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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Eisenkonstruktionen
lassen. 6. Säulen aus I-Eisen werden ihrer Billig-
keit wegen oft angewendet, f. Säulen aus einem
I-Eisen und zwei ll-Eisen sind durchweg einwandig,
weshalb sich alle Anschlüsse an dieselben leicht aus-
führen lassen. ^>ie haben eine große Tragfähigkeit
und für viele Fälle eine sehr zweckmäßige Form. Mit
Leichtigkeit können auch Zwischenmauern an die-
selben angeschlossen werden, wodurch die Stabilität
einer solchen Mauer bedeutend erhöht wird. F. Säu-
len aus vier gleichschenkligen Winkelcisen. K. Säulen
aus Kreuzeisen. Beide Arten kommen da zur Anwen-
dung, wo geringere Lasten aufzunehmen sind.
2) Säulen ans Gußeisen. 9.. Gußeiserne
runde Hohlsäulen, d. Gußeiserne quadratische Hohl-
säulen, e. Gußeiserne rechteckige Hohlsäulen, ä. Guß-
eiserne I-Säulen oder Stützwände für Ladellein-
richtungen. Die gußeisernen Säulen werden ent-
weder liegend oder stehend gegossen. Die
Säulenfüße und Säulenkapitäle werden meist ge-
trennt vom Säulenschaft gebildet und durch archi-
tektonische Gliederungen prosiliert und dekoriert.
Auch der Schaft kann einen prosilierten Querschnitt
erhalten, je nach dem Stil, welchen die Gestalt der
Säule erhalten soll. Säulenfuß und Säulenkapitäl
müssen Verstärkungsrippen erhalten, deren Anzahl
von dem Durchmesser der Säule abhängig ist. Ihre
Anzahl schwankt bei gußeisernen Säulenfüßen zwi-
schen vier und sechzehn.
3) Unterzüge und Träger für Deckenkon-
struktionen. 9.. Genietete Träger, d. Gewalzte
Träger. Ihre Anwendung s. unter Decke. Die
Querverbindung für gewalzte Träger erfolgt durch
gußeiserne Röhren oder besser durch gußeiserne Ver-
bindungsstücke, welche in Entfernungen von etwa
2 m zwischen die I-Träger gesetzt werden. Das Auf-
lager der Träger kann aus Gußeisen hergestellt
werden, seltener aus Schweißeisen.
4) Dächer, als Satteldächer, Pultdächer, Man-
sardedächer, Sheddächer, Kuppeldächer, Flechtwerk-
dächer, Sicheldächer, s. Dachstühle.
5) Treppen aus Guß- oder Schmiedeeisen, s.
Treppen.
6) S tü tz en für Erker, Gesimse, Balköne, die nach
Art der Anker mit dem Mauerwerk verbunden sind
und die durch Steinkonstruktion nur unter großen
Kosten herstellbaren Ausladungen stützen.
7) Dachdeckungen aus Eisentafelblech, verzink-
tem Trägerwellblech, verzinkten Formblechen, guß-
eisernen Falzplatten, s. Dachdeckung.
8) Thür-und Fensterrahmen an feuersicher
zu verschließenden Öffnungen.
9) Ofenkasten und Küchenherde.
Bei allen Teilen der E. ist auf guten Anstrich und
auf gute Unterhaltung derselben zu sehen. Bei den
Konstruktionen in Eisen verwendet man zu Stützen,
Säulen und überhaupt solchen Teilen, welche auf
Druck oder rückwirkende Festigkeit in Anspruch ge-
nommen werden, fast ausschließlich das Gußeisen
wegen seiner bedeutenden Druckfestigkeit; nur bei
starken Erschütterungen sind schmiedeeiserne Stützen
empfehlenswerter: wogegen zu allen freitragenden
und weitspannenden Konstruktionen, zu denen man
anfänglich Gußeisen verwendete, das Schmiedeeisen
in Form von Walzeisen, wegen gleichgroßen Wider-
standes gegen Zug und Druck, größerer Elasticität
und sehniger Struktur, als das geeignetste Material
erkannt wurde. Das Wellblech wird nicht nur zu
Dachdeckungen ohne Unterlage, sondern auch zur
Unterstützung von Fußböden aus Veton und Holz,
zu Nollläden, Thüren in Fabrikgebäuden u. dgl.
verwendet.
