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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Emailfarben - Emancipation
Blütezeit in das 16. Jahrh, fällt und in der Stadt
Limoges vorzugsweise seinen Sitz hatte. Die Tech-
nik besteht in einem Emailüberzug über beide Seiten
des Gefäßes; auf das E. wird gemalt wie auf einen
andern Grund und die Farbe eingebrannt. Zahl-
reiche Gefäße dieser Art, ausgezeichnet sowohl durch
die Malerei wie durch die schönen Renaissancefor-
men, sind noch in den Sammlungen erhalten, auch
Tafeln mit Porträten und figürlichen Scenen, ins-
besondere biblischen und religiösen Inhalts. Die
schönsten derartigen Emailarbeiten sind zum Teil
bloß 6n Fri8aili6, oder mit Hinzufügung des Fleisch-
tons; andere sind von außerordentlicher Schönheit
in den Farben und glänzend durch hinzugefügte
transparente Farben, die mit Gold oder Silber
unterlegt sind. Die Hauptkünstler sind Pierre Rey-
mond, Jean Courtais und Leonard Limousin. Im
17. Jahrh, geriet diese Emailart in Verfall. Sie
wurde dann durch Emailmalerei auf weißem Grunde
abgelöst, die bei Uhren, Dosen und Medaillons
(Frankreich, Schweiz, Deutschland) ihre Haupt-
anwendung fand. Es war Miniaturardeit. Ihre
Blütezeit fällt in das 18. Jahrh. Ihr gehört auch
der zur Zeit Ludwigs XIV. wirkende Pctitot an mit
seinen Miniaturporträten in E. auf Goldplatten.
In der Periode der Renaissance gab es noch einige
Nebcnarten, die in der Goldschmicdekunst angewen-
det wurden und rein dekorativer Natur sind. Die
Goldschmiede bedeckten einzelne Teile des Gold-
schmucks mit farbigem Schmelz, um dem Ganzen
eine koloristische Wirkung zu geben. Diese Art
wurde überall viel geübt; in Deutschland noch spät,
besonders von G. F. Dinglinger (s. d.), von dem die
größte bekannte Emailarbeit (im Grünen Gewölbe
in Dresden) herrührt. Dann legte man, wie z. A. der
um 1000 in Augsburg thätige D. Attemstetter, durch-
sichtiges E. in gravierte Vertiefungen auf Silber-und
Goldplatten und erzielte dadurch mit Vögeln, Blu-
men und stilvollem Ornament eine reizende Wirkung.
Im 19. Jahrh, fand das E. anfangs nur An-
wendung auf Uhren; erst später ist es fast in allen
seinen Arten wieder aufgelebt, zuerst infolge der
angestrebten Reform der kirchlichen Goldschmiede-
kunst. Diese ries die mittelalterlichen Arten wieder
hervor, benutzte auch die dekorativen Arten der Re-
naissance; Hauptstättcn dafür sind heute Aachen,
Köln, Wien, Mecheln, Brüssel, auch Lyon und
Paris. Sodann kam eine neue Anregung durch
altchines. Kupfergefäße mit Zellenfchmelz, die nach
der Eroberung von Peking durch die Engländer
und Franzofen in großer Anzahl nach Europa ge-
bracht wurden und zu ähnlichen Arbeiten, die jetzt
als Lampen, Vasen, Schalen, Crucifixe, Becken
u. s. w. einen bedeutenden Kunstindustriezweig bil-
den, ermutigten (Hauptfabrikanten in Paris Varbs-
dienne, Christofte, Ellington; in Berlin Sußmann
und Ravenet). Auch die Chinesen und Japaner
beginnen infolge der Nachfrage diese alte, bei ihnen
vergessene Emailart wieder aufzunehmen; die Ja-
paner machen felbst Zellenschmelz auf Porzellan,
eine früher ungekannte Art. Die Indier dagegen
leisten heute das Vorzüglichste in dekorativem, be-
sonders durchsichtigem E. auf Goldschmuck. End-
lich ist auch das Maleremail von Limoges neuer-
dings wieder versucht worden; so in Paris von
Potier, in Wien von Macht. - Vgl. Labarte, ^s-
c1i6rcti68 8ur 1a. psinturs eii email äans 1'knti<Mit6
6t au UW?6Q "S6 (Par. 1856); Luthmer, Das
Email-Handbuch der Schmelzarbeit (Lpz. 1892).
