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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Eckenbohrer - Eckernförde
proben des Königs Gunst gewann und durch diesen
ein Privilegium für ganz Preußen erhielt. Während
der nächsten Jahre begegnet man ihm in Schwerin
und Hannover, am Rhein und in Belgien, ja selbst
in Dänemark. 1731 kehrte er mit einer 26 Personen
starken Truppe nach Berlin zurück und erhielt 1732
den Titel eines Hofkomödianten. Nach einigen
Jahren mußte er vor seinen Gläubigern flüchten,
und wenn er auch später mehrfach noch nach Berlin
zurückkehrte, fo muhte er doch schließlich der Kon-
kurrenz weichen und starb fast verschollen im März
oder April 1748 zu Luxemburg. E. ist weniger künst-
lerisch als kulturgeschichtlich interessant als letzter
Darfteller der Haupt- und Staatsaktionen (s. d.). -
Vgl. Volte, Der "starke Mann" I. C. E., in den
"Forschungen zur Brandend, und Preuß. Geschichte"
II, 2 (Lpz. 1890).
Gckenbohrer, s. Bohrer (Bd. 3, S. 239 a).
Gckenbrecher, Themistokles von, Maler, geb.
17. Nov. 1842 zu Athen, verlebte seine Jugend
meist in Konstantinopel, erhielt dann in Potsdam
bei dem Hofmaler Wegener Unterricht; von 1861 an
lebte er in Düsseldorf, wo er in den ersten Jahren
Schüler von Oswald Achenbach war. Nachdem er
als Reserveoffizier den Feldzug in Frankreich mitge-
macht, begab er sich zu neuen Studien nach Konstan-
tinopel, besuchte dann Island, Norwegen, das
Nordkap und die Polarregion Rußlands; in die
Zwischenzeit fällt eine Wanderung durch Rumänien,
Italien, Griechenland und die Türkei. Früchte diefer
Reifen sind die Gemälde: der Thingvallasee und die
Almanadjao, das Nordkap, der Geiser auf Island
(1873 ausgestellt), Marktplatz bei der Ieni-Dschami
(Moschee) in Stambul sowie mehrere große Marine-
bilder. 1880-82 malte er den landschaftlichen Teil
von Panoramen; fo mit M. Volkhart die Schlach-
ten von Gravelotte und Nieuwpoort (1600), mit
W. Simmler in Hamburg den Einzug der Mekka-
karawane in Kairo, zu welchem Zweck die Maler
Ägypten besuchten. Später ist der 1887 - 89 in
Potsdam und seitdem in Berlin lebende Künstler
hauptsächlich in Staffeleibildern, die vorzugsweise
norweg.Strand-undGebirgsscenendarstellen,thätig
geblieben; aufderInternationalen Kunstausstellung
,;u Berlin 1891 sah man von ihm: Naerö-Fjord,
Norwegischer Wasserfall, Sommertag auf der Havel.
Gckenrundstoßmafchine, s. Buchbinderei
(Bd. 3, S. 651a).
Gcker, rechter Nebenfluß der Oker, entfpringt
am Brocken, in 877 in Höhe, fließt nach NO. durch
das fchöne Eckerthal zwischen Ilsenburg und
Harzburg, wendet sich bei Stapelnburg nach NW.
und mündet nach etwa 26 km Laufes bei Schladen.
Ecker, Alexander, Anatom und Anthropolog,
geb. 10. Juli 1816 zu Freiburg i.Vr., studierte 1831
-36 zu Freiburg und Heidelberg Naturwissenschaf-
ten und Medizin und ging 1838 nach Wien, wo
er sich unter Rotitanskys Leitung fast ausschließlich
der pathol. Anatomie widmete. Nachdem er sich 1839
als Privatdocent in Freiburg habilitiert hatte und
1841 als Prosettor Tiedemanns nacb Heidelberg
versetzt war, ging er 1844 als ord. Professor der
Anatomie und Physiologie nach Basel und 1850
nach Freiburg, wo er anfangs über Zoologie,
Physiologie und vergleichende Anatomie las, 1857
aber die PvoseMr der Anatomie übernahm und
eine vortreffliche anthropol. Sammlung fowie das
Museum fnr Völkerkunde begründete. Er starb
20. Mai 18A7 zu Freiöurg. Seine hauptsächlichsten
Schriften sind: "Physiol. Untersuchungen über die
Bewegungen des Gehirns und Rückenmarks"
(Stuttg. 1843), "Der feinere Bau der Nebennieren"
(Äraunschw. 1846), "Anatom. Beschreibung des
Gehirns vom Norm^ruä c^prinoidLä" (Lpz. 1854),
"Icou68 pn^iolo^icao, Erläuterungstafeln zur
Physiologie und Entwickelungsgeschichte" (ebd. 1850
-59), "tranig, (^ei-maniae" (mit 38 Tafeln, Frci-
burg 1863-65), "Die Hirnwindungen des Men-
fchen" (Braunfchw. 1869), "Die Anatomie des
Frofches, ein Handbuch für Physiologen, 'Arzte und
Studierende" (3 Abteil., ebd. 1864-82; Abteil. 1,
2. Aufl. 1888), "Lorenz Oken, eine biogr. Skizze"
(Stuttg. 1880). Seit 1865 gab er mit Lmdenfchmit
das "Archiv für Anthropologie" heraus.
