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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Eisenglanz - Eisengußwaren
waren), über die Erzeugnisse der E. s. Eisenguß-
waren. - Vgl. Dürre, Handbuch des Eisengießerei-
betriebes (3. Aufl., Lpz. 1890 fg.); Ledebur, Vollstän-
diges Handbuch der E. (2. Aufl., Weim. 1892).
Eisenglanz, Glanzeisenerz oderHämatit,
ein heragonales Mineral, dessen Krystalle vorwie-
gend von teils rhomboedrischem Habitus (Polkan-
tenwinkel des Grundrhomboeders 86^), teils durch
Vorwalten der Deuteropyramiden von pyramida-
ler, teils durch Herrschen der Basis von tafelartiger
Ausbildung sind, dabei isomorph mit den Formen
der als Korund krystallisierten reinen Thonerde.
Vielfach sind die Individuen nach der Basis ver-
zwillingt. Die Farbe des Erzes ist eisenschwarz bis
dunkel stahlgrau (oft bunt angelaufen), der Strich
kirschrot, die Härte 5,5 bis 6,5, das spec. Ge-
wicht 5,2 bis 5,3; dickere Partien sind metallglän-
zend und undurchsichtig, ganz dünne Lamellen röt-
lichgelb bis dunkelrot durchscheinend. Chemisch be-
steht das Mineral wesentlich aus Eisenoxyd, ^Og,
mit 70 Proz. Eisen und 30 Proz. Sauerstoff; zu-
weilen ist etwas titansaures Eisenoxydul hinzu-
gcmischt. Säuren lösen den E., aber nur lang-
sam, auf. Die Fundpunkte der besten Krystalle sind
die Lager und Gänge von Rio auf Elba, Traversella
in Piemont, Framont in Lothringen, Altenberg
und Zinnwald im Erzgebirge; auch die krystallini-
schen Schiefer des St. Gotthard und des Tavetsch-
thals. Schöne Krystalle von E. finden sich vielfach
auf den Klüften und Hohlräumen der Laven des
Vesuv und des Ätna, wo sie durch Sublimation ge-
bildet wurden, indem dampfförmiges Eifenchlorid
und Wasscrdampf sich zu Eisenoxyd und Salzsäure
umsetzen. Gleiches zeigt sich auch auf den erloschenen
Laven des Laachersees und der Auvergne. Körniger
E. bildet in Wermland (Schweden) mächtige Lager
in den krystallinischen Schiefern; lamellarer E. er-
scheint bisweilen in Gesteinen, z. V. Graniten, Gnei-
sen, gewissermaßen als Vertreter des Glimmers.
Mikroskopische rötliche Vlättchen von E. sind in
mehrern Mineralien eingewachsen und erzeugen
deren rötliche Färbung oder ihren eigentümlichen
blitzenden Schiller (z. B. Carnallit, Sonncnstein,
Perthit, Stilbit). Das Roteisenerz hängt in-
sofern mit dem E. zusammen, als es nichts anderes
als eine mikrokrystallinische, faserige, dichte oder
erdige Varietät des Eisenoxyds ist.
Gisenglimmer, krummblätterige, sehr dünn-
schalige und fcinschuppige Abarten des Eisenglanzes,
.;. B. von Dobschau und Poracs in Ungarn, aus
Mähren, Brasilien. Werden die Schuppen noch
zarter, so erlangen sie endlich rote Farbe, der Glanz
verliert sich in das Halbmetallische, und so ent-
steht der kirschrote, fettig anzufühlende und stark
abfärbende Eisenrahm (z. B. von Suhl im Thü-
ringerwald, Schönmünznach im Murathal), der zu
dem ockcrigcn Noteisenerz hinüberspielt.
Gisenglimmerschiefer, s. Eisenschiefer.
Gisengußwaren, Gegenstände der verschieden-
sten Art, aus gegossenem Eisen, insbesondere aus
Roheisen bestehend, welches durch Eingießen in
Formen zu Gebrauchsgegenständen verarbeitet wird.
