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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Elektrische Telegraphen

die Walze laufende, sehr eng gewundene blaue Schraubenlinie mit entsprechenden weißen Unterbrechungen erzeugte, das Original also weiß ausgespart in blau schraffiertem Grunde wiedergegeben wurde. Durch eine etwas andere Einschaltung würde man aus seinen Strichelchen bestehende blaue Schrift auf weißem Grunde erhalten, wie sie z. B. der von Caselli 1856 erfundene Pantelegraph lieferte, bei welchem eine Art Pendel die Stifte über Papier und Folie, die auf cylindrisch gebogenen Blechen lagen, hinwegführte. Außer diesen elektrochem. Kopiertelegraphen giebt es auch elektromagnetische; der erste, von Hipp 1851 gebaute, schrieb mit einer deberartigen Glasfeder; der von Meyer (1861) besitzt als schreibenden Teil eine als Schraubengang um einen sich stetig drehenden Cylinder gelegte Schneide. In einer zweiten Klasse von Kopiertelegraphen wird der Schreibstift im Empfänger durch die Ströme so bewegt, daß er einen zusammenhängenden Zug schreibt, der jedoch treppenartig sein gezackt ist. Der 1885 patentierte, auf Taf. 111, Fig. 10 abgebildete Kopiertelegraph von S. P. Denison gehört zur ersten Klasse; er liefert elektrochemisch farbige Schrift auf einem Papierstreifen, benutzt jedoch gar keine gleichlaufenden Triebwerke, indem sowohl die schrittweise Bewegung der Streifen, als auch die Querbewegung der Stifte auf ihnen den Telegraphierströmen übertragen ist. Die beiden die Streifen bewegenden Elektromagnete sind in Fig. 10 in dem in der Mitte sichtbaren Kasten untergebracht und setzen zwar die beiden Rollen, über welche die beiden Streifen laufen, aber stets nur einen Streifen in Bewegung, weil mittels des vorn vortretenden Hebels links resp. rechts die Preßrolle vom Streifen abgehoben wird; links liegt der Empfangsstreifen, rechts der Senderstreifen; die rückwärts sichtbaren Elektromagnete bewegen die Stifte über den Streifen hin und her, und die die Stifte tragenden Hebel führen die Ströme den Stiften und weiter den Streifen zu; am Ende jedes Hebelweges wird die Stromrichtung umgekehrt und dadurch der Rückgang des Hebels veranlaßt.

6) Die Buchstabenschreibtelegraphen sind ebenfalls zur Zeit außer Gebrauch. Die meisten sollten in ganz ähnlicher Weise wie die Kopiertelegraphen metallene Buchstabentypen kopieren; so der von Bonelli 1862. Hipp dagegen wollte 1851 eine Schreibfeder in der Luft in beständiger Wiederholung einen die Elemente zu allen Buchstaben enthaltenden Zug machen und sie durch einen Elektromagnet stets so lange auf das Papier legen lassen, als die Feder die zu dem eben zu telegraphierenden Buchstaben nötigen Teile jenes Zuges ausführte.

7) Die Schreibtelegraphen für vereinbarte Schrift liefern auf dem Papier, das gewöhnlich in Streifenform verwendet wird, durch elektrochemische oder elektromagnetische Wirkung eine bleibende Schrift, welche meist aus Gruppen von Punkten, oder von Punkten und Strichen besteht, die teils in derselben Zeile liegen, teils auf zwei Zeilen verteilt sind. Zweizeilige Schrift liefern die Doppelschreiber; besteht sie bloß aus Punkten, so nennt man sie Steinheilschrift, weil Steinheil mit seinem obenerwähnten, zwei Magnetnadeln in derselben Spule enthaltenden Telegraph zuerst solche Schrift erzeugte; Stöhrer verwendete 1849 in seinem Doppelstiftapparate zwei Schreibstifte nebeneinander und schrieb in jeder Zeile Punkte und Striche, weshalb er nur Gruppen von wenig

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Elementarzeichen brauchte. Die Morseschrift ist eine einzeilige Strich-Punkt-Schrift. Das internationale Morse-Alphabet ist, abgesehen von den Dienstzeichen, jetzt folgendes:

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Die Buchstaben sind aus höchstens vier Elementarzeichen gebildet und den häufiger vorkommenden die einfachsten Zeichen gegeben, die Ziffern dagegen enthalten fünf, und die Interpunktionszeichen sechs Elementarzeichen. Zwischen je zwei Buchstaben wird ein etwas größerer Zwischenraum gelassen; die Wörter trennt man durch einen noch größern Zwischenraum. V. Meyer (s. Mehrfache Telegraphie) ließ jeden Wortbuchstaben eine Zeile für sich bilden und vermochte deshalb auch auf dem breitern Streifen von rechts nach links hin laufende Gruppen zu verwerten. Bei der Erzeugung der Punkte und Striche befindet sich der schreibende Apparatteil (Stift, Pinsel, Rädchen) für gewöhnlich fern vom Papier und wird zum Schreiben auf dasselbe aufgelegt. Bei den Zickzackschreibern dagegen liegt der Schreibstift beständig auf dem Papiere oder in einer ganz geringen Entfernung von demselben und schreibt so, während nicht telegraphiert wird, einen geraden Strich, beim Telegraphieren aber wird der

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Stift auf dem Papier hin und her bewegt und schreibt so eine zackige oder eine geschlängelte Linie. Eine solche läßt die vorstehende Schriftprobe sehen, welche ein mit S. Lauritzens Zickzackschreiber (Undulator) auf einem Nordseekabel der Great Northern Telegraph Company telegraphiertes Wort zeigt, worin die Morsepunkte und Striche durch kürzere und längere Biegungen ersetzt sind. Unter den Zickzackschreibern erfreut sich William Thomsons Heberschreiber (Siphon recorder) einer starken Benutzung auf langen Unterseekabeln; er