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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Eberlein (Gustav) - Ebernburg
ration der Burg Hohenzollern (1854). 1855 ging
er nach Nürnberg zurück, wo er an der Kunstgewerbe-
schule und dem Germanischen Museum thätig war,
an ersterer bis 1878. Von hier aus leitete er die
Restauration des Doms in Erfurt, der Stiftskirche
in Aschaffenburg, den Bau der zweiten prot. Kirche
in München, das Schlachtendenkmal zu Nürnberg.
Als Maler hat E. histor.-romantische Stosse behan-
delt. Er starb 8. Juli 1884 in Nürnberg.
Eberlein, Gustav, Bildhauer, geb. 14. Juli
1847 zu Spiekershausen bei Hannöverisch-Münden,
war zuerst Goldschmied und besuchte 1866-69 die
Kunstschule zu Nürnberg. Hierauf schloß er sich in
Berlin der neuern realistischen Richtung von 3t. Ve-
gas an. Unter seinen Werken sind eine Statue
Leonardo da Vincis für das Polytechnikum in
Charlottenburg, Plato und Hippokrates sür die
Kieler Universität und der 45 m lange Fries der
Facade des Kultusministeriums in Berlin hervor-
zuh'cben; das Kolossalrelies: Der Genius Deutsch-
lands (1883) ist mehr dekorativer Art. Seine bedeu-
tendern Arbeiten fallen in das Gebiet des antiki-
sierenden Genres. Zu nennen sind eine griech. Flöten-
bläserin, ein Tauben opferndes gricch. Mädchen, ein
tanzender Bacchant, eine Psyche, Venus züchtigt
den Amor, der Dornauszieher (1886; Marmor,
Nationalgalerie in Berlin), Verwundete Nymphe
(1891), Der Vogenspanner (1892). Für Elberfeld
schuf er 1893 ein Reiterdenkmal Kaiser Wilhelms I.
und ein Standbild Kaiser Friedrichs. Ein nach sei-
nem Modell galvanoplastisch hergestelltes Reiter-
denkmal Kaifer Wilhelms wurde 1891 in Gcis-
lingen aufgestellt. Auch für Mannheim und Ruhr-
ort ist er mit der Ausführung von Kaifcrdenkmälern
beauftragt. Er schrieb "Aus eines Bildners Seelen-
leben, Plastik, Malerei und Poesie" (Berl. 1892).
Eberlin, Joh., Predigerund Schriftsteller, geb.
etwa 1465 zu Günzburg (Bayern), war Franziskaner-
mönch, ward 1520 in Ulm durch luth. Schriften für
die Reformation gewonnen, befestigte sich darin zu
Wittenberg, wirkte seit 1523 in Basel, Nheinselden,
Rottenburg, Ulm als prot. Wanderlehrer, griff ver-
mittelnd in die Vauernunruhen ein und starb nach
April 1530 als gräfl. Wertheimschcr geistlicher Rat.
Wie durch Predigten wirkte E. durch derb, aber
packend geschriebene Flugschriften; sein Erstlings-
werk, "Die 15 Bundesgenossen" (Bas. 1521), lauter
Prosatraktate über brennende reformatorische Zeit-
fragen, haben Murners Polemik wach gerufen. -
Vgl. Riggenbach, I. E. von Günzburg (Tüb. 1874);
Radlkofer, E. von Günzburg (Nördl. Müncheni
1887); Werner, Joh. E. von Günzburg, der evang.-
sociale Volksfreund (Heidelb. 1889).
Gbermannstadt. 1) Bezirksamt im bayr.
Reg.-Vez. Oberfranken, hat (1890) 23 235 (11157
männl. 12 078 weibl.) E. in 68 Gemeinden mit
160 Ortschaften, darunter 3 Städte. - 2) Haupt-
stadt des Bezirksamtes E., in 298 m Höhe, an der
Wiesent und am Ausgang des Trubbachthals, an
der Linie Forchheim-E. (14,81<m) der Vayr. Staats-
bahnen, ist Sitz eines Bezirksamtes und Amtsge-
richts (Landgericht Bamberg), hat (1890) 700 kath.
E., Posterpcdition, Telegraph, zwei kath. Kirchen,
Vorschußvereiu, Bierbrauerei und Hanfbau. - Bei
E. beginnt die sog. Fränkische Schweiz. Kaiser Lud-
wig der Bayer verlieh 1323 dem Orte Stadtgcrechtig-
keit und gleiche Rechte wie Nürnberg. 1525 hatten
die aufrührerischen Bauern ihr Lager hier, 1633
schlug Johann von Werth bei E. die Schweden.
