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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Erbscholtisei - Erbsenmuscheln
singer der rechten Hand das von der federnden Zange
oder Schere gefaßte Sieb unterhalb der Feder in der
Schwebe, nennen den einzelnen Namen jeder der
des Diebstahls verdächtigen Perfonen nacheinander,
wobei sie sechsmal bei jeder Perfon die kauderwel-
schen Worte (Pictor sagt: vei-Iia nee 8idi ip8i8, nee
aliig intLlikot^) VI^8 NIN3 ^80IIN^ L^^N-
O0^^1' OO^VIN^ N^I'I'1^1^^8 aussprechen,
womit sie den Dämon in das Sieb bannen und ihn
zwingen, den Dieb zu offenbaren, indem der Dä-
mon bei dem Namen des richtigen Diebes das Sieb
so in Bewegung setzt, daß die federnde Zange den
Fingern der Beschwörenden entgleitet und nebst
dem Siebe zu Boden fällt. Statt des Siebes wird
in irgend ein Buch (wahrscheinlich Gertrudenbuch,
Gesangbuch oder Postille), das ererbt sein muß, ein
großer, jedenfalls auch ererbter, Schlüssel (daher
der Name E.) gelegt, so, daß der Schlüssel etwa
um ein Dritteil oben aus dem Buch herausragt.
Das Buch wird stillschweigend mit einer Schnur
fest umwickelt und nun, ganz wie oben erwähnt, mit
den Mittelfingern unter dem Ringe von zwei Per-
sonen gehalten, bis die Finger unter dem Ninge
weggletten, wobei der in diesem Augenblick Ge-
nannte als Übelthäter ermittelt ist.
Grbscholtisei, Erbschulzenamt, s. Torf-
system, Erbrichter, Schulze.
Grbse (?i8um ^.), Pflanzengattung aus der
Familie der Leguminosen (s. d.), Abteilung der
Papilionaceen. Man kennt nur wenige Arten, die in
den Mittelmeerländern und Westasicn vorkommen.
Es sind einjährige, saftvolle, blaugrüne, kahle Kräu-
ter mit zerbrechlichen, ästigen Stengeln, paarig ge-
fiederten Blättern, deren i^tiel in eine Ranke aus-
läuft, großen blattartigen Nebenblättern und blatt-
ben. Die Blüten haben einen zweilippigen Kelch,
eine große, zurückgeschlagene Fahne und einen an
der untern Seite tiefrinnigen, an der obern Seite
bärtigen Griffel. Die Frucht ist eine längliche, un-
reif stets zusammengedrückte, aber später aufgetric-
bene, oft fast walzige, vielsamige Hülse. Zu dieser
Gattung gehören einige unserer wichtigsten Hülsen-
früchte. Es scheint drei Hauptkulturarten zu geben:
die Ackererbse (?i8um arv6n86^.), die Pahl-
odcr Kneifelcrbfe (I>i8uin 8lUivum _^.) und die
Zuckererbse (?i8um 8Äcckai'atum //ost.), letztere
beiden meist als Gartenerbse (s. d.) zusammen-
gefaßt. Beider Ackererbse auch ostpreußische
graue E. oder Peluschke (s. d.) genannt, sind die
Vlütcnstiele^einblütig, die Blumen violett oder pur-
purn, die schalen der zuletzt bald walzigen, bald
zusammengedrückten Hülsen an ihrer Innenseite mit
einer anfangs abziehbaren Basthaut versehen, die
gedrängt stehenden marmorierten Samen kugel-
rund oder fast viereckig. Nur die Körner und allen-
falls die Schalen der jungen Hülfen, nachdem man
sie "abgezogen" hat, sind genießbar. Die Ackererbse
findet sich wild oder verwildert hier und da auf
Erbsenfeldern, besonders aber häufig im "Gemenge"
derLandwirte. Sie fcheint in Deutschland heimisch zu
sein. - Die durch ganz Europa verbreitete Erbsen-
lultur ist zwar alt, war jedoch den Römern und
Griechen noch nicht bekannt. Zu ihrem Gedeihen
verlangt die E. einen milden, kalkhaltigen Boden
und ist sie mit sich selbst sehr unverträglich, d. h. sie
darf erst nach 5-6 Jahren auf demselben Felde
wieder angebaut werden. Die beliebteste Feld- oder
Ackererbsensorte ist die große Victoriaerbse. Eine
Aussaat von 2 Iii liefert gedrillt pro Hektar eine
Ernte von 16 Kl Körner und 40 Centnern gutes
Futtcrstroh. Gegenwärtig wird der Erbsenbau in
den südeurop. Ländern in bei weitem gröherm Maß-
stabe betrieben als in Deutschland. Die Samen der
E. bieten reif und unreif Menschen und Vieh eine
sehr nahrhafte und angenehme Speise; auch das
Erbsenstroh ist ein gutes Viehfutter.
Unter den verschiedenen Insekten, welche den E.
Schaden bringen, ist namentlich der Erbsenkäfer
(s. d.) zu bemerken. Von den pflanzlichen Para-
siten der E. ist besonders der Erbsenrost, Ilro-
m^c68 i)i8i Fc/^'öt., schädlich; derselbe bildet auf
den Stielen, Blättern und Schoten rötlichbraune
und dunklere Flecken, welche aus den Sommer- oder
Wintersporen des Pilzes bestehen. Stark mit Rost
befallenes Erbfenstroh ist mit Vorsicht zu füttern.
Grbsele, s. Lei-dor^.
Grbsenbaum, s. (^i-ÄZ5ma. ^s. Hand.
Grbsenbein, einer der acht Handwurzelknochen,
Erbseneule (N^m^ti-a. pi8i ^.), eine 36-40 min
spannende Eule (Schmetterling), hat rotbraune
Vorderflügel mit Hellern Flecken und Querstreifen
und einer hellgelben queren Wellenlinie, die Hinter-
flügel sind grau. Fliegt im Mai und Juni. Die
grüne oder braunviolette Raupe hat vier hellgelbe
Längsbinden, findet sich im Hochsommer und Herbst
und wird bisweilen den Hülsenfrüchten fchädlich.
Grbsenkäfer (Zruc1iu8 Mi 2^.), ein bis 5 mm
groß werdender, zu einer den Rüsselkäfern nahe-
stehenden kleinen Familie der Käfer (.NruciMas oder
Samenkäfer, f. d.) gehöriger Käfer, von länglich
ovaler Gestalt, schwarzer Grundfärbung mit weihen
Haarsteckchen. Das Weibchen legt seine Eier in die
Blüten der Erbsen, in deren Samen sich die Larve
sehr jung einbohrt, je eine Erbse vollständig aus-
frißt und sich innerhalb deren Schale verpuppt, um
erst nach der Ernte auszukriechen. Man fagt, der
E. fei erst Mitte des 18. Jahrh, aus Nordamerika
zu uns gekommen; er wird den Erbsen oft sehr
schädlich. Das beste Gegenmittel ist dann, wenn
der Käfer in einer Gegend verderblich aufgetreten
ist, auf ein oder zwei Jahre den Erbsenbau ganz
aufzugeben, da ihm so die Möglichkeit der Ver-
mehrung entzogen wird. Durch mehrstündiges Er-
wärmen der Erbsen auf 50° (^. werden die Larven
des E. getötet. Andere Hülsenfrüchte werden von
verwandten Arten bewohnt.
Grbsenmuscheln, s. Kugelmuscheln.