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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Egill Skallagrimsson; Egilsson; Eginhard; Egisheim; Eglandieren; Eglantine

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Egill Skallagrimsson - Eglantine

behilflich, und als er auf Befehl des Königs den Fliehenden erlegen soll, trifft er die zu diesem Zwecke unter dem linken Arm Völunds angebrachte und mit Blut gefüllte Blase, sodaß man glaubt, Völund müsse an diesem Schuß sterben. So rettet sich E. durch seine Kunst Leben und Freiheit.

Egill Skallagrimsson, isländ. Dichter des 10. Jahrh., dessen Leben die "Egils saga Skallagrímssonar" (kürzer "Eigla") beschreibt. Nach ihr war der einem vornehmen Hause Norwegens entsprossene Vater des Dichters wegen eines Zerwürfnisses mit König Harald Hárfagri nach Island ausgewandert, wo er zu Borg am Borgarfjördr sich niederließ (um 878); hier wurde E. S. geboren (um 901). In seltenem Maße frühreif, dichtet er schon mit drei Jahren seinen ersten Vers und begeht bereits im siebenten seinen ersten Totschlag. 914 besucht er zugleich mit seinem ältern Bruder Thórólf zum erstenmal Norwegen, wo er sich mit dem jungen Arinbjörn Thórisson befreundet. Nach mehrfachen Heerfahrten in Kurland, Dänemark, Friesland nehmen die Brüder in England bei König Ædelstân Dienst; Thórólf fällt in einer Schlacht, und E. S. kehrt nach Island heim (927). Nachdem er seines Bruders Witwe, Asgerd, geheiratet hat, fährt E. S. nochmals nach Norwegen hinüber (933), um deren väterliche Erbschaft einzutreiben. Es giebt Streit mit König Eirík Blódöx und der Königin Gunnhild. E. S. wird geächtet, entkommt jedoch mit Hilfe Arinbjörns und gelangt glücklich nach Island. Nachdem er seinen Vater beerbt hat (934), geht E. S. zum drittenmal außer Landes (936-937). Er strandet an der Küste von Northumberland, welche Provinz der inzwischen aus Norwegen vertriebene Eirík Blódöx von König Ædelstân zu Lehn erhalten hat; an der Möglichkeit des Entrinnens verzweifelnd, sucht er diesen auf, und teils auf Arinbjörns Fürbitte, teils zum Lohn für ein Ehrenlied, das er über Nacht auf Eirík dichtet, schenkt ihm dieser das Leben. "Höfudhlausn", d. h. Lebenslösung, ist das Lied darum genannt. Nach einem Besuche bei König Ædelstân, dann in Norwegen, wo er nach mancherlei Abenteuern durch einen siegreichen Zweikampf endlich das väterliche Erbe seiner Frau gewinnt, kommt der Dichter glücklich nach Island zurück (938). Noch ein viertes Mal verläßt er das Land (um 950), um Arinbjörn zu besuchen, der nach Eiríks Fall nach Norwegen zurückgegangen ist, kehrt aber 952 nach Island heim, das er fortan nicht mehr verläßt. Der Tod eines Sohnes giebt ihm die Veranlassung, das Lied "Sonatorrek", d. i. der Söhne Verlust, zu dichten; ein anderes, die "Aribjarnardrápa", verfertigt er auf seinen Freund Arinbjörn. In seinem höhern Alter (um 978) zieht er nach Mosfell, wo er völlig erblindet, noch einige Jahre lebt. So der Bericht der "Eigla", die auch, neben einer Fülle einzelner angeblich von E. S. gedichteter Strophen, die oben genannten drei größern Lieder nahezu vollständig mitteilt. Die Glaubwürdigkeit dieser Saga (hg. von Finnur Jónsson, Kopenh. 1886-88) ist freilich von dem dän. Geschichtsforscher E. Jessen mit guten Gründen angefochten worden (in von Sybels "Histor. Zeitschrift", 14. Jahrg., 1872), auch die Unechtheit einzelner von ihr dem E. S. beigelegten Strophen läßt sich nicht verkennen. Die Saga gehört dem 13. Jahrh. an. E. S. wird in allen Quellen aus derselben Zeit, und darunter so unverdächtigen wie der "Landnáma", "Sturlunga", "Islendingadrápa" des Hauk Valdísarson, als eine bekannte Persönlichkeit genannt, und in der Jüngern Edda werden Stücke seiner drei Hauptlieder sowohl als weitere Strophen desselben unter seinem Namen angeführt. An der Existenz des Mannes und seiner Bedeutung als Dichter wird hiernach nicht gezweifelt werden können. - Vgl. Jón Sigurdsson im 3. Bd. der Arnamagnœanischen Ausgabe der "Edda Snorra Sturlusonar" (Kopenh. 1880).

