Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

751

Ehrenberg - Ehrenbreitstein

teten befreit werden. Auch ohne Notadresse kann ein Dritter, wenn der Wechsel durch Nichtannahme oder Nichtzahlung Not leidet und dies durch Protest festgestellt ist, sich zum Accept oder zur Zahlung zu Ehren eines Regreßpflichtigen erbieten; er interveniert, tritt dadurch ein für den bezeichneten Regreßpflichtigen; wenn er keinen bezeichnet, für den letzten Regreßpflichtigen. Der Eintretende wird Honorant, derjenige, für den er eintritt, Honorat genannt. Für die Zahlung darf der Eintritt auch eines solchen Dritten nicht abgelehnt werden, der nicht durch Notadresse beauftragt ist; andernfalls verliert der Wechselinhaber seinen Regreß gegen die Nachmänner des Honoraten. Wird die Ehrenzahlung nicht rechtzeitig von dem Notadressaten oder dem Ehrenacceptanten gefordert und im Nichtzahlungsfalle Protest erhoben, so verliert der Inhaber seinen Regreß gegen den Honoraten und dessen Nachmänner. Der Ehrenacceptant haftet aus seinem Accept den Nachmännern des Honoraten; seine Verpflichtung erlischt aber (im Gegensatz zum eigentlichen Acceptanten), wenn ihm der Wechsel nicht spätestens am zweiten Werktage nach dem Zahlungstage zur Zahlung vorgelegt ist. Der Ehrenzahler tritt übrigens in die Rechte eines Wechselinhabers ein, hat also Wechselrecht gegen den Honoraten, dessen Vormänner, den Acceptanten des gezogenen, bez. den Aussteller des eigenen Wechsels.

Ehrenberg (Alt-Ehrenberg), Dorf in der Bezirkshauptmannschaft und dem Gerichtsbezirk Schluckenau in Böhmen, hat (1890) 3350, als Gemeinde mit Neu-Ehrenberg und Waldecke 5015 E., Post, Webereien und Manchestermanufakturen.

Ehrenberg, Christian Gottfr., Naturforscher und Reisender, geb. 19. April 1795 zu Delitzsch, studierte seit 1815 zu Leipzig Theologie, wandte sich aber bald den Naturwissenschaften und der Medizin zu und setzte seit 1816 seine Studien in Berlin fort. Auf Kosten der Akademie der Wissenschaften unternahm er 1820 mit Friedrich Wilhelm Hemprich (geb. 24. Jan. 1796 zu Glatz) eine Reise nach Ägypten und den Nachbarländern, die sich auf 6 Jahre erstreckte. Hemprich starb 30. Juni 1825 zu Massaua, E. selbst kehrte im Frühjahr 1826 nach Berlin zurück und wurde zum außerord. Professor der Medizin ernannt, 1827 auch als Mitglied in die Akademie aufgenommen. Hierauf begleitete er 1829 A. von Humboldt auf dessen Reise nach Asien bis an den Altai, erhielt 1839 eine ord. Professur, wurde 1842 beständiger Sekretär der Akademie und bekleidete die Professur bis zu seinem am 27. Juni 1876 in Berlin erfolgten Tode. Von seinen zahlreichen Schriften sind besonders hervorzuheben: "Symbolae physicae" (4 Bde., Berl. 1828-34), "Die Korallentiere des Roten Meers" (ebd. 1834), "Zur Erkenntnis der Organisation in der Richtung des kleinsten Raumes" (ebd. 1830-34), nebst "Zusätze zur Erkenntnis großer Organisation im kleinen Raume" (ebd. 1836), und seine beiden Hauptwerke: "Die Infusionstierchen als vollkommene Organismen" (Lpz. 1838) und "Mikrogeologie" (ebd. 1854).

