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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Eisenfunde - Eisengießerei
Braunfchw. 1875-84); ders., Aufgaben der Gegen-
wart im Gebiete der Eisenhüttenkunde (ebd. 1888);
ders., Handbuch der Eisenhüttenkunde (2. Aufl., ebd.
1891 fg.); Ledebur, Handbuch der Eisenhüttenkunde
fZ Abteil., 2. Aufl., Lpz. 1893 fg.); ders., Leitfaden für
Eisenhüttenlaboratorien (3.Aufl., Braunschw.1889);
Beckert, Leitfaden zur Eisenhüttenkunde (Berl. 1885);
Dürre, Anlage und Betrieb der Eisenhütten (3 Bde.,
Lpz. 1880-92); ders., Das Eisenhüttenwesen aus der
WienerWeltausstcllung (Berl. 1876); ders., Katechis-
mus der allgemeinen Hüttenkunde (ebd. 1877); Iüpt-
ner von Ionstorff, Praktisches Handbuch für Eisen-
hütten-Chemiker (Wien 1885); Kreußer, Das Eisen,
sein Vorkommen und seine Gewinnung (Wien 1886).
Eisenfunde. E. bilden für die'Gefchichte des
Eisens (s. d., S. 827 d) ein sehr wichtiges Veweis-
material. Sie sind gegenüber den Vronzefunden
ziemlich selten, einerseits weil das Eisen, was die
ältesten Perioden anlangt, in jenen Zeiten nur in ge-
ringerm Maße verwendet wurde und weil anderer-
seits wegen der großen Neigung des Eisens, an
der Luft und in der Erde zu rosten, die betreffen-
den Gegenstände sich nicht bis auf unsere Zeit er-
halten konnten, wenn nicht besondere Umstände oder
eine besondere Größe der Gegenstände eine völlige
Zerstörung durch Rost verhinderten. Das älteste
bis jetzt gefundene Stück Eifen, jetzt im Vritifchen
Museum, wurde 1837 von dem Engländer Hill
beim Lossprengen einiger Steinlagen der großen
Cheopspyramide in einer Mauerfuge, wo es vor
Rost geschützt war, aufgefunden und als das Bruch-
stück eines größern fchmiedeeisernen Werkzeuges er-
kannt; es hat ein Alter von fast 5000 Jahren. Ein
späteres Stück ist der auf 2800 Jahre geschätzte
von Belzoni unter einer Sphinx in Karnack ge-
fundene Teil einer Sichel (Glasers Annalen 1887,
Nr. 232). In Asien sind als E. zu erwähnen: eiserne
Gegenstände in altturanischen Gräbern; das von
Place unter den Ruinen von Chorsabad entdeckte
große Eisenlager, das 160000 k^ Eisenbarren, so-
wie Ringe, Kettenteile u. s. w. enthielt; die von
Layard in Nimrud gefundenen eisernen Waffen
(Helm, Speere, Dolche u. dgl.). Ein wunderbares
und zugleich rätselhaftes Denkmal altind. Eisen-
technik ist der "Labt" oder "Pfeiler von Dehli", eine
schmiedeeiserne massive Säule von 16 ni Länge und
2/2 in Durchmesser, die seit alter Zeit von den Indern
als heilig verehrt wird und Sanskritinschriften ent-
hält, aus denen jedoch das Alter der Säule bis
jetzt nicht bestimmt werden konnte. Andere große
Schmiedestücke fand man in. Form von schweren
Trägern in alten ind. Tempeln. Die ältesten euro-
päischen E. sind die eisernen Celte und Speerspitzen,
die 1853 Gras Gozzadini in etrusk. Gräbern bei
Bologna vorfand; sie stammen aus dem 9. oder
10. Jahrh. v. Chr. Andere etruskische E. sind die von
Avolta 1823 in Corneto gefundene Rüstung nebst
einer Lanze und acht Wurfspeeren und die 1835 in
Vulci entdeckten Waffen, beide Funde stark verrostet.
Gifengarn, einfaches oder gezwirntes, durch
ein Appreturverfahren, das fog. Lüstrieren (f. Garn),
mit hohem Glanz versehenes Baumwollgarn von
großer Festigkeit des Fadens. Es kommt sowohl
gebleicht als verschieden gefärbt in Strähnen, auf
Spulen oder auf Pappkärtchen gewickelt, in den
Handel und wird meist zum Nähen, aber auch in
der Weberei, am häufigsten als Kette, verwendet.
