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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Einsetzen - Einsiedeln
seitige Ausbildung verlangt. Die Vereinigung die-
ses höhern Ideals der Humanität und der für den
einzelnen Beruf erforderlichen E. ist das höchste, aber
auch das schwerste Problem aller Erziehung und
Selbsterziehung.
Ginfetzen, in der Eisenhüttenkunde, s. Eisen-
erzeugung (S. 929a), Cementation und Härten;
E. zur Konservierung, s. Einmachen.
Ginfickerung, s. Bewässerung (Bd. 2, S. 932 d).
Ginsiedel, magyar. 8x6p68 - Remote, Groß-
Gcmcinde im ungar. Komitat Zips am Göllnitzflusse
und an den Linien Margitfalu-Schmöllnitz und E.-
Wagendrüsel der Göllnitzthalbahn, hat (1890) 1816
meist deutsche E., Post, Telegraph, Bergbau auf
Eisen und Kupfer, Ausfuhr von Gerste.
Ginfiedel. 1) Dorf in der Amtshauptmann-
schaft Chemnitz der sächs. Kreishauptmannschaft
Zwickau, in 345 m Höhe, an der Zwonitz und an
der Linie Chemnitz-Aue-Adorf der Sä'chf. Staats-
bahnen, hat (1890) 3602 (1735 männl., 1867weibl.)
E., darunter 54 Katholiken, Post, Telegraph, Eisen-
gießerei, Holzschleiferei, Fabrikation von Maschi-
nen, Turngeräte, ^ trumpfwaren, Papier, Pappe,
Kartonnagen, Bürsten u. a., sowie Brauerei. -
2) Hofdomäue im Oberamt Tübingen des württemb.
Schwarzwaldkreises, 8 km von Tübingen, am Ein-
fluß der Echaz in den Neckar, gehört zum Dorfe
Kirchentellinsfurt und hat ein vom Grafen Eber-
hard im Bart 1482 erbautes Jagdschloß.
Ginsiedel, sä'chs. Adelsgeschlecht, das wahr-
scheinlich von den schon im 13. Jahrh, genannten
Kämmerern von Gnandstein abstammt. Die or-
dentliche Stammreihe beginnt mit Konrad von E.,
von dessen vier Söhnen der zweite, ebenfalls Kon-
rad v o n E. genannt, 16. Juni 1426 in der Schlacht
bei Aussig gefangen wurde, dann in das Heilige
Land Wallfahrtete, von wo er nach 20jähriger
Gefangcnfchaft bei den Turkmenen 1455 zurück-
kehrte. Ein Großneffe desselben, Hildebrand I.
vonE., geb. 1435, gest. 1507, brachte den Teilungs-
oertrag vom 26. Aug. 1485 zwischen Kurfürst Ernst
und Herzog Albrecht von Sachsen zu stände. Von
den drei Söhnen Hildebrands I. war der zweite,
Heinrich Hildebrand II. von E., geb. 1497, gest.
6. Dez. 1557, eifriger Beförderer der Reformation.
Als der Bauernkrieg begann, setzte er sogleich auf
Luthers Nat das zu zahlende Lehngeld herab. Von
seinen neun Söhnen wurden Heinrich, Haubold,
Hildebrand und Abraham die Stifter der vier Linien
zu Sahlis (erlofchen 1763), Scharfenstein, Gnand-
stein und Syhra.
Der Begründer der Scharfensteinschen Linie,
Haubold von E., geb. 1521, gest. 1592, übte
als Kanzler der Kurfürsten August und Christian 1.
von Sachfen großen Einfluß. Durch feine Enkel
spaltete sich die Linie in die beiden Häuser zu schar-
fenstein und zu Wolkenburg, die noch jetzt bestehen.
Der Begründer des Wolkenburger Astes,
Rudolf Haubold von E., geb. 23. Jan. 1616,
gest. 8. April 1654, ein Freund der Wissenschaften,
hinterließ einen Sohn, Hans Haubold von E.,
geb. 1654, gest. 1. Okt. 1700, welcher die ober-
lausitzische Standesherrschaft Seidenberg erwarb,
deren 1815 sächsisch gebliebener Anteil, Reibers-
dorf, seinem Besitzer seit 1831 einen Platz in der
sächs. Ersten Kammer verlieh. Hans Haubold von
E. hinterließ drei Söhne, deren ältester, Johann
Georg von E., geb. 24. Mai 1692, gest. 17. Jan.
