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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Enragiert - Enschede
In Frankreich haben seit Mitte des 19. Jahrh,
ebenfalls häufig E. stattgefunden, teils eigentlich
parlamentarische, teils mehr administrative, die
von dem Oborbandelsrate geleitet wnrden. Sie wur-
den namentlich vor allen wichtigern 'Änderungen
des Zollsystems veranstaltet. Die umfangreichste
von allen war die 1866 -68 abgehaltene I^n-
hnöto HZrioole, welche 35 Quartbände geliefert hat,
aber keinen großen praktischen Wert besitzt, wie
überhaupt in dieser Beziehung die französischen E.
den Vergleich mit den englischen nicht aushalten.
Auch in Deutschland verlieh die Neichsver-
fassung von 1849 und verleiht namentlich noch
die preuß. Verfassung der Volksvertretung das
Recht, Untersuchungskommissionen niederzusetzen,
und in der That sind in Preußen auf Veranlassung
der Regiernng derartige Kommissionen mehrmals
vom preuß. Äbgeordnetenhanse gebildet worden.
Auch Regierungs-Enquetekommissionen kommen
häusig vor, mit denen indes die Vertretungen zu-
nächst nichts zu thun haben. Von ausschließlich
polit. Bedeutung war die 1863 von dem preusi.
Abgeordnetenhause eingesetzte Untersuchungskom-
mission zur Feststellung der Wahlbeeinflussungen.
Neuerdings hat man für die Reichsgesetzgebuug
sowie für die preuß. Gesetzgebung einzelne E. be-
gonnen, so die Eisenbahntarifenquete 1875 und die
preuß. Eisenbahnuntersuchungskommission 1873,
die 1878 angeordneten E. über die Lage der Eisen-,
Baumwoll-, Leinen- und Tabaksindustrie, die E.
über die Revision des Patentgesetzes im Nov. 1886,
die Vorsenenquete (s. d.) und die Erhebungen der
Kommission für Arbeiterstatistik seit 1892.- Vgl.
Cohn, Über parlamentarische Untersuchungen in
England (Jena 1875); Das Verfahren bei E. über
sociale Verhältnisse. Gutachten von Embden, Cohn
und Stieda (in den "Schriften des Vereins für
Socialpolitik'), Heft 13, Lpz. 1877).
Enragiert (frz., spr. ang'rasch-), wütend, ra-
send; leidenschaftlich für etwas eingenommen.
Gnregistrement (frz., spr. ang'reschißtr'mäng),
die Eintragung in ein Register, welche in Frankreich
und den Ländern des franz. Rechts (z. B. auch in der
preuß. Rheinprovinz, Gesetz vom 23. April 1804) ins-
besondere dazu dient, Privaturkunden ein sicheres
Datum (s. d.) zu geben. Außerdem aber wird da-
selbst (z. B. auch in Elsaß-Lothringen) unter diesem
Namen eine indirekte Steuer erhoben, welche im
1.1790 an Stelle verschiedener anderer Abgaben,
namentlich der sog. OontrölL, trat und gegenwärtig
hauptsächlich auf dem Gesetz vom 22. Frimaire des
Jahrs VII berubt. Die Enregistrementsgebühren,
welche teils verhältnismäßige, teils feste sind, wer-
den als Mutations-(Handänderungs-)gebühren bei
der Übertragung des Eigentums an unbeweglichem
Gut unter Lebenden und bei jedem Eigentums-
erwerb von Todes wegen (Sterbfallsgebühren) er-
hoben, ferner von andern Rechtsgeschäften bei Re-
gistrierung der darüber lautenden Urkunden. Die
Erhebung der Steuer erfordert jurist. Kenntnisse,
wie denn auch Streitigkeiten über Enregistrements-
sachen vor die ordentlichen Gerichte verwiesen sind,
wo sie in besonderm Verfahren verhandelt werden.
Gnregiftrieren (frz., spr. ang'reschi-), einregi-
strieren, einzeichnen, einschreiben (s. Enregistrement).
Gnrhumiert (frz., spr. ang'rüm-), mit dem
Schnupfen behaftet, verschnupft.
Gnrichieren (frz., spr. ang'risa", bereichern,
verzieren, ausschmücken.
