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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Elfenbeinarbeiten; Elfenbeinbearbeitung; Elfenbeinküste

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Elfenbeinarbeiten – Elfenbeinküste

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Elfenbein'

E. sind vorherrschend phosphorsaurer Kalk (über 60 Proz.) und Knorpelsubstanz (gegen 40 Proz.). Außer den Zähnen der lebenden Elefantenarten werden auch noch die Zähne von ausgestorbenen Elefantenarten, dem Mammut und Mastodon, zu dem E. gerechnet, die unter anderm aus Sibirien unter dem Namen gegrabenes E. in den Handel kommen. Das meiste E. stammt aus Asien (Ceylon, Siam, Bombay) und aus Afrika (Kongo [Ausfuhrwert 1892: 3,7 Mill. Frs.], Gabun, Kamerun [Wert der Ausfuhr 1893: 107000 M.], Sansibar, Mozambique). Die Totaleinfuhr von E. in den europ. Markt betrug nach der Hamburger Handelskammer 1891: 573000 kg, 1890 etwa 591000 kg. Hamburgs Import betrug 1891: 2341 Doppelzentner im Werte von 4420210 M.; sehr bedeutend für den Elfenbeinhandel ist London als Markt, wo das E. in den Docks in Auktionen verkauft wird, auch Antwerpen (s. d., Bd. 1, S. 718b) hat in neuester Zeit als Elfenbeinmarkt Bedeutung erlangt. England importierte 1893 an E. (Elefanten-, Seekuh- und Seepferdzähnen) für 559083 Pfd. St., Frankreich für 3306167 Frs., Deutschland für 3956000 M. Der Doppelcentner E. kostet in Europa bis zu 2000 M.; der Preis ist jedoch nach Güte und Größe der Zähne verschieden; in Afrika sind die Preise viel geringer und je nach der Zufuhr und den Tauschmitteln ungleich schwankender. – Durch Verkohlen des E. bei Abschluß der Luft erhält man das sog. gebrannte E. oder Elfenbeinschwarz (s. Beinschwarz). Durch Kochen in Farbenbrühen läßt sich das E. schön und dauerhaft färben. Verarbeitet wird E. zu Kämmen, Billardbällen, Falzbeinen, Würfeln, Schachfiguren, Dosen, Tastenbelegungen, zu Galanteriewaren u.s.w. – Über vegetabilisches E. s. Elfenbeinnuß.

Elfenbeinarbeiten. Das durch den warmen Ton wie durch seine plastische Eigenschaft ausgezeichnete Elfenbein (s. d.) wurde schon in frühester Zeit mit Vorliebe in der Kleinkunst verwendet. Ägypt. und assyr. Reliefs zeigen besiegte Äthiopier, die Elefantenzähne als Tribut bringen; kleine Schnitzwerke, Idole und Gebrauchsgegenstände sind in Ägypten (s. Tafel: Ägyptische Kunst III, Fig. 2 u. 3) und Mesopotamien gefunden worden. Die Griechen verwandten es auch zu großen Statuen, indem sie die Fleischteile daraus fertigten, Gewand und Haar aber von Gold bildeten. (S. Chryselephantin.) E. aus dem griech. und röm. Altertum sind nachweisbar so gut wie gar nicht erhalten. Mit der Zeit Konstantins beginnen als die ältesten Denkmale die sog. Konsulardiptychen (s. Tafel: Elfenbeinarbeiten, Fig. 5), in Bildschnitzerei hergestellte Platten, die auf ihren äußern Seiten die Darstellung der Konsuln nebst andern Scenen, z.B. öffentliche Spiele und Kämpfe, zeigen, auf den innern aber, mit Wachs überzogen, zum Schreiben als Notizbücher dienten (s.Diptychon). Die byzantinischen E. zeichnen sich durch vollendete Technik sowie durch zierliche und lebensvolle Darstellung aus; das prachtvollste derartige Elfenbeinwerk, das erhalten ist, ist der um 550 entstandene Sessel des Bischofs Maximianus in der Sakristei des Doms zu Ravenna. Er ist ganz mit Elfenbeinschnitzereien bedeckt; die Seitenlehnen zeigen die Geschichte Josephs, vorn ist Johannes der Täufer mit den vier Evangelisten zu beiden Seiten dargestellt; das übrige füllen Rankenfriese mit Löwen, Hirschen u.dgl. Ferner Tafeln mit religiösen Darstellungen (besonders aus der Passionsgeschichte), Klosterarbeiten des 9. ↔ bis 14. Jahrh., die sich als Buchdeckel erhalten haben (s. die Tafeln: Elfenbeinarbeiten, Fig. 4, 6, 7; Altchristliche Kunst III, Fig.1; Byzantinische Kunst, Fig. 5). Im spätern Mittelalter wuchs die Vorliebe für E. sowohl zum religiösen wie profanen Gebrauch. Aus den Diptychen wurden die mit kleinen figürlichen Reliefs religiöser Art ausgefüllten Triptychen, welche die Haus- und Tragaltäre schmückten. Auch Statuetten sind noch zahlreich erhalten. Weiter traten Schmuckkästchen, Spiegelkapseln (s. Tafel: Elfenbeinarbeiten, Fig.3) u.dgl. hinzu, die mit figürlichen Scenen aus dem Leben oder erotischer Art verziert waren. Gegen das Ende des Mittelalters und während der besten Zeit der Renaissance scheint die künstlerische Herstellung von E. nachgelassen zu haben, obschon sich vortreffliche Werke, Statuetten wie Reliefs, finden.