Ehrenberger Klause, ein vormals sehr fester Punkt im Norden Tirols, unweit der bayr. Grenze, am Lech, oberhalb des Fleckens Reutte, auf der jetzigen Kunststraße von Füssen thalaufwärts nach Innsbruck und dem Oberinnthal, benannt nach der den dortigen Gebirgspaß beherrschenden, während des franz. Revolutionskrieges geschleiften Feste Ehrenberg, wurde im Schmalkaldischen Kriege 10. Juli 1546 von Sebastian Schertlin und 19. Mai 1552 von Kurfürst Moritz von Sachsen weggenommen. Im Dreißigjährigen Kriege wurde die Feste 1634 von Bernhard von Weimar vergebens belagert, dagegen 1703 von den Bayern und kurz nachher wieder von den Kaiserlichen erobert.

Ehrenbezeigungen, s. Honneurs, Ehrenposten, Ehrenschüsse, Ehrenwachen.

Ehrenbote vom Rhein, s. Zweter, Reinmar von.

Ehrenbreitstein, auch Thalehrenbreitstein genannt, Stadt im preuß. Reg.-Bez. und Landkreis Koblenz, rechts des Rheins in einer Thalwindung, am Fuße der Festung E. und an der Linie Niederlahnstein-Königswinter der Preuß. Staatsbahnen, mit Koblenz durch eine Schiffbrücke und seit 1864 durch eine große Eisenbahnbrücke verbunden, ist Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Neuwied), und der zur Diöcese Trier gehörigen bischöfl. Delegation für sämtliche Kirchen des ostrhein. Teils des Reg.-Bez. Koblenz, hat (1890) mit der Festung E. 5278 E., darunter 1449 Evangelische und 30 Israeliten, Post zweiter Klasse, Telegraph, zwei kath. Kirchen, ein Kapuzinerkloster, ein ehemaliges kurtriersches Dikasteriengebäude, jetzt Proviantmagazin, eine Synagoge, einen schon im 14. Jahrh. bekannten Sauerbrunnen; Wein- und Speditionshandel. Auf dem Asterstein befindet sich ein Denkmal zur Erinnerung an die 1866 Gefallenen. Über die Garnison der Festung s. Koblenz. Es besteht noch das Haus des kurtrierschen Kanzlers Laroche und seiner als Schriftstellerin und Jugendfreundin Wielands bekannten Gattin Sophie, in welchem 1774 Goethe heitere Stunden verlebte. Südlich vom E., jenseit der Thalschlucht der Stadt, erhebt sich auf der Pfaffendorfer Höhe das Fort Asterstein, welches im Zusammenhange mit der Festung E. die Befestigung des rechten Rheinufers bildet und durch vier vorgeschobene Werke verstärkt ist. Einige Werke östlich von der Stadt schützen die letztere gegen einen Handstreich und sperren die Thalschlucht. Am westl. Abhang ist 1856 der zu Ehren der Großherzogin von Baden benannte Luisenturm erbaut worden.

Über die Stadt, die noch im 17. Jahrh. Moelen oder Müelen im Thale und dann kurze Zeit Philippsthal genannt wurde, erhebt sich, der Moselspitze gegenüber, auf einem steilen, 118 m über dem Rhein und 174 m über dem Meer gelegenen Felsen die neuerdings durch vorgeschobene Erdwerke verstärkte Festung E., nebst den gegenüberliegenden Werken von Koblenz eine der bedeutendsten Europas, mit schönen Aussichten auf das Rhein- und Moselthal. - Ob dieser militärisch wichtige Punkt schon von den Römern befestigt war, läßt sich nicht nachweisen. Die Burg E. soll schon 636 der Frankenkönig Dagobert dem Erzstift Trier geschenkt haben. Gewiß ist, daß Kaiser Heinrich II. dies Besitztum 1018 bestätigte. Der Erzbischof Hermann oder Hillin (1152-69) ließ die Gebäude der Burg herstellen, die Befestigungen verstärken und auf dem südlichen, tiefer gelegenen Vorsprunge des Felsens eine zweite Burg, den Hillin- oder Hermannstein, später Helfenstein, bauen. Eine regelmäßige Befestigung des E. kam erst 1672 durch den Kurfürsten Karl Kaspar von der Leyen (1652-76) zu stande. Durch den Kurfürsten Philipp Christoph von Sötern kam die Festung 1631 in die Hände der Franzosen und erst 1637 wieder an die Kaiserlichen unter Johann von