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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Este
denen schon 1235 eine Verschwä'gcrung angeknüpft
worden war, ohne daß sie den gewünschten Frieden
zwischen den Gegnern herbeigeführt hatte. Er
vrachte Ezzelino 16. Sept. 1259 die Niederlage von
Cassano bei, die dessen leuchtender Lausbahn ein
Ende bereiMe.
Obizzo II., Enkel Obizzos I., geb. nm 1210,
gest. 13. Febr. 1293, kämpfte an der Seite Karls I.
von Anjou gegen Manfred, wurde 1276 von Ru-
dolf I. von Habsburg als Markgraf von E. und
Herr von Ferrara bestätigt und von den Bürgern
von Modena, die der innern Wirren müde geworden,
1288-89 und ebenso 1290 von Reggio zum Stadt-
Herrn berufen. Verstreit seiner Söhne, Azzos VIII.
(gest. 1308), Francescos (ermordet 1312) undAldo-
brandinos (gest. um 1312), ermöglichte zuerst die
Erhebungen der Bürgerschaften, hierauf die Fest-
setzung Roberts von Neapel als Päpstl. Lehns-
mannes in Fcrrara. Es gelang jedoch den Söhnen
Aldobrandinos II., Rinaldo, Obizzo 111. und Ni-
cola I., durch ihre Ewigkeit trotz Johanns XXII.
Gegnerschaft Ferrara wiederzugewinnen; von hier
aus erwarben dann die Söhne Obizzos III., unter-
stützt durch Karl IV., teils im Kampf, teils im Bund
mit den Visconti und Gonzaga die Herrschaft über
die benachbarten Städte zurück.
Nicola III., Enkel Obizzos III., Herr von Fer-
rara, Modena, Parma und Reggio, geb. 1384, gest.
26.Dez. 1441 in Mailand, befand sich abwechselungs-
weise im Kampf und in: Bund mit Gian Galeazzo
Visconti; er ist berühmt als Wicdcrherstellcr der
von seinem VaterAlberto gegründeten Universität
zu Ferrara und durch seine glänzende Hofhaltung
daselbst. Seine Liebe zu den Wissenschaften vererbte
er auf seine drei Söhne und Nachfolger, deren älte-
ster Lionello (gest. 1. Okt. 1450) sich aufterdenl
durch Vermittelung des Friedens zwischen Venedig
und Alfons von Neapel (2. Juli 1450) verdient ge-
macht hat. Der zweite Sohn, Borso (gest. 20. Aug.
1471), verschaffte sich 1452 von Friedrich 111. den
Titel "Herzog von Modena und Reggio", von
Pius II. 1471 den Titel "Herzog von Ferrara", das
er als päpstl. Lehen anerkannte; unter ihm soll die
erste Druckerei durch Audreas Gallus in Ferrara
eingerichtet worden sein. Nicolas dritter Sohn,
Ercole I. (geb. 1433, gest. 25. Jan. 1505), hielt
sich, von Eirtus IV. und Venedig 1482 angegriffen,
im Bunde mit Ferdinand von Neapel, Ludovico
Moro und Florenz in Ferrara, welches dann seit
dem Frieden von 1484 unter ihm wirtschaftlich auf-
blühte und zu einem der glänzendsten Sammelpunkte
der Dichter, Künstler und Humanisten der Zeit
wurde; beides wesentlich durch die Mithilfe von
Ercoles Minister, dem Dickter des "Oi-Iaudo inna-
nioi-g.t()", Bojardo da Scandiano.
Alfonso I., Sohn und Nachfolger des vorigen,
geb. 1486, gest. 31. Okt. 1535, seit 1501 vermählt
mit Lucrezia Vorgia (s. d.), gefeiert von den Dick-
tern seiner Zeit, namentlich von Ariosto (s. d.),
zeichnete sich unter sehr schwierigen Verhältnissen
als Feldherr und Staatsmann aus. 1509 der Liga
von Cambrai beigetreten und von Julius II. zum
Gonfaloniere der Kirche erhoben, kämpfte er mit
Glück gegen die Venetianer, wurde aber dann von
Julius 11. selbst gebannt und seiner Lehen verlustig
erklärt und kam auch um Reggio und Modcna, als
er sich weigerte, sich von der Liga von Cambrai los-
zusagen und der heiligen Liga beizutreten. Leo X.,
welcher ihm Modena und Reggio vorenthielt, suchte
ihn 1519 aus Ferrara zu verjagen, und Clemens VII.
lieh sich nur durch die entscheidenden Siege (s. 3acco
äi Iloma) Karls V., der ihm Modena und Neggio
zurückgab, bewegen, Alfonso als Lehnsmann in
Ferrara wieder anzuerkennen.
