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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Erdtauben - Erdzunge
Erdtaubett ((-sot^on), eine Taubengattung,
deren bekanntester Vertreter die Dolchstichtaube (s.d.)
Erdteer, s. Bitumen. M
Erdteil, Weltteil oder Kontinent, cm
Länderraum der Erdoberfläche, der durch seine Größe
und seine sämtlichen Naturverhältnissc sich wesentlich
von jedem andern unterscheidet. So bilden Austra-
lien (mit Oceanien) und Amerika oder der Kontinent
der Neuen Welt zwei, dagegen der Kontinent der
Alten Welt drei E., nämlich Asien, Europa und
Afrika. Europa und Asien sind eigentlich nur ein ein-
ziger E., den man Eurasien genannt hat; dagegen
werden jetzt Nord- und Südamerika als zwei ver-
schiedene E. getrennt. Nicht die bloßen gegenseitigen
Begrenzungen von Land und Meer sind es, welcke
die Abteilung des Landes der Erdoberfläche in E.
rechtfertigen, sondern mehr noch die Verschiedenheit
der Erdstellung und des ganzen äußern und innern
(geolog.) Charakters, die jedem Teile eigentümliche
horizontale Gliederung und vertikale Oberfläcken-
gcstaltung, wie sie sich in der Verteilung und Bil-
dung des Hoch- und Tieflandes ausspricht, die von
dieser wiederum abhängigen hydrogr. Verhältnisse
oder Verteilung und Entwicklung der Landgcwässcr,
sowie die von dem plastischen Relief und der Be-
schaffenheit des Bodens mehr oder weniger bedingten
übrigen Naturverhältnisse, wonach jeder E. eiuen
bestimmten Typus hinsichtlich feines Klimas, seiner
Pflanzen- und Tierwelt, seiner menscklicken Bevölke-
rung und deren Nassen, Kulturentwicklung und Ge-
schichte hat. Insofern dürfen auch die Kontinente
nicht als die größten Inseln oder die Inseln als
kleine Kontinente angesehen werden. Die Engländer
bezeichnen mit Kontinent schlechthin das europ.
Festland. <S. Europa, Asien, Afrika, Amerika,
Australien, Oceanien.)
Erdtoffel, soviel wie Kartoffel (s. d.).
Erdwachs, s. Ozokerit.
Erdwalze, in der Vefestigungskunst, s. Sappe.
Erdwanzett ((^än,i8), artenreiche, fast kosmo-
politisch verbreitete Gattung der Wanzen, von
dunkler, meist schwarzer Farbe und gewölbter
Körpergestalt. Die 7 deutschen Arten sind zwischen
5 und 7 mm lang und finden sich besonders an san-
digen Lokalitäten.
'Erdwärme, teils die Wärme der Erdoberfläche,
teils und vorzugsweise die des Erdkörpers in einer
gewissen Tiefe. Die Temperatur der äußern Erd-
oberfläche sowie die der Luft hängt großenteils
von den täglichen und jährlichen Einwirkungen
der Sonnenstrahlen ab. Ihr jährliches Mittel
beträgt in Mitteldeutschland 9-10° <ü., unter dem
Äquator 27,5° 0. Diese Angaben sind nur für den
Meeresspiegel berechnet und deshalb nur für solcbe
Orte gültig, die nicht viel höher liegen. Je höher die
Lage eines Veobachtungspunktes ist, desto geringer
wird die mittlere Temperatur der Luft und des Bo-
dens, und bei einer gewissen Höhe erreicht man die
Grenze des ewigen Schnees, die Schncelinie. Ihr
Abstand von der Meeresfläche nimmt von der ewigen
Eisregion der Polargcgenden nach dein Äquator bin
beständig zu, zeigt aber in dieser Zunahme Ungleich-
heiten, die von der Lage der Isothermen (s. d.) ab-
hängig sind. In keinem Zusammenhange mit dieser
Temperatur der äußern Erdoberfläche steht die
innere E., auch Eigenwärme der Erde genannt.
