Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Emmenthalbahn; Emmer; Emmeram; Emmeran; Emmerich

84

Emmenthalbahn - Emmerich

rühmten Emmenthaler Käse liefert. Die wichtigsten Wohnplätze des Thals sind Langnau (s. d.), der bedeutendste Ort des ganzen E., Lützelflüh (3412 E., in 605 m Höhe), an der Emme im untern Thale, wo Albert Bitzius (s. d.) 1832‒44 Pfarrer war, Sumiswald (5738 E., in 711 m Höhe), an der Grünen, mit bedeutender Uhrenfabrikation, Leinwandindustrie und Handel, und das Städtchen Huttwyl (3582 E., in 642 m Höhe), an der Langeten, wo 1653 der Bund der Bauern gegen die Herrschaft der Städte beschworen wurde. Mit Bern und Luzern ist das E. durch die Linie Bern-Langnau-Luzern der Bernischen Jurabahn verbunden, von welcher bei Langnau die Emmenthalbahn nach Burgdorf und Solothurn abzweigt. – Vgl. Imobersteg, Das E. nach Geschichte, Land und Leuten (Bern 1876); Türler, Das malerische und romantische E. (Burgdorf 1887).

Emmenthalbahn, s. Bern (Bd. 2, S. 824 a).

Emmer, Getreideart, s. Dinkel.

Emmer, linker Nebenfluß der Weser, entspringt am Ostabhange des Eggegebirges im NW. von Driburg im preuß. Reg.-Bez. Paderborn, durchfließt dann in nordöstl. Laufe die Steinheimer Ebene, tritt bei Lügde in das Kesselthal von Pyrmont und mündet bei Emmern, oberhalb Hameln.

Emmeram oder Emmeran, der Heilige, Verkündiger des Evangeliums in Bayern, war wahrscheinlich Bischof von Poitiers und wollte in der zweiten Hälfte des 7. Jahrh. den Avaren in Pannonien das Evangelium predigen, als er auf der Reise dorthin in Regensburg durch den Bayernherzog Theodo bewogen ward, in Bayern zu bleiben, um hier das Christentum fester zu begründen. Nach dreijähriger Wirksamkeit (712‒715) begab er sich auf die Reise nach Rom, um die päpstl. Legitimation zu holen, wurde aber von des Herzogs Sohn, drei Tagereisen von Regensburg entfernt, erschlagen (715). Seine Leiche wurde in der St. Georgskirche zu Regensburg beigesetzt. Die Verehrung seiner Reliquien verschaffte der Benediktinerabtei St. Emmeran in Regensburg großes Ansehen. Anfangs war die Abtei mit dem Bistum verbunden, bis sie Bischof Wolfgang 994 trennte. Gegen Ende des 13. Jahrh. wurde das Kloster zum kaiserlich gefürsteten Reichsstift erhoben, 1803 säkularisiert und ist seit 1809 Residenz des Fürsten Thurn und Taxis. Die von Arbeo am Ende des 8. Jahrh. verfaßte «Vita Emmerammi» wurde von Sepp (Regensb. 1889) herausgegeben. – Vgl. Quitzmann, Die älteste Geschichte der Baiern bis zum J. 911 (Braunschw. 1873); Riezler, Geschichte Baierns, Bd. 1 (Gotha 1878).

Emmeran, Eusebius, s. Daumer, Georg Friedr.