Gckermann, Joh. Peter, Schriftsteller, geb.
21. Sept. 1792 zu Winsen in Hannover, wuchs in
ärmlichen Verhältnissen auf, war erst Schreiber,
dann Mairiesekretä'r zu Bcvenfen, machte als Frei-
williger den Feldzug im Winter 1813 und 1814
gegen Davout mit und erhielt dann 1815 zu Han-
nover eine Anstellung in der Kriegskanzlei. Ob-
schon 25 I. alt, besuchte er noch das dortige Gym-
nasium und widmete sich zu Göttingen jurist., dann
auch philol. und histor. Studien. 1822 sandte er
das Manuskript seiner "Beiträge zur Poesie" (Stuttg.
1823) an Goethe, der sich günstig darüber aussprach,
und trat hiermit zu diesem in nähere Beziehungen.
1823 kam E. nach Weimar und wurde Goethes
Privatsekretär; er half ihm bei der Redaktion der
Ausgabe seiner Werke letzter Hand und erwarb sich
besondere Verdienste dadurch, daß er den Dichter
zur Vollendung älterer Fragmente und Pläne, wie
des zweiten Teils des "Faust" anspornte. Später
zum großherzogl. Hofrat und Bibliothekar der Groß-
herzogin (1838) ernannt, starb er 3. Dez. 1854
zu Weimar. Insbesondere ist E. bekannt geworden
durch die "Gespräche mit Goethe" (Bd. 1 u. 2, Lpz.
1836; Bd. 3, Magdeb. 1848; 6. Aufl., 3 Bde., Lpz.
1885), welche wertvolle Beiträge zur Charakteristik
des großen Dichters, besonders seiner letzten Lebens-
epoche gewähren. Sie sind auszugsweise fast in
alle europ. Sprachen, felbst ins Türkische, übersetzt
worden. Auch hat E. 1832 und 1833 Goethes nach-
gelassene Schriften, 1839-40 die neugeordnete voll-
ständige Ausgabe dcr "Sämtlichen Werke" Goethes
in 40 Bänden redigiert. E.s "Gedichte" (Lpz. 1838)
sind wenig bedeutend. - Vgl. Rollett, Erinnerungen
an E. (in dcr "Chronik des Wiener Goethevereins",
Wien 1887).
Eckernförde. 1) Kreis im preuß. Reg.-Bez.
Schleswig, hat 787,55 ykm, (1890) 41 224 (22076
männl., 19148 weibl.) E., 1 Stadt, 49 Landge-
meinden und 69 Gutsbezirke. - 2) Kreisstadt im
Kreis E., an der Eckernförder Bucht der Ost-
see, deren Hintergrund das Windebyer Noor heißt,
sowie an der Kiel-Flensburger und E.-Kappelner
(28,7 Km) Eisenbahn (Nebenbahnen, zwei Bahn-
höfe), mit einem der besten Häfen des Landes und
sehr günstiger Lage für den Abfatz der Erzeugnisse
der anliegenden kornreichen Landschaften Dänifch-
Wohld im S. und SO. und Schwansen im N.,
Dampferstation, ist Sitz des Landratsamtes und
eines Amtsgerichts (Landgericht Kiel) und hat (1890)
5896 E., darunter 45 Katholiken, Post erster Klaffe,
Telegraph, Fernsprecheinrichtung, evang. Lehrer-
seminar , Präparandenanstalt, Baugewerkschule,
Kreditbank, Gasanstalt, Dampfsä'gemüblen sowie
Handel, bedeutende Fischerei (Heringe) und Schiff-
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