Mit dem Beginn des 17. Jahrh. lebte die Vorliebe für E. wieder auf. Das Elfenbein fand als kunstvolle Einlage bei Möbeln, Kästchen u. dgl. eine ausgedehnte Anwendung, die vorzugsweise in Italien (Mailand, Venedig), aber auch in Deutschland (Nürnberg, Augsburg) und sonst gefertigt wurden; sodann wurde es von einer geschickten Kunstdrechslerei (Passichtdrechslerei) verarbeitet (s. Passigdrehen), welche daraus Kannen (s. Tafel: Elfenbeinarbeiten, Fig. 2), Becher und andere Gefäße, zum Teil von höchst bizarren Formen, schuf. Verwandt damit sind andere E. dieser Zeit, wie ineinander bewegliche Kugeln, künstliche bewegliche Augen u.dgl. aus einem Stück. Ferner wurden äußerst fein und vollendet durchgeführte Statuetten, Crucifixe und Figurenreliefs gefertigt, welch letztere teils selbständig sind, teils als Einlagen dienen, teils Pokale und Becher verzieren (s. Tafel: Elfenbeinarbeiten, Fig. 1). Derartige E. wurden in den Niederlanden und in Deutschland zahlreich bis in das 18. Jahrh. hinein geschaffen. Auch in Italien wurde damals (17. Jahrh.) das Elfenbein wieder häufig sowohl zu Statuetten wie zu Reliefs, insbesondere zu religiösen figürlichen Kunstwerken gebraucht. Später versuchte man sich noch in überaus künstlich feinen Landschaftsdarstellungen mit den winzigsten Figürchen, aber es war dies nur vorübergehende Spielerei. Von der heutigen Kleinkunst ist die Elfenbeinschnitzerei mannigfach wieder versucht worden, meist aber nur zu kleinen und billigen landeseigentümlichen Schmuckartikeln oder zu Fächern u.dgl. sowie zur Nachahmung älterer Werke (z. B. zu Nürnberg, Geislingen und zu Erbach im Odenwald). Dagegen hat sie in Indien und ganz besonders in China sich eine hohe Blüte bewahrt. Die chines. Arbeiten, Kästchen, Becher, Fächer und viele andere Dinge, sind ebenso vollendet fein wie zahlreich, und bewahren, trotz der Eigentümlichkeiten ihrer Art und Gegenstände, doch ein besonderes Interesse. Die E. Japans (s. Japanische Kunst) übertreffen sogar an künstlerischem Wert das meiste von dem, was Europa auf diesem Gebiet schuf.

Elfenbeinbearbeitung, s. Knochenbearbeitung.

Elfenbeinküste oder Zahnküste, der zwischen Kap Palmas und Kap der drei Spitzen (Cape Three Points) liegende, 620 km lange Landstrich in Nordwestafrika, umfaßt einen Teil von Maryland (s. Liberia), ein von vollkommen unabhängigen Negerstämmen bewohntes Gebiet; dann die franz. Besitzungen Groß-Bassam, das Westende der engl. Goldküste (s. d.). Das Land zwischen Maryland und

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 22.