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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Eckart; Eckartsberga; Eckartshaus; Eckblatt; Eckbrecht; Eckehart; Ecken Ausfahrt; Eckenberg

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Eckart - Eckenberg

das Hauptorgan der deutschen ständischen Partei in den baltischen Provinzen Rußlands, heraus. Nach der Absetzung Walters, von Öttingens und anderer Führer der deutsch-livländ. Partei siedelte E. 1867 nach Deutschland über und leitete 1867‒70 mit Gust. Freytag die «Grenzboten» in Leipzig, 1870‒74 den «Hamburgischen Correspondenten» und die «Hamburgische Börsenhalle». Im April 1874 zum Sekretär des Hamburgischen Senats erwählt, trat E. 1882 zufolge eines Konflikts, in welchen er durch eine Beschwerde des russ. Gesandten in Hamburg über seine schriftstellerische Thätigkeit verwickelt war, von diesem Amte zurück, um als Geh. Regierungsrat in den preuß. Staatsdienst zu treten. Seit 1884 Hilfsarbeiter im Auswärtigen Amte des Deutschen Reichs, wurde E. im Sommer 1885 zum deutschen Konsul in Tunis, 1889 zum Konsul in Marseille, 1892 zum Generalkonsul in Stockholm ernannt. Im Sommer dieses Jahres hatte er die Preßleitung des Auswärtigen Amtes. Unter seinen Schriften, die sich hauptsächlich mit den in den Ostseeprovinzen geführten Kämpfen und den litterar. und polit. Zuständen des modernen Rußland beschäftigen, sind zu nennen: «Die baltischen Provinzen Rußlands» (2. Aufl., Lpz. 1869), «Jungrussisch und Altlivländisch» (2. Aufl., ebd. 1871), «Rußlands ländliche Zustände seit Aufhebung der Leibeigenschaft» (ebd. 1870). Das Gebiet der wissenschaftlich-histor. Forschung betrat er mit dem Werke «Livland im 18. Jahrh. Umrisse zu einer livländ. Geschichte» (Bd. 1, ebd. 1876). Ferner veröffentlichte er Garlieb Merkels Buch «Über Deutschland zur Schiller-Goethe-Zeit [1797‒1806]» (Berl. 1887), «Figuren und Ansichten der Pariser Schreckenszeit» (Lpz. 1893) und ein Werk über Ferd. David (s. d.). Außerdem werden ihm die anonymen Schriften «Aus der Petersburger Gesellschaft» (5. Aufl., Lpz. 1880), «Rußland vor und nach dem Kriege» (2. Aufl., ebd. 1879), «Berlin und Petersburg» (2. Aufl., ebd. 1880), «Von Nikolaus Ⅰ. zu Alexander Ⅲ.» (2. Aufl., 1881), «Russ. Wandlungen» (2. Aufl., ebd. 1882) und «Aussichten des deutschen Parlamentarismus» (2. Aufl., ebd. 1882) zugeschrieben. In der gleichfalls anonym erschienenen Flugschrift «Berlin-Wien-Rom» (Lpz. 1892) verteidigte er die Politik des Reichskanzlers Grafen Caprivi.

Eckart, der getreue E., der mit dem nordischen Gotte Heimdall verwandte treue Warner der deutschen Heldensage, der im Nibelungenliede als Markgraf Eckewart (s. d.) erscheint, stammt wahrscheinlich aus dem Harlungenmythus, den die Thidrekssaga erzählt. Dort ist E. der Meister und Erzieher der beiden Harlunge, Fritele und Imbrecke, der Neffen Ermanrichs. Als er an dessen Hofe erfährt, daß seinen Zöglingen auf Anstiften des untreuen Sibich von ihrem Oheim Gefahr drohe, reitet er Tag und Nacht, um die Harlunge zu warnen. Diese wohnen auf ihrer Burg Breisach am Rhein. Am Ufer des Stroms angelangt, will E. die Fähre nicht erwarten; er schwimmt, die Rosse nachziehend, über den Rhein. An dieser Eile schon erkennen die Harlunge, daß große Gefahr nahe sei. Noch heute heißt ein Hügel in Breisach nach ihm Eckartsberg, und sein Name ist als Warner sprichwörtlich geworden. Namentlich ist er mit der Tannhäusersage in Verbindung gebracht: er soll vor dem Venusberge sitzen und alle warnen, die in den Berg gehen wollen. – Joh. Christ. Ettner schrieb seine mediz. Schriften unter dem Namen des getreuen E., und Barth. Ringwald dichtete eine «Christl. Warnung des treuen E.» (1588). Goethe hat seine Gestalt in einer Ballade, Tieck im «Phantasus» benutzt.

