Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Eisenbahntruppen'
25000 Mann anwuchs. Diese Mannschaften waren eingeteilt in "Bauabteilungen", mit Unterabteilungen für Strecken- und Brückenbau, und in "Betriebsabteilungen". Den erstern lag der Bau neuer Linien, die Herstellung zerstörter Bahnstrecken und die Zerstörung von Bahnen ob, den letztern die Beschaffung und richtige Ausnutzung des Betriebsmaterials und die Handhabung des Betriebsdienstes. Unter Umständen wurden außerdem für größere Bauten noch zahlreiche Civilarbeiter zugezogen, so z. B. beim Bau der Etowah- und der Chattahoochee-Brücke bis 1400 Zimmerleute. Der große, oft entscheidende Einfluß, den diese Eisenbahnabteilungen auf den Verlauf des ganzen Secessionskrieges ausübten, veranlaßte die Staaten des europ. Kontinents, ähnliche Formationen in die Wege zu leiten.
Preußen formierte 1866 bei der Mobilmachung 3 Eisenbahnabteilungen, die aus je 12 vom Handelsministerium zur Verfügung gestellten Eisenbahntechnikern und einem Militärdetachement von etwa 50 Mann bestanden. Die Thätigkeit derselben war ähnlich derjenigen der amerik. Bauabteilungen, während besondere, vom Handelsministerium formierte "Betriebskommissionen" den Betriebsdienst auf den occupierten Bahnen regelten. Die Erfahrungen des Krieges 1866 ließen eine vollständige militär. Organisation des Feldeisenbahnwesens wünschenswert erscheinen, um schon im Frieden einen Stamm für die in: Kriege vorliegenden Arbeiten, die in ihrer Einleitung und Ausführung wesentlich von denjenigen im Frieden abweichen, vorzubilden. Da jedoch 1870 beim Ausbruch des Krieges die bezügliche Organisation noch nicht geschaffen war, so wurden wiederum "Feldeisenbahnabteilungen" formiert, und zwar 5 preußische und 1 bayrische, die jedoch einen gegen 1866 wesentlich verstärkten Etat erhielten, nämlich je etwa 20 Civiltechniker, 4 Offiziere und etwa 200 Vorarbeiter und Soldaten. Außerdem wurden für größere Bauausführungen Civilarbeiter nach Bedürfnis angestellt. Den Betrieb auf den occupierten Bahnen übernahmen wiederum "Betriebskommissionen". Die Eisenbahnabteilungen fanden im Feldzuge 1870/71 reiche Verwendung, unter andern bei der Herstellung der vielen zerstörten Brücken, bei Erbauung der 4 Meilen langen Umgehungsbahn bei Metz u. s. w. In Preußen wurde 1. Okt. 1871 ein Eisenbahnbataillon formiert, das den Stamm abgab für das Eisenbahnregiment und für die vom 1. April 1890 ab aufgestellte Eisenbahnbrigade. Die Mannschaften werden im Eisenbahnbau und Betriebsdienst ausgebildet und sind bestimmt, im Kriege durch Reserven und Landwehren verstärkt, sowohl die frühern Feldeisenbahnabteilungen wie die Betriebskommissionen zu ersetzen. Bayern besitzt ein Eisenbahnbataillon zu 2 Compagnien. (S. Deutsches Heerwesen, S. 67 a.) über die E. der außerdeutschen Heere s. das Heerwesen der einzelnen Staaten.
Eisenbahnunfälle. Als E. im weitern Sinn werden alle Unfälle bezeichnet, die beim Betrieb der Eisenbahnen selbst und bei Thätigkeiten vorkommen, die wenigstens mit demselben in unmittelbarer Beziehung stehen, wie der Werkstättendienst, der Güterabfertigungsdienst, die Unterhaltungsarbeiten und Bauten auf im Betrieb befindlichen Bahnen u. s. w. Im engern Sinn werden unter E. diejenigen Unfälle verstanden, die durch den eigentlichen Betrieb, die Bewegung der Lokomotiven und Fahrzeuge veranlaßt werden und das öffentliche Interesse in besonderm Maße in Anspruch nehmen. Derartige E. kommen hauptsächlich vor als Entgleisungen und als Zusammenstöße. Diese Unfälle können ihre Ursache haben: in Mängeln in der Festigkeit des Gefüges der Eisenbahngleise und deren Überführungen (Brücken); in Achsen- und Radreifenbrüchen, scharfgelaufenen Spurkränzen der Räder der Fahrzeuge sowie in sonstigen Brüchen von Maschinen- und Wagenteilen; in unrichtiger Stellung der Weichen; in zu schnellem Einfahren in die Bahnhöfe; in falscher Signalisierung und übersehen der Signale; in mangelhaftem und nicht rechtzeitigem Schluß der die Planübergänge schließenden Schranken; in Böswilligkeit; in Unregelmäßigkeiten im Betriebe; in atmosphärischen Ereignissen, Zerstörung der Bahn durch Regengüsse, Schneeverwehungen, Sturm, Blitz u. s. w.