Emailfarben, s. Schmelzfarben.
Emaillieren (frz.emaiiwro, spr. emäjühr; engl.
snaineliinF), das Verfahren, durch das Metallgegen-
stände mit leicht schmelzbaren, durchsichtigen oder
undurchsichtigen, meist farbigen bleihaltigen Glas-
massen bedeckt werden. (S. Email.) Entweder wird
eine Metallfläche möglichst gleichmäßig mit einem
aufgeschmolzenen Überzug von einfarbigem Email
versehen, wie bei Zifferblättern, gußeisernen Ge-
fäßen u. s. w., oder es werden nur einzelne Stellen
des Arbeitsstücks mit Email, oft von verschiedener
Farbe bekleidet, wie bei Dosen, Ringen und andern
^chmucksachen aus Gold, Silber oder Bronze, bei
Ordensdekorationen u. s. w. In allen Fällen beruht
das Wesentliche des Verfahrens darauf, daß die in
pulverförmigem Zustand mit Wasser angemachte
Glasmasse auf der durch Beizen mit Säuren ge-
reinigten Fläche ausgebreitet und sodann durch einen
angemessenen Hitzegrad zum Schmelzen gebracht
(eingebrannt) wird, worauf dieselbe, erkaltet, eine
harte, glatte und glänzende, am Metall haftende
Decke bildet. Die ausgedehnteste praktische Bedeu-
tung hat das E. für Kochgeschirre und Flüsstgkeits-
leitungsröhren sowie zum äußerlichen Schutz der
Siederöhren der Lokomotivkessel gegen die Ablage-
rung von Kesselstein. Bei dem Email auf Kochge-
schirren sucht man den Bleistuß^ durch eine bleifreie
aus Borax, Quarz, Feldfpat, ^oda oder Zinnoxyd
bestehende Glasmasse zu ersetzen. Das Einbringen
des Emails in Kochgeschirre geschieht in zwei getrenn-
ten Operationen, indem zuerst eine Grundmasse auf-
getragen und, nachdem diese eingebrannt ist, die Deck-
masse darüber gebracht wird. Das Einbrennen des
Emails erfolgt niemals im offenen Feuer, sondern
stets in Muffelöfen (Emaillieröfen), um eine Ver-
unreinigung des Emailüberzugs durch Rauch oder
Flugasche zu vermeiden. (S.Glas,Thonwarenfabri-
kationund Glasur.) - Vgl. Nandau, Die Fabrikation
der Emaille und das E. (2. Aufl., Wien 1890).
Emaillieröfen, s< Emaillieren.
Gmailmalerei, s. Email.
Emanation (lat., d. h. Ausfluß), philos. Kunst-
ausdruck, bezeichnend das Hervorgehen aller Dinge
aus einem höchsten Princip, nach Art des Ausströ-
mens des Lichts. Die namentlich bei Indern und Per-
sern verbreitete, später auch zu den christl. Gnostikern
und den Neuplatonikern gekommene Emanations-
lehre veranschaulicht sich demnach den Ursprung des
Alls in der Weise eines Naturprozesses. Ahnlich
wie der Lichtglanz schwächer wird, je weiter er sich
von der Lichtquelle entfernt, sollten auch die aus
dem Ursein hervorgegangenen Wesen eine Stufen-
folge abnehmender Vollkommenheit bilden, bis zu-
letzt die Materie und in ihr das Böfe entstehe.
Ahnlich suchten ältere Kirchenväter das Verhältnis
des Sohnes und des Heiligen Geistes zum Vater als
auf E. beruhend zu veranschaulichen. - über die
optische Emanationstheorie s. Licht.
Emancipation (lat.), im röm. Recht die Ent-
lassung eines Kindes aus der väterlichen Gewalt mit-
tels einer gerichtlichen Handlung, welche der förm-
lichen Veräußerung des Eigentums an einer Sache
nachgebildet war. Die Förmlichkeiten, welche insbe-
sondere bei der Gewaltentlassung eines Sohnes sehr
umständliche waren, wurden unter den Kaisern ver-
mindert. Seit Iustinian genügte eine Entlassungs-
erklärung des Vaters in Gegenwart des (nicht wider-
sprechenden) Kindes vor Gericht. - Das deutsche
Recht kennt, namentlich in den Ländern des sächs.