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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Eleusīnische Mysterĭen; Eleusis; Eleuthĕra

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Eleusinische Mysterien – Eleuthera

gedeiht, da sie von der Zeit an, wo sie 5 cm hoch geworden, bis zur Blüte reichlichen Regen, von Mitte September an ununterbrochenen heißen Sonnenschein verlangt. Die Frucht wird von November bis Februar geerntet und giebt einen außerordentlich hohen Ertrag, und das aus ihr (wenigstens von der weißen Sorte) gebackene Brot ist sehr angenehm zu essen und nahrhafter als das Tefbrot. Außerdem braut man aus dieser Frucht ein vorzügliches Bier. Einige andere Arten, wie E. coracana L. und E. indica Gärtn., werden in Ostindien als Getreidepflanzen angebaut.

Eleusīnische Mysterĭen, s. Eleusis.

Eleusis, im Altertum Stadt in Attika, an der danach benannten Bucht, gegenüber der Insel Salamis, nordwestlich von der Stadt Athen, mit welcher sie durch die etwa 2 Meilen lange sog. heilige Straße verbunden war, gelegen (jetzt ein kleines Dorf Levsina), war besonders berühmt wegen des geheimen Gottesdienstes der Demeter und Persephone, den man nach dem Orte die Eleusinischen Mysterien (Eleusinien) nannte. Sie waren die ehrwürdigsten in Griechenland. Ihre Stiftung wird von der Tradition in die mythische Zeit versetzt und auf Eumolpos und Demeter selbst zurückgeführt. Ursprünglich wurde hier wohl von den Bewohnern von E. in vorhellen. Zeit unter der Leitung einzelner vornehmer Geschlechter ein Erntefest gefeiert. Mit der Zeit wurden dann, unter Mitwirkung kretisch-messenischen Einflusses, wahrscheinlich von Anfang an im Tempel, d. h. im Geheimen, von den Priestern vorgenommene, auf den Raub und die Wiederkunft der Persephone bezügliche symbolische Handlungen eines altertümlichen Totenkultes, dadurch daß man Laien als zuschauende Teilnehmer zuließ, zu eigentlichen Mysterien entwickelt und nach der von Athen bewirkten Vereinigung der attischen Landschaften von den Athenern weiter ausgebildet. Besonders aber ward unter der Herrschaft der Pisistratiden durch den Einfluß der sog. Orphiker der Kultus durch Einführung ihrem Wesen und ihrer Bedeutung nach der Demeter-Persephonesage innerlich verwandter dionysischer Elemente (s. Dionysos) bereichert und seinem Inhalt nach vertieft. Zur Zeit des Perikles wurde nach dem Plane des Baumeisters Iktinos zu E. ein sehr geräumiger, fast quadratischer Bau, von einem doppelten Vorhofe (Peribolos) umgeben, für die Mysterien erbaut. Die Feier der Eleusinien, an welcher bei Todesstrafe kein Uneingeweihter teilnehmen durfte, fand im Herbst etwa vom 15. bis 25. Boedromion (September oder Oktober) statt. Wer zur Einweihung zugelassen werden wollte (jeder freigeborene Grieche konnte zugelassen werden), mußte zunächst eine Art Vorkursus durchmachen durch die Einweihung in die sog. kleinen Mysterien, welche um die Zeit des Beginns des Frühlings in Attika vom 19. bis 21. Anthesterion (Ende Februar oder Anfang März) in Agrä, einer am linken Ufer des Ilissos gelegenen Vorstadt Athens, gefeiert wurden. Ein Jahr nach der Aufnahme in die großen Mysterien konnten die Eingeweihten (Mystai) zu dem höhern Grade der Weihe, dem der Epoptai, d. i. der Schauenden, zugelassen werden. Nach verschiedenen Vorfeiern, wozu außer dem zur Erinnerung an die Trauer der Demeter geübten Fasten und außer Opfern namentlich gehörte, daß man an die See ging und dort Reinigungsbäder nahm, zogen die zur Feier Zugelassenen (ausgeschlossen waren durch öffentliche Verkündigung die, deren Hände und Herzen nicht rein und die nicht Griechen waren) am 19. Boedromion mit dem Bilde des jugendlichen Bakchos (Iakchos genannt) in einer großen mit vielen Ceremonien bei den am Wege liegenden Heiligtümern verknüpften Prozession nach E., woran sich am 20. eine nächtliche Feier mit Tanz und Gesang anschloß. Die ganze Feier, welche selbst auch Iakchos genannt wurde, eröffnete die Reihe der hohen Festtage in E. (vom 20. bis 23. Boedromion), bei welchen dann, wohl in zwei verschiedenen Nachtfeiern, die Einweihung zu dem ersten und zu dem zweiten Grade der Weihe stattfand.