Eckartsberga. 1) Kreis (Landratsamt in Cölleda) im preuß. Reg.-Bez. Merseburg, hat 561,54 qkm, (1890) 39403 (19337 männl., 20066 weibl.) E., 5 Städte, 75 Landgemeinden und 52 Gutsbezirke. – 2) Stadt im Kreis E., in einem Thale an der Nebenlinie Straußfurt-Großheringen (Saal-Unstrutbahn) der Preuß. Staatsbahnen, 7 km im NW. von Sulza, hat (1890) 2007 E., darunter 26 Katholiken, Post, Telegraph, Amtsgericht (Landgericht Naumburg); auf einer Höhe die Ruinen eines 998 vom Markgrafen Eckard von Meißen erbauten Schlosses und dabei die Erziehungsanstalt Eckartshaus für verwahrloste Knaben, verbunden mit einer Brüderanstalt. In der Nähe liegt Auerstedt (s. d.).

Eckartshaus, s. Eckartsberga.

Eckblatt oder Eckknollen, in der Baukunst eine Verzierung an der Basis roman. Säulen. Das E. bildet die Vermittelung zwischen den vier Ecken der rechteckigen Fußplatte (s. Plinthe) und dem auf dieser ruhenden untersten Glied der Basis; am häufigsten findet sich die Blattform, weniger oft andere Ornamente, selten Tierformen (s. beistehende Figur).

^[Abb.]

Eckbrecht, Ferdinand, Graf von Dürckheim-Montmartin, s. Dürckheim-Montmartin.

Eckehart, Name mehrerer schriftstellerisch hervorragender Mönche in St. Gallen. E. Ⅰ. verfaßte als Jugendarbeit um 930 den «Waltharius manufortis» (s. d.); er starb 14. Jan. 973 als Dekan. – E. Ⅱ. Palatinus unterrichtete die Herzogin Hadwig von Schwaben auf dem Hohentwiel, wirkte auch am kaiserl. Hofe und starb 23. April 990 als Dompropst zu Mainz. Er dichtete beliebte lat. Sequenzen. E. Ⅰ. und Ⅱ. lieferten Scheffel das Vorbild für den Helden seines Romans «Ekkehard». – E. Ⅳ., geb. um 980, gest. um 1060, Schüler von Notker Labeo, hat sich weniger durch seine lat. Dichtungen und seine Nachbesserung des «Waltharius» als durch die «Casus monasterii St. Galli», eine tendenziöse und anekdotenhafte Geschichte des Klosters bis 972 (hg. von Meyer von Knonau in den «Mitteilungen zur vaterländischen Geschichte, hg. vom Historischen Verein in St. Gallen», Heft 15 u. 16, 1877; deutsch von demselben, Lpz. 1891) bekannt gemacht. – Vgl. Dümmler, E. Ⅳ. von St. Gallen (in der «Zeitschrift für deutsches Altertum», Bd. 14); Meyer von Knonau, Die Ekkeharte von St. Gallen (Bas. 1876).

Ecken Ausfahrt, deutsches Gedicht des 13. Jahrh. aus dem Kreise der Heldensage im Bernerton, erzählt den Kampf des jungen ruhmgierigen Riesen Ecke mit Dietrich von Bern. Er sucht diesen erst in Bern, dann in Tirol auf und fällt durch Dietrichs Hand; auch die Verwandten Eckes, die seinen Tod rächen wollen, verlieren ihr Leben. Die Sage, ein auf Dietrich übertragener Naturmythus, ist jedenfalls in Tirol heimisch; doch wurde sie, wie die Thidrekssaga bezeugt, auch am Niederrhein lokalisiert. Beste Ausgabe von Zupitza im «Deutschen Heldenbuch», Bd. 5 (Berl. 1870). – Vgl. Vogt in der «Zeitschrift für deutsche Philologie», Bd. 25.

Eckenberg (Eggenberg), Joh. Karl, genannt «der starke Mann», Komödiant, geb. 1685 im Bernburgischen, war Seiltänzer und Jongleur, bevor er 1717 mit einer Schauspielergesellschaft nach Berlin kam, wo er durch überraschende Kraft- ^[folgende Seite]