Egilsson, Sveinbjörn, isländ. Sprachforscher, geb. 24. Febr. 1791 zu Innri-Njardvik im äußersten Südwesten Islands als Sohn eines Bauern, bezog 1814 die Universität Kopenhagen, wurde 1819 Adjunkt an der isländ. Lateinschule zu Bessastadir und gleichzeitig mit deren Verlegung nach Reykjavik (1846) zu deren Rektor berufen, nachdem er inzwischen (1843) von der Universität Breslau zum Ehrendoktor der Theologie ernannt war. Er trat 1851 in den Ruhestand und starb 17. Aug. 1852. Neben theol. und klassischen Studien wandte E. früh sein Augenmerk der vaterländischen Litteratur zu. Er gehörte zu den Stiftern der isländ. Litterarischen Gesellschaft (Islenzka bókmentafjélag, 1816) sowie der Königl. nordischen antiquarischen Gesellschaft (Kgl. nordiske Oldskrift-Selskab, 1825) und nahm an der Leitung beider Gesellschaften sowie an der Förderung ihrer gelehrten Arbeiten den regsten Anteil, während er zugleich in den Programmen der Lateinschule eine Reihe von Quellentexten herausgab und erklärte, oder auch isländ. Übersetzungen klassischer Litteraturwerke veröffentlichte. Selbst ein gewandter Dichter, gab er überdies die Gedichte seines Schwiegervaters, Benedikt Gröndal (gest. 1825), heraus u. dgl. m. Seine Hauptstärke lag in der gründlichsten Kenntnis der altnord. Dichtungen und ihrer vielfach dunkeln Sprache; sein Hauptwerk ist das auf Veranstaltung der Königl. nordischen antiquarischen Gesellschaft 1854-60 erschienene "Lexicon poëticum antiquae lingua septentrionalis", ein unentbehrliches Hilfsmittel für das Studium der altnord. Sprache und ihrer ältern Litteratur. Ein Verzeichnis der Schriften E.s findet man in Erslews "Supplement til Almindeligt Forfatter-Lexicon", Bd. 1 (Kopenh. 1858), in der ausführlichen Lebensbeschreibung E.s, die Jón Arnason einer unvollendeten Ausgabe seiner Werke beigegeben hat "Rit Sveinbjarnar Egilssonar", Bd. 2), und in dem kürzern Lebensabrisse, den Jón Sigurdsson dem "Lexicon poëticum" voranschickte.

Eginhard, Biograph Karls d. Gr., s. Einhard.

Egisheim, Dorf im Kanton Winzenheim, Kreis Colmar des Bezirks Oberelsaß, 4,5 km im SW. von Colmar, an der Linie Straßburg-Basel der Elsaß-Lothr. Eisenbahnen, hat (1890) 1678 kath. E., Postagentur, Telegraph, kath. Dekanat; neuere Kirche mit altem, schönem Portal, mitten im Orte die alte, stilgerecht erneuerte Egisheimer Pfalz (11. Jahrh.), die als Geburtsstätte des Papstes Leo X. bezeichnet wird, sowie bedeutenden Weinbau (310 ha Weinberge). - Auf dem schmalen felsigen Bergrücken etwa 2 km über E. die drei Burgruinen (im Volksmund die Drei Exen) Weckmund, Wahlenburg, Dagsburg, die beiden erstgenannten aus dem 11., die letzte aus dem 12. Jahrh. Sie waren bischöfl. Straßburger Lehn und wurden 1466 von den Mülhausenern (im sog. Sechsplappertkrieg) zerstört.

Eglandieren (neulat.), Drüsen ausschneiden.

Eglantine (spr. -angtihn), ein aus dem Französischen übernommener Name für unsere Hundsrose (Rosa canina L.), s. Rose. - Den Namen E.