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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Eskadronchef - Eskimo

land und Frankreich bleiben im Kriegsfall die fünften E. als Ersatz-(Depot-)Eskadron zurück und die Regimenter rücken nur mit 4 E. ins Feld; in den andern oben genannten Heeren rückt die volle Zahl der angegebenen E. aus. Innerhalb des Regimentsverbandes bilden in Italien je 3 E. ein Halbregiment, in Rußland, Frankreich und Österreich je 2 E. eine Division. An der Spitze einer E. steht ein Rittmeister (Deutschland, Österreich, Rußland, Italien) oder ein Kapitän (Frankreich, England), in Deutschland ausnahmsweise auch wohl ein Stabsoffizier. Die Halbregimenter in Italien, die Divisionen in Rußland, Frankreich und Österreich werden von Stabsoffizieren befehligt. Jede E. hat außerdem einige Subalternoffiziere. Der erste Unteroffizier der E. (dem Feldwebel der Infanterie entsprechend) ist der Wachtmeister, sein Stellvertreter der Vicewachtmeister; der Quartiermeister hat die Verwaltung der Futtervorräte, der Reitzeuge und der Uniformstücke, er leitet und überwacht die Arbeiten der Eskadronhandwerker; der Beschlagunteroffizier (Fahnenschmied, Kurschmied) besorgt mit Hilfe der Eskadronschmiede den Beschlag; sowohl die Eskadronhandwerker wie die Eskadronschmiede sind übrigens Mannschaften aus der Front und thun für gewöhnlich allen Dienst mit. Dem Roßarzt (s. Militärveterinärwesen) liegt die ärztliche Behandlung der Pferde ob. Die E. wird im innern Dienst in Beritte (s. d.), in taktischer Beziehung in 4 zweigliedrige Züge eingeteilt. Die gebräuchlichsten taktischen Formationen der deutschen E. sind die Linie, die Zugkolonne und die Halbkolonne, ferner als Marschformationen die Kolonne zu dreien oder zu zweien.

Eskadronchef (spr. -dróngscheff), in Deutschland Funktionstitel des eine Eskadron befehligenden Rittmeisters (oder Stabsoffiziers); in Frankreich bei der Kavallerie Chargentitel der jüngsten Stabsoffizierklasse, welche dem deutschen Major entspricht.

Eskalāde (frz.), Ersteigung von Mauern oder steilen Böschungen mit Hilfe von Sturmleitern.

Eskamotieren, s. Escamotieren.

Eskariōl, s. Gartensalat.

Eskarpe (frz.), die dem Verteidiger zunächst liegende (innere) Böschung eines Hindernisgrabens, von der äußern Brustwehrböschung gewöhnlich durch die Berme (s. d.) getrennt. Das Ersteigen der E. muß dem Angreifer durch steile Böschungen und Hindernismittel möglichst erschwert werden. Bei Feldbefestigungen kommen Palissaden am Fuß der E. oder Sturmpfähle an der Berme zur Anwendung. In der Permanenten Befestigung erhält die E. nasser Gräben zur bessern Haltbarkeit gegen die zerstörende Einwirkung des Wassers gewöhnlich doppelte Anlagen; bei trocknen Gräben erhält die E. ganze oder höchstens 1½fache Anlage mit einer am Fuß angebrachten freistehenden Hindernismauer, an deren Stelle neuerdings eiserne Gitter oder lebendige Hecken treten, oder es kommen anliegende Mauern (Revêtements, Futtermauern, Entlastungsmauern) zur Anwendung, die eine fast senkrechte Bekleidung der E. gestatten und die verteidigungsfähig eingerichtet werden können.

Eskarpīne (frz.), gewehrähnliches Schiffsgeschütz früherer Zeit, welches vorzugsweise zum Beschießen der Takelage diente.

Eski (türk. «alt»), häufig in Ortsnamen, wie z. B. Eski-Schehr, d. h. alte Stadt.

