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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Eichicht - Eichsfeld
methoden innerer Krankheiten" (3. Aufl., 2 Bde.,
ebd. 1889), "Handbuch der speciellen Pathologie und
Therapie" (4. Aufl., 4 Bde., Wien 1890 u. 1891).
Gichicht, Dorf im Landratsamt Rudolstadt des
Fürstentums Schwarzburg-Rudolstadt, in schöner
Gegend, am Einfluß der Loquitz in die Saale und
an der Linie Gera-Probstzella der Preuß. Staats-
bahnen, hat (1890) 470 E., Post, Telegraph, Holz-
handel und Flößerei nach der untern Saale und ist
Hauptversandplatz für die Schiefer von Wurzbach.
Gichkätzchen, Nagetier, s. Eichhörnä'en.
Gichler, Aug. Wilh., Botaniker, geb. 22. April
1839 zu Neukirchen in Kurhessen, studierte in Mar-
burg und promovierte daselbst 1861 mit der Disser-
tation "Zur Entwicklungsgeschichte des Blattes,
mit besonderer Berücksichtigung der Nebenblattbil-
dungen". Nach einjähriger Beschäftigung als Probe-
kandidat am Gymnasium zu Marburg ging E. im
Herbst 1861 als Privatassistent des Botanikers von
Martins nach München, um besonders bei Heraus-
gabe des Werkes "I^ioi-a. di'a8ili6N8is"(Lpz.1840 fg.)
Hilfe zu leisten. 1865 habilitierte er sich an der dor-
tigen Universität und übernahm nach von Martius'
Tode die alleinige Herausgabe der "1?1oi^ W-gzi-
1i6N8i8". 1871 wurde er als ord. Professor der
Botanik und Direktor des Botanischen Gartens nach
Graz berufen, 1873 in gleicher Eigenschaft an die
Universität Kiel und 1878 nach Berlin zugleich als
Direktor des Votanischen Museums. 1880 wurde
er auch Mitglied der Akademie der Wissenschaften
zu Berlin und starb am 2. März 1887 in Berlin.
Aus seiner litterar. Thätigkeit sind hervorzuheben
zahlreiche Monographien einzelner Pflanzenfami-
lien in der "I^iora. dra8i1i6N8i8", die Monographie
der Balanophoreen in De Candolles cd'roäi'oinnZ",
Bd. XV11 (Par. 1874), "Blütendiagramme" (2 Bde.,
Lpz. 1874-78), "Syllabus der Vorlesungen für
specielle und medizinisch-pharmaceutische Botanik"
(4. Aufl., Verl. 1886). Seit 1881 gab E. das
"Jahrbuch des königlich botan. Gartens und des
down. Museums zu Berlin" heraus.
Gichmaß, s. Aichmaß.
Gichpilz, s. rol^poruä.
Gichrodt, Ludw., humoristischer Dichter, geb.
2. Febr. 1827 zu Durlach, studierte seit 1844 in
Heidelberg und Freiburg Jurisprudenz und Hu-
maniora und hielt sich dann zu weiterer Ausbildung
in Karlsruhe, Frankfurt a. M. und München auf.
1848 veröffentlichte er in den "Fliegenden Blättern"
den humoristischen Liedercyclus "Wanderlust", der
allenthalben Anklang fand, schrieb dann die humo-
ristisch-satir. Zeitschrift "Satyr" in Frankfurt s1848),
trat 1851 in den jurist. Staatsdienst (Karlsruhe,
Stockach, Baden), lebte 1864-71 in Bühl bei Ba-
den-Baden als Amtsrichter, seit 1871 als Ober-
amtsrichter in Lahr, wo er 2. Febr. 1892 starb. E.,
dessen besondere Stärke die Parodie ist, während
seine ernsten Schöpfungen unerheblich sind, ver-
öffentlichte 1853 unter dem Pseudonym Rudolf
Rodt "Gedichte in allerlei Humoren" (Stuttgart;
3. Aufl. u. d. T. "Lyrische Karikaturen", Lahr 1869);
es folgten "Schneiderbüchlein" (anonym mit H. Goll,
Stuttg. 1853), 1856 eine Gedichtsammlung "Leben
und Liede" (Franks, a. M.), 1859 das dramat. Ge-
dicht "Die Pfalzgrafen oder eine Nackt auf den Hei-
delberger Gassen" (Lahr), 1865 das "Deutsche Kna-
benbuch", illustriert von A. Schrödter und Camp-
hausen, und das dramat. Gedicht "Alboin" (Bühl),
ferner "Rheinschwäbische Gedichte in mittelbadischer
Sprachweise" (Karlsr. 1869; 2. Aufl. 1873), "Lyri-
scher Kehraus" (2 Bdchn., Lahr 1869, darin "Bie^
dermaiers Liederlust", die zuerst in den "Fliegen-
den Blättern" abgedruckt war; 2. Aufl. 1870), 1875
"Melodien" (Stuttgart), 1877-79 "llorwZ äelicia-
i'uin" (Lahr, mit Illustrationen); endlich redigierte
er das in vielen Auflagen verbreitete Lahrer "Allge-
meine Deutsche Kommersbuch". Eine reiche Fülle
ernster und heiterer Poesie brachten noch 1890 E.s
"Gesammelte Dichtungen" (2 Bde., Stuttgart), darin
"Iuvivallera" (Cyklus moderner Studentenlieder).