Nach dem Material, aus welchem die Gußformen
(s. d.) bestehen, teilt man die E. ein in Sandguß,
Masscguh, Lehmguß und Zart- oder Schalenguß
<s. Hartguß); nach der Einrichtung der Gußformcn
in Herdguß und Guß aus geschlossenen Formen
(s. Formerei und Guhformen); nach ihrem Gewicht
in Grobguß und Feinguß; nach ihrer Ausstattung
in Rohguß, Emailwaren u. s. w.; nach ihrer Vestim'
mung in Röhrenguß, Maschinenguß, Geschirrguß,
Bauguß, Ofenguß, Kunstguß. Gußeiserne N ö h rc n
finden als Leitungsröhren für Dampf, Gas, Wasftr
und Abfallstoffe, als Diffustonsröhren u. s. w. eine
so ausgedehnte Verwendung, daß die Verfertigung
derselben sich zu einem wichtigen Sonderzweige aus-
gebildet hat. Im Maschinenbau dient das Guß-
eisen als Material für die verschiedenartigsten Gegen-
stände, namentlich für Maschinenständer, Cylinder,
Kolbenkörper, Valanciers, Kurbeln, Kreuzköpfe,
Lager, Konsolen und Fundamentplatten, Hebel und
Gewichte, Vremsscheiben, Räder und Kuppelungen,
Drosselklappen, Hähne, Schieber und Ventile, Ex-
center, Gleitstücke, Stopfbüchsen, Riemen- und
Seilscheiben, Feuerplatten, Rosten, Heizthüren und
Aschentasten, Drehbankwangen, Planscheiben u. s. w.
Zum Geschirr-, Ofen- und Bauguß gehören
Ofen und Ofenbestandteile, Kessel und Kochgeschirr,
Mörser, Vrunnenschalen, Kandelaber, Fenster-
rahmen und Thürdrücker, Gartenmöbel, Treppen,
Säulen und Pfeiler, Dachziegel, Gitter, Grabkreuze
und Monumente u. s. w. Zu den E. rechnet man
auch den schmiedbaren Guß oder Temperguß
<s. Eisenerzeugung, S. 928d). Mannigfaltig sind
auch die Erzeugnisse der Kunstgießerei in Eisen
und hochberühmt die Leistungen einzelner deutscher
Werke auf diesem Gebiete. Verzierte Schalen, Tisch-
chen, Schmuckkästchen und zahlreiche andere Gegen-
stände, zum häuslichen Gebrauche oder zur Verzie-
rung unserer Wohnungen dienend, werden in Eisen-
guß dargestellt. (S. Kunstguß.)
Im Deutschen Reiche und Luxemburg waren An-
fang 1893 allein 1193 Eisengießereien (in Luxem-
burg 7) mit 61293 Arbeitern vorhanden. 1892
wurden verschmolzen 1172490 t Roh- und Alt-
eisen zu 1011380 t Gußwaren im Werte von
165 984001M. (164,12 M. pro Tonne). Hierzu kom-
men noch 34149 t erster Schmelzung (direkt aus dem
Hochofen) im Werte von 3 741013 M. (109,55 M. pro
Tonne), zusammen demnach 1045529 t im Werte
von nahezu 170 Mill. M. - 1890 belief sich die
Erzeugung von Gußwaren auf 1060196 t, darunter
Geschirrguh (Poterie) 75774 t, Röhren 154034 t,
sonstige Gußwaren 830389 t. Ein erheblicher Teil
wird ausgeführt, doch ist dessen Menge nicht zu er-
mitteln, da die deutsche Handelsstatistik nur ganz
grobe Gußwaren (Aussuhr 1893 allein 16620 t)
notiert, die andern Artikel in groben und feinen
Eisenwaren (Ausfuhr 112 674 t) mitenthalten sind.
- Da^ deutfche Gießerei-Roheisen liefert einen sehr
feinen Guß, ist aber für ordinäre Gußwaren zu
teuer, weshalb viel engl. Gußeisen bezogen wird.
Holland, Dänemark, Italien, Rußland, teilweise
auch Frankreich und Belgien verbrauchen in ihren
Gießereien gleichfalls größere Mengen engl. Eisen
und ziehen ebenso wie Deutschland den Bezug des
Rohmaterials dem der fertigen Fabrikate vor, woraus
sich erllärt, daß die Ausfuhr von fertigen Guß-
waren aus England verhältnismäßig gering ist.
Seitdem durch die Eisenbahnen der Transport
erleichtert und verbilligt worden ist (abgesehen
von den etwa vorhandenen Wasserstraßen), befin-
den sich die Eisengießereien nicht mehr in den Be-
zirken der Hochofenwerke, sondern vorzugsweise in
oder in der Nähe der größern Verkehrsplätze; sie
haben sich von ihren Bezugsquellen für das Roh-
material entfernt und sind ihren Absatzbezirken näher
gerückt. Da der Maschinenbau viel Gußwaren be-