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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Elektrische Telegraphen
steht in betreff seiner elektromagnetischen Einrichtung den Nadeltelegraphen (s. ^, 3) nahe und enthält eine leichte Rolle aus feinem Draht, welche wie 8 auf Taf. II, Fig. 9 an den Fäden a. und k zwischen zwei kräftigen Magnetpolen aufgehängt ist, von den sie durchlaufenden positiven und negativen Telegraphierströmen hin und her gedreht wird und mittels des an ihr befestigten, mit dem rechten Ende in das Farbgefäß ^ eintauchenden Hebers r zickzackförmige Schriftzüge auf dem Papierstreifen p erzeugt. Vei dem Rußschreiber von Siemens & Halske durchlaufen die Telegraphierströme eine leichte Spule, welche in einem cylindrischen magnetischen Felde ausgehängt ist, und bewegen sie auf und nieder, wobei ein mit der Spule verbundener, ganz leichter Schreibhebel Zickzackzüge in die Rußschicht auf einem in lotrechter Ebene vorübergeführten berußten Papierstreifen einkritzelt.
Im telegr. Weltverkehr haben unter den Schreibtelegraphen die für Morseschrift so ziemlich die Alleinherrschaft errungen. In den früher allein gebrauchten Stiftschreibern (Reliefschreibern), von denen Taf. II, Fig. 11 eine neuere Form (mit Federtrieb anstatt des früher allgemein benutzten Triebgewichtes) darstellt, setzt das mittels des Griffes ^ aufgezogene, mittels des Hebels K nach Bedarf gebremste oder losgelassene Triebwerk während des Empfangens eine kleine Walze ^v, in welche eine Nute eingedreht ist, in Umlauf, wodurch ein um dieselbe laufender, von der Rolle 15 kommender Papierstreifen p eine mäßig schnell fortschreitende Bewegung erhält. Die Walze >Vi preßt unter der Wirkung einer Feder den Streifen p gegen n; wird Vi mittels des Hebels ä von n hinweggedreht, so läßt sich der Streifen p bequem zwischen die beiden Walzen einführen. Ein stumpfspitziger Stahlstift 8, der an dem um die Achse x drehbaren Schreibhebel III sitzt, steht der Nute der Walze >v gegenüber und drückt das Papier in sie hinein, wenn der Elektromagnet 15 seinen Ankers anzieht, welcher an dem ebenfalls um x drehbaren Hebel II sitzt. Dieser wird durch eine mittels der Schraube l regulierbare und auf den Hebel 1i wirkende Feder für gewöhnlich gegen die Spitze der Schraube 0 gedrückt , in welcher Stellung der Schreibstift 3 von der Walze n absteht. Dauert die Anziehung nur ganz kurze Zeit, so entsteht auf diese Weise auf dem
Papier ein Punkt; dauert sie länger, so bildet sich ein Strich. Das Aufschlagen des Ankerhebels II auf die untere Stellschraube u macht beim Stiftschreiber jedes angekommene Zeichen zugleich dem Ohr sehr deutlich wahrnehmbar, und es lassen sich nach dem hellen oder dumpfen Ton, der sie begleitet, die Punkte und Striche leicht und scharf voneinander unterscheiden, danach aber das Telegramm auch nach dem Gehör ablesen, wie bei einem Klopfer (vgl. ^, 2). Als Geber für Morseschrift benutzt der Telegraphist den in Fig. 12 abgebildeten Morse-Ta st er (Schlüssel); durch abwechselndes Niederdrücken und Emporheben des an dem Knopfe O erfaßten, um die Achse ä drehbaren metallenen Hebels ^ sendet er den Strom einer galvanischen Batterie in die Linie und durch den Elektromagnet des Empfängers; 1 wird für gewöhnlich durch die in das untere Ende des Stiftes u eingehängte Feder ^ auf dem in die Schiene 5l eingeschraubten Ruhekontaktstifte festgehalten. Die Achse ä liegt in dem Lager doäeD1>2; aus ihr wird mittels der schraube