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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Elektrische Kerze - Elektrische Kraftübertragung
heit des Potentials entfällt. Da z. V. eine frei in der Luft aufgehängte Kugel vom Radius r bei der Ladung mit der Menge y das Potential V - ^ hat, so ist deren Kapacität ^ ^ r, d. h. dieselbe wird durch den Radius der Kugel und zwar nach der jetzt geltenden Übereinkunft in Centimetern gemessen. Giebt man die Kapacität eines andern Leiters in Centimetern an, so bedeutet dies, daß dieser dieselbe Kapacität hat wie eine freie Kugel von dem angegebenen Radius. Die Kapacität der im Artikel Leidener Flasche (s. d.) berechneten Kugelflasche ist ,^-. Die Flaschen übertreffen gewöhnliche Leiter bedeutend an Kapacität, worin nach Faraday ihre eigentliche Bedeutung liegt. Es ist leicht, eine Alaschenbatterie herzustellen, deren Kapacität jener einer Kugel von 1 km Durchmesser entspricht. (S. Elektrische Einheiten, Farad.) Die Kapacität einer Flasche hängt bei gleicher Form und Größe der Belegungen auch von dem Isolator zwischen demselben ab, w!e Cavendish, Faraday und W. Siemens fanden. (S. Dielcktricitätskonstante.) Die Bestimmung der Kapacität eines Leiters kann dadurch geschehen, daß man diesen bei gegebenem Potential mit einem andernvonbekannterKapacität, z.V. mitjener Kugelftasche verbindet und aus der Herabsetzung des Potentials auf die Kapacität des erstern Leiters schließt. - Über die Kapacität der Accumulatoren s. d.
Elektrische Kerze, diejenige nur mit Wechselstrom zu betreibende Form des elektrischen Bogenlichts, bei der die beiden Kohlenstäbe, zwischen denen sich der Bogen bildet, nicht, wie gewöhnlich, einander gegenüber, sondern, durch eine Schicht von Kaolin voneinander isoliert, parallel nebeneinander liegen. Von dem Russen Jablochkoff 1876 erfunden, bildete die Kerze eine sehr willkommene erste und vorläufige Lösung der Aufgabe, den Strom einer einzigen Quelle derart auf mehrere in den Kreis derselben eingeschaltete Lampen zu verteilen, daß dieselben einander gegenseitig nicht stören. Heute, wo diese Aufgabe keine Schwierigkeiten mehr darbietet, hat die Kerze nur noch histor. Interesse.
Elektrische Kette, soviel wie Galvanische Batterie (s. d.).
Elektrische Klingeln und Anrufapparate, Vorrichtungen, die teils als Nebenapparate bei Telegraphen, welche keine hörbaren Zeichen geben, teils als selbständige Signalapparate, z. B. in der Haustelegraphie, beim Eisenbahnsignalwesen u. s. w., verwendet werden. Wecker zur Erregung der Aufmerksamkeit wurden bei den elektrischen Telegraphen schon in der frühesten Zeit in Vorschlag gebracht.
Die Klingeln werden teils durch galvanische, teils durch Wechselströme, die mittels eines Magnetinduktors erzeugt werden, in Thätigkeit gesetzt. Über diese Klingeln s. Elektrische Telegraphen L, 2; über die mit Lauswerk s. Elektrisches Läutewerk.
Elektrische Kondensation, s. Leidener Flasche.