Kleinere E., namentlich für Hochbauten, werden
in größern Schlosserwerkstätten oder Maschinen-
schlossereien ausgeführt und deren Berechnung und
Detaillierung in der Regel von den Architekten be-
sorgt, wogegen größere E., wie Brücken, Dächer,
Glockenstühle u. s. w. in besondern, von Ingenieuren
geleiteten Eisenbauanstalten ausgeführt wer-
den, die mit Gießereien, Walzwerken und mechan.
Werkstätten für die feinere Bearbeitung des Eisens
versehen sind. Die Lieferungsweise derselben erfolgt
gewöhnlich unter Garantie für eine bestimmte Mari-
malbelastung und nach vertragsmäßig festgestellten
Preifen für die Gewichtseinheit (Tonnen oder Cent-
ner). Von den bedeutendern Eisenbauanstalten sind
zu nennen: Kaspar Harkort in Harkorten bei Duis-
burg ; Waltjen & Comp. in Bremen; Gebrüder Ben-
kiser in Pforzheim; Kölnische Maschinenfabrik; Süd-
deutsche Brückenbau-Aktiengesellschaft in Nürnberg;
Königin-Marien-Hütte ls.Cainsdorf); Lauchhammer,
vereinigte vormals Gräflich Einsiedelsche Werke;
Fairbairn in England; Gouin & Comp. in Frank-
reich; John Cockerill in Seraing in Belgien u. a. m.
Die E. in ihrer Mannigfaltigkeit sind eine Er-
findung der letzten 50 Jahre. Doch benutzte man
eiserne Anker und Stützen schon viel früher (1706
Versuche A. Schlüters, den Münzturm in Berlin
durch Anker vor dem Senken zu bewahren; 1744
Eisenringe um die Kuppel des St. Peter zu Rom;
im 18. Jahrh, schmiedeeiserne Säulen unter den
Emporen der Hamburger Kirchen u. s. w.). Die groß-
artigste Verwendung finden die E. an den Aus-
stellungsgebäuden (s. d.) und den Eisenbrücken (s. d.).
Die Preise für die E. sind stets starken Schwan-
kungen unterworfen. Nach dem Marktbericht über
Baumaterialienpreise vom 2. März 1894 ("Bau-
gewerkszeitung" vom 7. März 1894) kosten:
M.
100 kg schmiedeeiserne I-Träger, bis 260 nun hoch,
bis 8 m lang....... 11,00
desgl. bis 300 nun hoch, bis 3 m lang 11,50
" " 340 " " " 8 " " 11,75
" " 400 " " " 8 " " 12,50
" " 500 " " " 8 " " 13,50
alte Eisenbahnschienen, auf Länge geschlagen 8,50
gußeiserne Unterlegplatten........... 9,50
" Träger................ 19,00
Säulen nach vorhandenen Modellen, glatt . 18,00
" nach anzufertigenden Modellen, "
a. bei geringer Anzahl......... 20,50
d. bei größerer Anzahl......... 18,50
" nach vorhandenen Modellen, kanneliert 22,00
" nach anzufertigenden Modellen, "
a. bei geringer Anzahl......... 25,00
d. bei größerer Anzahl......... 23,00
Bei reich ornamentierten Modellen von kom-
plizierten Konstruktionen nach besondcrm Kosten-
anschlage.
1 KZ Balten-, Zug- und Bogenanker.....0,21 bis 0,23
1 " Schraubenbolzen zum Nachverband . . . 0,50 bis 0,60
Vgl. Brandt, Lehrbuch der E. (3. Aufl., Verl.
1876); Nowak, Der Metallbau (2 Tle., 3. Aufl.,LpZ.
1882); Wittmann,Statik derHochbaulonstruktionen,
Tl. 2 (2. Aufl., Münch. 1893); Messerschmitt, Die
Kalkulation der E. (Essen 1884); Schlösser, Anlei-
tung zur statischen Berechnung von E. (Berl. 1885);
Gottgetreu, Lehrbuch der Zochbaukonstruktion, Bd. 3
smit Atlas, ebd. 1885); Cornu, ^oii8tructiou 6Q ksr
sneue Aufl., mit Atlas, Par. 1886)' Sch^wsii,
Musterbuch für E., Tl. 1 (Lpz. 1888); Contag, Neuere
E. des Hochdaus (Berl. 1889); Vreymann, Bau-
konstruktionslehre, Bd. 3 (5. Aufl., bearb. von Köni-
ger, Lpz. 1890); Vaukundc des Architekten (Berl.
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