Gichsfeld, der nordwestlichste Ausläufer der
Thüringischen Terrasse (s. d.), und zwar die Gegend
der obern Unstrut und Leine, erhebt sich zwischen
der Rhume im NW. und dem Thale der Werra im
W. und SW. als eine einförmige Hochstäche von
400 bis 450 in mittlerer Höhe. Das E. fällt im
NO. zur Wipper schroff, im SW. zur Werra sanf-
ter ab und wird durch die in entgegengesetzter Rich-
tung (O. und W.) laufenden Thäler der Wipper
und Leine in zwei Teile geteilt. Südlich liegt das
Obere E., fast zwei Drittel des Ganzen, mit der
Hauptstadt Heiligeustadt, ein fast durchweg rauhes
und ödes Land, eine Muschelkalkplatte, die mit ihren
Bänken weißlich-grauen Kalkgesteins nur eine sehr
dünne, kümmerliche Bodenkrume enthält. Ihre
Höhe nimmt gegen die Werra hin zu und erreicht
in der Goburg 568 m. Nur die Sohlen einiger
Thäler und muldenförmiger Vertiefungen ("Kessel")
sowie die Abhänge und Terrassen zwischen den be-
waldeten Berghöhen haben ergiebigern Boden. Da
der Kornertrag für die Bewohner nicht ausreicht,
so wandern die Eichsfelder in Scharen aus, um in
der Fremde als Fabrik- und Feldarbeiter ihr Brot
zu verdienen. - Das Untere E. ist ebener, wärmer
und hat auf feinen von Hügeln, Wäldern, Wiesen
und Gewässern durchzogenen Flächen einen ergiebi-
gen, in den nördl. Strichen mit Buntsandstein und
Kalk gemischten Lehmboden. Hier werden Feld-
früchte, Flachs und Tabak reichlich erzeugt, und die
Umgegend von Duderstadt heißt wegen ihres treff-
lichen Anbaues die Goldene Mark. An das
Untere E. schließt sich im N. von Worbis das Ohm-
gebirge an (Wilde Kirche 522 m). Südöstlich da-
von sind die Bleicheroder Berge, die mit dem
Duen das Eichsfelder Thor an der Wipper
zwifchen Sollstedt und Obergebra bilden.
Das E. begriff zur Zeit der deutschen Gauver-
fassung das eigentliche E., von Mühlhausen bis
Heiligenstadt sich erstreckend, den Westgau, am rech-
ten Ufer der Unstrut, zwischen Langensalza und
Mühlhausen, die Germarmark an der Werra und
das Onefeld östlich von Heiligenstadt, welche vier
obereichsfeldische Gaue von Thüringern und hin
und wieder von Wenden bewohnt waren, während
das sog. Unter-Eichsfeld oder die Duderstädter Mark
und den Lisgau Sachsen innehatten. Nachdem das
Land in der Zeit Heinrichs des Löwen schwer heim-
gesucht worden, trat 1236 das Stift Quedlinburg
die Mark Duderstadt an die thüring. Landgrafen
ab, nach deren baldigem Absterben dieselbe dann
an das braunschw. Haus kam. Das eigentliche
E. kaufte 1292 der Erzbischof von Mainz den Gra-
fen von Gleichen ab, infolgedessen der Name E.,
als vorzugsweise auf dem mainzischen Territorium
ruhend, seine spätere polit. Bedeutung erhielt.
Der das kurmainzische Fürstentum E. bildende
Güterkomplex umfaßte 1100 qkm mit den Städten
Heiligenstadt, Duderstadt und Worbis, den drei