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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Erdebil - Erden
mittlere Tiefe beträgt beim Großen Ocean un-
gefähr 3870, beim Atlantischen 3330, beim In-
dischen 3600, insgesamt 3650 m. (S. die Artikel
Land und Meer.) Über Verteilung der Wärme,
der Niederschläge und über den Erdmagne-
tismus s.Temperaturverteilung (mitHarte: Tem-
peraturverteilung auf der Erde), Negenver-
teilung (nebst Karte: Reg entarte der Erde) und
Magnetismus der Erde. Über die Verteilung der
Pflanzen-und Tierwelt auf der E. s. Pflanzen-
geographie und Tiergeographie (nebst Karten).
Die Gesamtbevölkerung der E. wird zu
1479729000 Menschen berechnet: davon entfallen
auf Europa 357379000, Asien 825951000, Afrika
163 953 000, Amerika 121713 000, Australien
3230000, Oceanische Inseln 7420000 und die
Polargebiete 80400 Bewohner. Die Vevölkcrungs-
dichtigkeit ist am größten in Europa, in China,
Ostindien, im Nilthal und in den Neuengland-
staaten Nordamerikas, am dünnsten in der Sahara,
Inneraustralien und in den Polarländern (vgl. Be-
völkerung und Erdkarten 1: Vevölkerungs-
dichtigkeit auf der Erde). Den Nassen nach
verteilen sich die Menschen zu ungefähr 633 Mill.
l42,8 Proz.) auf den indisch-europäischen, 589 Mill.
<39,? Proz.) auf den mongolischen, 178 Mill. (11,9
Proz.) auf den afrikanischen und semitischen, 33 Mill.
(2,2 Proz.) auf den oceanischen, 11 Mill. (0,7 Proz.)
auf den amerik. Stamm und 40 Mill. (2,? Proz.)
auf die Dravidavölker. (S. Menschenrassen nebst
Karte: DieVerbreitung der Menschenrassen
nach F. Müller und O. Peschel.) Der Religion
nach giebt es etwa 448 Mill. Christen (Europa, Nord-
amerika, mit Ausnahme der Polargebiete, Süd-
amerika, ausgenommen das Amazonentiefland und
Patagonien, Kapland, östl. Madagaskar, Ost- und
Eüdwestaustralien), nahezu 7 Mill.'Iuden, 173 Mill.
Mohammedaner (Osmanisches Reick, Iran, Inner-
asten, Ostindien, inneres China, Malata, Sumatra,
Java, Borneo), 730 Mill. Verehrer des Brahma
(Ostindien) und Buddha (Ostindien, Tibet, Mon-
golei, China und Japan) und etwa 126 Mill. Ve-
kenncr anderer heidn. Neligionen (Äquatorialafrika,
Australien, Nord- und Ostsibirien, Amazonentief-
land, Malaiischer Archipel, Polynesien und Polar-
landcr). Vgl. hierzu Erdkarten II: Verteilung
der Neligionen auf der Erde.
Eine Erdkarte in einheitlichem größerm Maß-
stabe wurde 1891 von Penck auf dem 5. internatio-
nalen Geographenkongreß in Bern angeregt und
die Ausführung ist geplant. Sie wird bei einem
Maßstab von 1:1000000 in Polycderprojektion
gezeichnet und in Blätter von5"-Feldern eingeteilt.
Litteratur. A. von Humboldt, Kosmos (5Bde.,
Stuttg. 1845-62; neue Aufl., 4 Bde., 1889); Vur-
meister, Geschichte der Schöpfung (7. Aufl., Lpz.
l872); Ule, Die E. und die Erscheinungen ibrcr
Oberfläche (2Vde., ebd. 1873-76>; Such, Das
Antlitz der E. (2Bde., Prag, Lpz. u.Wien 1883-88);
Kirchhofs, Unser Wissen von der E. (ebd. 1886 fg.);
Neumayr, Erdgeschichte (2 Bde., Lpz. 1886-87);
Noßmäßler, Geschichte der E. (4. Aufl. von Engel,
Stuttg. 1883); Wagner und Supan, Bevölkerung
der E. (ebd. 1891). (S. auch Geographie.)
Grdöbil, pers. Stadt, s. Ardebil.
Grdeichel, s. ^i-acki8. ftürgens.
