Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Erythräischer Thaler; Erythräisches Meer; Erythrasma; Erythrīn; Erythrīna; Erythrinsäure; Erythrīt

331

Erythräischer Thaler – Erythrit

Geschichtliches. 1881 stellte Italien an der Assab-Bai die gleichnamige Stadt und eine Strecke Landes unter seinen Schutz und nahm 5. Juli 1882 das Gebiet als Kolonie in Besitz. Die Niedermetzelung des Reisenden Bianchi im Lande der Danakil gab dann 1885 Veranlassung zur Besetzung des Hafens von Bailul und Massauas mit den umliegenden Ortschaften, sowie zur Erklärung der ital. Schutzherrschaft über die ganze Küste von Ras Kasar bis zur Beheta-Bai. In den infolgedessen mit Abessinien entstandenen Streitigkeiten konnte Italien seinen Besitz nur mit Mühe behaupten und sah sich sogar Anfang 1887 gezwungen, die Außenposten, wie Saati, Arkiko, einzuziehen und sich auf Massaua zu beschränken. Nach Blockierung der ganzen Küste von Assab bis Ras Kasar und der Landung eines ital. Expeditionskorps gelang es aber bald, die alten Positionen wieder einzunehmen und noch einige neue Forts in der Umgebung von Massaua zu errichten; die von einem heranrückenden Heere der Abessinier drohende Gefahr wurde dadurch glücklich abgewendet. (S. Abessinien, Bd. 1, S. 38 b.) Inzwischen hatten die Habab, Beni-Amer und noch andere Stämme im Norden Massauas die ital. Schutzherrschaft anerkannt; 9. Dez. 1888 erkannte der Sultan von Aussa das ital. Protektorat über die Küste und das Land der Danakil an und 1889 besetzten die Italiener infolge kriegerischer Verlegenheiten des Negus Johannes die wichtigen Hochlandsplätze Keren, Asmara, Ailet und Gura. Am 2. Mai 1889 (Vertrag von Uccialli) schloß Italien mit dem ihm freundlich gesinnten Nachfolger des Negus Johannes, Menilek Ⅱ., einen Vertrag, in dem der gegenwärtige Besitzstand Italiens, zu dem auch Adua, die Hauptstadt von Tigre, gehört, anerkannt und die Schutzherrschaft Italiens über Abessinien ausgesprochen wird. Doch wollte Menilek später den Anspruch Italiens, daß er nur durch Vermittelung dieser Macht mit andern Staaten in Verhandlungen treten dürfe, nicht anerkennen. Die Abgrenzung der ital. und engl. Interessensphären wurde durch Vertrag vom 15. April 1891 festgestellt, der durch das 5. Mai 1894 in Rom unterzeichnete Protokoll ergänzt wurde. Die gegen Agordat vorgedrungenen Mahdisten unter Hamed Ali wurden daselbst 2. Dez. 1893 mit großem Verlust von den Italienern zurückgeschlagen. 1894 gingen dann die ital. Kolonialtruppen unter General Baratieri gegen Kassala vor, eroberten 17. Juni die Stadt nach heftigem Kampf und besetzten sie. – Vgl. Carta della colonia Eritrea, 1: 50000 (Flor. 1891‒92).

Erythräischer Thaler (Scudo eritreo), eine seit Herbst 1890 in Mailand und Rom geprägte Nachahmung des Maria-Theresienthalers (s. d.), die für Italiens Besitzungen am Roten Meere bestimmt ist. Teilstücke dieses Thalers sind zu 4/10, 2/10 und ⅒ in Silber, zu 2/100 und 1/100 in Bronze. Diese Teilstücke entsprechen im Gewicht und der Zusammensetzung den von Italien für den einheimischen Verkehr geprägten Münzen zu 2 Lire, 1 und ½ Lira sowie 10 und 5 Centesimi. In Neapel werden vom Staate sowohl die Thaler selbst zu 5 Lire, als auch die Teilstücke zu den eben angegebenen Beträgen gegen Landesmünzen umgewechselt. Die Kolonialmünzen unterscheiden sich durch ihr besonderes Gepräge und haben infolge Vertrags auch in Abessinien gesetzlichen Umlauf.