Gbermayer, Ernst Wilh. Ferd., Agrikulwr-
chemiker und Meteorolog, geb. 2. Nov. 1829 zu
Rehlingen bei Pappenheim in Bayern, wurde 1853
Lehrer an der Landwirtschafts- und Gewerbeschule
zu Nördlingen, 1858 Lehrer und Rektor an der
Gewerbeschule zu Landau in der Nheinpfalz, im
selben Jahre Professor für Chemie, Mineralogie
und Landwirtschaft an der Central-Forstlehranstalt
zu Aschaffenburg. 1878 wurde der forstliche Unter-
richt in Bayern an die Universität München verlegt
und E. als ord. Professor für Agrikulturchemie,
Bodenkunde, Klimatologie und Meteorologie dahin
berufen. Er veranlaßte die staatliche Einrichtung
des forstlichen Versuchswesens besonders in Bayern
vom I.1866 an, die Gründung forstlich-meteorolog.
Stationen zur Erforschung des Waldklimas u. a.
E. schrieb: "Die Physik. Einwirkungen des Waldes
auf Luft und Boden" (Afchasfenb. 1873), "Die ge-
samte Lehre der Waldstreu" (Berl. 1876), "Physiol.
Chemie der Pflanzen" (ebd. 1882), "Die Beschaffen-
heit der Waldluft und die Bedeutung der atmo-
sphärifchen Kohlensäure für die Waldvegetation"
(Stuttg. 1885), "Die hygieinische Bedeutung der
Waldluft und des Waldbodcns" in Dammers "Hand-
wörterbuch der Gesundheitspflege" (ebd. 1890 fg.),
"Ergebnisse der Beobachtungen über Blitzschläge
und Hagelfällein den Staatswaldungcn Bayerns"
(Augsb. 1891), sowie zahlreiche Abhandlungen in
den "Forschungen auf dem Gebiete der Agritultur-
physik" (Heideld. 1878 sg.) und andern wissen-
schaftlichen Zeitschriften.
Ebern. 1) Bezirksamt im bayr. Neg.-Vez. Un-
terfranken, hat (1890) 18 922 (9107 männl., 9815
weibl.) E. in 69 Gemeinden mit 148 Ortschaften,
darunter 1 Stadt. - 2) Hauptstadt des Bezirks-
amtes E., 75 km im NO. von Würzburg, an der
zum Main gehenden Baunach, ist Sitz des Bezirks-
amtes, eines Amtsgerichts (Landgericht Bamberg)
und Rentamtes, hat (1890) 1124 E., darunter 98
Evangelische, Postexpedition, Telegraph, schöne got.
Kirche, neu restauriert, mit interessanten Grabdenk-
mälern, Friedhofskapelle (das schöne Altarbild von
Wohlgemuth ist an das Germanische Museum in
Nürnberg verkauft), Pfründnerspital mit Kapelle,
von Fürstbischof Julius Echter vonMespclbrunn ge-
stiftet, altertümliches Rathaus; Dochtfabrik, Fabrik
landwirtschaftlicher Maschinen und reiche Thonlager.
In der Umgebung die Burgruinen Altenstein (eine
der größten Deutschlands), Lichtenstein, Raueneck,
Vramberg, Notenhan. In E. wohnte Rückerts Vater
und einige Zeit Rückert selbst.
Ebernand von Erfurt, thüring. Dichter, ver-
faßte nach 1216 in heimischer Mundart eine ge-
reimte Bearbeitung der Legende von Kaiser Hein-
rich II. und seiner Gemahlin Kunigunde auf Grund
mündlicher Berichte und lat. Prosaquellen (Adal-
berts "Vita. lleinrici imperatoriä " und "Vit2
83.iictH6 0un6Funäi8", hg. in den "Hlonuinkiita
66imaniH6 liistoi-icH: 8criptoi-68 IV"). Ausgabe
von R. Vechstein (Quedlinb. 1860).
Gbernburg, Dorf im Bezirksamt Kirchheim-
bolanden des bayr. Neq.-Vez. Pfalz, an der Mün-
dung der Alsenz in die Nahe und an der Linie Hoch-
speyer-Münster am Stein (Alsenzbahn) der Pfälz.
Eisenbahnen, hat (1890) 709 kath. E. und Post-
crpcdition. Nahebei aus einem Berge die Ruinen
der E., im 11. Jahrh, den Saliern gehörig und
seit 1448 im Besitz der Herren von Sickingen;
Franz von Sickingen, 1481 hier geboren, war 1504