.

Dyrrhachium, alte Stadt, s. Durazzo.

Dys..., griech. Vorsilbe, dem deutschen miß... entsprechend, bezeichnet im Gegensatz zu Eu... das Beschwerliche, Entstellte, Fehlerhafte, Mißliche, Schlimme, Üble u. dgl.

Dysämie (grch.), krankhafte Blutbeschaffenheit, Blutzersetzung.

Dysart (spr. deisart oder dĭsahrt), Stadt an der Küste der schott. Grafschaft Fife, am Firth of Forth, hat (1891) 2659 E., guten Hafen, Schiffbau, Kohlen- und Eisengruben.

Dysarthrie (grch.), erschwertes Sprechen.

Dysästhesie (grch.), Stumpfheit der Sinne, besonders des Gefühls.

Dysaules, der Vater des Triptolemos und Eubuleus in Eleusis, der mit seiner Frau Baubo die ihre Tochter suchende Demeter aufgenommen haben sollte. D. soll den Dienst der Demeter nach Phlius im Peloponnes gebracht haben. Sein Name bedeutet "der zweimal Furchende", bezieht sich also auf die Bestellung des Ackers.

Dyschromasie oder auch Dyschromatopsie (grch.), Farbenblindheit (s. d.).

Dysenterie (grch.), heftige Darmentzündung, besonders Ruhr (s. d.); dysenterisch, ruhrartig.

Dysgraphie (grch.), Schreibstörung.

Dyskorie (grch.), die abnorme Gestalt der Pupille.

Dyskrasie (grch.), eigentlich eine üble, fehlerhafte Mischung; medizinisch der verderbte üble Zustand der Säfte des menschlichen Körpers, wie er durch Krankheiten, z. B. Syphilis, Skorbut, Gicht u. s. w., oder durch fehlerhafte Diät herbeigeführt wird. Während die Lehre von den D. (den sog. Blutschärfen der Volkssprache) in der ältern Medizin eine große Rolle spielte, indem alle Erkrankungen des Körpers durch eine ursprünglich vorhandene fehlerhafte Mischung des Blutes entstehen sollten, hat man sich in der neuesten Zeit immer mehr davon überzeugt, daß umgekehrt die meisten D. lediglich die Folge gewisser primärer Veränderungen der Gewebe und Organe sind. Dieser Nachweis ist besonders von Virchow in seiner Cellularpathologie (s. d.) geführt worden. Außer diesen Gewebsdyskrasien hat man in neuerer Zeit auch die Blutkrankheiten immer mehr beachtet und kennen gelernt. (S. auch Blutkrankheit.)

Dyslalie (grch.), erschwertes Sprechen.

Dyslogie (grch.), mit fehlerhafter Gedankenbildung einhergehende Sprachstörung.

Dysmenorrhöe (grch., "erschwerter Monatsfluß") oder Menstrualkolik, diejenige Störung der Menstruation (s. d.), bei der vor dem Eintritt der Blutung, häufig auch während der Dauer derselben, heftige krampfartige Schmerzen, welche im Kreuze beginnen und in den Schoß und die Schenkel ausstrahlen, sowie mannigfache Beschwerden, wie Kopfschmerzen, Herzklopfen, Magenkrampf, Schwindel und Ohrensausen, selbst Ohnmachten vorhanden sind. Ihre Ursachen sind sehr verschieden und können nur durch eine sorgfältige Untersuchung der innern Genitalien selbst ermittelt werden. Am häufigsten wird die D. durch Verengerung oder Verschluß des Gebärmutterkanals infolge von fehlerhafter Lagerung, Geschwülsten oder entzündlichen Zuständen der Gebärmutter (s. Gebärmutterkrankheiten) verursacht; in andern Fällen liegt kein örtliches Leiden, sondern Blutarmut und Bleichsucht oder allgemeine Schwäche und Reizbarkeit zu Grunde. Bisweilen wird bei der D. mit dem Blute unter heftigen wehen-^[folgende Seite]