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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Einheitsgeschoß - Einhufer
der dramat. Spannung Eintrag thun. Mit solcher
allzu freien Kompositionsweise hängt auch die Menge
der scenischen Verwandlungen zusammen, die sich
meist in deutschen Geschichtsdramen finden. Die
Tecknik des neuern franz. Dramas hält sich von jeder
Zersplitterung der Handlung fern und hat in dieser
Hinsicht auch auf die neue deutsche dramat. Pro-
duktion vorteilhaft eingewirkt.
über elektrische Einheiten s. d. >
Einheitsgefchofz, ein Geschoß, welches die '
Eigenschaften verschiedener Geschoßkonstruktionen in
sich vereinigt. Bei allen Feldartillerien sind bisjetzt
mindestens drei verschiedene Arten Geschosse (Grana-
ten, Shrapnels, Kartätschen) eingeführt; in einigen
Ländern bestehen außerdem noch Brandgranaten:
auch Sprenggranaten sVrisanzgranaten) sind neuer-
dings eingeführt oder in Einführung begrissen. Da
hierdurch bedeutende Schwierigkeiten in der Muni-
tionsausrüstung, im Munitionscrsatz und in der
Ausbildung der Bedienung bedingt sind, so ist jetzt
das Bestreben vorhanden, E. zu konstruieren.
Eingeführt sind sie erst in Frankreich, wo Granat-
und Shrapnelwirkung durch ein Geschoß erzielt
werden kann. In andern Ländern werden mit E.
Versuche angestellt. Voraussichtlich wird neben
diesem E. jedoch auch später die Mitführung bc- ,
sonderer Sprenggranaten nötig sein.
Einheitskavallerie, Bezeichnung für Kaval-
lerie, die nach Pferdcmaterial, Ausrüstung, Bewaff-
nung und Ausbildung zu jedem der verschiedenen
Dienste befähigt ist, welche von der Reiterei in den
verschiedenen Lagen gefordert werden können; sie
schließt eine Teilung in schwere und leichte Reiterei
aus und verlangt gleiche Bewaffnung und Aus-
bildung. Näheres s. Kavallerie.
Ginheitspatrone, eine Patrone, bei der das
Geschoß und die Pulverladung fest miteinander
verbunden sind; sie ist bei sämtlichen neuern Ge-
wehren sowie bei den Schnellfeuerkanonen kleinern
Kalibers gebräuchlich und war früher vielfach bei
glatten Geschützen eingeführt. E. ist auch Bezeich-
nung für eine Patrone, die bei verschiedenen Ab-
arten derselben Gewehrkonstruttion (Gewehr, Büchse,
Karabiner) gleichmäßig verwendet werden kann.
Einheitsschule, s. Gymnasium. !
Ginheitsstaat, s. Bundesstaat.
Einheitszeit, s. Eisenbahnzeit.
Ginherjer ("vortrefflicher Kämpfer"), in der fpä-
iern nordifchen Mythologie die im Kampfe gefalle-
nen Helden, die die Walhall bewohnen. Aus 540
Thüren, aus jeder 800 Mann, stürmen sie hervor,
wenn sie einst beim letzten Kampfe den Göttern zu
Hilfe eilen. Ihre Speise ist das Fleisch des Ebers
Saehrimnir, ihr Trank Meth aus den Eutern der
Ziege Heidrun. Während des Tages gehen sie hin-
aus, um zu kämpfen, am Abend aber kommen sie
zurück und verbringen die Nacht unter Zechen. Be-
rühmten Helden schickt Odin Walküren oder andere
Helden entgegen, um sie feierlich zu empfangen.
Ginhefen (Einheesen), zum bequemern Tra-
gen und Aufhängen des Wildes geschehende Ver-
richtung; man durchsticht einen Hinterlauf zwischen
der starken Flechse und dem Knochen und schiebt in
den so gebildeten Spalt den andern Hinterlauf.
Ginhieven, das Eindrehen der Ankerkette oder
einer Trosse ss. d.) vermittelst des Spills (s. d.).
Einhorn (N0ii0c6i08), Sternbild zu beiden Sei-
ten des slquatow,- es emWt zahlreiche Doppelsterne
und einige prachtvolle Sternhaufen.
