Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Diese Seite ist noch nicht korrigiert worden und enthält Fehler.

246
Erdalkalimetalle - Erdbau
Erdalkalimetalle, Bezeichnung für die aus
Baryum, Strontium und Calcium bestehenden
Gruppe chem. Elemente.
Grdan, Pseudonym des franz. Journalisten
Alexandre Andrö Jacob (s. d.).
Erdapfel, f. Il6iilmt1in8; auch foviel wie Kar-
toffel (s. d.).
Erdäquator, f. Äquator.
Grdarbeiten, die Arbeiten des Erdbaucs (s. d.).
- Die E. für Hochbauten, welche einen Posten
des Vauanschlags (s. d.) bilden, umfassen zunächst
die Ausschachtung des Bodens für den Grundbau
und die Keller und die Fortschaffung des heraus-
gelösten Bodens. Die Härte des Bodens, das Vor-
handenfein störender Grundwäsfer, die größere Tiefe
des Grundes steigern die Kosten des Ausschachtens.
Wichtig ist, in der Nähe einen Ablagerungsort für
Erde und Schutt zu besitzen. Zu den E. gehören aber
auch die Auffüllungen von Boden, die sich namentlich
bei Terrassenbautcn oft nötig machen, ferner das
Ausgleichen (Nivellieren) des Grundstücks nach voll-
endetem Bau, die Beschaffung von Gartenerde, die
Anlage der Beete, forner die Pflasterung der Zu-
fahrtswege und Höfe, die Anlage vonAbwässcrungs-
gräben, endlich die in Städten meist geforderte An-
lage zweckentsprechender Bürgersteige an der vor-
dern Grenze der Grundstücke.
Außerdem ist noch für die Beschaffung der Geräte,
als Spaten, Hacken, Karren und Karrdielcn (Bohlen)
15 Proz. des Arbeitslohnes in Rechnung zu setzen.
Hiernach erfordert das Lösen des Erdreichs, Werfen
bis zu 4 ni Entfernung (oder Verladen in Karren)
folgende Arbeitszeiten in Stunden pro 1 cdin Erd-
reich für die verfchiedenen Bodenarten:
Sandboden...................0,9
Ackererde und leichter Lehm..........1,8
Strenger Lehm mit Thonfchicklen und Gerölle 2,5
Gestein, mit Brechstangen zu löfen......4,5
Felsen, mit Pulver abzusprengen .......7,5
Soll der Erdboden nicht von der Baustelle ent-
fernt, sondern auf derselben eingeebnet werden, so
sind diese Zahlen durch einen geringen Zuschlag
von einigen Prozenten abzurunden.
Bei Erdbewegungen auf große Entfernungen hin
setzt man folgende Werte in Rechnung:
Entfernung in Metern 50 100 150 200 250 300
Arbeitsstunden für 1 edm 0,8 1,3 1,8 2,2 2,6 3,1
Die Ermittelung des lubischeu InHalls der Bau-
grube hat unter Berücksichtigung eines Vöschungs-
raumes und Arbeitsraumes zu erfolgen. Im all-
gemeinen rechnet man 1 cdin Erde auszugraben
und bis auf 50 in weit zu verkarren 0,45 bis 0,75 M.
(S. Erdbau.) Über E. im Cifenbahnbau f. d. (Bd. 5,
S. 333 g.). - Vgl. Schwarlo, Handbuch zur Be-
urteilung und Anfertigung von Vauanschlägcn
(9. Aufl., Karlsr. 1890); Benkwitz, Das Veran-
schlagen von Hochbauten (3. Aufl., Verl. 1891).
Grdarten, f. Erden.
Grdasfeln (l^60i)1iiki8 ^e"c^), eine Gattung der
Skolopender, sehr langgestreckte Arten mit bis zu
93 Beinpaaren. Der bis 45 inni lange, bei uns ein-
heimische (^sopliilug 6i6eti-i5U3 7^. leuchtet bis-
weilen im Dunkeln.
Grdbäder, s. Bad (Bd. 2, S. 254d).
Erdbau, die Lehre und die Durchführung von
Erdarbeiten, welche die Gewinnung des Bodens
(Abgrabung), den Transport desselben, die regel-
rechte Ausschüttung künstlicher Vodenerhöhungeu,
die Sicherung der Böschungsflächen, die Anlagen
zum Sckmtze und zur Wiederherstellung gefährdetem
oder abgerutschter Erdkörper zum Gegenstande haben.
