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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Epideixis; Epidemie

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Epideixis - Epidemie

durch Nachgrabungen der Griechischen Archäologischen Gesellschaft 1881 völlig bloßgelegt sind. Auch sonst sind in dem ganzen, noch jetzt vom Volke "das Heiligtum" (to hiero) genannten Thale ausgedehnte Reste alter Baulichkeiten wieder aufgedeckt, so vor allem die Tholos des Polyklet, ein kreisrunder Säulenbau. Jetzt liegt bei den Ruinen der alten Stadt ein gleichnamiges Dörfchen und etwas mehr nördlich das Städtchen Piádha. - Über die griech. Nationalversammlung zu E. s. Piádha.

Eine andere Stadt E., von der vorerwähnten durch den Beinamen Limera unterschieden, nach der Tradition eine Pflanzstadt der argivischen, lag an der Ostküste Lakoniens, eine Stunde von dem heutigen Monemwasia entfernt.

Epideixis, Epidixis (grch., das "Aufweisen"), Probestück, Prunkstück, besonders Prunkrede; davon als Adjektivum epideiktisch.

Epidemie (grch.) oder epidemische Krankheit, auch Volkskrankheit oder Seuche, Krankheiten, die gleichzeitig oder rasch nacheinander zu gewissen Zeiten zahlreiche Menschen befallen, sich über kleinere oder größere Gebiete ausbreiten und dann wieder verschwinden, im Gegensatz zu den sporadischen Krankheiten, welche einzelne Menschen, unabhängig von Zeit und Ort, befallen. In einem solchen Falle sieht man eine bestimmte Krankheitsform eine Zeit lang mehr Individuen eines Ortes befallen als zu andern Zeiten. Ist die Krankheit über ein ganzes Land oder größere Ländergebiete gleichzeitig verbreitet, so nennt man sie wohl auch Pandemie oder pandemische Krankheit. Das Übel selbst kann von verschiedener Art sein, und es giebt wenig akute Krankheiten, die nicht einmal epidemisch aufgetreten wären; doch pflegen insbesondere die akuten auf einem Kontagium (s. d.), auf Bakterien (s. d.) oder Miasma (s. d.) beruhenden Infektionskrankheiten, wie Typhus, Cholera, Gelbes Fieber, Blattern, Scharlach, Masern, Sumpffieber u. dgl., in gewissen Zeiträumen größere verheerende E. zu veranlassen, sodaß in der That häufig der Begriff Infektionskrankheit mit dem Begriff Volkskrankheit zusammenfällt. Die dem Herrschen solch einer Seuche zu Grunde liegende Beschaffenheit der Umstände heißt die epidemische Konstitution oder der Genus epidemicus.

Die Frage nach den eigentlichen Ursachen der epidemischen Verbreitung mancher Krankheiten kann nur ganz allgemein beantwortet werden. Man betrachtet als solche von alters her kosmische, tellurisch-atmosphärische und menschliche (politisch-sociale) Verhältnisse. Der Glaube an den kosmischen Ursprung der Seuchen, z. B. den Einfluß der Gestirne auf die menschliche Krankheitsstimmung, ist uralt, doch kaum für mehr als Aberglaube zu halten. Wichtiger ist und von deutlichem Einfluß das Verhältnis der Erde zur Sonne und der dadurch bedingte Wechsel der Jahreszeiten, denen niemand eine Einwirkung auf die Erzeugung von Krankheiten abstreiten wird (die sog. Jahresepidemie, constitutio annua, z. B. Frühlings-, Sommer-, Herbst- und Winterkonstitution). Von der größten Bedeutung zeigen sich jedoch die tellurisch-atmosphärischen Erscheinungen, deren krankheiterregende Eigenschaften historisch hinlänglich konstatiert sind. Hierher gehören Erdbeben und die damit verbundenen Veränderungen in den elektrischen und magnetischen Verhältnissen eines Landstrichs, Überflutungen des Meers, Überschwemmungen und dadurch oder durch anhaltenden Regen herbeigeführte Feuchtigkeit, anhaltende Trockenheit und Hitze, besonders aber ungewöhnlicher Verlauf der Jahreszeiten, wie warme Winter, kalte Sommer u. s. w. und die daraus unmittelbar entspringenden Folgen für Tier- und Pflanzenwelt. Der Einfluß der polit. und socialen Verhältnisse: Krieg (s. Heereskrankheiten), Hungersnot, schädliche Gewohnheiten, die unter einzelnen Völkern herrschen, Kulturzustände, Ernährungs- und Erwerbsweise, Fabriken, Wohnungen, Kleidungen, Sitten und Gebräuche u. dgl. auf die Krankheitsstimmung eines Volks oder einer Zeit bedarf wohl kaum eines Beweises. Bedenkt man, daß oft mehrere dieser schädlichen Einflüsse sich vereinigen und noch dazu durch Niederdrückung der Gemüter dem Einzüge einer Krankheit in den Körper Thür und Thor geöffnet wird, so findet die Entstehung der großen Weltseuchen wohl hinlängliche Begründung.

