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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Elektroskop - Elektrotechnik

Elektroskop (grch.), Instrument, welches das Vorhandensein einer elektrischen Ladung und des Zeichens derselben (d. h. ob positiv oder negativ) anzeigt. Sind die Instrumente mit passenden Einrichtungen und Skalen versehen, die nicht nur eine Abschätzung, sondern auch eine genaue Messung der elektrischen Spannung, des Elektrischen Potentials (s. d.) gestatten, so nennt man sie Elektrometer (s. d.). Als verläßlichstes Kennzeichen des elektrischen Zustandes eines Körpers dienen die elektrische Anziehung und elektrische Abstoßung. Die Arten der E. sind äußerst zahlreich; am bekanntesten sind etwa die folgenden: das einfache Pendelelektroskop (s. Elektrisches Pendel), das zu gewöhnlichen Demonstrationsversuchen dient; ferner das Doppelpendelelektroskop, das im wesentlichen aus zwei isolierten, sich berührenden, gut leitenden Pendeln (z. B. aus zwei Strohhalmen nach Volta, aus zwei Silber- oder Aluminiumdrähten u. dgl. m.) besteht, die, wenn sie bei der Prüfung eines elektrischen Körpers gleichnamig elektrisch werden, sich gegenseitig abstoßen und dadurch das Vorhandensein der Elektricität anzeigen. Aus der großen Zahl der verschiedenen Arten von Doppelpendelelektroskopcn des vorigen und unsers Jahrhunderts hat sich bis heute unter mannigfachen Abänderungen wegen seiner Einfachheit und Empfindlichkeit am beharrlichsten behauptet das Goldblattelektroskop von Bennet (1787). Dasselbe besteht, wie nachstehende Fig. 1 zeigt, im wesentlichen aus einem am obern Ende mit einer Metallkugel oder Metallscheibe p versehenen metallenen Stäbchen, das am untern Ende zwei sich deckende Goldblattstreifen trägt. Die letztern sind durch ein Glasgefäß gegen Luftzug, äußere Feuchtigkeit u. dgl. m. geschützt und isoliert. Berührt man mit einem schwach elektrischen Körper den Knopf oder die Platte p (Kollektor) jenes Drahts, so werden letzterer und die Goldblättchen durch Mitteilung gleichnamig elektrisch. Diese stoßen sich daher ab, bilden mithin einen Winkel, der desto größer wird, je stärker die Elektricität an den Blättchen ist. Zum Abschätzen dieses Winkels besitzen derartige Instrumente zuweilen einen Gradbogen. Da jedoch die Divergenz der Goldblätter in keinem einfachen Verhältnis zur geprüften elektrischen Spannung steht, so kann ein solches mit Gradbogen versehenes Instrument nicht als Elektrometer, sondern nur als E. dienen. Da sich die Glaswände allzuleicht elektrisch laden, versieht man gegenwärtig diese E. mit Metallgehäusen, die nur zwei Glasfenster zur Beobachtung haben. Selbstredend sind die Goldblättchen samt Zuleitungsdraht von dem Gehäuse isoliert. Setzt man stärkere Elektricität voraus, so läßt man sie nicht wie oben durch Mitteilung, sondern durch Influenz (s. Elektricität und Elektrische Influenz) auf das E. wirken, wobei man den zu prüfenden Körper von oben her dem Kollektor p langsam nähert, während man letztern mit dem Finger berührt. Dadurch wird jene Elektricität, die mit der zu prüfenden gleichnamig ist, abgeleitet, und es bleibt die entgegengesetzte Elektricität im E. zurück, wenn man den Finger noch während der Influenz abzieht. Diese zurückgebliebene Elektricität treibt die Goldstreifen auseinander, sobald der influenzierende Körper entfernt wird. Hm die Art der elektrischen Ladung des E. zu prüfen, nähert man von oben her dem Zuleiter einen Körper mit bekannter Elektricität. Ist der Körper gleichnamig geladen, so wird durch Influenz die Divergenz der Goldblättchen vergrößert, im gegenteiligen Fall verkleinert. - über das Quadrantenelektroskop von Henley (1772) s. Elektrisiermaschine (Bd. 5,S. 1017 a).

^[Fig. 1]

Sehr empfindlich sind die Säulenelektroskope (Fig. 2); sie beruhen darauf, daß ein in der Mitte zwischen zwei Polen a und g einer trocknen Säule (s. Zambonische Säule) hängendes unelektrisches Goldblättchen von beiden Polen gleich stark angezogen wird und daher in Ruhe bleibt. Elektrisiert man jedoch dieses Goldblättchen, wenn auch nur sehr schwach, so wird es vom ungleichnamig elektrischen Pol angezogen und überdies vom gleichnamig elektrischen Pol abgestoßen. Da5 Blättchen bewegt sich daher gegen den ungleichnamig elektrischen Pol und zeigt dadurch die elektrische Ladung und das Zeichen derselben an. Das Säulenelelektroskop stammt von Behrens (1806), es wurde jedoch erst durch Bohnenberger (1819) und Fechner (1829) bekannt. Um die Empfindlichkeit der E. zu steigern, verbindet man sie mit kondensierenden Platten und erhält die Kondensationselektroskope (s. Leidener Flasche). Dann gehören hierher alle auch als E. verwendbaren Elektrometer (s. d.). Zur Ermittelung der Elektricität in den höhern Luftregionen erhalten die E., wenn sie ruhen, in die Höhe ragende Zuleitstangen; sind sie beweglich, so werden sie in die Luft gehoben. (S. Luftelektricität.)

^[Fig. 2]

Elektrostatik (grch.), die Lehre von den Wirkungen und Wirkungsgesetzen der ruhenden Elektricität (s. d.). Ein elektrischer Körper übt Wirkungen aus sowohl während die Elektricität auf ihm durch Isolierung im Gleichgewichte zurückgehalten, als auch während die Elektricität entladen wird. Die erste Wirkungsart ist die der ruhenden, die zweite die der bewegten Elektricität oder die des elektrischen Stroms. (S. Elektrodynamik, Galvanismus und Galvanische Batterie.) Die E. ist wiederholt mit Glück einer mathem. Behandlung unterzogen worden. - Vgl. Beer, Einleitung in die E. (Braunschw. 1865); Kötteritzsch, Lehrbuch der E. (Lpz. 1872).

Elektrostatisches Bad, s. Elektrotherapie.

Elektrotechnik (grch.), sowohl die Lehre von den technischen Anwendungen der Elektricität als auch der Zweig der allgemeinen Maschinen-, chem. und mechan. Technik, der sich mit Anfertigung und Verwendung der betreffenden Maschinen und Apparate beschäftigt.

Von den vielen Zweigen der E. hat sich am frühesten die Telegraphentechnik ausgebildet. Mit der Ausdehnung des Eisenbahnverkehrs kommen dann die Einrichtungen für den Signal- und Sicherungsdienst für diesen hinzu, denen sich die Anwendung elektrischer Uhren anschließt. Nach Konstruktion der ersten für die größere Praxis brauchbaren Dynamomaschinen (s. d.) kommt dann weiter hinzu der Bau und die Anwendung von Dy-^[folgende Seite]