Der E. hat sich zu einem selbständigen, wichtigen
Zweige des Ingenieurwesens herausgebildet und
verlangt genaue Kenntnis der chem., Physik, und
geolog. Verhältnisse des Bodens, der Leistung tie-
rischer und elementarer Motoren sowie der Theorien
der Massenverteilung, des Erddruckes u. s. w., welche
iusbesondere in der graphischen Statik ihre weitere
Entwicklung gefunden haben.
Die Vodengewinnung unterscheidet: 1) Stich -
boden (Humus u. s. w.), welcher mit der Schaufel
allein gelöst und verladen werden kann; zur Löfung
großer Mengen diefer Bodenart in kurzer Zeit hat
man heutzutage vielfach Mafchinen, die Exkavatoren
(f. Grabemaschinen), angewendet. 2) Der Hau-
boden oder Hackboden (fetter Thon u. s. w.), der
mit der Vreithaue, dem Krampen, gelöst und mit
der Schaufel verladen wird. 3) Brechbod en (fester
Thon, zerklüftetes Gestein u. s. w.), den man mit
dem Pickel, der Brechstange, dem Keil oder der
Schrämmaschine löst. 4) Der Sprengboden
(Fels), der durch Sprengarbeit gewonnen wird.
Dynamit und Sprenggelatine haben hier das früher
allgemein verwendete Schiehpulver vielfach ver-
drängt, für Herstellung der Bohrlöcher ist bei Arbei-
ten größeren Umfangs, fo namentlich beim Tunnel-
bau, an Stelle der Handarbeit mehrfach die Ge-
steinsbohrmaschinen (s. d.), an Stelle der Zündung
mittels abbrennender Schnüre die Elektrische Zün-
duug (s. d.) getreten. (S. auch Tunnel.)
Der Transport des Bodens erfolgt auf
ganz kleine Eutfernungcndurch einmaligen odermehr-
maligen Wurf mit der Schaufel, auf etwas größere
Entfernungen mit dem Schubkarren, auf weitere
mittels Handkippkarren, Pferdckippkarrcn, auf In-
terimsgleifen (f. Schmalspurbahnen) mittels Pferde-
zug oder eigener Lokomotiven. Bei Förderung auf
langen, steilen Lehnen wird zur Anlage von eige-
nen Aufzügen oder Bremsbergen geschritten. Auch
Seilbahnen (s. d.) finden vielfach Verwendung.
Die Ermittelung der zweckmäßigsten Transport-
weife für die gegebene Menge unter Berücksichtigung
der Transportweiten und der auf denselben zu ge-
wärtigenden Steigungen und Gefalle der Vadn
gehört zu den wichtigsten, aber auch schwierigsten
Aufgaben des disponierenden Ingenieurs. Hierbei
wird bei langgestreckten Erdkörpern (Eisenbahnen,
Straßen u. s. w.) vielfach zu erwägen sein, ob z. B.
eine bestimmte Partie eines Dammes ans dem oft
weit her zu führenden, im nächsten Einschnitte ge-
wonnenen Material mittels Längstransportes
oder aus einer eigens hierzu angelegten Seiten-
e n tn a h m estellc dicht neben dem fraglichen Damm,
also mittels Quertransportc s, hergestellt werden
soll, wobei dann der aus dem entfernten Einschnitte
gewonnene Boden neben dem Einschnitte zur Ab-
lagerung gelangen kann. Die mittlere Trans-
port weite bezeichnet den Abstand der Schwer-
punkte einer bewegten Masse in ihrer ursprüng-
lichen und ihrer neuen Lage, die reduzierte
Transportweite eine horizontale Weglänge, aus
welcher der Transport ebensoviel kostet als auf einer
bestimmten Weglänge von gegebener Steigung.
Die Herstellung der Erdeinfchnitte und
-Aufträge (Dämme) erfolgt nach bestimmten
Methoden. Man unterscheidet den Abbau in Lagen,
den Strossenbau, den Seitenbau, den engl. Ein-
schnittsbetrieb, bei welchem der Herstellung des Erd-