Elektrische Kraftübertragung, richtiger elektrische Energie- (oder auch Arbeits-) Übertragung, eine Anwendungsform des elektrischen Stroms, welche diesen benutzt, um Kraftquellen, deren Ausnutzung am Orte ihres Auftretens nicht angängig oder mit Schwierigkeiten verbunden ist, an entfernt gelegenen Gebrauchsorten nutzbar zu machen. In ihrer einfachsten Form besteht eine derartige Einrichtung zur Kraftübertragung aus einer Dynamomaschine, einem Elektromotor und einer beide verbindenden Leitung. In der Dynamomaschine wird die der Kraftquelle entnommene mechan. Energie in Stromenergie verwandelt, die, auf der Leitung zum Motor fließend, in diesem in mechan. Energie zurückverwandelt wird. Da jede Umwandlung einer Energieform in eine andere mit Verlusten verknüpft ist und auch die Leitung Energie verbraucht, ist es selbstverständlich, daß man nur einen Teil der in die Dynamo eingeleiteten, von ihrem Antriebsmotor an die Riemscheibe derselben abgegebenen mechan. Energie am Motor wieder gewinnt. Da aber Dynamo und Motor sehr vollkommene Maschinen mit hohen Wirkungsgraden sind und der auf die Leitung entfallende Verlust, wie sogleich gezeigt werden soll, leicht sehr klein gemacht werden kann, so gehört die E. K. zu den vorzüglichsten für größere Entfernungen benutzten Übertragungsmitteln, an die nur die Übertragung mittels Druckluft und die mit Druckwasser heranreichen, für große Entfernungen aber auch diese nicht. Neuerdings gewinnt sie aber auch mehr und mehr an Bedeutung als völliger oder teilweiser Ersatz für die bisher gebräuchlichen, meist in Wellenleitungen bestehenden Transmissionsmittel innerhalb unserer Fabriken, in welchem Falle es sich
allerdings mehr um eine Kraft-oder Energieverteilung, als um eine bloße Übertragung handelt.
Ihre Anwendung reicht zurück bis zur Wiener Weltausstellung von 1873. Sie diente dort als Aushilfsmittel aus einer argen Verlegenheit, in der sich der Vertreter der Gramme-Maschine, H.Fontaine, am Tage der Eröffnung befand, als eine Batterie Plantei'cher Accumulatoren, aus der eine der Dynamomaschinen als Motor für ein Pumpwerk, das einen Wasserfall speiste, betrieben werden sollte, sich hierfür als zu schwach erwies, bis ihm wenige Stunden vor der Eröffnung der glückliche Gedanke kam, doch einmal zu versuchen, ob er nicht als Stromquelle eine andere Dynamomaschine benutzen könne. Er beschreibt uns diese seine Verlegenheit und das Gelingen des Versuches, sowie die weitere Ausbildung der Idee sehr anschaulich in einem von ihm veröffentlichten kleinen Schriftchen: "TTTTT" ( Par. 1885). Wohl die erste größere Anwendung der E. K. in der Praxis war die 1879 in Betrieb gefetzte der Zuckerfabrik von ChMien & Felix in Sermaize, die dazu diente, die zur Bestellung der Nübenfelder vorhandenen Fowlerschen Seilpflüge von den Maschinen der Fabrik aus zu betreiben, die zu dieser Zeit, außerhalb der Campagne, nur zu einem sehr kleinen Teile ihrer Stärke ausgenutzt wurden, diese Arbeit also sehr wohl mitbesorgen konnten.
In größeren Kreisen bekannt wurde die Kraftübertragung durch die Versuche von Deprez, deren erster, die Übertragung von etwa 1TTTTT Pferdestärken von Miesbach nach München auf 57 km mittels gewöhnlicher Telegraphenleitung, seiner Zeit einen Hauptanziehungspunkt der Münchener Elektrischen Ausstellung (1882) bildete. Dieser Versuch ist namentlich deshalb interessant, weil bei ihm zum erstenmal wesentlich höhere Spannungen als bisher, nämlich etwa 1200 Volt, angewendet wurden in der ausgesprochenen Absicht, durch diese Erhöhung der Spannung des Stroms die den Leitungsverlust bedingende Stromstärke und damit diesen Verlust selbst soweit immer möglich herabzuziehen, bez. bei gleichem Verluste, ohne die Leitung zu sehr verstärken zu müssen, die Energie auf viel größere Entfer-^[folgende Seite]