t der Hebel l' festgeschraubt. Mittels der Schrauben u^ und U-2 wird die Spannung der Feder I?, mittels der Schraube Vi die Stellung des in den Hebel ^ eingeschraubten Arbeitskontaktstiftes v gegen den Kontakt 3. in der Schiene V reguliert. Die Klemmschrauben X5 und X2 an 5l und I) und eine dritte an V dienen zum Anlegen der Leitungsdrähte. Dieser Taster läßt sich zum Telegraphieren mit Arbeits- und Ruhestrom (s. Telegraphenbetriebsweisen und Telegraphenschaltungen) benutzen; Taf. III, Fig. 1 zeigt eine Schaltung auf Arbeitsstrom (vgl. 15, 5). Die Farbschreiber (Blauschreiber) schreiben farbige Punkte und Striche; der Ankerhebel des Elektromagnets dient als Schreibhebel und drückt entweder eine auf ihm sitzende, in einen Farbebehälter eintauchende und bei ihrer beständigen Drehung aus ihm die (blaue) Farbe entnehmende Farbscheibe gegen den an dieser Scheibe vorübergeführten Papierstreifen an (John, 1854, Siemens & Halske), oder es bewegt eine Schneide am Ende des Schreibhebels den Streifen gegen die sich beständig drehende und von einer Tuchwalze die Farbe entnehmende Farbscheibe (Digncy & Vaudoin in Paris). Letzteres geschieht bei dem auf Taf. II, Fig. 10 abgebildeten polarisierten Farbschreiber von Siemens & Halste; hier bildet die Schneide a das Ende des Schreibhebels III, dessen anderes Ende II ein permanenter Magnet ist, zwischen den verstellbaren Polen 1^ und 1^2 des Elektromagneten!^ liegt und zwischen den Stellschrauben u und 0 hin und her bewegt wird. Die Eisenkerne von N stehen auf dem Nordpole eines Stahlmagneten, auf dessen Südpole 3 der Schreibhebel 11111 drehbar befestigt ist; der Magnet II ist also ein Südpol, 1^ und ?2 sind zwei Nordpole. Mittels der Schraube 8 läßt sich der obere Pol ?i höher oder tiefer stellen und so seine abreißende Wirkung auf den Anker II verändern. Die Farbwalze 1^ speist das unter ihr liegende Schreibrädchen mit Farbe; die aus der Wand ^V hervorragenden Teile ^, >v^, ä, X und ^ sind dieselben wie die in Fig. 11. Zum Telegraphieren mit Arbeitsstrom (s. Telegraphenbetriebsweisen) wird I'i so tief gestellt, daß er bei stromlosem Elektromagnet 1^ den an u liegenden Anker H an 0 heraufzuziehen vermag; der Telegraphierstrom verstärkt den Pol ?2 und schwächt IV, 1>2 legt daher jetzt II an u. Beim Betrieb mit flüchtigen Wechselströmen (s. Telegraphenbetriebsweisen) wird 1^ so hoch gestellt, daß II bei stromloser Leitung, sei es an 0, sei es an u, ruhig liegen bleibt; die positiven Ströme legen dann II an u und beginnen das Schreiben, das stets der nächstfolgende negative Strom beendet, da er?2 schwächt und II wieder an 0 legt. Bei dem von Siemens & Halske für die Indo-Europäische Linie gebauten polarisierten Farbschreibern besitzt der Elektromagnet nur eine wagerechte Rolle; der weiche Eisenkern derselben ist an jedem Ende mit einem wagerechten eisernen Flügel versehen, und oberhalb der beiden Flügel liegen die Pole eines Hufeisenmagneten; eine Spiralfeder strebt die Flügel von den Polen zu entfernen und muß beim Telegraphieren mit Arbeitsstrom bei stromloser Linie die Flügel vom Magneten abreißen, während die positiven Telegraphierströme die Flügel den ihnen gegenüber liegenden Polen entgegengesetzt magnetisieren, sodaß die Anziehung die Federspannung zu überwinden vermag. Bei Wechselstrombetrieb verursachen die negativen Ströme die Abstoßung der Flügel durch den Magnet, wirken also in gleichem Sinne wie die Abreißfeder. Bei dem Normalfarb-^[folgende Seite]