Emmerich, Stadt im Kreis Rees des preuß. Reg.-Bez. Düsseldorf, 3,5 km von der niederländ. Grenze, in 19 m Höhe, rechts am Rhein, über den eine Dampffähre führt, in einer fruchtbaren, den Überschwemmungen des Stroms ausgesetzten Ebene, an den Linien Oberhausen-E. (60,8 km) der Preuß. und E.-Zevenaar (16,9 km) der Niederländ. Staatsbahnen, hat reinliche und breite Straßen mit fast nur zweistöckigen Häusern und einen verhältnismäßig großen Umfang und trägt schon völlig holländ. Charakter. E. ist Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Duisburg), Hauptzollamtes mit Lagerhaus und vier besondern Zollabfertigungsstellen, Hafenkommissars, einer Steuerkasse und hat (1890) 9622 E., darunter 1442 Evangelische und 169 Israeliten, Post erster Klasse mit Zweigstelle, Telegraph, zwei kath. Kirchen, eine evang. und eine Mennonitenkirche sowie eine Synagoge, ein Gemeinde-Aichungsamt, eine Eisenbahnwerkstätte, ein Waisenhaus, eine Anstalt für verwahrloste Kinder, ein St.Willibrordusspital; ferner ein Wasserwerk, Gasanstalt, städtische Sparkasse und Kreditbank. Die Aldegundiskirche, 1145 gegründet, mit einem stattlichen got. Turme (Glockenspiel), drei gleich hohen Schiffen und reichem Figurenschmuck, ist ein großer got. Ziegelbau von 1483; die roman. Münster- oder Martinuskirche (Kapitelskirche) im Übergangsstil des 11. und 12. Jahrh., besitzt eine sehenswerte, kürzlich restaurierte Krypta, den roman. Reliquienschrein des heil. Willibrord, Chorstühle von 1486.

Außerdem bestehen ein königlich kath. Gymnasium (Direktor Akens, 10 Lehrer, 9 Klassen, 225 Schüler), ursprünglich Stiftsschule, 1474 humanistisch reorganisiert, dann Jesuitenschule bis 1811, seit 1832 preuß. Gymnasium, seit 1869 mit einem Konvikt für auswärtige Zöglinge verbunden, eine evang. Rektorat- und höhere Mädchenschule; Eisengießerei sowie Fabrikation von Chemikalien (3 Fabriken), Posamentierwaren, Seife, Klavieren, Leder, Bürsten, Essig, Liqueur (8), Mineralwasser, Schokolade, Tabak und Cigarren (17), Strumpfwirkerei, Lohmühle, 3 Getreidemühlen, 2 Ziegeleien, 4 Buch- und 2 Steindruckereien, eine Hauptagentur der Anglo-Continentalen, vorm. Ohlendorffschen Guanowerke-Aktiengesellschaft, bedeutender Handel mit Tabaksblättern, Kolonialwaren, namentlich Kaffee, Butter und Käse, bedeutender Tabakbau, Viehzucht und Fischerei (Lachse). Jährlich finden 25 Viehmärkte, in jeder Woche ein bedeutender Getreidemarkt statt. Bedeutend ist die Rheinschiffahrt, für welche ein vortrefflicher Zollrevisions- und Sicherheitshafen besteht. 1893 fuhren zu Berg 20617 Schiffe mit zusammen 3847187 t, zu Thal 20500 mit 2926232 t Befrachtung; zu Berg fuhren ferner 6 Flöße mit 3499 t, zu Thal 54 mit 26504 t Befrachtung. – E. ist ein sehr alter Ort, der als Villa Embricensis oder Embrica (später auch Embreche, Embrecha, Embricha, Embrike) bereits seit 697 (Gründung der Martinuskirche durch den heil. Willibrord) erwähnt wird und seinen Ursprung der Kollegiatkirche verdankt. Der Ort wurde 1247 durch den Grafen Otto von Geldern, unter dessen Schutz sich 1233 das Kapitel gestellt hatte, mit Mauern umgeben und zur Stadt erhoben, kam durch Verkauf 1402 an Cleve, gehörte seit 1407 zur Hansa und soll zu seiner Blütezeit im 15. Jahrh. an 40000 E. gehabt haben. 1599 wurde es von den Spaniern unter Mendoza belagert. Nachdem E. 1609 mit Cleve an Brandenburg gekommen war, wurde es 1614 von Moritz von Nassau besetzt und stark befestigt, 1672 durch Ludwig ⅩⅣ. genommen, der die Festungswerke schleifen ließ, 1794 als offene Stadt vom franz. General Vandamme beschossen; 1806 huldigte es Murat und kam 1815 wieder an Preußen. – Vgl. Dederich, Annalen der Stadt E. (Emmerich 1867).

^[Abb. Wappen von Emmerich]

Emmerich, Anna Katharina, die stigmatisierte Nonne von Dülmen, geb. 1774 als Bauerntochter zu Flamske bei Coesfeld, lebte seit 1803 im Kloster Agnetenberg bei Dülmen in Westfalen und nach dessen Aufhebung (1811) in Dülmen. Seit