1760, als königlich poln. und kurfürstlich sächs. Hof-
marfchall, 9. Sept. 1745 in den Reichsgrafenstand
erhoben wurde. Seine beiden Söhne sind die Stif-
ter zweier Zweige geworden, a. Den ältern Zweig
(zu Seidenderg-Reibersdorf) stiftete Graf Johann
Georg Friedrich von E., geb. 18. Dez. 1730,
gest. 21. Juli 1811, der 1763 auf kurze Zeit fächf.
Kabinettsminister war. Sein ältester Sohn, Graf
Georg von E., geb. 5. Aug. 1767, gest. 3. April
1840, längere Zeit bevollmächtigter Minister am
russ. Hofe, starb kinderlos, weshalb die Standes-
herrschaft an feinen jüngern Bruder, Graf Hein-
rich von E., geb. 19. Äug. 1768, gest. 25. Mai
1842 als Oberschenk zu Dresden, kam. Dessen
Enkel, GrafJohannGeorg vonE.,geb.25.Dez.
1848, königlich sächs. Oberschenk und Kammerherr,
ist gegenwärtig Haupt des ältern gräfl. Zweiges
und als solches Mitglied der sächs. Ersten Kammer,
d. Den jüngern gräfl. Zweig, der die Herrfchaft
Wolkenburg' besitzt, stiftete Graf Detlev Karl
von E., geb. 27. Aug. 1737, gest. 17. Dez. 1810,
sächs. Konfcrenzminister (bis 1777) und Wirkl. Ge-
heimrat. Dessen jüngster Sohn, Graf Detlev
von E., geb. 12. Okt. 1773 zu Wolkenburg, wurde
Geh. Finanzrat, dann Kreishauptmann des Meiß-
nischen Kreifes und 14. Mai 1813 Kabinetts-
minister und Staatsfekretär der innern Angelegen-
heiten und zugleich mit der Leitung des auswär-
tigen Departements beauftragt. Er begleitete den
König Friedrich August I. im Oktober 1813 nach
Leipzig, folgte dicfem nach Berlin und fpäter nach
Prehburg und leitete die Unterhandlungen wäh-
rend des Wiener Kongresses. Nach Erledigung der
Oberkammerherrnstelle übernahm er auch die Ober-
aufsicht über die wissenfchaftlichen und Kunst-
sammlungen in Dresden. Unter König Anton
stieg sein Einfluß um fo mehr, als dieser bei Leb-
zeiten feines Vorgängers allen Negierungsgefchäf-
ten fremd geblieben war. Seine Opposition gegen
alle Reform, Hinneigung zur pietistischen Partei
nnd eigenmächtige Handlungsweise machten ihn
sehr unpopulär, sodaß er in den Septemderbewegun-
gen von 1830 auf den Wunfch des Königs feine
Entlassung nahm und sich auf feine Güter zurückzog,
wo er 20. März 1861 starb. Haupt diefes Zweiges
ist Graf Kurt Karl Julius von E. auf Wolken-
burg, geb. 13. Juni 1873.
Dem nicht gräfl.ScharfensteinerHaufe gehörte an
Friedrich Hildebrand von E., geb. 30. April
1750 zu Lumpzig bei Altenburg, Präsident des
Appellationsgerichts zu Jena, Wirtl. Geheimrat
und Oberhofmeister der Großherzogin Luise von
Sachsen-Weimar. Er schrieb Schauspiele und Ope-
retten und wetteiferte in Liedern, Novellen und
ästhetischen Aussätzen mit den großen Meistern
jener Zeit; auch bearbeitete er mehrere Stücke Cal-
derons für die Weimarifche Bühne, gab anonym
"Grundlinien zu einer Theorie der Schauspielkunst"
(Lpz. 1797) heraus und lieferte eine freie, metrische
Übersetzung des Terenz (2 Bde., ebd. 1806). Er
starb 9. Juli 1828.
Ginsiedeln. 1) Bezirk und Marktflecken im
fchweiz. Kanton Schwyz, hat 122 hkin, (1888)
8512 E., darunter 47 Evangelische. Der Flecken
liegt an der Zweiglinie Biberbrücke-E. (5 kni) der
Schweiz. Südostbahn und besteht zum großen Teil
aus Gasthöfen und Wirtshäusern. Die Haupt-
erwerbszweige der Bewohner bilden die Verpflegung
der Wallfahrer und der bedeutende, sich auch nach
dem Auslande erstreckende Handel mit Gebetbüchern,