Gnriquez eigent-
lich Enrique Enriquez de Paz, span. Dichter,
Sohn eines getauften portug. Juden, geb. um 1600
zu Segovia, trat im 20. Jahre in Kriegsdienste, er-
langte den Rang eines Kapitäns und das Kleid des
Ritterordens vom heil. Michael. 1636 verließ er
Spanien, wohl weil er innerlich an dem ererbten
Glauben festhielt, wenn er auch erst viel später
öffentlich zu diesem zurückkehrte; sein Sohn Diego
Enriquez Vasurto, der 1649 in Rouen ein Gedicht
"N1 triumpiw äo lg. virtuä )' paciencia äe.lod"
herausgab, wird als Jude bezeichnet. E. G. fand,
wie zahlreiche andere Spanier, am Hofe Lud-
wigs XIII. Gunst und Stellung; 1660 wird er von
der Inquisition in ekti^ie als Abtrünniger zum
Feuertod verurteilt und dabei als in Amsterdam
ansässig bezeichnet. Noch während seines Aufent-
halts in Spanien trat E. G. als dramar. Dichter auf.
"151 e9.1'ä6U3.1 <16 ^.idoi'IW?" UNd "?01'U3.II N6Qä6X
?wto" werden als besonders beifällig aufgenom-
men genannt. Nach eigener Angabe schrieb er 22
Komödien, denen die häusige Anwendung des asso-
uierenden dreisilbigen Trochäus eigentümlich ist.
Die beste: "^. 1o Hne odii^a. ei Iwuor" erinnert an
Calderons "^leäico äs 3u noni-H". E. G.' Komödien
sind im allgemeinen wohldurchdacht, die Charak-
teristik ist festgehalten, in der Erfindung sind sie
durch phantastisches Beiwerk und im Otil durch
Übertreibung entstellt. Dieser letztere Fehler herrscht
auch in seinen Werken in Versen und Prosa. Zu
diesen gehören: "^ca^enii3,8 moi-aiLä äe iHZ innsan"
(Bord. 1642; Valencia 1647; Madr. 1660; Barcel.
1704, verschiedenartigen Inhalts), "1^ culM äei
primer pereFriuo" (Rouen 1644; Madr. 1735),
ein theol.-mystisches Gedicht mit einzelnen bessern
Partien; "1Ä 81ZI0 pit^örieo " (Nouen 1644
u. ö.), eine Reihe von satir. Charakterbildern von
geringem Werte, in die Form der Seelenwan-
derung eingekleidet, halb in Prosa, halb in Versen;
"1.3. viäa (I0 D. (^1030110 (^ukäaiia", eine Novelle
im Genre des Quevcdo und Aleman, die einen
Teil des "ZiFio Ma^rico" bildet (in der "Vidlio-
teca. ätt Nnwr63 68M110I68", Bd. 33); "I^uig ä^äo
äs I)i08" (Par. 1645), "^olitica, anMieN" (Rouen
1647), welche Schrift Ansichten über Staatsverwal-
tung enthält; "N1 8HM80I1 ^laxarLno" (ebd. 1656),
ein verunglücktes Heldengedicht. Seinen lyrischen
Gedichten ist Gedankenreichtum und Empfindung
nicht abzusprechen. Sie stehen im 42. Bande der
Madrider "Vidliotkca. äs Äutor63 03MÜ0I68", zwei
Dramen, im 47. derselben Sammlung. - Vgl.
! Varrera y Leirado, OatHioFo äsl teatro anti^uo
63MI101 (Madr. 1860).
Gnrolieren (frz., spr. ang'r-), in die Muster-
rolle oder Werbeliste eintragen, anwerben; En-
rolement (spr. ang'rolmang), Anwerbung zum
Kriegsdienst. jMrts!
Hn rovltv (frz., fpr. ang rut), unterwegs; vor-
Hn" (lat.), das Seiende, Ding, Wesen; N. sn-
twm, das Wesen der Wesen, d. i. Gott' ^. i-a-
tioni8, Gedankenwesen, das bloß in der Vorstellung
vorhanden ist, im Gegensatz zum N. reale, dem in
der Wirklichkeit vorhandenen Dinge oder Wesen.
Gns, Fluß und Stadt in Österreich, s. Enns.
Gnschede (spr. ens-ch-), Stadt in der niederländ.
Provinz Oberyssel, 6 km von der preuß. Grenze,
an den Linien Hengelo-Grenze der Niederländ.
Staatsbahnen und Winterswijk-E. (44 km) sowie
E.-Oldcnzaal (10 km) der Holland. Eisenbahn-Ge-