Einhorn, Likorne, lange Haubitze, die in der
russ. Artillerie seit 1756 üblich war und erst mit Ein-
führung gezogener Geschütze verschwand.
Einhorn (grch. nionokerog), ein fabelhaftes,
wildes, unbändiges Tier von Pferdegestalt, welches
auf der Mitte der Stirn ein gerades, spitzes, ge-
wundenes Horn als mächtige und gefährliche Waffe
trägt. Der Glaube an das Vorhandenfein eines sol-
chen Tieres ist sehr alt und weit verbreitet. Aristo-
teles, Plinius und Alian wissen schon von diesem
Geschöpf viel zu berichten, obgleich sie bekennen, das-
selbe niemals selbst gesehen zu haben. Als sein Va-
terland ward bald Indien, bald Afrika angegeben;
in Kuriositätensammlungen zeigte man häufig den
Stoßzahn des Narwals als Horn des Tieres. Durch
diese Stoßzä'bne, die als eine große Seltenheit nach
Mittel- und Südeuropa gebracht wurden, ist ohne
Zweifel die Sage entstanden, welcher sonst keine
Thatsache zu Grunde liegt. Das E. gehört zu den
Fabelwesen, und die auf Felswänden u. f.w., be-
sonders Südafrikas, gefundenen Zeichnungen stellen
gradhörnige Antilopen, wie z. V. die Veisa oder
Gabelantilope (Oi^x) vor, die, im Profil und ohne
alle Kenntnis der Perspektive hingezeichnet, not-
wendig einhörnig erscheinen mußten. Auch eine fos-
sile Säugetiergattung wird E. genannt. <S. llla^ino-
tderinui.) In der Heraldik ist das E. das Wappen-
tier Englands.
Einhornhöhle, Tropfsteinhöhle am südl. Rande
des Harzes in der Nähe von Lauterberg bei Scharz-
feld, soll sich gegen 300 in in den Berg hineinziehen
und ist wichtig wegen der vielen Funde von Knochen
vorweltlicher Säugetiere, z. B. des Höhlenlöwen
und Höhlenbären; auch berichtet die Sage von dem
Hörne des fabelhaften Einborns. Sie trägt an der
Felswand die Inschrift: "Friedrich Schiller 1792"
und wird daher auch Schillerhöhle genannt.
Einhufer (soliäuiiZula), eine Ordnung der mit
Hufen verfehenen Säugetiere, die unter den Haus-
tieren durch das Pferd und den Esel vertreten wird.
Die wesentlichen Charaktere liegen in dem Zahnsystem
und der Bildung der Füße. Der Schädel ist lang-
gestreckt, die Stirn stach, die Kiefer vorgezogen;
oben und unten finden sich sechs Schneidezähne,
dann eine lange Zahnlücke, in welcher nur ein kleiner
rudimentärer Eckzahn steht, der erst spät durchbricht,
hierauf in jeder Kieferhälfte fechs Backzähne, also im
ganzen 24, deren ebene Kaustäche vier mannigfach
gewundene Schmclzleisten zeigt. Bei sämtlichen vier
Füßen sind die obern Knochen nur kurz und im
Fleisch des Rumpfes fast verborgen, die der Mittel-
hand und des Mittelfußes aber sehr lang und
stark. Die Knochen der Hand- und Fuhwurzel
sind nur klein und in zwei Reihen gestellt, dann
folgt der sehr lange, schwere Mitteltnochen der
einzigen ausgebildeten Zehe, welcher gewöhnlich
das Schienbein <c",uou) genannt wird und den
längsten Teil des Beins bildet. An seinem obern
Ende hängen noch zwei kleine griffelförmige Fort-
fätze, Rudimente der nicht ausgebildeten zweiten
und vierten Zehe. Die Zehe selbst besteht aus
drei verhältnismäßig kleinen und kurzen Knochen,
von denen die beiden obern die gelenkige Fessel
bilden, während das verbreiterte Endglied in dem
breiten und bohen, halbmondförmigen Hornhufe
steckt. Die Haut ist kurz und dicht behaart, der
lange Hals mit einer Mähne, der kurze Schwanz
wenigstens mit einem Haarbüschel versehen. Es
sind gesellige, äußerst intelligente Tiere, die weite