Ein nicht minder wichtiges Moment bei der Verbreitung der E. ist die Ansteckung (s. d.), welche namentlich für die Verbreitung der Infektionskrankheiten in Frage kommt; hier entstehen zunächst gewöhnlich eine Anzahl kleinerer Seuchenherde (Stuben-, Haus- und Straßenepidemien), von denen aus dann die weitere Ausbreitung der E. erfolgt. Manche Krankheiten, z. B. die Cholera, sind übertragbar, ohne daß sich eigentlich Kontagiosität, d. h. Übertragung von Person zu Person, nachweisen ließe. In manchen Fällen beruht das Umsichgreifen und Weiterwandern der epidemischen Krankheiten darauf, daß die die Ansteckung vermittelnden Keime mikroskopischer Pilze durch die Luft, das Trinkwasser und andere Vehikel weiter verbreitet werden, wobei namentlich der höhere oder tiefere Stand des Grundwassers (s. d.) eine wichtige Rolle spielt. Gewisse E. kehren in manchen Landstrichen regelmäßig wieder (z. B. die Cholera in Indien), jedoch einmal mehr, das andere Mal weniger bösartig. Das Wandern der Seuchen, bisweilen über den ganzen Erdkreis, ist neuerdings besonders durch die Cholera (s. d.) sowie durch die Influenza (Grippe, s. d.) bekannt geworden. Jede Seuche zeigt eine Zeit der Zunahme, der Höhe und der Abnahme, und zwar findet sich meist, daß die Zunahme rasch vollendet und das Höhestadium bald erreicht ist, während sich das Stadium der Abnahme länger hinauszieht. Nach ihrem Ablauf ist die Krankheit entweder spurlos, nicht selten auf Jahre oder Jahrzehnte hinaus verschwunden, bis plötzlich wieder einzelne Fälle den Beginn einer E. ankündigen, oder sie besteht während der Pause in einzelnen meist zusammenhanglosen sporadischen Fällen fort, wie dies z. B. beim Scharlach in großen Städten der Fall ist. Die Dauer der E. ist verschieden, gewöhnlich nicht unter 2 - 3 Monaten, selten über ein halbes Jahr während; meist dauern sie desto kürzere Zeit, je heftiger sie auftreten, d. h. je mehr Individuen sie gleich anfangs ergreifen. Ebenso wechselnd wie die Verbreitung der E. ist auch ihre Mortalität; während in einzelnen E. alle Fälle gutartig verlaufen, ist in andern die Prozentzahl der Toten eine sehr beträchtliche, ohne daß sich ein bestimmter Grund dafür anführen läßt; gewöhnlich sind die Erkrankungen zu Anfang einer E. die schwersten, am häufigsten tödlich, weil meist die schwächlichen Individuen zuerst ergriffen werden. Die E. hört nach und nach von selbst auf, sei es, weil sie alle disponierten Individuen aufgezehrt hat (da epidemische Krankheiten einen Menschen oft nur einmal befallen), sei es, weil ihre Ursachen auf-^[folgende Seite]