Erythräisches Meer, s. Arabisches Meer.

Erythrasma (grch.), ansteckende Hautkrankheit der Leisten- und Achselgegend, deren Ursache ein mikroskopischer Pilz, Microsporon minutissimum, ist.

Erythrīn, Bezeichnung für sehr verschiedene Substanzen. 1) E. als Mineral, s. Kobaltblüte; 2) E. von Kane ist Orsellinsäureäther; 3) E. oder Erythrinsäure, zweifach Orsellinsäure- Erythritäther, kommt in verschiedenen Flechten, Roccella tinctoria DC., Roccela fuciformis DC., vor; 4) eine Äthylverbindung des Eosins oder Monäthyltetrabromfluoresceïn.

Erythrīna L., Korallenbaum, Pflanzengattung aus der Familie der Leguminosen (s. d.), Abteilung der Papilionaceen. Man kennt gegen 25 Arten, die in den Tropen und subtropischen Gegenden vorkommen. Es sind baum- oder strauchartige, oft bedornte Gewächse mit bohnenartigen, dreizähligen Blättern, großen Trauben lederartig-derber, rosen-, scharlach-, ponceau- oder braunroter Blumen und langen, knotigen, vielsamigen Hülsen. Die Blumen haben einen glockenförmigen, abgestutzten, fünfzähnigen oder zweilippigen Kelch und eine sehr lange, schmale Fahne, welche die kurzen Flügel und das Schiffchen einschließt. Alle ihre Arten sind Prachtgewächse und werden in Deutschland in der Orangerie oder in wärmern Gewächshäusern, je nach der Art, überwintert und im Juni zur Dekoration des Gartenrasens verwendet, wo sie durch ihr schönes Äußere, im Spätsommer durch ihre reiche Blüte das Auge ergötzen. Die bekanntesten und in den Gärten häufigsten Arten sind E. crista galli L. aus Brasilien und E. laurifolia, welch letztere nur als eine Form der erstern zu betrachten und ihr sehr ähnlich ist. Kleine Pflanzen in Töpfen können zur Ausstattung der Wohnräume dienen. Man giebt ihnen ein kräftiges Erdreich mit vielem Sand, zur Zeit des vollen Wachstums reichliches Wasser, im Winter dagegen, während der Ruhezeit, hält man sie trocken. Vollkommene Vegetationsruhe ist die Hauptbedingung eines reichen Blütenansatzes. Im März verpflanzt man die E. mit nackten Wurzeln und stellt sie so lange warm, bis die jungen Triebe mindestens 20 cm lang geworden sind, gewöhnt sie nach und nach an die Luft und kann sie im Juni ins Freie stellen. Exemplare, welche im freien Lande gestanden haben, werden im Herbst, nachdem die Sommertriebe bis zum alten Stamm zurückgeschnitten sind, mit ihren Wurzeln in Sand eingeschlagen und bei +6 bis 8° R. überwintert.

Ein aus der Kreuzung zwischen E. crista galli und E. herbacea L. entstandener Blendling, Marie Bellanger, ist wegen seines niedrigen Wuchses und seiner reichen Fülle von zinnoberroten Blumen in 60 cm langen Trauben zur Kultur zu empfehlen. E. indica Lam., Dadapbaum (Ostindien), ist ein Strauch, dessen Rinde gegen Fieber verwendet und der in seiner Heimat als Stütze der Pfefferpflanzen und zur Beschattung der jungen Kaffeebäume allgemein gepflanzt wird. Das weiche, korkige Holz (Korallenholz, bois d’immortel) von E. corallodendron L. (Brasilien) dient zu Pfropfen u. s. w.

Erythrinsäure, s. Erythrin.

Erythrīt, Erythromannit, Erythroglucin oder Phycit, ein vierwertiger Alkohol von der Zusammensetzung

C₄H₁₀O₄ = CH₂OH·CHOH·CHOH·CH₂OH,

der in freiem Zustande in einer Alge, als Orsellinsäureester oder Erythrin (s. d.) in vielen Flech-^[folgende Seite]