Diese Feierlichkeiten in E., bei welchen vier aus bestimmten Geschlechtern gewählte priesterliche Würdenträger (der Hierophantes, der Daduchos, der Hierokeryx und der Altarpriester, denen weibliche Priesterinnen, namentlich eine Hierophantin zur Seite standen) eine Hauptrolle spielten, bestanden hauptsächlich in Darstellungen der Geschichte der Demeter und Persephone, der Verbindung der letztern mit dem zum Reichtumspender Pluton umgewandelten Hades, der Qualen des Tartarus und der Freuden des Elysiums sowie in der Vorführung des Todes und der Wiedergeburt des Iakchos-Zagreus, der hier als Sohn oder Bruder der Persephone erscheint. Daneben wurden offenbar alte Götterbilder, Symbole und reliquienartige Gegenstände den durch altertümliche Bräuche und ein unheimliches Dunkel vorher in erwartungs- und weihevolle Stimmung versetzten Epopten vorgezeigt, und ihre Kraft und Bedeutung erklärte dann der Hierophantes und pries ein Sängerchor in alten Liedern. Zum Schluß wurden zwei kreiselförmige Gefäße gefüllt und nach Westen und Osten, d. h. den Gegenden des Todes und der Auferstehung, hin, vielleicht unter Besprengung der Mysten, ausgegossen. Nach allgemeiner Ansicht aber waren diese Bräuche dazu geeignet, über den Volksglauben erhabene religiöse Vorstellungen, namentlich über die Unsterblichkeit der Seele und über Belohnung oder Bestrafung im Jenseits, unter den Teilnehmern zu verbreiten. Die Eingeweihten glaubten, sie ständen unter der Götter besonderm Schutz und sie allein seien der Freuden des künftigen Lebens gewiß. Mündliche Belehrungen, d. h. Mitteilung von bestimmten Glaubenssätzen, scheinen, abgesehen von einigen durchaus in mythische Form gekleideten Geheimlehren, nicht stattgefunden zu haben. Die Geheimhaltung alles des bei der Feier Geschauten und Gehörten war den Eingeweihten bei den schwersten Strafen geboten; jede Störung oder Verhöhnung der Feier wurde vom Staat, unter dessen speciellem Schutz die Mysterien standen (der zweite Archon, der Basileus, hatte nebst einigen vom Volke gewählten Epimeleten die Oberleitung der ganzen Feier), aufs strengste geahndet. Einige die Mysterien behandelnde Bildwerke wiederholt Schreiber, Kulturhistor. Bilderatlas, Taf. 14. (S. Mysterien.) – Vgl. Lobeck, Aglaophamus (Königsb. 1829); Preller, Demeter und Persephone (Hamb. 1837); A. Mommsen, Heortologie. Antiquarische Untersuchungen über die städtischen Feste der Athener (Lpz. 1864); Rohde, Psyche (Freib. i. Br. 1890); Rubensohn, Die Mysterienheiligtümer in E. und Samothrake (Berl. 1892).

Eleuthĕra, eine der brit. Bahama-Inseln in Westindien, durch die North-East-Providence-Straße