Ercole II., Sohn und Nachfolger des vorigen,
geb. 4. April 1508, gest. 3. Okt. 1559, entschiedener
Anhänger Karls V.,"trat 1556 über zu dem Bunde
Papst Pauls IV. und Heinrichs II. von Frankreich
gegen Spanien, führte aber, obwohl zum Gon-
faloniere der Kirche ernannt, den Krieg mit Vorsicht
und machte schon April 1558 Frieden. Seine Ge-
mahlin Ren ata, Tochter Ludwigs XII. von Frank-
reich und Annas von Bretagne, ist berühmt durch
die Verfolgungen, die sie als Anhängerin der Re-
formation zu erleiden hatte. Ercole und noch mehr
sein jüngerer Bruder, der Kardinal Ippolito
d'Este, Erbauer der prächtigen Villa d'Este in
Tivoli, sind berühmt als Begünstiger der Künste
und Wissenschaften. - Vgl. B. Fontana, Ilonata
di I^ncia dn0d683ll äi I^i'i'avk (Rom 1889); derf.,
DocumLiUi äoli' ai'odivio vaticHno 6 äeii' 68t6U86
8ii11' ilni>i'i^i0NllM6iit0 di Ilonata. (im "^rdiivio
äsUa 8l)ci<^tH Ivomlnia äi 8tc>ri3. Mtria", 1886).
Alfonso II., Sohn und Nachfolger des vorigen,
starb kinderlos 27. Okt. 1597. Seinen Hof verherr-
lichte Tasso (s. d.), dessen 7jährige Gefangenhaltung
seinem Andenken Eintrag that. Von fürstl. Ver-
schwendung und kostspieligen, aber vergeblichen
Versuchen, die Krone Polens zu erlangen, ließ er
sich durch den wirtschaftlichen Rückgang seines Lan-
des nicht zurückhalten.
Cesare, Enkel Alfonsos I., Sohn von dessen
natürlichem Sohne Alsonso, geb. 1562, gest. 11. Dez.
1628, lieft sich von Clemens VIII., welcher sein Recht
zur Erbfolge bestritt und unter seinem Nefsen Pietro
Aldobrandini Truppen gegen ihn aussandte, zum
Verzicht auf seine päpstl. Lehen bestimmen; in sei-
nen kaiserl. Lehen, Modena und Reggio, folgte er
dem vorigen ohne Beanstandung; nur über Gar-
sagnana kam es zu Streitigkeiten mit Lucca, die
jedoch durch Spaniens Dazwischentreten ihre Er-
ledigung fanden. Seine Nachfolger Alfonso III.
(gest. 1629), Francesco 1. (gest. 1658), Alfonso IV.
(gest. 1662), Francesco II. (kinderlos, gest. 6. Sept.
1694) sind ohne Bedeutung.
Rinaldo, Sohn Francescos I. und Nachfolger
seines Neffen Francescos II., geb. 25. April 1655,
gest. 27. Okt. 1737, vereinigte die seit 1070 getrenn-
ten Zweige des Hauses durch Heirat mit Carlotta
Felicitas von Braunschweig-Hannover, nachdem
er behufs der Erbfolge auf die Kardinalswürde
verzichtet hatte. Er behauptete sich in den Kriegen
zwischen Frankreich und Österreich als Herzog von
Modena und erwarb dazu durch Kauf das Herzog-
tum Mirandola und das Marchisat Concordia.
Während dev österreichischen Erbfolgekrieges wurde
Modcna aus^ ncue von den Kaiserlichen bedrückt
unter dem Sohn und Nachfolger Rinaldos, Fran-
cesco III. (geb. 2. Juli 1698, gest. 23. Febr. 1780).
der indessen in franz. Diensten im Kirchenstaat,
Neapel und Piemont focht.
Ercole Rinaldo, Sohn und Nachfolger des
vorigen, geb. 22. Nov. 1727, gest. 14. Okt. 1803
ohne männliche Nachkommen, floh, als Wüstling in
seinem Lande mißliebig, 1796 nach Venedig. Für
Modena und Reggio, welche 1797 im Frieden von
Campo-Formio der Cisalpinischcn Republik ein-
verleibt wurden, erhielt er durch den Frieden von