Grdely (spr. srdehlj), ungar. Name Sieben-
Grdelyi (spr. e'rdehlji), Joh., ungar. Schrift-
steller, geb. 1814 zu Kapos im Komitat Ung, stu-
dierte im reform. Kollegium zu Särospatat, von
wo er als Erzieher nach Pest kam. Hier trat er so-
fort als lyrischer Dichter und ästhetisch-kritischer
Schriftsteller auf und errang solche Anerkennung,
daß ihn die Akademie schon 1839 zu ihrem Mit-
glied wählte. 1841 machte er mit seinem Zögling
eine große Neise durch den Westen und Süden Eu-
ropas. Nach seiner Nückkehr gab er seine gesammel-
ten Gedichte (Ofen 1844) und, im Auftrage der
Kisfaludy-Gesellschaft, deren Mitglied und Sekretär
er war, seine große Sammlung "Ungar. Volkslieder
und Sagen" heraus, die erste in ihrer Art, die aus
die Entwicklung der ungar. Dichtung von bedeuten-
dem Einfluß war (3 Bde., Pest 1846-48; zum Teil
deutsch von Stier u. d. T. "Ungar. Sagen und Mär-
chen", Verl. 1850). Selbständige Abhandlungen
über die ungar. Volksdichtung und die Sammlung
"Ungar. Sprichwörter" (Pest 1851) folgten. Er gab
auch "Ungar. Volksmärchen" (ebd. 1855) heraus,
l^eine "Allgemeine Litteraturgeschichte" (ebd. 1869)
und seine "Geschichte der Philosophie in Ungarn"
blieben Fragmente. E., der 1849 Pest verlassen
mußte, starb 23. Jan. 1868 in l^ärospatak als
Professor der Philosophie.
Erden, in der ältern Chemie Bezeichnung sür
eine Anzahl farbloser, in Wasser unlöslicher Ver-
bindungen, die man damals nicht zersetzen konnte und
deshalb für Elementarstoffe hielt. Man unterschied
Alkalische Erden (s. d.) und eigentliche E.,
und rechnete zu letztern Thonerde, Vcryllerde, Thor-
erde u. a. m. Nach Entdeckung des Sauerstoffs
und der Elektrolyse wurden die E. als Sauerstoff-
Verbindungen, Oryde und Oxydhydrate, bis dahin
unbekannter Elemente, namentlich leichter Metalle
(f. Erdmetalle) erkannt.
In derGeologie werden unter E. (Erd krume)
die zum Teil durch Wasser von ihrem Ursprungsort
weggeschwemmten und dann wieder abgesetzten
sandig-thonigen Verwitterungsreste und Zerkleinc-
rungsprodukte der Gesteine verstanden, denen oft
venvesende organische Substanzen beigemischt sind.
Der wichtigste Bestandteil der Erdkrume ist das
wasserhaltige Thonerdesilikat, die Thonsubstanz, die
aus der Zersetzung der Feldspatgesteine hervorgeht.
Die E. oder Erdarten der Gärtnerei sind teils
organischer, teils anorganischer Herkunft. Zu den
aus tierischen und pflanzlichen Nesten entstandenen
Erdarten gehören: die Laub-, Dünger-, Heide-,
Moor-, Nasen-, Schlamm- und Torferde. Die
Laub erde entsteht in natürlicher Weise durch Ver-
wesung von Blättern und andern Pflanzenabfällen
an muldcnartigen Bodensentungen oder an sonstige!^
gegen den ^l>ind geschützten Stellen des Waldes. Fast
in den meisten Gärten bereitet man sie aus reinem
Laub, welches man auf Haufen setzt und von Zeit zu
Zeit unter Zusatz des vierten Teiles Sand durch-
arbeitet, um den Zutritt der Atmosphärilien zu beför-
dern ilnd dadurch dieZersetzung zu beschleunigen. Die
Düngererde wird meist bereitet aus reinem, stroh-
losem Nindermist von Weideplätzen oder aus den
Ställen. Man behandelt diesen wie die Lauberde,
hauptsächlich zur Zeit starker Fröste. Die Heide-
erde entsteht aus den verwesten Blättern der Hei-
dclsträucher (Vaccinwekas), wie Heidcl- und Prei-
ßelbeere und des Heidekrautes (lli-ica), sowie aus
Tannennadeln an den natürlichen Standorten die-
ser Pflanzen. Am besten ist sie, wenn sie aus dem
Boden, auf dem sie sich bildet, reichliche Mengen
Ouarzsandes aufnimmt. Sie eignet sich Vorzugs-