Als die bedeutendsten bis Nov. 1893 beim Eisenbahnbetriebe vorgekommenen Unfälle, d. h. solche, bei denen eine größere Zahl von Personen getötet und verletzt wurde, sind anzuführen:
Datum des | Zahl der | |
Unfalls | | |
Jahr | Tag und | getöteten | verletzten | Ort und Art des Unfalls |
| Monat | Personen | Personen | |
1842 | 8. Mai | 50 | - | Belleville, Frankr. (Zusammenstoß). |
1852 | 6. Mai | 46 | 30 | Norwalk, Conn., Ver. St. v. A. (in- |
| | | | folge Offenstehens einer Drehbrücke). |
1854 | 24. Okt. | 40 | - | Canada, Great-Westernbahn. |
1856 | 17. Juli | 62 | 100 | North-Pennsylvaniabahn, Ver. St. |
| | | | v. A.. |
1857 | 17. März | 60 | - | Des Jardins-Canal, Canada, Great- |
| | | | Westernbahn. |
" | 28. Juni | 11 | 100 | Lewisham, England. |
1859 | 27. Jan. | 30 | 40 | Süd-Michiganbahn, bei South-Bend, |
| | | | Ver. St. v. A. |
" | 2. Aug. | 13 | - | Albany, Vermont- and Kentuckybahn |
| | | | in Tomhannock-Creek, Ver. St. v. A. |
" | 31. Dez. | 14 | - | Brücke in der Nähe von Columbus |
| | | | Ver. St. v. A. |
1861 | 25. Aug. | 23 | 100 | Claytontunnel bei London. |
1862 | 15. Juli | 50 | 60 | Port Jervis, Ver. St. v. A. |
" | 13. Okt. | 15 | 60 | Winchburg, Schottland. |
1867 | 11. Dez. | 15 | - | Vermont-Centralbahn, Halan- |
| | | | bridge, Ver. St. v. A. |
" | 18. Dez. | 40 | - | Angola, Lake-Shore, Ver. St. v. A. |
1868 | 14. April | 20 | 60 | Port Jervis, Ver. St. v. A. |
" | 20. Aug. | 38 | - | Abergele, Nordwales. |
" | 20. Aug. | 21 | 60 | Böhmische Westbahn bei Horowitz. |
1869 | 14. Juli | 10 | - | Mast Hope, N. Y. (Eriebahn), Ver. |
| | | | St. v. A. |
1871 | 3. Juli | 15 | 20 | Harpeth-River, Tenn., Ver. St. v. A. |
" | 26. Aug. | 30 | 50 | Revere in der Nähe von Boston, |
| | | | Ver. St. v. A. (Zusammenstoß). |
1872 | 6. Febr. | 22 | - | New-Hamburg, N. Y., Ver. St. v. A. |
| | | | (Brand eines Ölzuges). |
" | 24. Dez. | 19 | - | Norwich, England (Entgleisung). |
1874 | 10. Sept. | 24 | 40 | Shipton, England (Zusammenstoß). |
" | 20. Okt. | 34 | - | Ein Zug fiel in den Cherwellfluß, Engl. |
1876 | 26. Sept. | 25 | - | Black-Lick-Station, Pa., Ver. St. v. A. |
" | 26. Dez. | 80 | - | Ashtabula, Ver. St. v. A. |
1880 | 20. Dez. | 200 | - | Einsturz der Taybrücke, Schottland. |
1881 | 1. März | 40 | - | Macon, Mo., Ver. St. v. A. |
1882 | 3. Sept. | 68 | 120 | Hugstetten, zwischen Freiburg i. Br. |
| | | | u. Colmar i. Els. (Entgleisung). |
1883 | 2. Sept. | 39 | 6 | Steglitz bei Berlin. Kurierzug fuhr |
| | | | in das Publikum, das eigenmächtig |
| | | | in den abgeschlossenen Bahnsteig |
| | | | eingedrungen war. |
1884 | 14. Nov. | 22 | 26 | Zusammenst. vor d. Bahnh. zu Hanau |
1885 | 25. Jan. | 12 | 28 | Viadukt auf der Linie Melbourne- |
| | | | Sydney (Neusüdwales, Australien), |
| | | | brach infolge heftiger Regengüsse |
| | | | zusammen. |
1886 | 1. Juli | 14 | 30 | Zusammenstoß zwischen Würzburg |
| | | | und Rottendorf. |
" | 15. Sept. | 14 | 19 | Silver-Creek, Ohio, Ver. St. v. A. |
| | | | (Zusammenstoß). |
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 904.