Eisengießerei, im weitern Sinne dieHerstellung
von gegossenen Gegenständen aus Eisen überhaupt,
im engern und fast ausnahmslos gebräuchlichen
Sinne dagegen die Herstellung gegossener Gegen-
stände aus Roheisen, jenem Erzeugnisse der Eisen-
hochöfen (f. Eisenerzeugung), welches 2,3 Proz. und
mehr Kohlenstoff enthält, in weit niedrigerer Tem-
peratur schmilzt und im geschmolzenen Zustande
dünnflüssiger ist als reines oder kohlcnftoffärmeres
Eisen, und dieser Eigenschaften halber die Ver-
arbeitung auf Guhwaren leichter als jenes ermög-
licht, an Festigkeit aber dem kohlenstoffärmern
Eifen (dem schmiedbaren Eisen) nachsteht, weit
spröder ist als dieses und, da es ohne zuvor zu er-
weichen, bei der Erhitzung plötzlich schmilzt, nicht
das geringste Maß von Schmicddarkeit besitzt.
Von den zwei Hauptgattungen des Roheisens, dem
grauen und weißen Roheisen, wird fast nur das
erstere zur Gußwarendarstellung verwendet. Es
ist weniger spröde und weniger hart als das weiße;
die aus ihm gefertigten Gußwaren sind daher weni-
ger dem Zerspringen unterworfen, als wenn man
sie aus weißem Roheisen gießen wollte, und lassen
sich mit Feile, Meißel, Dreh- und Hobelstählen leicht
bearbeiten.
Das zu Gußwaren verarbeitete Roheisen nennt
man Gußeisen; sind die Gußwaren durch Zer-
brechen oder aus andern Gründen untauglich ge-
worden, als Gebrauchsgegenstände zu dienen, so
werden sie aufs neue geschmolzen, und man nennt
das Eisen in dieser Form alsdann Bruch eisen
oder Alteisen. In chem. Beziehung bedeuten dem-
nach sämtliche Ausdrücke das Gleiche, und die ver-
schiedene Benennung ist nur durch die Verwen-
dungsweise bedingt.
Die E. entwickelte sich neben dem Eisenhochofen-
betriebe allmählich seit dem Anfange des 13.Jahrh.;
die meisten Hochöfen früherer Jahrhunderte wurden
vorzugsweise zu dem Zwecke betrieben, der E. das
Material zu liefern. Man goß unmittelbar aus dem
Hochofen. Erst gegen Ende des 17. Jahrh, fing man
an, die E. vom Hochofenbetriebe zu trennen. Die
gröhern Hochöfen der Neuzeit liefern ein für den
unmittelbaren Guß weniger gut als für das Um-
schmelzen geeignetes Roheisen, wahrend die vervoll-
kommneten Verkehrsmittel es auch Eisengießereien,
die fern von den Hochofenwerken gelegen sind, er-
möglichen, Roheisen und Brennstoffe zu verhältnis-
mäßig niedrigen Prcifen zu beziehen.
In der Gegenwart ist demnach die Herstellung von
Gußwaren unmittelbar aus dem Hochofen selten
geworden; man bedient sich in den Eisengießereien
besonderer Ofen, in welchen das von den Hochöfen
angelieferte Roheisen sowie das zur Verfügung
stehende Bruch- und Alteisen einem erneuerten
Schmelzverfahren unterzogen wird. Die am häu-
figsten für diefen Zweck benutzten Ofen sind die
Kupolöfen (s. d.), in besondern Fällen bedient man
sich der Flammösen (s. Gieherciflammofen) oder
auch, sofern nur kleine Mengen Metall mit einem
Mal geschmolzen werden sollen, der Tiegel (s. d.).
Die Herstellung der Eisengußwaren selbst er-
folgt durch Eingießen des geschmolzenen Roheisens
(Gußeisens) in Gußformen (s. d.), in welchen es er-
starrt und hierdurch seine Formgebung erhält.
Nach beendigter Erkaltung wird die Guhform aus-
einander genommen und der Abguß von anhaften-
dem Formmaterial sowie durch Bearbeitung mit
Meißel und Feile von den beim Gießen daran
bleibenden Gießzapfen oder Eingüssen sowie von
entstandenen Graten befreit (Putzen der Guß-