Dringt man in die Tiefe ein, so findet man zu-
nächst, daß in Deutschland ungcfäbr bei 1,3 in
Tiese die täglichen Temperaturwechsel aufhören;
dann erreicht man bei 30-25 m Tiefe eine Ne-
gion, in der auch die jährlichen Wechsel, also über-
haupt alle wechselnden Wirkungen der Sonne gänz-
lich verschwinden und somit die der eigentlichen E.
allein herrschen. Die Temperatur in einer gewissen
Tiefe der Erdkruste ist also für jeden Ort völlig
konstant. Von diesem unterirdischen Niveau an
findet nun überall, wo und wie tief auch bis jetzt
Beobachtungen angestellt werden konnten (bis zu
1748,4 m in Schladebach bei Merseburg), eine stete
Temperaturzunahme nach der Tiefe zu statt, sodaß
z. B. in dem über 1300 m tiefen Vohrloche von
Spercnberg am untern Ende desselben eine Tem-
peratur von 48" (^. herrscht. Die Anzahl von Me-
tern, die man in die Tiefe gehen muß, um eine
Erhitzung der Temperatur um 1" 0. wahrzuneh-
men, beißt die geothermifche Tiefenstufe.
Durch in zahlreichen Bohrlöchern und Bergwerken
vorgenommene Beobachtungen wurde festgestellt,
daß diefclbe im allgemeinen etwa 30 - 35 m be-
trägt. An andern Bohrlöchern und Schächten
ergaben sich zwar teils kleinere, teils größere
Werte (so z. V. im St. Gotthard 55 m), aus-
nahmslos aber wurde festgestellt, daß eine Zu-
nahme der Temperatur nach unten hin stattfindet.
Die Eruption glutflüfsiger Laven endlich weist dar-
aus bin, daß in uus unerreichbaren Tiefen die E.
eine fo hohe ist, daß Gestcinsmassen im Schmelz-
fluh erhalten werden. Die Messung der E. geschieht
durch die Geothermomcter (s. d.). - Vgl. Bischof,
Wärmelehre des Innern unsers Erdkörpers (Lpz.
1837); Pfaff, Allgemeine Geologie als erakteWissen-
schaft (ebd. 1873).
Erdwcber (^rritL^riae) oder Deckelspin-
nen, die einzige zur Hauptgruppe der Vicrlunger
i ^etrl^n6nm0N63) gehörende Unterordnung der
Spinnen (s. d.), außer durch den Besitz von vier
fog. Lungen durch die nach unten einschlagbare
Klaue ihrer Kicferfühler und ihre acht sehr dicht
beieinander stehenden Augen ausgezeichnet. Die
E. bewohnen die Länder der beißen und wärmcrn
gemäßigten Zone, besonders Süd- und Mittel-
amcrita, und leben in selbstgegrabenen, mit Ge-
spinst ausgekleideten und mit einem fallthürartigen
Tcckel versehenen Erdröhren, in Vaumlöchern u.s.w.
Zu den E. geboren die größten Spinnen, wie die
Vogelspinncn (s. d.) und Tapezierspinnen (s. d.).
Erdwinde, Hebeapparat, s. Winden.
Erdwolf, Zibethbyäne (?i-ot0i63 I^auäü
^o/T-.; s. Tafel: Wilde .Hunde und Hyänen
Is, Fig. 4, beim Artikel Huude), ein durch sein Gebiß
auffallendes Tier aus dem Kaplande, das im übrigen
durch den dicken Kopf mit abgestutzter Schnauze,
die hohen fünfzehigen Vorderfüße, den abschüssigen
bemähnten Rücken, das schwache Hinterteil, den
buschigen Schwanz und den langhaarigen rauhen
Pelz mit dunkeln Streifen einer Hyäne gleicht.
Schneide- und Eckzähne sind wie bei einem Fleisch-
fresser gebildet; statt der Lücken- und Backzähne
finden sich aber nur einzelne lleine Spitzzähne, die
nicht ineinander greifen, sodaß also dieser Teil des
Gebisses durchaus verkümmert ist. Das nächtliche
Tier lebt m Erdhöhlen, die es sich ausgräbt, soll
besoudcrs nach Lämmern jagen und den alten
Schafen nur den Fettschwanz abfressen; nach andern
Gewährsmännern ernährt sich das Tier von Aas
und weißen Ameisen (Termiten).
Erdwürmer, f. Borstenwürmer.
Erdzunge, s. Halbinsel.