Eski-Džumǎja (spr. dschu-) oder Eski-Džumna, Stadt im Distrikt Šumen in Bulgarien, am Nordabhange des Balkans, hat (1881) 9157 meist mohammed. E., mehrere Moscheen und Bäder, Seidenzucht und Töpferei und ist ein bedeutender Meßplatz.

Eskilstuna (spr. éschil-), Stadt im schwed. Län Södermanland, «Schwedens Sheffield» genannt, an der hier kanalisierten Eskilstuna-å und an der Linie Flen-Kolbäck der schwed. Privatbahnen, besteht aus der am Ostufer des Flusses gelegenen alten Stadt und den regelmäßig gebauten neuern Stadtteilen am westl. Ufer, hat (1891) 11083 E. (gegen 1870: 5716), eine 1814 angelegte königl. Gewehrfabrik, mechan. Werkstätten (namentlich bemerkenswert J. T. Munktells großartige Eisenwerkstätten), Fabriken für Stahl- und damascierte Waren (sog. Eskilstuna-Arbeiten). Der Produktionswert sämtlicher Fabriken wurde 1890 auf 3471000 Kronen geschätzt. Mit Stockholm besteht lebhafter Dampfschiffverkehr. – Schon im 12. Jahrh. bekannt, erhielt die Stadt erst durch die von Karl Ⅹ. (1654) angelegten Fabriken und (1659) erteilten Privilegien Bedeutung. Ihren Namen verdankt sie dem heil. Eskil aus England, dem Apostel von Södermanland, der den Märtyrertod erlitt und hier begraben wurde.

Eskilstuna-å (spr. éschilstuna oh), Nebenfluß des Mälarsees (s. d.).

Eskĭmo, Volk, dessen Name aus der Sprache ihnen benachbarter Indianerstämme herrührt und Rohfleischesser bedeutet, während sie sich selbst Innuit (d. h. Menschen) nennen. Sie bewohnen den äußersten Norden Amerikas. Nach den neuesten Untersuchungen von Rink und Boas ist ihre ursprüngliche Heimat in den see- und flußreichen Gegenden westlich der Hudsonbai zu suchen, und von hier haben sich die Stämme schon vor langer Zeit teils gegen Westen nach Alaska, teils gegen Osten nach der Nordküste Labradors, nach Baffinland und Grönland verbreitet. Trotz physischer, sprachlicher und kultureller Übereinstimmung zeigen sie doch nicht geringe lokale Verschiedenheiten, und es muß hervorgehoben werden, daß sie sich in gewissen Beziehungen sowohl an östl. als westl. Indianerstämme anschließen. Sie entfernen sich selbst bei Jagdexpeditionen nur wenig von der Küste nach dem Innern, das meist von Indianerstämmen, ihren erbittertsten Feinden, besetzt ist. Die Entfernung der östlichsten E. von den westlichsten beträgt 8000 km. Die Anzahl der E. festzustellen ist unmöglich. Es dürften ihrer kaum über 40000 sein. Davon wurden im dän. Grönland (1888) 10221 gezählt; für Alaska wird ihre Zahl auf der Grundlage einer Zählung auf etwa 8500 geschätzt. Am besten bekannt sind die grönländischen oder westgrönländischen E. Es sind mittelhohe, dunkelhäutige Leute (die Männer 160 cm), sie haben mesokephale Schädel, flaches Gesicht und straffes, schwarzes Haar. (S. Tafel: Amerikanische Völkertypen, Fig. 1, Bd. 1, S. 526.) Sie altern rasch. Ihre Kleider machen sie von Fellen, welche sie sehr hübsch verarbeiten, wohnen des Winters in Erdhütten oder in halbrunden gewölbten Hütten, die sie aus rechtwinklig ausgeschnittenen Quadern von Schnee herzustellen wissen, des Sommers in Zelten, insoweit sie nicht mit Jagd und Fischfang beschäftigt sind. Ihre Boote, die sog. Kajaks, sind leicht und schmal, ein Gestell von Walrippen mit Seehundsfell überzogen, und werden von einem einzelnen Manne gehandhabt. Daneben